Nachtkerzengewächse
Die Nachtkerzengewächse (Onagraceae) sind eine Pflanzenfamilie innerhalb der Ordnung der Myrtenartigen (Myrtales). Oenothera-Arten sind wichtige Versuchspflanzen in der Genetik. Besonders Fuchsia-Arten und ihre Sorten sind Zierpflanzen.
Nachtkerzengewächse | ||||||||||||
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1. Tribus Onagreae: Gewöhnliche Nachtkerze (Oenothera biennis), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Onagraceae | ||||||||||||
Juss. |
Beschreibung
Erscheinungsbild und Blätter
Es sind meistens ein-, zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanzen oder Sträucher, selten Bäume mit Wuchshöhen von bis zu 30 Meter.
Die Laubblätter sind wechselständig und schraubig, gegen- oder quirlständig angeordnet. Die Blattspreiten sind meist einfach oder selten fiederspaltig. Der Blattrand ist glatt bis gezähnt. Nebenblätter fehlen oder sind vorhanden.
Blütenstände und Blüten
Die Blüten stehen einzeln oder in traubigen, rispigen oder ährigen Blütenständen zusammen.
Die Blüten sind meist zwittrig; bei Fuchsia kommen auch eingeschlechtige Blüten vor, es sind dann zweihäusig getrenntgeschlechtige (diözische) Arten. Die Blüten sind meist radiärsymmetrisch, selten zygomorph, meist vierzählig (außer bei Ludwigia, zwei- bis siebenzählig) mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Die vier Kelchblätter sind verwachsen und sind grün oder gefärbt. Die vier Kronblätter sind frei oder fehlen selten; sie sind manchmal genagelt. In der Knospenlage sind sie meist linksdeckend. Es sind zwei Kreise mit je vier Staubblättern vorhanden. Die meist vier Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, synkarpen, vierkammerigen Fruchtknoten verwachsen. Je Fruchtknotenkammer sind ein bis zahlreiche anatrope, bitegmische Samenanlagen in zentralwinkelständiger Plazentation vorhanden. Der Griffel besitzt eine vierlappige, gekeulte oder kugelige Narbe. Als Besonderheit in der Familie kann der auffällige Blütenbecher (Hypanthium) gelten. Dies ist eine aus dem Kelch gebildete Röhre, die die Blütenorgane über den unterständigen Fruchtknoten hinaus verlängert; dadurch scheint die Blüte zwischen dem Fruchtknoten und den übrigen Teilen einen Stiel zu besitzen (fehlt bei Ludwigia). Der nektarausscheidende Diskus sitzt an der Basis des Hypanthiums.
Die Blütenformel lautet:
oder
Früchte und Samen
Es werden meist fachspaltige Kapselfrüchte gebildet. Außerdem kommen Nüsse (Gaura) oder Beeren (Fuchsia) vor. Die Früchte enthalten zwei bis hundert Samen. Die kleinen, glatten oder verschieden skulptierten Samen enthalten kein Endosperm und besitzen einen geraden ölhaltigen Embryo; sie besitzen selten einen Flügel oder ein Haarbüschel (Coma).
Ökologie
Die Arten der Nordhalbkugel werden meist von Nachtfaltern bestäubt (Entomophilie); bei der Gattung Fuchsia erfolgt die Bestäubung aber meist durch Vögel: Kolibris (Ornithophilie). auch Windbestäubung (Anemophilie) kommt vor.
Systematik und Verbreitung
Diese Familie wurde 1789 durch Antoine Laurent de Jussieu unter dem Namen „Onagrae“ in Genera Plantarum, S. 317–318 erstveröffentlicht. Typusgattung ist Onagra Mill., heute ein Synonym von Oenothera L.[1] Der botanische Name Onagra leitet sich von den griechischen Wörtern onos für Esel und agra für Jagd ab. Synonyme für Onagraceae Juss. sind: Circaeaceae Bercht. & J.Presl, Epilobiaceae Vent., Jussiaeaceae Martinov, Oenotheraceae C.C.Robin.[2]
Die Arten der Familie Onagraceae haben ihre Areale in den Gemäßigten Breiten der Erde, zum Beispiel in weiten Teilen Europas, aber besonders viele Taxa in Nordamerika. Daneben kommen sie in den Subtropen bis Tropen vor. Eigentlich fehlen sie nur in den Wüstengebieten Australiens und Afrikas.
Zu den in Europa heimischen Gattungen der Nachtkerzengewächse zählen unter anderem Hexenkräuter (Circaea), Weidenröschen (Epilobium) und Nachtkerzen (Oenothera).
