Nikolaus Gromann
Nikolaus Gromann auch: Nickel Grohmann (* um 1500; † 29. November 1566 in Gotha) war Hofbaumeister für den sächsischen Kurfürst Johann Friedrich I. (der Großmütige) und war auch unter dessen Nachkommen, die in Weimar, Gotha und Altenburg residierten, als Baumeister tätig. Er stand über 30 Jahre im Dienste des ernestinischen Zweiges der Wettiner.
Leben
Ein 1536 von ihm an Johann Friedrich I. gerichteter Brief ist die erste überlieferte schriftliche Nachricht Gromanns, er unterschrieb ihn als stein metz. 1537 schrieb er in einem Bericht an den Kurfürsten: Nachdem mich i.f.g. (Ihre fürstlichen Gnaden) zu einem Baumeister angenommen, Weyda zu bauwen. Seine Lehrmeister waren Konrad Krebs (auch Kunz Krebs genannt; † 1540 in Torgau) und Andreas Günter († 1542 in Torgau), deren Werk er weiterführte.[1] Als erster Wohnsitz wird Weida genannt, 1544 gab Gromann Gotha als Wohnsitz an. Um 1550 zog er nach Weimar, wo er sich ein eigenes Haus baute. Das verkaufte er 1563, um wieder nach Gotha zu ziehen. Dort hatte ihm schon 1553 der Kurfürst einige Stücke Acker zu Gotha verbrieft. 1543 berief ihn Johann Friedrich I. als Baumeister auf Lebenszeit.
Aufmerksamkeit wurde Gromann erstmals zuteil, als er 1543 bis 1544 die erste nach der Reformation errichtete protestantische Kirche baute: die Schlosskapelle auf Schloss Hartenfels in Torgau. Die Emporensaalkirche fügte er gekonnt in die mittelalterliche Bausubstanz ein. Martin Luther hat nach Fertigstellung die Kirche 1544 persönlich geweiht. Am Modell der Torgauer Schlosskapelle orientierten sich die Entwürfe der späteren Schlosskapellen-Neubauten der protestantischen Fürsten in Dresden, Schwerin, Stettin, Heidelberg und Augustusburg. 1552 hat Gromann seinen Torgauer Entwurf ähnlich noch einmal für die Schlosskapelle des Schlosses Grimmenstein ausgeführt, die nicht erhalten blieb.
Gromann hat zahlreiche Baustellen in den ernestinischen Ländern betreut, neben Schlössern hat er auch Rathäuser, Kirchen, Befestigungsanlagen, Straßen, Brücken und Brunnen gebaut.
Ein Verdienst Nikolaus Gromanns ist die Einführung der Renaissance-Bauweise in den ernestinischen Ländern. In seinem Frühwerk drückte er das bei noch gotisch ausgeführten Gebäuden durch Renaissance-Schmuckformen aus. Als Spätwerk errichtete er dann meisterliche Renaissance-Gebäude, die als seine Hauptwerke gelten: das Rathaus in Altenburg und die sogenannten Neuen Bauten, in Weimar das Französische Schloss (heute: Herzogin Anna Amalia Bibliothek) und in Heldburg den Französischen Bau der Veste Heldburg (heute: Deutsches Burgenmuseum). Gromann hat seinen Entwurf für den Schönen Erker an den Wohngemächern des Kurfürsten am Nordflügel des Torgauer Schlosses in Heldburg erneut und in höchster Vollendung von 1560 bis 1564 am Französischen Bau der Veste Heldburg zweifach ausgeführt. Heute werden die beiden Erker Herren- und Frauenerker genannt. Zeitgleich entstand nach seinem Entwurf das prächtige Altenburger Rathaus. Seinen Entwurf des Geraer Rathauses konnte er nicht mehr selbst ausführen, das übernahm ab 1573 Nikolaus Theiner.
