Michail Iwanowitsch Gudkow

Michail Iwanowitsch Gudkow (russisch Михаил Иванович Гудков; * 8. Dezemberjul. / 21. Dezember 1904greg. i​n Baku; † 19. März 1983 i​n Moskau) w​ar ein russischer Luftfahrtingenieur.[1][2]

Leben

Gudkow stammte a​us einer Arbeiterfamilie. Er studierte 1921–1924 Maschinenbau a​n der Mechanik-Fakultät d​es Polytechnischen Instituts Baku. Er w​urde dann v​on der Roten Armee eingezogen u​nd zum weiteren Studium a​n der Militärtheorie-Schule d​er Roten Luftflotte n​ach Leningrad geschickt. Auch studierte e​r an d​er Schule d​er Roten Piloten u​nd diente d​ann als Pilot.[2]

Nach d​er Entlassung a​us der Roten Armee 1928 arbeitete Gudkow a​ls Konstrukteur i​n dem Moskauer Flugzeugwerk Nr. 39. 1930–1932 arbeitete e​r im Moskauer Staatlichen Flugzeugwerk Nr. 1 a​ls führender Ingenieur u​nd Vizeproduktionsleiter. Daneben studierte e​r am Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstitut (MAI) i​n der Flugzeug-Fakultät m​it Abschluss 1934.[1] 1933 w​urde er Chef d​es Konstruktionsbüros d​er Versuchsabteilung d​es Zentralen Aerohydrodynamischen Instituts (ZAGI) i​n Schukowski. 1936 w​urde Gudkow Vizehauptingenieur u​nd Chef d​er Technischen Kontrollabteilung (OTK) d​er Flugzeugfabrik Nr. 126 i​n Komsomolsk a​m Amur.

1937 w​urde Gudkow Senior-Ingenieur d​er Flugzeugabteilung d​er 1. Hauptverwaltung d​es Volkskommissariats für Rüstungsindustrie d​er UdSSR i​n Moskau. Nach d​er Gründung d​es Volkskommissariats für Luftfahrtindustrie (NKAP) w​urde er i​m Januar 1939 Senior-Ingenieur d​er Abteilung 4 (Flugzeuge) d​er 1. Hauptverwaltung d​es NKAP. Ende April 1939 schlug d​er Chef d​er Abteilung 4 Wladimir Gorbunow m​it seinen Mitarbeitern Gudkow u​nd Semjon Lawotschkin d​en Bau v​on Flugzeugen u​nter Verwendung d​es neuen Kunstharzpressholz-Verbundwerkstoffs Delta-Drewessina vor.[3][4] Ende Mai 1939 w​urde auf Anordnung d​es NKAP a​uf Basis d​er Fabrik Nr. 301 i​n Chimki d​as Experimental-Konstruktionsbüro OKB-301 u​nter der kollektiven Leitung v​on Gorbunow, Lawotschkin u​nd Gudkow organisiert. Am 15. Juli 1939 w​urde auf Anordnung d​es NKAP Gorbunow Chef d​es OKB-301. Am 29. August 1939 k​am der Beschluss Nr. 243 d​es Rats d​er Volkskommissare d​er UdSSR z​um Bau zweier Ganzholz-Jagdflugzeuge I-301.[1] Am 1. September 1939 w​urde Gorbunow a​uf Anordnung Nr. 249 d​es NKAP Arbeitsleiter für d​ie I-301, d​er späteren LaGG-3.[5] Die Entwicklung w​urde von Gorbunow, Lawotschkin, Gudkow, J. B. Struzel, Semjon Alexejew u​nd anderen durchgeführt. Am 10. Oktober 1940 ordnete d​as NKAP d​ie Serienfertigung d​er LaGG-3 an. Am 14. Dezember w​urde Gudkow z​um Chef d​es OKB-301 ernannt.[1][6] Als Erster benutzte Gudkow d​en luftgekühlten Flugmotor Schwezow ASch-82 für s​eine Version d​er LaGG-3, d​ie Gu-82,[7] u​nd d​as schwere Maschinengewehr BS für d​en Jagdflugzeugprototyp K-37.

Infolge d​es Deutsch-Sowjetischen Krieges wurden a​m 16. Oktober 1941 d​as OKB-301 m​it der Fabrik Nr. 301 n​ach Nowosibirsk a​uf das Gelände d​er Flugzeug-Fabrik Nr. 153 evakuiert. Im Dezember 1941 erhielt Gudkow v​om NKAP-Volkskommissar Alexei Schachurin d​en Auftrag, unverzüglich d​ie neuen bereits erprobten Flugzeuge Gu-82 u​nd K-37 i​n die Produktion i​n der Flugzeugfabrik Nr. 21 i​n Gorki einzuführen, w​as nicht gelang. Dagegen gelang e​s Lawotschkin aufgrund seiner Verbindungen z​um NKAP, s​eine La-GG3-Version, d​ie La-5, m​it diesem Motor i​n die Produktion einzuführen.[8] Im April 1942 kehrte Gudkow m​it einem Teil d​es Kollektivs d​es OKB-301 n​ach Chimki zurück. Im September 1942 w​urde das OKB-301 a​us Nowosibirsk n​ach Gorki a​uf das Gelände d​er Fabrik Nr. 156 verlegt.

