Petrov’s Flu
Petrov’s Flu (Петровы в гриппе / Petrоvy v grippe) ist ein Film von Kirill Serebrennikow, der bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes seine Premiere feierte. Der Film basiert auf dem Roman Petrovy v grippe i vokrug nego von Alexeï Salnikov.
Film | |
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Titel | Petrov’s Flu[1] |
Originaltitel | Petrov’s Flu |
Produktionsland | Schweiz, Frankreich, Russland, Deutschland |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Länge | 145 Minuten |
Stab | |
Regie | Kirill Serebrennikow |
Drehbuch | Kirill Serebrennikov |
Produktion | Ilya Stewart |
Kamera | Wladislaw Opeljanz |
Schnitt | Yuriy Karikh |
Besetzung | |
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Handlung
Der Film erzählt von mehreren Tagen im Leben des Automechanikers Petrov und seiner Familie. Sie leben nach dem Zerfall der Sowjetunion in der Fabrikstadt Jekaterinburg und erkranken am Silvesterabend alle an der Grippe, woraufhin sie zu halluzinieren beginnen.
Produktion
Literarische Vorlage
Der Film basiert auf dem Roman Petrovy v grippe i vokrug nego von Alexeï Salnikov. Der Titelheld Petrov leidet darin an einer starken Grippe und wird von einem Freund während eines Saufgelages an der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit mitgenommen. Allmählich tauchen in Petrov die Erinnerungen an seine Kindheit wieder auf und verschmelzen mit der Gegenwart.[2]
Filmstab und Besetzung
Regie führte Kirill Serebrennikow, der auch Salnikovs Roman für den Film adaptierte.[3] Der russische Theater-, Opern- und Filmregisseur, der ab 2012 das Gogol-Center in Moskau, ein genreübergreifendes Theaterlabor, leitete und ab August 2017 wegen Veruntreuung in seiner Wohnung unter Hausarrest gestellt wurde[4][5], kündigte direkt nach seiner Entlassung aus diesem im Frühjahr 2019[6] sein neues Projekt Petrov’s Flu an: „Es ist eine Geschichte unserer täglichen Kämpfe und wie wir uns darin verlieren“, erklärte der Regisseur. „Es ist auch die Geschichte über die Identitätsfindung. Aber vor allem ist es die Geschichte davon, wie selbst die banalsten Situationen zu etwas Außergewöhnlichem werden können, wie man sich schon in einem Bus auf dem ersten Schritt zu einem großen Abenteuer befinden kann.“[7] Aus der Sicht des Regisseurs ist Petrov’s Flu ein sehr russischer Film und ein sehr persönlicher Film über unsere Ängste, sowohl die sowjetischen als auch die postsowjetischen Ängste, und über Menschen, die dieselbe Kindheit hatten.[3]
Semjon Sersin spielt in der Titelrolle Petrov, Tschulpan Chamatowa dessen Ehefrau.[8] Ivan Ivashkin übernahm die Rolle von Petrovs Vater.
Veröffentlichung
Die Premiere erfolgte am 12. Juli 2021 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, wo der Film um die Goldene Palme konkurrierte.[9] Am 9. September 2021 kam der Film in die russischen Kinos und damit wenige Tage vor den dortigen Parlamentswahlen.[10] Im Oktober 2021 wurde er beim London Film Festival vorgestellt.[11]
Rezeption
Kritiken
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind bislang 88 Prozent positiv, wobei durchschnittlich 6,5/10 Punkten vergeben wurden.[12]
Thomas Schultze von Blickpunkt:Film erklärt, jede Einstellung atme Krankheit, Fäulnis und Gewalt. Eine Gesellschaft löse sich von innen heraus auf, und einen ätzenderen Kommentar auf das Russland von heute könne man sich kaum vorstellen. Es sei bei diesem Durcheinander, auf das Robert Altman stolz wäre, als hätte eine der surrealen Sozialsatiren Luis Buñuels Tollwut bekommen, nicht immer leicht, den Überblick zu bewahren, so Schultze, doch das sei auch nicht unbedingt wichtig, weil die Botschaft trotzdem ankomme: „Der beißende Sarkasmus ist so radikal, dass Kirill Serebrennikov nicht einmal vor sich selbst Halt und seiner Arbeit als gefeierter Theaterregisseur am Gogol Zentrum in Moskau: Ein Trupp Schauspieler geriert sich wichtig, gespreizt - und entpuppt sich dann doch nur als Gruppe, die auf einem Kinderfest gute Laune macht.“ Serebrennikov dürfe nach seiner Verurteilung weiterhin Filme machen, die nach außen stülpen, wie es in ihm innendrin aussieht, und die Hölle kenne keinen Zorn, der schlimmer ist als der eines zum Äußersten getriebenen Filmemachers, weshalb es gut gewesen sei, dass Cannes ihm eine Bühne geboten hat, so Schultze.[4]
Auszeichnungen
Der Film befindet sich in einer Vorauswahl für den Europäischen Filmpreis 2021.[13] Im Folgenden weitere Nominierungen.
Festival Internacional de Cine de San Sebastián 2019
- Nominierung in der Sektion Zabaltegi-Tabakalera (Kirill Serebrennikow)[14]
Internationale Filmfestspiele von Cannes 2021
- Nominierung für die Goldene Palme (Kirill Serebrennikow)
Literatur
- Aleksej Salnikov: Petrovy v grippe i vokrug nego. Knizhnik, 2018. ISBN 978-5171065706
- Alexeï Salnikov: Les Petrov, la grippe, etc. (Französisch) Taschenbuch, Des Syrtes, 2020. ISBN 978-2940628667
Weblinks
- Petrov’s Flu in der Internet Movie Database (englisch)
- Petrov’s Flu im Programm der Filmfestspiele von Cannes
- Petrov’s Flu – Trailer des British Film Institute bei YouTube (Video)
Einzelnachweise
- Petrov’s Flu. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 10. November 2021.
- Elena Balzamo: «Les Petrov, la grippe, etc.», d’Alexeï Salnikov : une famille russe aliénée. In: Le Monde, 25. September 2020. (Französisch)
- Christopher Vourlias: Kirill Serebrennikov on Fear, Solitude and Post-Soviet Life in 'Petrov’s Flu'. In: Variety, 11. August 2021.
- Thomas Schultze: Cannes Tag 7: Vive le Wes! In: Blickpunkt:Film, 13. Juli 2021.
- Robert Mitchell: ‚Student‘ Director Kirill Serebrennikov Put Under House Arrest in Russia. In: Variety, 23. August 2017.
- Russia Frees Director After Nearly 20 Months of House Arrest. In: The New York Times, 8. April 2019.
- Melanie Goodfellow: Russian director Kirill Serebrennikov sets new film ‚Petrov's Flu‘. In: screendaily.com, 15. Mai 2019.
- https://variety.com/2021/film/reviews/petrovs-flu-review-1235017293/
- The Screenings Guide 2021. In: festival-cannes.com, 1. Juli 2021 (abgerufen am 2. Juli 2021).
- Петровы в гриппе. In: kinopoisk.ru. Abgerufen am 17. Oktober 2021. (Russisch)
- Petrov’s Flu / Petrovy V Grippe. In: bfi.org.uk. Abgerufen am 17. Oktober 2021.
- Petrov’s Flu. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 10. November 2021 (englisch).
- EFA completes the 2021 European Film Awards selection. In: cineuropa.org, 21. September 2021.
- David González und Alfonso Rivera: San Sebastián adds a batch of new films to its competition. In: cineuropa.org, 23. August 2021.