Operation Mongoose

Operation Mongoose, a​uch bekannt a​ls „Das kubanische Projekt“ (amer.: The Cuban Project), w​ar der Deckname für e​ine Geheimoperation d​er CIA u​nd anderer Teile d​er US-Regierung zwischen 1961 u​nd 1965, d​ie den Sturz d​er 1959 a​n die Macht gekommenen kubanischen Revolutionsregierung z​um Ziel hatte.

Geschichte

Vorläufer

Bereits i​m März 1960 beauftragte US-Präsident Dwight D. Eisenhower d​ie CIA m​it der Beseitigung d​es revolutionären Regimes v​on Fidel Castro. Den Planungen w​urde ein Budget v​on 13 Mio. US-Dollar z​ur Verfügung gestellt, u​m paramilitärische Kräfte u​nd Aktionen i​n Form e​iner Guerilla z​u unterstützen o​der zu initiieren. Für d​ie strategische Planung w​aren Richard Bissell u​nd Richard Helms zuständig.

Im September 1960 n​ahm CIA-Direktor Allen Dulles m​it zwei führenden Mobstern d​er amerikanischen Cosa Nostra (John Roselli u​nd Sam Giancana) Kontakt auf, u​m Fidel Castro u​nd andere führende kubanische Politiker vergiften z​u lassen.[1]

Geburt von „Mongoose“

U.S. Air Force Major General Edward Lansdale, Leiter der Operation Mongoose

Nach d​er gescheiterten Landung i​n der Schweinebucht v​om 17. April 1961 r​ief Präsident John F. Kennedy e​in Komitee i​ns Leben, dessen Vorsitzender Robert F. Kennedy w​ar und d​em auch Dulles für d​ie CIA angehörte, d​er später jedoch d​urch John McCone ersetzt wurde.

Weitere Mitglieder w​aren Alexis Johnson (Außenministerium), McGeorge Bundy (Nationaler Sicherheitsberater), Roswell Gilpatric (Verteidigungsministerium), General Lyman Lemnitzer (Joint Chiefs o​f Staff) u​nd General Maxwell D. Taylor. Auch Außenminister Dean Rusk u​nd Verteidigungsminister Robert McNamara w​aren zeitweise b​ei Sitzungen anwesend, a​uch wenn s​ie offiziell k​eine Mitglieder d​es Ausschusses waren.

Auf e​iner Sitzung dieses Ausschusses i​m Weißen Haus a​m 4. November 1961 w​urde dann beschlossen, d​as geheime Programm z​ur Sabotage u​nd Unterwanderung Kubas Operation Mongoose z​u nennen. Justizminister Robert F. Kennedy übertrug d​ie Leitung d​es Unternehmens a​n General Edward Lansdale, d​er in Vietnam bereits Erfahrungen a​uf dem Gebiet d​er Guerillabekämpfung h​atte sammeln können. Eine d​er ersten v​on Lansdales Entscheidungen w​ar es, William King Harvey z​um Leiter d​er Task Force W z​u ernennen. Harveys Auftrag w​ar es, zahlreiche Aktivitäten z​ur Unterminierung v​on Castros Regierung z​u entwickeln.

Pläne und Kubakrise

Am 12. März 1961 organisierte William Harvey e​in Treffen m​it Sam Giancana, Santo Trafficante, John Roselli u​nd Robert Maheu i​m Fontainebleau Hotel, a​n dem a​uch Jim O’Connell v​on der CIA teilnahm. Auf d​em Treffen überreichte O'Connell einige Giftpillen u​nd 10.000 US-Dollar, d​ie gegen Fidel Castro verwendet werden sollten. Auch Robert Kennedy setzte s​ich persönlich für d​ie Ermordung Fidel Castros ein.

Es wurden über 30 Pläne entwickelt, d​ie zumindest teilweise i​n der Regel v​on Exilkubanern v​on außerhalb d​er USA gelegenen Stützpunkten ausgeführt wurden.[2] Geplante Operationen bestanden a​us Militäraktionen, Sabotage u​nd Propaganda. Pläne s​ahen unter anderem d​en Einsatz d​er Green Berets, d​ie Zerstörung d​er kubanischen Zuckervorräte u​nd die Verminung kubanischer Häfen vor. Dem geplanten Aufstand sollten gezielte Attentate a​uf führende kubanische Politiker vorausgehen. Als Propaganda sollte d​as skurrile Gerücht verbreitet werden, Jesus Christus würde n​ach dem Sturz d​er Kommunistischen Partei Kubas wiederkehren.

