Nurejew – The White Crow
Nurejew – The White Crow ist eine Filmbiografie von Ralph Fiennes über den russischen Tänzer Rudolf Nurejew, der nach einem Gastspiel des Mariinski-Balletts in Paris in einer dramatischen Flucht dem KGB entkam und in den Westen flüchtete. Der Film basiert auf dem Buch Rudolf Nureyev: The Life von Julie Kavanagh.
Film | |
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Titel | Nurejew – The White Crow |
Originaltitel | The White Crow |
Produktionsland | Großbritannien |
Originalsprache | Englisch, Russisch, Französisch |
Erscheinungsjahr | 2018 |
Länge | 122 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 6[1] |
Stab | |
Regie | Ralph Fiennes |
Drehbuch | David Hare |
Produktion | Carolyn Marks Blackwood Gabrielle Tana |
Musik | Ilan Eshkeri |
Kamera | Mike Eley |
Schnitt | Barney Pilling |
Besetzung | |
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Inhalt
Der Film spielt im Kalten Krieg in den 1960er Jahren, als die Sowjets das Kirow-Ballett mit seinem Star Rudolf Nurejew zu einem Gastspiel nach Paris schickten. Die Ballettkompanie wird von KGB-Agenten begleitet, die die Tänzer aufmerksam beobachten und versuchen, Kontakte mit Fans, Journalisten, überhaupt mit Ausländern möglichst zu unterbinden.
Die Premiere findet am Palais Garnier statt, aufgeführt wird La Bayadère, die Premiere dieses Balletts auf einer französischen Bühne überhaupt. Nurejew tanzt die Rolle des Solor, sein Auftritt wird eine Riesenerfolg und macht ihn mit einem Schlag im Westen berühmt. Nurejew jedoch, mit seinem ungestümen, nicht zu bändigendem Temperament gelingt es immer wieder, sich den Bewachern zu entziehen. Er lernt die junge Clara kennen, die damals mit dem kurz zuvor bei einem Unfall ums Leben gekommenen Sohn des französischen Kulturministers André Malraux verlobt war, und erhält so Zugang zu der französischen Gesellschaft, was vom KGB mit Misstrauen beobachtet wird. Es wird veranlasst, Nurejew nach Moskau zurückzuschicken, und Nurejew befürchtet das Ende seiner Karriere als Tänzer. Mit Claras Hilfe und offenbar im Konsens mit der französischen Polizei gelingt Nurejew auf dem Flughafen Le Bourget der Absprung in den Westen.
Der Film erzählt den Aufenthalt Nurejews nicht chronologisch, vielmehr wird der Erzählfaden immer wieder durch Rückblenden auf Nurejews Leben unterbrochen, von seiner Geburt in einem Wagen der Sibirischen Eisenbahn, mit Szenen aus den ärmlichen Verhältnissen, in denen er in den 1940ern aufgewachsen ist, der Begegnung und der Arbeit mit seinem Mentor Alexander Puschkin, die Ankunft in Leningrad, bis zu seinen ersten großen Erfolgen auf der Bühne.
Produktion
Es handelt sich bei The White Crow nach Coriolanus und The Invisible Woman um den dritten Film, bei dem Ralph Fiennes Regie führt. Der Film basiert auf einem Buch von Julie Kavanagh, das von David Hare adaptiert wurde. Mitproduzentin war Gabrielle Tana, die bereits Fiennes’ beide vorhergehende Filme mitproduziert hatte, und die maßgeblich am Konzept und der Produktion des Dokumentarfilms Dancer über Sergei Polunin beteiligt war.[2]
Der Film wurde ab August 2017 bis Januar 2018 in Russland, Kroatien, Serbien und in Frankreich gedreht. Außer an diversen Orten in Paris wurde im Kroatischen Nationaltheater in Rijeka[3], in Studios in Serbien sowie an Orten gefilmt, wo Nurejew seine Kindheit und Jugend verbracht und seine Karriere in Russland begonnen hatte. Einige Szenen spielen im Mariinski-Theater, eine Sequenz in der Eremitage. Drehorte in Paris waren u. a. die Sainte-Chapelle, das Palais de la Cité, der Louvre und die Opéra Garnier.[4]
Mike Eley drehte mit Ausnahme einiger weniger Sequenzen – vor allem in St. Petersburg in der Eremitage, in denen er eine Digitalkamera einsetzte – im Format Super 16. Er arbeitete mit einer ARRI 416-16mm Kamera[5] sowie mit Cooke S4 und Angenieux Optimo-Linsen.[5]
Für die Choreografien verantwortlich war Johan Kobborg, ehemaliger Solotänzer des Kopenhagener Balletts und des Royal Ballet London.[6] Die Kostüme entwarf die mehrfach ausgezeichnete französische Designerin Madeline Fontaine.