Die Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae) wird gegliedert in zwei Unterfamilien und sechs Tribus mit insgesamt 17 bis 24 Gattungen[2] und etwa 650 Arten:
- Unterfamilie Onagroideae W.L.Wagner & Hoch: Sie enthält sechs Tribus und (15 bis) etwa 22 Gattungen:
- Tribus Circaeeae: Sie enthält nur zwei Gattungen:
- Hexenkräuter (Circaea L.): Die etwa acht Arten sind in den gemäßigten bis borealen Gebieten der Nordhalbkugel in Höhenlagen zwischen 0 und 5000 Metern von 10° bis 70° N verbreitet.
- Fuchsien (Fuchsia L.): Die etwa 100 Arten sind hauptsächlich in der Neotropis verbreitet.
- Tribus Epilobieae: Sie enthält nur zwei Gattungen:
- Chamaenerion Ség. (Syn.: Chamerion (Raf.) Raf. ex Holub; manchmal auch zu Epilobium gestellt):[3] Die etwa acht Arten sind hauptsächlich in montanen bis arktischen Gebieten der Nordhalbkugel (Holarktis) verbreitet, beispielsweise:
- Arktisches Weidenröschen (Chamaenerion latifolium (L.) Sweet)
- Weidenröschen (Epilobium L., Syn.: Boisduvalia Spach, Cordylophorum Rydb., Cratericarpium Spach, Crossostigma Spach, Zauschneria C.Presl):[2] Die etwa 165 Arten sind hauptsächlich in den gemäßigten Zonen vor allem Nordamerikas und Mitteleuropas (Holarktis), insgesamt von der montanen, borealen bis arktischen Zone in Afrika, Asien, Australasien, Europa, sowie Nord- und Südamerika verbreitet.
- Chamaenerion Ség. (Syn.: Chamerion (Raf.) Raf. ex Holub; manchmal auch zu Epilobium gestellt):[3] Die etwa acht Arten sind hauptsächlich in montanen bis arktischen Gebieten der Nordhalbkugel (Holarktis) verbreitet, beispielsweise:
- Tribus Gongylocarpeae: Sie enthält nur eine Gattung:
- Gongylocarpus Schltdl. & Cham. (inklusive Burragea Donn. Sm. & Rose): Von den etwa zwei Arten ist eine Art Endemit auf zwei Inseln vor der westlichen Küste Niederkaliforniens und die andere Art ist in Mexiko beheimatet.
- Tribus Hauyeae: Sie enthält nur eine Gattung:
- Hauya DC.: Die etwa zwei Arten sind in Mittelamerika verbreitet.
- Tribus Lopezieae: Sie enthält zwei Gattungen:
- Lopezia Cav.: Die etwa 16 Arten sind hauptsächlich in Mexiko verbreitet, beispielsweise:
- Mexikanische Lopezie (Lopezia racemosa Cav.)
- Megacorax Elizondo et al.: Sie enthält nur eine Art:
- Lopezia Cav.: Die etwa 16 Arten sind hauptsächlich in Mexiko verbreitet, beispielsweise:
- Tribus Onagreae: Die etwa 13 Gattungen sind hauptsächlich in der Neuen Welt verbreitet:
- Camissonia Link: Die etwa 62 Arten sind fast alle im westlichen Nordamerika verbreitet, nur eine kommt in Südamerika vor.
- Camissoniopsis W.L.Wagner & Hoch: Die etwa 14 Arten sind im südwestlichen Nordamerika verbreitet.
- Chylismia (Torr. & A.Gray) Raim.: Die etwa 16 Arten sind in den Wüsten des westlichen Nordamerikas verbreitet.
- Chylismiella (Munz) W.L.Wagner & Hoch: Sie enthält nur eine Art:
- Chylismiella pterosperma (S.Watson) W.L.Wagner & Hoch: Sie ist im westlichen Nordamerika beheimatet.
- Clarkia Pursh: Die etwa 41 Arten sind fast alle im westlichen Nordamerika verbreitet, nur eine kommt in Südamerika vor. Hier eine Auswahl von Arten:
- Sommerazalee (Clarkia amoena (Lehm.) A.Nelson & J.F.Macbr.)