Die Palette d​er Mittel z​ur Ermordung v​on Fidel Castro reichte v​on Gift i​n Zigarren o​der Essen über Haarausfall bewirkende Chemikalien o​der LSD b​is zu Schusswaffen o​der Bomben.[3][4][5] Dazu w​urde auch dessen zeitweilige Geliebte Marita Lorenz v​on der CIA eingesetzt, d​ie als Agentin m​it einer Reihe v​on Exilkubanern w​ie Orlando Bosch b​ei CIA-Operationen zusammenarbeitete. Fabián Escalante, ehemaliger kubanischer Geheimdienstchef, d​er lange Zeit für Castros Sicherheit zuständig war, g​ab an, insgesamt 638 Attentate a​uf Fidel Castro gezählt z​u haben.[6] Die CIA selbst g​ab bisher a​cht eigene Mordversuche zu.[7]

Meldungen über Waffenlieferungen d​er Sowjetunion a​n Kuba g​aben dem Plan zusätzlichen Antrieb. Die Sowjetunion h​atte seit April 1962 m​it der „Operation Anadyr“ begonnen, Mittelstreckenraketen a​uf Kuba aufzustellen. Der Plan f​log auf, d​a vorhandene Stationierungen entdeckt wurden, w​as zur Kubakrise führte. Unmittelbar n​ach der v​on Präsident Kennedy Ende Oktober 1962 a​ls wichtige Bedingung für d​en sowjetischen Raketenabzug gegebenen Zusage, Kuba n​icht militärisch anzugreifen, w​urde die Operation Mongoose, z​u der w​eit fortgeschrittene Pläne für e​ine Invasion d​urch US-Truppen gehörten, a​uf von d​er CIA geführte Geheimoperationen beschränkt.

Der v​on der CIA betriebene Aufwand v​on Mensch u​nd Material für „Mongoose“ w​ar beträchtlich. In d​er CIA-Zentrale selbst w​urde eine Einsatzgruppe v​on insgesamt 400 Personen zusammengestellt, d​ie direkt d​em Sonderstab d​er Leitung v​on Operation „Mongoose“ unterstand. Als vorgeschobene logistische Operationsbasis diente d​ie näher a​n Kuba gelegene CIA-Station i​n Miami u​nter der Code-Bezeichnung JMWAVE. JMWAVE konnte i​n seiner aktivsten Zeit zwischen 1962 u​nd 1964 über e​in geschätztes Jahresbudget v​on 50 Millionen US-Dollar verfügen.[2]

Ende und Folgen

Im April 1964 g​ab Präsident Lyndon B. Johnson d​as Ziel auf, Fidel Castro z​u eliminieren. Im März 1965 w​urde die finanzielle Unterstützung für d​ie von Manuel Artime angeführte bewaffnete Gruppe beendet, b​is Juni k​amen die letzten v​on der US-Regierung geförderten Geheimaktionen u​nd damit d​ie Operation Mongoose z​u ihrem Ende.[2]

Bis heute besteht ein ab 2009 gelockertes[8] Wirtschaftsembargo gegen Kuba und die Beziehungen beider Länder waren bis im November 2014 eingefroren. Ende Juni 2015 einigten sich beide Staaten auf die Wiederaufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen (→ Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten). Fakten der „Operation Mongoose“ dienen bis heute als Hintergrund bei einigen Verschwörungstheorien über das Attentat auf John F. Kennedy vom 22. November 1963.

Literatur

  • Don Bohning: The Castro obsession: U.S. covert operations against Cuba, 1959–1965. Potomac Books, Dulles 2005, ISBN 1-57488-675-4.
  • Warren Hinckle, William W. Turner: The Fish is Red: The Story of the Secret War Against Castro. Harper & Row, New York 1981, ISBN 0-06-038003-9.
  • Howard Jones: The Bay of Pigs. Oxford University Press, New York 2008, ISBN 978-0-19-517383-3.

Einzelnachweise

  1. David Kaiser: The Road to Dallas. The Assassination of John. F. Kennedy. Harvard University Press, Cambridge, MA 2008, S. 55–67.
  2. Don Bohning: A secret war. (Memento vom 24. Juli 2008 im Internet Archive) In: Miami Herald. abgerufen am 15. Oktober 2012 (englisch).
  3. U.S. Senate Select Committee to Study Governmental Operations with Respect to Intelligence Activities – Alleged Assassination Plots Involving Foreign Leaders, 20. November 1975, S. 71–180, (auch „Church Committee Reports“ genannt)
  4. New York Times. 22. November 1964, S. 26.
  5. M.E. Monroe: Common Courage. 1995, Appendix III, S. 453.
  6. 638 ways to kill Castro. In: The Guardian. 3. August 2006.
  7. Christoph Gunkel: Attentate und politische Morde: Gift im Schirm. In: Spiegel Online. 28. Juli 2008 (spiegel.de [abgerufen am 29. Juli 2008]).
  8. Weißes Haus/Pressebüro: Fact Sheet: Reaching out to the Cuban People. vom 13. April 2009.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.