Walther Scheidig

Walther Otto Friedrich Scheidig (* 24. Januar 1902 i​n Suhl; † 26. Dezember 1977 i​n Weimar) w​ar ein deutscher Kunsthistoriker.

Leben

Walther Scheidig w​urde 1902 i​n Suhl geboren. Er studierte a​n der Universität Jena Kunstgeschichte, Klassische Archäologie u​nd Germanistik. 1928 w​urde er d​ort mit d​er Dissertation Der Miniaturenzyklus z​ur Weltchronik Ottos v​on Freising i​m Codex Jenensis Bose q. 6 promoviert.

Ab 1927 w​ar er zunächst a​ls Volontär b​ei den Staatlichen Kunstsammlungen z​u Weimar tätig, 1929 w​urde er d​ort Assistent. 1932 w​urde er stellvertretender Direktor, 1933 a​d interim Nachfolger v​on Wilhelm Koehler u​nd 1942 z​um Direktor d​er im Weimarer Stadtschloss befindlichen Kunstsammlungen berufen. Daneben w​ar er während d​es Dritten Reichs kommissarischer Leiter d​er Museen i​n Eisenach u​nd Altenburg u​nd übte d​as Amt e​ines regionalen Sachverständigen für d​en „Schutz d​es deutschen Kulturgutes g​egen Abwanderung“ aus. Die Funktion d​es Direktors d​er Kunstsammlungen h​atte er b​is 1967 inne.[1] Ihm folgten Gerhard Pommeranz-Liedtke[2] u​nd ab 1975 Liselotte Honigmann-Zinserling. Unter Scheidigs Leitung entstanden vielbeachtete Ausstellungen e​twa zu Lucas Cranach (1953), Rembrandt (1960) u​nd Christian Rohlfs (1963) u​nd zur Weimarer Malerschule (1960).

