Katharinenkloster Nürnberg
Das Katharinenkloster Nürnberg ist ein durch seine mittelalterliche Bibliothek berühmtes ehemaliges Frauenkloster des Dominikanerordens in Nürnberg in Bayern in der Diözese Bamberg.
Geschichte
Das Kloster wurde 1295 von Konrad von Neumarkt und seiner Ehefrau Adelheid aus dem Nürnberger Patriziergeschlecht der Pfinzing von Henfenfeld gestiftet. Die auch wegen baulicher Besonderheiten bemerkenswerte Klosterkirche wurde 1297 geweiht. Zu besonderer Bedeutung gelangte das Kloster im Zuge der kirchlichen Reformbestrebungen des frühen 15. Jahrhunderts, als es, nicht zuletzt auch auf Betreiben des Nürnberger Rats, 1428 vom Kloster Schönensteinbach aus reformiert wurde und die strenge Regelobservanz annahm. Von da an entwickelte sich ein blühendes geistliches und geistiges Leben, so dass dem Kloster bald eine führende Position unter den Dominikanerinnenklöstern der Provinz Teutonia zukam. So wurden vom Katharinenkloster aus auch zahlreiche andere Klöster reformiert.[1] Nachdem sich jedoch die Reichsstadt Nürnberg der lutherischen Reformation angeschlossen hatte, war nach 1525 der Konvent trotz Widerstandsversuchen zum Aussterben verurteilt. Nach dem Tod der letzten Klosterangehörigen im Jahre 1596 wurde das Kloster aufgelöst.
Die Klostergebäude wurden von da an bis 1620 als Versammlungsraum für die Nürnberger Meistersinger verwendet, die dann bis 1778 in der Katharinenkirche beherbergt waren. 1699 zog die 1662 gegründete Akademie der Bildenden Künste in die Gebäude ein und hielt dort bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit 1806 ihre Lehrveranstaltungen ab. Das ehemalige Kloster wurde so zu einem der bedeutendsten Orte der schulischen Kunstausbildung der Barockzeit in Deutschland.
Danach dienten die Räume wechselnden profanen und kulturellen Zwecken, unter anderem als politischer Versammlungsort während der Revolution von 1848 und als zeitweiliger Ausstellungsort der Reichskleinodien (1938/39) in der nationalsozialistischen Zeit. Nach der Zerstörung durch Luftangriffe 1945 wird die ehemalige Klosterkirche St. Katharina seit der Sicherung der Ruine 1970/71 wegen ihrer besonderen Akustik für Veranstaltungen wie Open-Air-Konzerte verwendet.
So findet jährlich im Juli und August auch das St. Katharina Open Air, bei dem mehrere Wochen lang internationale und nationale Musiker auftreten, statt. Das Repertoire reicht beispielsweise von Blues über Rock'n'Roll bis hin zu Hip-Hop.[2]
Ehemalige Klosterbibliothek
Von bleibender Bedeutung ist das ehemalige Katharinenkloster durch seine Bibliothek. Aus verschiedensten Quellen zusammengetragen, unter anderem auch mit Hilfe des eigenen Skriptoriums, ist sie mit ihren ca. 500–600 nachweisbaren Bänden die größte dokumentierte deutschsprachige Klosterbibliothek des 15. Jahrhunderts.[3] Durch die Angaben des erhaltenen damaligen Bibliothekskatalogs[4] sowie durch zahlreiche weitere identifizierbare Codices kann diese Bibliothek als Grundlage für die Erforschung zahlreicher Aspekte speziell der Frömmigkeits- und Literaturgeschichte sowie insgesamt der allgemeinen Kultur- und Sozialgeschichte dienen. Ein Forschungsprojekt, um den dazu benötigten Quellenfundus bereitzustellen, besteht seit 2006 an der Universität Erlangen.[5]
Trivia
St. Katharina, zwischen 1620 und 1778 Treffpunkt der Meistersinger, ist traditioneller Bestandteil der darauf verweisenden Ersten Szene in Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg.
Siehe auch
Literatur
- Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Bd. 3, Teil 3: Bistum Bamberg. Bearbeitet von Paul Ruf. 1939; Nachdruck München 1969, ISBN 978-3-406-00689-0
- Karin Schneider: Die Bibliothek des Katharinenklosters in Nürnberg und die städtische Gesellschaft. In: Bernd Moeller u. a. (Hrsg.): Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters, 1978 bis 1981. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse III, 137), S. 70–83
- Karin Schneider: Die deutschen mittelalterlichen Handschriften. Beschreibung des Buchschmucks: Heinz Zirnbauer (Die Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg Bd. I). Harrasowitz, Wiesbaden 1965 (s. u.: Weblinks)
- Barbara Steinke: Paradiesgarten oder Gefängnis? Das Nürnberger Katharinenkloster zwischen Klosterreform und Reformation. Mohr Siebeck, Tübingen 2006 (Spätmittelalter und Reformation. Neue Reihe, Bd. 30) ISBN 978-3-16-148883-2
- Gerhard Weilandt: Alltag einer Küsterin – Die Ausstattung und liturgische Nutzung von Chor und Nonnenempore der Nürnberger Dominikanerinnenkirche nach dem unbekannten „Notel der Küsterin“ (1436). In: Anna Moraht-Fromm (Hrsg.): Kunst und Liturgie. Choranlagen des Spätmittelalters – ihre Architektur, Ausstattung und Nutzung. Ostfildern 2003, S. 159–187
- Antje Willing: Literatur und Ordensreform im 15. Jahrhundert. Deutsche Abendmahlsschriften im Nürnberger Katharinenkloster. Waxmann, Münster u. a. 2004 (Studien und Texte zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit Bd. 4), ISBN 978-3-8309-1331-3 * Rezension.
- Yvonne Northemann: Die Nürnberger Klöster im medialen Geflecht. Zwischen Vergessen und Erinnern, Phil. Diss. Bonn 2007, Petersberg 2011, S. 27–29.
- Antje Willing: Die Bibliothek des Klosters St. Katharina zu Nürnberg. Synoptische Darstellung der Bücherverzeichnisse. Berlin 2012, ISBN 978-3-05-005546-6
Weblinks
- Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg: Katharinenkloster
- Bibliothek
- Bibliothek
- K. Schneider: Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg
- Rezension des Buches von Steinke (PDF; 113 kB)
- Bilder vom Katharinenkloster in Baukunst Nürnberg
Einzelnachweise
- Siehe Willing (s. u.: Literatur), S. 21
- Das St. Katharina Open Air in Nürnberg auf nuernberg.de, aufgerufen am 4. Juni 2018
- Siehe Weblinks: Bibliothek. Zum Netzwerk der Handschriftenverbindungen siehe u. a.: Siegfried Ringler: Viten- und Offenbarungsliteratur in Frauenklöstern des Mittelalters. Quellen und Studien. Artemis, München 1980 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 72), S. 45–59
- Siehe Literatur: Paul Ruf
- Siehe Weblinks: Bibliothek