Mont-Cenis-Eisenbahntunnel
Der Mont-Cenis-Tunnel oder auch Fréjus-Tunnel (französisch Tunnel du Mont Cenis bzw. Tunnel du Fréjus) ist ein 13,7 Kilometer langer Eisenbahntunnel in den Alpen zwischen Frankreich (Savoyen) und Italien (Piemont) auf der Verbindung zwischen den Orten Modane und Bardonecchia. Die ihn durchlaufende Bahnstrecke Modane–Turin ist eine der wichtigsten Transitstrecken durch die Alpen.
Mont-Cenis-Tunnel | ||||
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Portal auf der italienischen Seite | ||||
Nutzung | Eisenbahntunnel | |||
Verkehrsverbindung | Bahnstrecke Modane–Turin | |||
Ort | Mont Cenis | |||
Länge | 13,657 km | |||
Anzahl der Röhren | 1 | |||
Gleise | 2 | |||
Bau | ||||
Bauherr | Viktor Emanuel II. | |||
Baubeginn | 1. August 1857 | |||
Fertigstellung | 17. September 1871 | |||
Planer | Michel-Henri-Joseph Maus | |||
Lage | ||||
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Koordinaten | ||||
Nordportal | 45° 11′ 39″ N, 6° 40′ 7″ O | |||
Südportal | 45° 4′ 54″ N, 6° 42′ 33″ O |
Der Tunnel gilt als ältester großer Alpentunnel. Er galt seinerzeit als technisches Meisterwerk und war bis zur Eröffnung des Gotthardtunnels im Jahr 1882 der längste Tunnel der Erde.
1980 wurde der dazu parallel verlaufende Frejus-Straßentunnel eröffnet. Geplant ist der Bau des rund 52 Kilometer langen Mont-Cenis-Basistunnels für eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke Lyon–Turin.
Verlauf
Anders, als der Name vermuten lassen könnte, ist der Tunnel circa 30 Kilometer vom Mont-Cenis-Pass entfernt und unterquert das Mont-Cenis-Massiv in der Nähe der Pointe de Fréjus (2932 m) und des Col de Fréjus (2542 m).
Seit der Verlegung des Nordportals im Jahr 1881 (siehe Geschichte) beträgt die Länge 13.657,45 Meter (vorher 12.819,6 Meter). Das heutige Nordportal oberhalb von Modane wird durch eine Kehre östlich des Orts erreicht, die direkt in den Mont-Cenis-Tunnel führt. Auf der italienischen Südseite tritt die Eisenbahn im Ortsgebiet von Bardonecchia aus dem Berg heraus.
Geschichte
Die Idee zu dem Tunnel wird Joseph François Medail zugeschrieben, der bereits um 1840 diesbezügliche Pläne entwarf und dem König Karl Albert von Sardinien-Piemont vorschlug, welcher seinerzeit über beide zu verbindende Täler herrschte.[1] Erst sein Nachfolger Viktor Emanuel II. beauftragte jedoch ab 1849 – fünf Jahre nach Medails Tod – konkrete Planungen und ordnete 1857 den Bau des Tunnels an. Ziel war es, eine Verbindung von Großbritannien über die Mittelmeerhäfen zum Suezkanal in Richtung der damaligen britischen Kolonie Indien zu schaffen.
Die Bauarbeiten begannen im August 1857. Die ursprüngliche Bauzeit sollte 25 Jahre betragen. Die Arbeiten, die zu Beginn mit den damals üblichen Handwerkzeugen ausgeführt wurden, gingen anfangs jedoch sehr langsam voran; unter Beibehaltung des Bautempos von 1857 bis 1860 hätte die Fertigstellung 40 bis 50 Jahre gedauert.[2] Der den Tunnelbau leitende Ingenieur Germain Sommeiller erfand jedoch pneumatische Bohrhämmer[3] und setzte sie ab 1861 ein; zusammen mit der elektrischen Zündung der Sprengladungen konnte die Baugeschwindigkeit verdreifacht und die gesamte Bauzeit schließlich auf 14 Jahre verkürzt werden. Diese unerwartet hohe Baugeschwindigkeit führte auch zur vorzeitigen Schließung der erst 1868 fertig gestellten Bahn über den Mont-Cenis-Pass.