Walther Scheidig w​ar Autor zahlreicher Bücher u​nd Aufsätze z​ur Kunstgeschichte, d​ie teilweise i​n mehreren Auflagen erschienen. Eines seiner bekanntesten Werke ist: Die Geschichte d​er Weimarer Malerschule 1860–1900. Das 1971 erstmals erschienene Buch i​st eine Aufarbeitung d​es Wirkens a​n der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Der Miniaturenzyklus zur Weltchronik Ottos von Freising im Codex Jenensis Bose q. 6. Heitz, Strassburg 1928
  • Die Fayencemanufaktur in Ilmenau und die Versuche zur Porzellanherstellung am Hofe des Herzogs Ernst August von Sachsen-Weimar. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. 37, 1931, S. 333ff. (Digitalisat)
  • Thüringer Glasschneiderei und Glasmalerei im Dienste des Herzogs Ernst August von Sachsen-Weimar (1708–1748). In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. 37, 1930/31, S. 476–482
  • Der Reformationsteppich im Weimarer Schloßmuseum und sein Meister Seger Bombeck (Leipzig 1543–1559). In: Das Thüringer Fähnlein. Bd. 4, Neuenhahn, Jena 1935[3]
  • Die Leipziger Messe (= Weberschiffchen-Bücherei 35). Weber, Leipzig 1938
  • mit Hildegard Marchand: Bernhard von Weimar und der Dreißigjährige Krieg. Katalog der Gedächtnis-Ausstellung im Schloßmuseum zu Weimar, Uschmann, Weimar 1939
  • Zur Baugeschichte der Weimarischen Bibliothek. In: Hermann Blumenthal (Hrsg.): Aus der Geschichte der Landesbibliothek zu Weimar und ihren Sammlungen (= Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte 23. Beiheft). Jena 1941, S. 1–32.
  • Das Schloss in Weimar. Thüringer Volksverlag, Weimar 1949
  • Deutsche Graphik der Goethezeit. Graphik-Verlag Mock, Weimar 1949
  • Die Weimarer Malerschule des 19. Jahrhunderts. Richter, Erfurt 1950
  • Handzeichnungen aus dem Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen in Weimar. Anger-Museum, Erfurt 1952
  • Katalog der Lucas-Cranach-Ausstellung: Weimar und Wittenberg, Juli bis Oktober 1953. Einleitung und biographische Übersicht: Heinz Lüdecke. Gesamtbearbeitung und erklärender Katalog: Walther Scheidig, Dt. Lucas-Cranach-Komitee, Weimar 1953
  • Franz Horny: 1798 Weimar–Olevano 1824. Henschelverlag, Berlin 1954
  • Die Holzschnitte des Petrarca-Meisters: Von der Artzney bayder Glück, des guten und widerwärtigen, Augsburg 1532. Henschelverlag, Berlin 1955
  • Otto Herbig: Ehren-Ausstellung anlässlich seines 65. Geburtstages. Weimar 1955
  • Rembrandt: Radierungen, Zeichnungen. (Katalogtext und Gesamtanordnung), Ausstellung in Dresden, Weimar, Schwerin und Leipzig, Lucas-Cranach-Kommission beim Ministerium für Kultur der DDR, Berlin 1956
  • mit Albrecht von Heinemann und Walter Iwan: Weimar: ein Führer durch die Stadt der deutschen Klassik. Volksverlag, Weimar 1957
  • Deutsche Zeichnungen: der Bürger und seine Welt; 1720–1820. Ausstellung, Weimar 1958
  • Rembrandt und seine Werke in der Dresdener Galerie. Verlag der Kunst, Dresden 1958
  • Walther Klemm als Graphiker. Verlag der Kunst, Dresden 1959
  • Goethe und die Wartburg. Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der Klassiker Deutscher Literatur, Weimar 1961 und 1966
  • Rembrand als Zeichner. Seemann, Leipzig 1962 (4. Auflage 1976) / Rembrandt's Drawings. Englisch von Margaret Playle, Boston Book & art shop, 1965
  • Christian Rohlfs, 1849–1938: Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik. Ausstellung zum 25. Todestag Nationalgalerie (Berlin, Ost) und Staatliche Kunstsammlungen Weimar, Berlin 1963
  • Meisterwerke der Malerei: Schätze aus kleinen und mittleren Sammlungen. Edition Leipzig, 1964
  • Unbekannte Meisterwerke der Malerei: Schätze aus kleinen und mittleren Sammlungen Ostdeutschlands. Bruckmann, München 1965 (Lizenz, Edition Leipzig, 1964)
  • Christian Rohlfs. Verlag der Kunst, Dresden 1965
  • Bauhaus Weimar: 1919-1924; Werkstattarbeiten. Aufnahmen Klaus G. Beyer, Süddt. Verlag, München 1966 / Edition Leipzig, 1966 und 1971
  • Die Geschichte der Weimarer Malerschule 1860–1900. Böhlau, Weimar 1971
    • Neuauflage hrsg. von Renate Müller-Krumbach, Seemann, Leipzig 1991, ISBN 3-363-00538-5

Literatur

  • Ulrike von Hase-Schmundt: Walther Scheidig, 24.1.1902 bis 26.12.1977. In: Weltkunst 48, 1978, S. 1084.
  • Lothar Ehrlich: Der „Schloßkrieg“ von 1967 – Nicht nur ein Beitrag zur gescheiterten Übernahme der Staatlichen Kunstsammlungen Weimar durch die NFG. In: „Forschen und Bilden“. Die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar 1953–1991. Böhlau, Köln (u. a.) 2005, ISBN 978-3-412-22705-0, S. 5368 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Gerda Wendermann: Walther Scheidig und die Staatlichen Kunstsammlungen zu Weimar im ‘Dritten Reich’. In: Publications of the English Goethe Society. 84, 2015, S. 239–251 (Abstract bei Taylor & Francis).

Einzelnachweise

  1. Gerda Wendermann: Walther Scheidig und die Staatlichen Kunstsammlungen zu Weimar im ‘Dritten Reich’. In: Publications of the English Goethe Society. 84, 2015, S. 239–251.
  2. Siehe Literatur: Lothar Ehrlich, S. 56.
  3. Christiane Weber: Einzigartiger „Lutherteppich“ im Neuen Museum Weimar ausgestellt. In: Thüringische Landeszeitung Weimar. TLZ.de, 31. Januar 2016, abgerufen am 12. Mai 2016.
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