Nobiskrug
Die Nobiskrug GmbH ist eine Werft mit Sitz in Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal. Die Werft mit zuletzt etwa 400 Mitarbeitern ist besonders für den Bau von Superyachten bekannt. Nach einer Insolvenz wurde sie im August 2021 von der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) übernommen.[1]
Nobiskrug GmbH | |
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | 1905 |
Sitz | Rendsburg, Deutschland |
Branche | Werft |
Website | www.nobiskrug.com |
Beschreibung
Nobiskrug ist eine auf den Neubau, Umbau sowie die Reparatur von Superyachten spezialisierte Schiffswerft. Seit 1905 hat Nobiskrug über 750 zivile und militärische Neubauten und zahlreiche Umbauten abgeliefert. Das Unternehmen entwickelt und baut heutzutage Superyachten ab einer Länge von 60 m. Darüber hinaus bietet Nobiskrug Instandhaltungs- und Reparaturmaßnahmen sowie Umbauten von Yachten an deutschen und internationalen Werftstandorten an.
Im Bereich Stahlwasserbau führte Nobiskrug bis zur Insolvenz 2021 u. a. Neubauten und Reparaturen von Schleusentoren und -anlagen, Brücken, Anlegern und anderen Bauwerken auch für die Offshore-Industrie durch.
Geschichte
Nobiskrug wurde 1905 von Otto Storck gegründet, nachdem in Rendsburg mit dem Nord-Ostsee-Kanal ein Zugang zum Meer geschaffen wurde. Die Werft liegt am alten Flusslauf der Eider, der 250 Meter hinter der Werft in den Kanal mündet.
Die Werft baute bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges circa 70 Fahrzeuge, vor allem Pontons und Leichter. Während des Krieges produzierte man auch Hilfsschiffe und Minenabwehrfahrzeuge für die Kaiserliche Marine. Nach dem Krieg wurden Fracht-Dampfschiffe und Trawler an deutsche Reeder verkauft. Anfang der 1930er Jahre konnte die Werft mit dem Bau einer Serie von Schonern des Typs Ich Verdiene besonderen Erfolg erzielen.
Zwischen 1935 und 1939 wurden drei Zollkreuzer für das Finanzministerium gebaut, Nettelbeck, Yorck und Freiherr vom Stein. Im Zweiten Weltkrieg baute Nobiskrug abermals Hilfsschiffe, diesmal für die Kriegsmarine und die Luftwaffe. Darunter waren auch Schlepper und Tanker.
1963 erfolgte die Auslieferung des Schulschiffes Deutschland für die Bundesmarine, ein Jahr später wurde mit der Prins Bertil die erste Fähre ausgeliefert, der noch vier weitere folgten. Danach folgte der Bau von Asphalttankern, RoRo-Schiffen sowie konventionellen Frachtschiffen. Eine größere Frachter-Serie waren 14 in den Jahren 1969 bis 1973 gebaute Liberty-Ersatzschiffe des Typs Rendsburg.
In den 1980er Jahren wurden Spezialschiffe wie die Polarstern oder die Taucherbasisschiffe Seabex One und Seaway Condor für den industriellen Einsatz aufgelegt. In dieser Zeit wurde auch das Kreuzfahrtschiff Berlin auf der Werft umgebaut und verlängert.
Bis 1986 war die Werft unabhängig, dann ging sie in Konkurs. 1987 wurde sie von HDW gekauft, mit der sie 2005 zur ThyssenKrupp Marine Systems AG fusionierte. Nach dem Verkauf am 1. Oktober 2007 gehörte die Werft der eigens gegründeten Eagle River Capital Ltd. auf Guernsey.[2][3] Nach einem kurzen Zwischenspiel bei Abu Dhabi Mar gehörte die Werft Nobiskrug ab 2010 zur libanesischen Holding Privinvest des französischen Investors Iskandar Safa, die sie mit zwei Kieler Werften 2014 in der German Naval Yards Holdings zusammenführte.
Am 12. April 2021 wurde Insolvenz beantragt.[4] Im Juli 2021 übernahm die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) die Yachtbausparte der Nobiskrug-Werft mit etwa 280 Beschäftigten.[5] Die Nobiskrug-Stahlbauabteilung mit etwa 30 Beschäftigten wurde von der FSG dabei nicht übernommen,[6] sondern im November 2021 an die Heinrich Rönner Gruppe verkauft.[7]
Yachtbau
Dank der modernen Superyachthalle können qualitativ anspruchsvolle Arbeiten an den Schiffen unter besten Bedingungen ausgeführt werden, wie etwa Beschichtung und Innenausbau. Ein Trennschott ermöglicht das separate Docken einer zweiten Yacht. Reparaturarbeiten werden weltweit durch mobile Einsatzgruppen ausgeführt.
