Oswald Grübel
Oswald Jürgen Grübel[1] (* 23. November 1943 in Ilmenau[2]) ist ein deutscher Bankmanager und war von 2009 bis September 2011 Konzernchef (CEO) des größten Schweizer Bankkonzerns UBS. Zuvor stand er von 2003 bis 2007 an der Spitze der Credit Suisse.
Leben
Nachdem Grübel im Zweiten Weltkrieg seine Eltern verloren hatte, wuchs er in den ersten neun Lebensjahren bei seinen Großeltern in Thüringen in der damaligen DDR auf. 1952 floh er in den Westen Deutschlands, wo ihn Verwandte in Frankfurt am Main bei sich aufnahmen[3]. Ab 1961 absolvierte Grübel eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Mannheim und Frankfurt.
Im Jahr 1970 wechselte Grübel in den Anleihehandel bei der zur Credit Suisse Gruppe gehörenden White Weld Securities in London und Zürich. Dort war er von 1978 bis 1985 Chief Executive Officer am Firmensitz in London. Danach stieg er zum Mitglied des Group Executive Board der Financière Credit Suisse First Boston in Zug auf. Zeitgleich wurde er Chairman der Credit Suisse First Boston Futures Trading in Zürich und der Credit Suisse First Boston Asia Ltd. in Singapur. Grübel übernahm verschiedene Führungspositionen in der Credit Suisse Gruppe, bevor er 1991 Mitglied der Geschäftsleitung der Credit Suisse wurde.
Als Mitglied des Executive Board der Credit Suisse First Boston wurde Grübel ab 1997 zusätzlich verantwortlich für die gesamten Handelsaktivitäten der Bank. Von 1998 bis 2001 war er Chef des Private Banking bei der Credit Suisse. Das Private Banking wurde Anfang 2002 der Credit Suisse Financial Services (CSFS) unter der Führung von Thomas Wellauer unterstellt. Grübel trat im Juli 2002 Wellauers Nachfolge an und wurde CEO bei CSFS.
Als der damalige Vorstandsvorsitzende und Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse Lukas Mühlemann Ende 2002 wegen riskanter Geschäfte in die Kritik geriet und seine Ämter aufgab,[4] wurde Grübel zusammen mit John J. Mack als Sanierer zum CEO der Gruppe bestimmt. Mitte 2004 verließ Mack die Bank, nachdem er sich mit Plänen für eine Fusion mit der Deutschen Bank beim Verwaltungsrat nicht durchsetzen konnte. Grübel wurde daraufhin alleiniger CEO.[5][6]
Im Februar 2007 gab Grübel – zusammen mit einem Rekordergebnis – bekannt, dass er zum 4. Mai 2007 sein Amt aufgeben werde. Sein Nachfolger wurde Brady W. Dougan.[7] Nach seinem Abschied von der Credit Suisse war er als unabhängiger Vermögensverwalter tätig.
Am 26. Februar 2009 berief ihn der Verwaltungsrat der UBS zum Nachfolger von Marcel Rohner.[8]
Am 24. September 2011 trat Grübel nach einem mutmaßlichen Betrugsfall des Händlers Kweku Adoboli im Investmentbanking in London zurück. Interimistischer Nachfolger wurde Sergio Ermotti.[9][10]
Seit Mai 2012 schreibt Grübel eine Kolumne in der Zeitung Schweiz am Sonntag (vormals Der Sonntag).[11]
Aus erster Ehe hat Grübel eine Tochter.[12] Er ist liiert und lebt in Wollerau.[12][1]
Vermögen
Sein Vermögen wurde 2012 vom Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz auf 150 Millionen Schweizer Franken geschätzt,[13] im Jahr 2021 auf 150 bis 200 Millionen Franken.[14]
Literatur
- Oswald Grübel im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Oswald Grübel in der Internet Movie Database (englisch)
- Stefanie Burgmaier: Oswald Grübel. In: Wirtschaftswoche (WiWo) vom 17. März 2006
- Rolf Lebert: Oswald Grübel: Ein Pragmatiker greift durch. (Memento vom 17. Mai 2010 im Internet Archive) In: Financial Times Deutschland vom 7. Dezember 2004
- Patrik Müller: Dieser Abgang ist bitter – und stark. In: Der Sonntag vom 25. September 2011
- Sendung «Schawinski». Roger Schawinski im Gespräch mit Oswald Grübel. Video in: Schweizer Fernsehen vom 17. September 2012 (Online, 28 Minuten)
Einzelnachweise
- Oswald Jürgen Grübel. (Memento vom 11. Oktober 2011 im Internet Archive) In: Infocube, abgerufen am 25. September 2011
- Wolfgang Koydl: «Ach Gott, war ich folgsam». In: Weltwoche 43/2015, 22. Oktober 2015.
- Sendung «Schawinski». Roger Schawinski im Gespräch mit Oswald Grübel. Video in: Schweizer Fernsehen vom 17. September 2012 (Online, 28 Minuten)
- Manager-Magazin am 20. September 2002: Credit Suisse – Der Abgang des CEO ist erfolgt. Abgerufen am 25. September 2011.
- Rolf Lebert: Oswald Grübel: Ein Pragmatiker greift durch. (Memento vom 17. Mai 2010 im Internet Archive) In: Financial Times Deutschland vom 7. Dezember 2004
- Führungswechsel bei Credit Suisse – Oswald Grübel wird alleiniger CEO. In: Handelsblatt vom 20. Juni 2004
- Außenseiter übernimmt bei Credit Suisse. In: Manager Magazin vom 15. Februar 2007
- Oswald Grübel wird neuer UBS-Chef. In: NZZ Online vom 26. Februar 2009
- UBS-Konzernchef Oswald Grübel tritt zurück. In: NZZ Online vom 24. September 2011
- Sergio P. Ermotti zum Group CEO ad interim ernannt – Oswald J. Grübel tritt zurück. Medienmitteilung vom 24. September 2011
- Patrik Müller: Neue Kolumne: Leser fragen – Oswald Grübel antwortet. In: Der Sonntag vom 19. Mai 2012
- Die 300 Reichsten 2012: Oswald Grübel. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Bilanz, abgerufen am 9. Mai 2013
- Reichstenliste: Ein höchst einträgliches Jahr für Banker. 25. November 2021, abgerufen am 29. November 2021.