Oberreichenbach (Kammerstein)
Oberreichenbach (umgangssprachlich: Raichaba[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Kammerstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).
Oberreichenbach Gemeinde Kammerstein | |
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Höhe: | 343–362 m ü. NHN |
Einwohner: | 123 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91126 |
Vorwahl: | 09122 |
Geografie
Durch das Dorf fließt die Volkach, ein rechter Zufluss der Schwabach. Beim Ort entspringen die nach den Ansbacher Markgrafen benannten Alexander- und Friedrichsquelle, die über die Schwabacher Wasserleitung von 1715 bis 1869 in Schwabach den Schönen Brunnen und den Pferdebrunnen speisten.[3] Im Süden liegen die Flurgebiete „Im Irrlbach“ und „Am Kammersteiner Weg“. Im Osten grenzt das Waldgebiet „Berghol“ an, 0,5 km nordwestlich liegt das „Kastenholz“.
Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Volkersgau (2,2 km südwestlich) bzw. nach Unterreichenbach zur Staatsstraße 2239 (1,7 km nordöstlich). Weitere Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Schattenhof (2,2 km südlich) und nach Gustenfelden zur Staatsstraße 2239 (1 km nördlich).[4]
Geschichte
Der Ort lag verkehrsgünstig an einer Altstraße aus der Zeit der Karolinger, die von Fürth nach Weißenburg führte, und an einer Hochstraße von Schwabach nach Ansbach.[5][6] 1313 wurde der Ort im Lehensverzeichnis des Ramung IV. von Kammerstein als „Obern Reichenbach“ erstmals urkundlich erwähnt.[7] Der Ort ist eine Ausgründung vom älteren Unterreichenbach.[8] Der Ortsname leitet sich von einem Gewässernamen ab, der starker Bach bedeutet (heute wird dieser Bach Volkach genannt).[9][10] Die Burggrafschaft Nürnberg hatte im Ort Ansprüche, in deren Nachfolge die Markgrafschaft Ansbach. Im markgräflichen Salbuch von 1434 wurden für „Obernreichenbach“ zwei Höfe angegeben. Daneben waren Fremdherren mit fünf Gütern und einem Seldengut begütert. Im Salbuch von 1530 wurden die fremdherrischen Güter näher bezeichnet: eines unterstand einem W. Linck aus Schwabach, eines dem Spital Schwabach, drei waren nürnbergisch. 1732 gab es laut den Oberamtsbeschreibungen von Johann Georg Vetter in Oberreichenbach 7 Anwesen, von denen 2 Anwesen dem Kastenamt Schwabach unterstanden, ein Anwesen unterstand dem Spital Schwabach, eines dem Amt St. Katharina der Reichsstadt Nürnberg und drei Nürnberger Eigenherrn (von Nützel, von Pfinzing und Rieter von Kornburg je eines).[7]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Oberreichenbach 9 Anwesen und 1 Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Schwabach inne. Grundherren waren das Fürstentum Ansbach (Kastenamt Schwabach: 2 Halbhöfe, 2 Leerhäuser; Spital Schwabach: 1 Ganzhof), die Reichsstadt Nürnberg (Amt St. Katharina: 1 Ganzhof; Rieter’sche Stiftungsverwaltung Kornburg: 1 Halbhof), der Nürnberger Eigenherr von Stromer (1 Ganzhof) und von Griesenbeck in Amberg (1 Halbhof).[11] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Schwabach.[12] 1802 gab es im Ort acht Untertansfamilien, von denen vier dem Oberamt Schwabach und vier Fremdherren unterstanden.[13]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Oberreichenbach dem Steuerdistrikt Unterreichenbach und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Unterreichenbach zugeordnet, die am 9. Juni 1960 in Volkersgau umbenannt wurde, nachdem Unterreichenbach nach Schwabach umgegliedert worden war. Am 1. Mai 1978 wurde Oberreichenbach im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Kammerstein eingegliedert.[12]
Baudenkmal
- Haus Nr. 8: Bauernhof
Religion
Der Ort ist seit der Reformation überwiegend evangelisch-lutherisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Stadtkirche St. Johannes und St. Martin (Schwabach) gepfarrt.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Oberreichenbach. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 213 (Digitalisat).
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 410, 486.
- Georg Paul Hönn: Ober-Reichenbach. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 359 (Digitalisat).
- Willi Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962). Ein Heimatbuch. Schwabach 1964, DNB 984880232, S. 602–605.
- Eberhard Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB 457000937, S. 60–61.
Weblinks
- Oberreichenbach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 21. November 2021.
- Oberreichenbach in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 23. September 2019.
- Oberreichenbach im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 348 (Digitalisat).
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 60. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: ráiχɒbɒ
- W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962), S. 604 f.
- Oberreichenbach im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962), S. 602.
- F. Eigler: Schwabach, S. 57.
- F. Eigler: Schwabach, S. 238 f.
- W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962), S. 602.
- W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962), S. 431.
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 60 f.
- F. Eigler: Schwabach, S. 410.
- F. Eigler: Schwabach, S. 486.
- J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 4, Sp. 213.
- Es wurden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 68 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 239 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1088, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1254, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1190 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1262 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1299 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1128 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 826 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 180 (Digitalisat).