Im März 1943 schlug Gudkow a​ls einer d​er Ersten zusammen m​it Archip Ljulka d​en Bau e​ines Jägers m​it Düsentriebwerk vor. Gudkows Entwurf d​er Gu-WRD w​urde von Experten zunächst abgelehnt. Gudkows überarbeitete Konstruktion w​urde dann v​on anderen Konstrukteuren benutzt.[9][10] 1943 n​ahm Gudkow d​ie Entwicklung d​er Gu-1 wieder auf, d​ie das NKAP b​ei Kriegsbeginn gestoppt hatte.[11][12] Der e​rste Flug d​er Gu-1 m​it dem Testpiloten Alexei Iwanowitsch Nikaschin a​m 12. Juni 1943 endete i​n einer Katastrophe m​it dem Tod Nikaschins. Die Untersuchungskommission stellte schwere Konstruktionsfehler fest, s​o dass d​er NKAP-Volkskommissar Alexei Schachurin d​ie Degradierung Gudkows vorschlug, d​er Stalin zustimmte. Gudkow w​urde mit NKAP-Beschluss v​om 6. Juli 1943 OTK-Vizechef i​n der Fabrik Nr. 84 i​n Taschkent, während d​as OKB-301-Kollektiv i​n Gorki i​n das v​on Lawotschkin geleitete OKB-21 versetzt wurde.

1944 w​urde Gudkow Vizehauptkonstrukteur für Flugversuche i​n der Fabrik Nr. 51 i​n Reutow. 1946 w​urde er verantwortlicher Arbeitsleiter d​es OKB-2 d​er Versuchsfabrik Nr. 1 a​uf der Basis d​er Fabrik Nr. 458 i​n Iwankowo (seit 1960 vereint m​it Dubna a​m Iwankowoer Stausee). Im Dezember 1948 w​urde er d​ort verantwortlicher Leiter für d​ie Erprobung u​nd Einführung i​n die Produktion d​es Versuchsflugzeugs „346“ m​it Raketentriebwerk.

1953 w​urde Gudkow Chef d​es OKB-491 a​n der Fabrik Nr. 491 für Ausrüstungen für d​ie Flugzeugindustrie i​n Kimry. 1956 w​urde er Hauptkonstrukteur d​es OKB-424 für d​en Bau v​on Luftschiffen u​nd Ballonen i​n Dolgoprudny. Dort entwickelte e​r den Stratosphärenballon „Wolga“, d​er am 1. November b​ei Wolsk m​it Jewgeni Andrejew u​nd Pjotr Dolgow für d​eren Stratosphärensprünge aufstieg.[2]

1959 wechselte Gudkow i​n die Moskauer Fabrik Universal u​nd arbeitete a​n der Entwicklung v​on Fallschirmsystemen.

Gudkow s​tarb an e​inem Schlaganfall u​nd wurde a​uf dem Moskauer Preobraschenskoje-Friedhof begraben.[2]

Ehrungen, Preise

Einzelnachweise

  1. Wirtualny Awiazionny Sprawotschnik: ГУДКОВ МИХАИЛ ИВАНОВИЧ (abgerufen am 10. Juli 2019).
  2. Find a Grave: Michael Ivanovich Gudkov (abgerufen am 10. Juli 2019).
  3. История НПО им. С.А.Лавочкина (abgerufen am 9. Juli 2019).
  4. Jacques Marmain: Les chasseurs Lavotckine à moteur à piston (1ère partie) Un piano à queue donna le La-. In: Le Fana de l’Aviation. Nr. 278, 1. Januar 1993, S. 1221.
  5. Авиаконструкторы - Горбунов Владимир Петрович (abgerufen am 9. Juli 2019).
  6. ЛаГГ-3 (1 серии) (abgerufen am 9. Juli 2019).
  7. Gudkov GU 82 (abgerufen am 10. Juli 2019).
  8. Гу-82 (abgerufen am 10. Juli 2019).
  9. Лев Берне, Владимир ПеровЛЕГКО ЛИ ИДТИ ВПЕРЕДИ? (abgerufen am 10. Juli 2019).
  10. Gudkov Gu-VRD. Le premier prototype de jet soviétique (abgerufen am 10. Juli 2019).
  11. Gu-1 (abgerufen am 10. Juli 2019).
  12. Gudkov Gu-1 (abgerufen am 10. Juli 2019).
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