Die Ballettmusik des Films – Tschaikowsky, Prokofjew, Krein und Minkus – wurde von Ilan Eshkeri arrangiert, vom Belgrad Philharmonic Orchestra bzw. dem London Metropolitan Orchestra unter Leitung seines Dirigenten Andy Brown eingespielt.[7] Die Violine spielt Lisa Batiashvili. Ein Soundtrack wurde am 22. März 2019 von der Deutschen Grammophon als Download veröffentlicht.[8][9]
Die Postproduktion wurde im Cinelab in London durchgeführt.[10]
Die deutsche Fassung ist durchgehend deutsch synchronisiert, während die Schauspieler in der originalen Fassung abwechselnd Englisch, Russisch oder Französisch sprechen.
Veröffentlichung
Der Film hatte seine internationale Premiere am 31. August 2018 auf dem Telluride Film Festival in Kalifornien. Die Premiere in London fand am 18. Oktober 2018 im Rahmen des BFI London Film Festival im Embankment Garden Cinema statt.[11] Ende Oktober 2018 wurde der Film beim Tokyo International Film Festival im Hauptwettbewerb gezeigt. Am 26. September 2019 kam er in die deutschen Kinos.
Auszeichnungen
Ralph Fiennes wurde auf dem Tokyo International Film Festival 2018 mit dem Award for Best Artistic Contribution ausgezeichnet.[12]
Kritik
Margarete Frühling schreibt im Internetjournal weltexpresso.de, Ralph Fiennes sei in seiner dritten Regiearbeit ein faszinierender Film über einen unangepassten und freiheitsliebenden Menschen gelungen. „'The White Crow' ist ganz sicher kein „normaler“ Tanzfilm, denn es wird weder der Drill der Ausbildung noch die Konkurrenz zwischen den Tänzern ausführlich gezeigt. Ralph Fiennes hat nicht nur einen spannenden, sondern auch einen politischen Film über die Situation im Kalten Krieg der 1950er und 1960er Jahre geschaffen, denn er zeigt sehr deutlich, welchen Einfluss sowohl das System als auch dessen Überwacher auf den Einzelnen hat.“[13]
Verena Franke schreibt in ihrer Filmkritik, der ukrainische Tänzer Oleg Ivenko überzeuge als Nurejew nicht nur in den langen Tanzsequenzen. Fiennes gelinge es, dem Biopic neben der künstlerischen auch eine zusätzliche politische Ebene zu verleihen.[14]
Weblinks
- Nurejew – The White Crow in der Internet Movie Database (englisch)
- Courtney Escoyne: A Viewer's Guide to The White Crow, Ralph Fiennes' Rudolf Nureyev Biopic dancemagazine.com, 26. April 2019
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Nurejew – The White Crow. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 192079/K).
- From Jlaw to Ralph Fiennes, Here are the Danciests Works for 2018 Dance Magazine, 29. Januar 2018, abgerufen am 25. Oktober 2018
- Ralph Fiennes u Rijeci režira film o Rudolfu Nurejevu Radio Rijeka, 8. September 2017, abgerufen am 27. Oktober 2018
- David Mead: First sighting of The White Crow, Ralph Fiennes’ new film about Rudolf Nureyev’s defection to the West, abgerufen am 25. Oktober 2018.
- DP Mike Eley BSC used Super 16mm to evoke the spirit-of-the-age for The White Crow, abgerufen am 25. Oktober 2018.
- From JLaw to Ralph Fiennes, Here Are the Danciest Movies in the Works for 2018 Dance Magazine, abgerufen am 26. Oktober 2018
- Filmstar Ralph Fiennes in Belgrader Philharmonie, abgerufen am 30. November 2018.
- 'The White Crow' Soundtrack Details. In: filmmusicreporter.com, 21. März 2019.
- The White Crow Soundtrack List, abgerufen am 27. September 2019
- Technical Specifications, IMDb
- The White Crow, review, abgerufen am 25. Oktober 2018.
- TIFF 2018
- Margarete Frühling: Nurejew, The White Crow Weltexpresso.de, 26. September 2019, abgerufen am 28. September 2019
- Nurejew-Biopic: Tanz in die Freiheit Wiener Zeitung, 25. September 2019, abgerufen am 29. September 2019