Nikolai Karlowitsch de Giers
Nikolai Karlowitsch de Giers (russisch Николай Карлович Гирс; * 21. Mai 1820; † 26. Januar 1895) war russischer Diplomat und Außenminister.
Leben
Jugend
Wie sein späterer Vorgänger als Außenminister, Fürst Alexander Michailowitsch Gortschakow, ging er im Lyzeum von Zarskoje Selo in der Nähe von Sankt Petersburg zur Schule. Im Alter von 18 Jahren trat er in den Auswärtigen Dienst ein.
Diplomat
Mangels einflussreicher Förderer verlief seine Karriere zunächst langsam. Er verbrachte mehr als 20 Jahre auf untergeordneten Posten, vorwiegend in Südosteuropa, bevor er 1863 nach Persien versetzt wurde. Nach sechs Jahren in Persien war er Diplomat in der Schweiz und Schweden.[1] 1875 wurde er Direktor für Östliche Angelegenheiten und stellvertretender Außenminister unter Fürst Gortschakow, dessen Nichte Olga Cantacuzene er inzwischen geheiratet hatte. 1876 wurde er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.[2]
Staatsmann
Nach der Ermordung des Zaren Alexander II 1881 ernannte ihn der neue Zar Alexander III nach dem Rücktritt Gortschakows zum Außenminister, wegen der häufigen Abwesenheit des Ministers hatte er die Amtsgeschäfte faktisch schon länger geführt. In Giers Amtszeit führte Russland keinen größeren Krieg. In Zentralasien ging die Expansion wie unter seinen Vorgängern weiter, während Russland in Europa eine eher zurückhaltende Politik betrieb.
Die Rivalität zwischen Österreich-Ungarn und Russland verhinderte eine Erneuerung des Dreikaiserbundes, als Ersatz handelten Deutschland und Russland einen bilateralen Vertrag aus. Am 18. Juni 1887 unterzeichneten de Giers und Bismarck den Rückversicherungsvertrag, der 1890 vom Deutschen Reich nicht verlängert wurde. Die Annäherung zwischen Russland und Frankreich, die sich bereits unter seinem Vorgänger Gortschakow angebahnt hatte, führte daraufhin 1892 zu einer Militärkonvention zwischen Frankreich und Russland und 1894 zu einem Bündnisvertrag (Zweiverband).
Nach dem Tod Alexanders 1894 blieb er auch unter Zar Nikolaus II. bis zu seinem Tod 1895 im Amt. Sein Nachfolger wurde Prinz Alexei Lobanow-Rostowski.
Einzelnachweise
- Giers, Nikolai Karlowitsch in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
- Ehrenmitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Гирс, Николай Карлович. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 16. Februar 2021 (russisch).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Nikolai Adrianowitch Anichkow | Russischer Gesandter in Teheran 1863–1869 | Alexander Fjodorowitsch Berger |
Alexander Petrowitsch Ozerow | Russischer Gesandter in Bern 1869–1872 | Michail Alexandrowitsch Gortschakow |
Jakob Andrejewitsch Daschkow | Russischer Gesandter in Stockholm 1872–1875 | ? |
Alexander Gortschakow | Russischer Außenminister 1882–1895 | Alexei Lobanow-Rostowski |