- Feenfächer-Clarkie (Clarkia breweri (A.Gray) Greene)
- Liebliche Clarkie (Clarkia concinna (Fisch. & C.A.Mey.) Greene): Sie kommt im nördlichen Kalifornien vor.[2]
- Großblütige Clarkie (Clarkia pulchella Pursh): Sie kommt in British Columbia, South Dakota, Oregon, Washington, Wyoming, Montana und Idaho vor.[2]
- Diamanten-Clarkie (Clarkia rhomboidea Douglas): Sie kommt in den westlichen USA und im nördlichen Mexiko vor.[2]
- Zierliche Clarkie (Clarkia unguiculata Lindl.): Sie kommt in Kalifornien vor.[2]
- Eremothera (P.H.Raven) W.L.Wagner & Hoch: Die etwa sieben Arten sind in den Wüsten des westlichen Nordamerikas verbreitet.
- Eulobus Nutt. ex Torr. & A.Gray: Mit einer Art in Kalifornien sowie Arizona und drei Arten in Niederkalifornien.
- Prachtkerzen (Gaura L.): Die etwa 21 Arten sind im zentralen und östlichen Nordamerika bis ins zentrale Mexiko verbreitet. Beispielsweise:
- Prachtkerze (Gaura lindheimeri Engelm. & A.Gray)
- Gayophytum A.Juss.: Die etwa neun Arten sind im westlichen Nordamerika und westlichen Südamerika verbreitet.
- Nachtkerzen (Oenothera L., Syn.: Onagra Mill., Anogra Spach, Baumannia Spach, Blennoderma Spach, Galpinsia Britton, Gaurella Small, Gauridium Spach, Gauropsis C.Presl, Gauropsis (Torr. & Frém.) Cockerell, Hartmannia Spach, Kneiffia Spach, Lavauxia Spach, Megapterium Spach, Meriolix Raf. ex Endl., Onosuris Raf., Onosurus G.Don orth. var., Pachylophus Spach, Peniophyllum Pennell, Raimannia Rose, Salpingia (Torr. & A.Gray) Raim., Schizocarya Spach, Usoricum Lunell, Xylopleurum Spach): Die etwa 121 Arten stammen ursprünglich aus der Neuen Welt. Sie gedeihen in gemäßigten bis subtropischen Gebieten, viele Arten sind Pionierpflanzen auf gestörten Flächen. Einige Arten sind mittlerweile weltweit Neophyten.
- Holmgrenia W.L.Wagner & Hoch: Die etwa zwei Arten sind im westlichen Nordamerika verbreitet.
- Stenosiphon Spach: Sie enthält nur eine Art:
- Stenosiphon linifolius (Nutt. ex E.James) Heynh.: Sie ist in den zentralen USA beheimatet.
- Tetrapteron (Munz) W.L.Wagner & Hoch: Die etwa zwei Arten sind im westlichen Nordamerika verbreitet.
- Xylonagra Donn.Sm. & Rose: Sie enthält nur eine Art:
- Xylonagra arborea (Kellogg) Donn. Sm. & Rose: Sie kommt nur in Niederkalifornien vor.
- Tribus Circaeeae: Sie enthält nur zwei Gattungen:
- Unterfamilie Ludwigioideae W.L.Wagner & Hoch:
- Sie enthält nur eine Gattung:
- Heusenkräuter (Ludwigia L., Syn.: Jussiaea L., Isnardia L., Oocarpon Micheli): Die etwa 82 Arten sind fast weltweit, auf allen Kontinenten außer Antarktika verbreitet.
- Sie enthält nur eine Gattung:
Quellen
- Die Familie der Onagraceae bei der APWebsite. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
- Die Familie der Onagraceae bei DELTA. (Abschnitt Beschreibung)
- Jiarui Chen, Peter C. Hoch, Peter H. Raven, David E. Boufford, Warren L. Wagner: Onagraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Band 13: Clusiaceae through Araliaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Peking / St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-59-7, S. 400 (englisch, online). (Abschnitt Beschreibung)
- Warren L. Wagner, Peter C. Hoch, Peter H. Raven: Revised Classification of the Onagraceae (= Systematic Botany Monographs. Band 83). American Society of Plant Taxonomists, Ann Arbor, Mich. 2007, ISBN 978-0-912861-83-8 (PDF-Datei). (Abschnitt Systematik)
Einzelnachweise
- Onagraceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Onagraceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- Alexander N. Sennikov: Chamerion or Chamaenerion (Onagraceae)? The old story in new words. In: Taxon. Band 60, Nr. 5, 2011, S. 1485–1488 (Abstract).
- M. Socorro González Elizondo, I. Lorena López Enriquez, Warren L. Wagner: Megacorax gracielanus (Onagraceae), a New Genus and Species from Durango, Mexico. In: Novon. Band 12, Nr. 3, 2002, S. 360–365.