In den letzten zehn Jahren hat sich Nobiskrug durch den Bau von luxuriösen Motoryachten ab einer Länge von 60 m einen Namen gemacht. Die erste Yacht war Tatoosh mit einer Länge von 93 m, die im Jahr 2000 abgeliefert wurde. Die zweite Superyacht, Triple Seven (68 m) gewann wenige Monate nach ihrer Auslieferung den Designpreis der „International Superyacht Society“. Die Superyacht Siren wurde 2008 ihrem Eigner übergeben. Für die 74 Meter lange Superyacht Siren wurde die Werft mit dem „World Superyacht Award 2009“ und dem „ShowBoats International Award for Best Custom Motor Yacht Interior 60 m and over“ ausgezeichnet. Sowohl die Triple Seven als auch die Siren wurden vom Hamburger Yachtdesign-Büro Newcruise entworfen.[8]
Im Sommer 2010 wurden zwei weitere Projekte abgeschlossen: Im August verließ die 60 m lange, von dem niederländischen Designer Felix Buytendijk entworfene Jamaica Bay die Werft; im September folgte Sycara V. Konstruiert wurde die 68 m lange Mega-Yacht von Craig Beale.
Im April 2011 folgte der Neubau 781, die Sapphire. Die 73,5 m lange Yacht wird angetrieben von zwei Dieselmotoren mit jeweils 2360 PS. Zwei weitere baugleiche Yachten (Mogambo und Flying Fox, Baunummern 782 und 783) wurden 2012 fertiggestellt und abgeliefert. Im Herbst 2013 wurde die 74 Meter lange Superyacht Odessa II abgeliefert, im Januar 2017 folgte die 143 Meter lange SY A, die zu der Zeit als weltgrößte privat Segelyacht galt.[9]
Im März 2020 folge die Ablieferung der 80-Meter-Hybrid-Yacht Artefact.[10]
Derzeit (August 2020) befinden sich mehrere Yachtprojekte im Bau wie die 77 Meter lange Black Shark[11] oder die 62 Meter lange Yacht mit dem Espen-Oeino-Design.[12]
Die Rendsburger Werft feierte im Jahr 2020 115 Jahre Schiffbau[13] seit ihrer Gründung im Jahr 1905.
Schiffe (Auswahl)
Fährschiffe
- Kronprins Carl Gustaf (1966)
- Prins Oberon (1970)
- Deutschland (1972)
- Gustav Vasa (1973)
- Peter Pan (1974)
- Nils Holgersson (1975)
- Nils Dacke (1975)
- Kronprins Harald (1976)
Spezialschiffe
Museumsschiffe
Diese bei Nobiskrug gebauten Schiffe wurden später Museumsschiffe.
Weblinks
Einzelnachweise
- Flensburger Schiffbau-Gesellschaft übernimmt Nobiskrug-Werft. In: Süddeutsche Zeitung. 16. Juli 2021. (sueddeutsche.de)
- ThyssenKrupp verkauft Werft Nobiskrug. In: Finanznachrichten. 10. April 2008, 1. Februar 2008.
- Investor schluckt Nobiskrug. In: Hamburger Abendblatt. 11. April 2008, S. 26 (PDF; 224 kB), abgerufen am 20. November 2021.
- Werft Nobiskrug beantragt in der Corona-Pandemie Insolvenz. In: Boyens Medien. 12. April 2021. (boyens-medien.de)
- Flensburger Schiffbau-Gesellschaft übernimmt Nobiskrug-Werft. In: Süddeutsche Zeitung. 16. Juli 2021. (sueddeutsche.de)
- Übernahme der Nobiskrug-Werft durch FSG rechtskräftig. In: Schiff & Hafen. Heft 10, 2021, S. 24.
- Nobiskrug-Stahlbau an Bremerhavener Rönner-Gruppe verkauft. Zeit-Online, 19. November 2021, abgerufen am 20. November 2021.
- Wolfgang Behnken: Die Welt der Superyachten. Bielefeld 2009.
- Jörg Jacobsen: Kleine Feier für die weltgrößte Segeljacht (Memento vom 5. Februar 2017 im Internet Archive), NDR, 3. Februar 2017.
- Nobiskrug-Werft: Superyacht „Artefact“ kurz vor Ablieferung. In: Schiff und Hafen. 10. Juli 2019, abgerufen am 11. August 2020.
- Sören Gehlhaus: „Black Shark“ erreicht Nobiskrug. Abgerufen am 10. Januar 2020.
- Dana Frohbös: Neue 62-Meter-Superyacht wurde von Kiel in die Werft Nobiskrug geschleppt. In: Schleswig-Holsteinische Landeszeitung. 1. Juni 2020, abgerufen am 1. Juni 2020 (kostenpflichtiger Login erforderlich).
- 62 Meter Luxus: Neue Mega-Yacht verleiht Flügel! (Memento vom 8. August 2020 im Internet Archive)