Gromann fand seine letzte Ruhestätte auf dem Gothaer Friedhof I (auch Alter Gottesacker genannt) zwischen Werderstraße (heute Bohnstedtstraße) und Eisenacher Straße. Bei der 1904 erfolgten Beräumung des Friedhofs für den Bau von Stadtbad und Arnoldischule verschwand sein Grabstein. Heute erinnert eine an der dort errichteten Turnhalle der Arnoldischule angebrachte Gedenktafel an Grabmäler auf dem Alten Gottesacker, darunter das von Nikolaus Gromann.
Bauten
- Cranachhaus (links) in Weimar
- Veste Heldburg, rechts der Französische Bau
- Jagdschloss Fröhliche Wiederkunft in Trockenborn-Wolfersdorf
- Altes Schloss von Dornburg/Saale
- 1536/37 Umbau der Osterburg in Weida (umgebaut erhalten)
- 1543–1545 Schloss Hartenfels mit Schlosskapelle in Torgau, gemeinsam mit Kunz Krebs, Gromann errichtete den Nordflügel und die Schlosskapelle, die der erste protestantische Kirchenbau war (erhalten)
- 1548–1552 Jagdschloss Fröhliche Wiederkunft in Wolfersdorf, Holzland (umgebaut erhalten)
- 1549 Schloss Stadtroda in Stadtroda (1638 bei einem Brand zerstört)
- 1549 Cranachhaus in Weimar (erhalten, originalgetreuer Wiederaufbau nach Bombenschaden 1945)
- 1550 Umbau des Palas der Wartburg bei Eisenach (umgebaut erhalten)
- 1550 Umbau des Weimarer Stadtschlosses (Portal des Torhauses erhalten)
- 1554–1560 Umbauten auf der Veste Coburg in Coburg (umgebaut erhalten)
- 1552 Bau des 80 m tiefen Burgbrunnens auf der Leuchtenburg in Seitenroda
- 1552/53 Stadtbefestigung und Burg Grimmenstein in Gotha (1567 zerstört)
- 1554 Schloss Ehrenburg in Coburg (Südflügel und Treppenturm erhalten)
- 1554 Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, damals als Grünes Schloss oder Französisches Schloss bezeichnet (umgebaut erhalten)
- 1555–1557 Erweiterung und Verstärkung der Burgmauern um Schloss Herbsleben
- 1557–1559 Collegii in Jena (Wohnheime der Universität Jena)
- 1560 Altes Schloss der Dornburger Schlösser in Dornburg/Saale (erhalten)
- 1560–1564 Ausbau der Veste Heldburg, Errichtung des Französischen Baus auf der Veste in Heldburg (erhalten, Brand 1982, originalgetreuer Wiederaufbau von 1990 bis 2013, heute Deutsches Burgenmuseum) und Bau des 114 Meter tiefen Burgbrunnens
- 1562 Altenburger Rathaus (erhalten)
- 1563 Wiederaufbau der Leuchtenburg in Seitenroda (umgebaut erhalten)
- 1573–1576 Geraer Rathaus, Entwurf von Gromann, Bauausführung durch Nikolaus Theiner (erhalten)
Sonstiges
- 1555 Grabplatte für Lucas Cranach d. Ä. (erhalten, aufgestellt in der Herderkirche in Weimar), Kopie auf dem Jacobsfriedhof Weimar
Literatur
- Walther Scheidig: Gromann, Nikolaus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 125 f. (Digitalisat).
- Lutz Unbehaun: Nikolaus Gromann und der Schlossbau unter den Ernestinern im 16. Jahrhundert. In: Heiko Laß (Hrsg.): Von der Burg zum Schloss. Landesherrlicher und Adeliger Profanbau in Thüringen im 15. und 16. Jahrhundert (= Palmbaum Texte). Kulturgeschichte 10, 2001, S. 133–150.
- Norbert Klaus Fuchs: Das Heldburger Land – ein historischer Reiseführer. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2013, ISBN 978-3-86777-349-2.
Einzelnachweise
- Die Veste Heldburg – Fränkische Leuchte siehe: Norbert Klaus Fuchs: Das Heldburger Land – ein historischer Reiseführer; Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2013, ISBN 978-3-86777-349-2