Nikolaus Wesselényi
Nikolaus Baron Wesselényi von Hadad [ˈvɛʃɛleːɲi] (ung. Wesselényi Miklós, slow. Mikuláš Vešeléni) (* 30. Dezember 1796 in Zsibó (heute Jibou), Siebenbürgen, Königreich Ungarn; † 21. April 1850 in Pest, heute Budapest) war ein ungarischer Politiker, Großgrundbesitzer, Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und einer der Anführer des liberalen ungarischen und siebenbürgischen oppositionellen Adels von 1825 bis 1840.
Zusammen mit Ferenc Deák, Franz A. Pulsky und anderen war er (vor allem anfangs) Mitglied einer Gruppe des ungarischen Reformpolitikers István Széchenyi, die zum einen im rückständigen Königreich Ungarn liberale Reformen (v. a. die Bauernbefreiung) durchsetzen wollte, zum anderen jedoch für die Umwandlung des Staates in einen rein magyarischen Staat war (Magyarisierung). Im Gegensatz zu der radikaleren Gruppe um Lajos Kossuth waren sie jedoch für eine langsame, gewaltlose Assimilierung der Nicht-Magyaren im Königreich.
Nikolaus befehligte schon in seinem 15. Lebensjahr eine kleine Abteilung der Insurrektion (des Aufgebots) von 1809 und beteiligte sich in der österreichischen Armee an den letzten Feldzügen gegen Napoleon Bonaparte. Das Königreich Ungarn war seinerzeit Teil der österreichischen Monarchie. Auf dem politischen Schauplatz erschien er zuerst 1818 auf den Komitatsversammlungen, wo hauptsächlich die politische Lage besprochen wurde. Nach einer langen Pause wurde er 1823 wieder aktiv. 1823 erschien in Leipzig sein Hauptwerk Szózat a magyar és szláv nemzetiség ügyében (Aufforderung in der Angelegenheit der ungarischen/magyarischen und slawischen Nationalität), in dem er seine Ansichten zu liberalen Reformen und zur Magyarisierung zusammenfasste und das zu den wichtigsten Werken des ungarischen Nationalismus vor 1848 zählt.
1823 lernte er auch seinen Freund István Széchenyi kennen und machte mit ihm eine Studienreise durch Westeuropa (England und Frankreich). 1829 erschien in Pest sein zweites Werk A régi híres ménesek egyike megszünésének okairól (Über die Ursachen des Endes eines der alten Gestüte).
Von 1830 bis 1833 erschien er im Oberhaus des Landtags in Pressburg (heute Bratislava), wo ihm seine feurigen Reden von 1830 und 1832 große Autorität und Popularität einbrachten. 1833 erschienen in Bukarest seine lange Zeit verbotenen Balitéletek (Fehlurteile). Seine Ideen wurden allmählich radikaler, er war der eifrigste Förderer der von Kossuth herausgegebenen lithographierten Zeitung, und er verlangte eine Abtrennung Ungarns von der österreichischen Monarchie. 1834 nahm er an dem Landtag in Cluj/Klausenburg teil. 1835 wurde er wegen einer Rede, die er in Sachen Grundablösung in der Versammlung des Komitats Sathmar hielt, vor Gericht gestellt und von dem Politiker Kölcsey verteidigt. Im Sommer 1837 wurden er und Kossuth zu drei Jahren Gefängnis in Buda/Ofen verurteilt. Die Haft trat er 1838 an und verbrachte sie später freiwillig in Gräfenberg, wo er sein Augenlicht verlor. Nachdem er 1840 begnadigt worden war, zog er sich in sein Schloss Zsibó zurück. Danach wurde er zum Verfechter einer Assimilierung der Nicht-Magyaren Ungarns und sprach sich insbesondere gegen eine Emanzipation der Slowaken aus.
Infolge der Vorgänge von 1848 begab er sich nach einer langen Pause wieder in den Landtag, um sich den Überstürzungen entgegenzustemmen. Er konnte aber kaum noch etwas bewirken und zog sich dann wieder nach Grafenberg zurück. Auf dem Weg nach Hause nach Pest zog er sich eine schwere Erkältung zu und starb dann in Pest.
Wesselényi hat sich auch um die Verbreitung von Kindergärten und die Einführung der Seidenzucht im Königreich Ungarn sowie um einige Fragen im Bereich Ackerbau und Tierzucht verdient gemacht.
Ehrungen
- Bronzerelief von Barnabás Holló (1895), Franziskanerkirche, Budapest
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Wesselényi, Nicolaus (Sohn) Freiherr. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 55. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1887, S. 154–160 (Digitalisat).
- Andras Gergely: Wesselény von Hadad, Miklós Baron, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. München 1981, S. 462 f.