Menzlin
Menzlin ist ein Ortsteil der Gemeinde Ziethen nahe Anklam im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern.
Menzlin Gemeinde Ziethen | |
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Höhe: | 17 m ü. NHN |
Eingemeindung: | 1. Juli 1950 |
Geschichte
Auf dem Gemeindegebiet lag im 9. Jahrhundert eine etwa 18 Hektar große Ansiedlung nahe der Peene und neben dem „Alten Lager“. Die Siedlung, deren Standort heute den Flurnamen Peeneberg trägt, gehörte mit zu den größten Handelsplätzen des 9. und 10. Jahrhunderts im Ostseeraum. Ausgrabungen und Oberflächenfunde erbrachten große Mengen von Artefakten aus den genannten Zeiten. Wie auch in Wollin (Jumne, Jomsburg, Vineta) war hier eine gemeinsame Ansiedlung von Slawen und Wikingern, nachgewiesen durch die Schiffssetzungen und viele Funde.
Archäologisch nachgewiesen wurde von dieser Siedlung eine Steinpflasterstraße zur Peene, eine Brücke über die Peene und eine Fortsetzung der Steinpflasterstraße von dieser Brücke in Richtung Görke. Die dendrochronologischen Untersuchungen der bei der Straße und der Brücke verbauten Hölzer beweisen den zeitlichen Zusammenhang. Ein Hafen wird vermutet, ist aber noch nicht nachgewiesen. Die Via Regia von Stettin über Menzlin nach Wismar und weiter nach Lübeck und Hamburg war die „bedeutendste Ost-West-Straße im Norden“ des mittelalterlichen westslawischen Siedlungsgebietes. Bei Menzlin querte sie das Peenetal mittels der beschriebenen Steinstraße und der Brücke über den Fluss.
Der Ort Menzlin wurde erstmals urkundlich 1231 erwähnt, als Herzog Wartislaw III. dem Kloster Stolpe das Dorf mit Namen Mancelin = Menzlin übereignete.[1] Außerdem 1257, als der Bischof Hermann von Cammin den Ort Mantselin neben anderen Dörfern als Dotation zur neu geweihten Kirche von Ziethen gab.[2]
In der Schwedenzeit kamen sechs der sieben im Ort vorhandenen Bauernhöfe als Rittergut in den Besitz der adligen Familie von Owstin auf Quilow. Der siebente blieb aufgrund eines schwedischen königlichen Privilegs als freier Hof bestehen. Angeblich soll der Bauer Köppen (oder Koeppen) dem König Karl XII. von Schweden während dessen Rückkehr von Bender Hilfe geleistet hatte. Hierbei handelt es sich um eine ähnlich falsch interpretierte Legende wie an der Gützkower Fähre. Karl XII. war 1714 nicht von Bender hier vorbeigekommen, sondern auf seinen Inspektionsritten im schwedisch-vorpommerschen Grenzgebiet zu Brandenburg-Preußen.
1841 wurde das Rittergut an Magnus von Wedell verkauft, der hier ein heute nicht mehr bestehendes Herrenhaus errichten ließ. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war das Gut an die Familie von Malchus verpachtet. 1952 wurde in Menzlin eine LPG gegründet, die nach der Wende privatisiert wurde. In den 1960er Jahren entstand hier ein Dorf- bzw. LPG-Kulturhaus mit Gaststätte und Tanzsaal, das nach 1990 nicht mehr betrieben wurde und jetzt langsam verfällt.
Sehenswürdigkeiten
- Menzlin ist vor allem durch den etwa 1,5 km südlich des Ortes innerhalb des Flächennaturdenkmals „Altes Lager“ gelegenen wikingerzeitlichen und slawischen Handelsplatz bekannt.
- Südlich des Alten Lagers befindet sich der seit 2000 wiedervernässte Polder Menzlin. Ein als Bestandteil der Initiative Vorpommersche Dorfstrasse errichteter Beobachtungsturm ermöglicht die Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt des Polders und der Peene.[3]
Persönlichkeiten
- Herbert Lange (1909–1945), SS-Offizier, Leiter des Vernichtungslagers Chelmno
- Viktor Freiherr von Malchus letzter Bewohner des Rittergutes.
Literatur
- Rolf Bahler: Menzlin ist immer eine Reise wert. in: Heimatkalender ANKLAM und Umgebung 2007, Jahrg. 78, N.F. 16. Begründet von Max Sander. Schibri-Verlag, Uckerland 2006, S. 18–21, Abb., ISBN 3-937895-38-8
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen, IV. Teils Band II, Anklam 1868, S. 1140 ff.
- Lutz Mohr: Die „Wikinger-Toten-Steinschiffe“ nördlich der Peene bei Menzlin unweit Anklam in Ostvorpommern und ihre Zeit. In: Steinkreuzforschung (SKF). Studien zur deutschen und internationalen Flurdenkmalforschung, hg. von Rainer H. Schmeissner. Reihe B (Sammelbände), Jg. 18, Nr. 24 (NF. 9), Regensburg 1997, S. 59–67.
- Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen, Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 88.
Einzelnachweise
- Robert Klempin: Pommersches Urkundenbuch 1. Band, Stettin 1868, S. 216, Nr. 272.
- Rodgero Prümers: Pommersches Urkundenbuch. 3. Band, Friedrich Nagel, Stettin 1891, S. 438–439.
- Wiedervernässter Polder Menzlin