Der Durchbruch erfolgte am 25. Dezember 1870,[4] und am 17. September 1871 wurde der Tunnel offiziell eröffnet.
Die Länge des zweigleisigen Tunnels betrug in der Geraden (das heißt samt den zwei aus Vermessungsgründen ausgeführten Richtungstunneln) 12.219 Meter. Die eigentliche Tunnellänge mit den in Kurven liegenden, beidseitigen Ausgängen erreichte dagegen 12.819,6 Meter.
Im Jahre 1881 wurde wegen Senkungen des Geländes südlich von Modane eine Verlängerung des Tunnels mit Verlegung des Nordportals notwendig. Seither beträgt die Länge des Tunnels 13.657,45 Meter.[5] Das alte Portal, das im Zuge des Baus der Autoroute 43 verschlossen werden musste, wurde in unmittelbarer Nähe wieder aufgebaut und dient heute als Denkmal und Museum.
1925 wurde der Abschnitt Chambéry–Modane mit Gleichspannung 1,5 kV ausgestattet; er war als Versuchsbetrieb für die spätere Elektrifizierung der Prestige-Strecke Marseille–Nizza vorgesehen. Die Stromabnahme erfolgte auf der freien Strecke und den durchgehenden Hauptgleisen der Bahnhöfe über eine seitliche Stromschiene; wegen der Unfallgefahr waren die sonstigen Bahnhofsgleise mit einer einfachen Fahrleitung überspannt.[6] Bis zum vollständigen Ersatz der Stromschiene durch eine Regelfahrleitung im Jahre 1976 mussten für die Maurienne-Strecke geeignete Lokomotiven vorgehalten werden. Die Strecke Modane – Turin war 1912 bis 1920 mit Drehstrom mit einer Spannung von 3600 V und 16 Hz elektrifiziert worden,[7] seit den 1960er Jahren wird die in Italien übliche Gleichspannung mit 3000 V verwendet.
Ab 1953 wurde der Tunnel für die Autoverladung genutzt; anfänglich nur in den Wintermonaten bei Sperrung des Mont-Cenis-Passes, später ganzjährig. Die Autoverladung wurde mit der Eröffnung des Fréjus-Straßentunnels 1980 wieder eingestellt.
Siehe auch
Filme
- Manfred Baur, Hannes Schuler: Der Durchbruch. (Memento vom 29. September 2010 im Internet Archive) Die Eroberung der Alpen, Teil 2 (fünfteilig). 2009, Dokumentation. 45 Min.
Literatur
- Ascanio Schneider: Gebirgsbahnen Europas. 2. Auflage. Orell Füssli, Zürich 1967, S. 109, 111.
- Mountain Railroad – The Mount Cenis Railway and Tunnel. In: Harper's New Monthly Magazine. Band 43, Nr. 254, Juli 1871 (catskillarchive.com [abgerufen am 28. Februar 2022]).
Weblinks
Einzelnachweise
- Joseph François Medail. Abgerufen am 26. Februar 2022 (französisch).
- Larry C. Hoffman: The ROCK DRILL and CIVILIZATION | Rock drilling is one of the world’s most ancient technologies—and a pre requisite for nearly all the others. In: Invention & Technology Magazine. Band 15, Nr. 1, 1999 (amerikanisches Englisch, archive.org).
- Vortrieb (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Mountain Railroad – The Mount Cenis Railway and Tunnel. In: Harper's New Monthly Magazine. Band 43, Nr. 254, Juli 1871 (catskillarchive.com [abgerufen am 28. Februar 2022]).
- Hans Schweers, Henning Wall, Thomas Würdig: Eisenbahnatlas Italien und Slowenien. Schweers + Wall, ISBN 978-3-89494-129-1, S. 18.
- Le troisième rail. In: Le materiel moteur PLM à 3ème rail de la ligne de la Maurienne. APMFS, abgerufen am 26. Mai 2016 (französisch).
- Nico Molino: Trifase in Italia 1902-1925. Gulliver, Torino 1991, ISBN 88-85361-08-0, Seite 39