Maximilian von und zu Trauttmansdorff
Maximilian, Freiherr von und zu Trauttmansdorff (* 23. Mai 1584 in Graz; † 8. Juni 1650 in Wien), (ab 1635 Reichsgraf von und zu Trauttmansdorff-Weinsberg), Freiherr von Gleichenberg, Neuenstadt am Kocher, Negau, Burgau und Totzenbach, Herr zu Teinitz, Ritter des Goldenen Vlieses, Kaiserlicher Geheimer Rat, Kämmerer und Obersthofmeister; war ein österreichischer Politiker zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Leben
Nach einem Studium der Rechtswissenschaften in Padua, Siena und Perugia von 1601 bis 1603 trat Trauttmansdorff für kurze Zeit in die Kaiserliche Armee ein und wurde Rittmeister. Seine politische Karriere startete er im Jahr 1609 als Mitglied des Reichshofrats unter Kaiser Rudolf II. Im Jahr 1614 wurde er Obersthofmeister von Kaiserin Anna von Österreich-Tirol. Seit dem Sturz des leitenden kaiserlichen Beraters Melchior Khlesl im Jahr 1618 und der Machtübernahme Ferdinands II. war Trauttmansdorff Geheimrat und einer der wichtigsten Diplomaten des neuen Kaisers.[1]
1619 fädelte er erfolgreich das Bündnis zwischen dem von den böhmischen Ständen abgesetzten Ferdinand II. und Herzog Maximilian I. von Bayern ein. Auch der Frieden von Nikolsburg (6. Januar 1622), in dem Gábor Bethlen auf die ungarische Krone verzichtete, trägt hauptsächlich die Handschrift Trauttmansdorffs. Lohn für sein diplomatisches Geschick war die Grafenwürde im Jahr 1623. Im Jahr 1628 wurde er in den böhmischen Herrenstand aufgenommen.[1]
Seit spätestens 1633 war Trauttmansdorff Obersthofmeister und einer der engsten Berater des Kaisersohns Ferdinand III.[1] Am Wiener Hof zählte er zu den langjährigen Kritikern Wallensteins.[2] Trauttmansdorff wurde im Dezember 1633 nach Pilsen entsandt, um Wallenstein zu einem Feldzug gegen den in Bayern eingefallenen Bernhard von Sachsen-Weimar zu bewegen. Wallenstein ging auf das Gesuch des Kaisers nicht ein. Bei der Rückkehr nach Wien verurteilte Trauttmansdorff Wallensteins Haltung und riet dem Kaiser zu dessen Verhaftung.
1634 wurde Trauttmansdorff zum Minister Ferdinands II. berufen und mit der Aufgabe betraut, mit Kursachsen einen Ausgleich auf dem Verhandlungswege herbeizuführen. Am 30. Mai 1635 schloss er den Frieden von Prag mit Kursachsen. Dieser die kaiserlich-katholische Position stärkende Friedensschluss sah außer der Einigung mit den protestantischen Ständen den Rückzug fremder Truppen aus dem Reichsgebiet vor. Diese Hoffnung erfüllte sich durch das Eingreifen Frankreichs in den Konflikt letzten Endes nicht. 1635 schenkte Kaiser Ferdinand II. als Dank für diesen Erfolg Stadt und Amt Weinsberg dem Grafen Maximilian von und zu Trauttmansdorff, der beide 1646 an Württemberg zurückgab.
Mit der Krönung Ferdinands III. zum Kaiser 1637 wurde Trauttmansdorff als dessen leitender Minister zur mächtigsten Person am Wiener Hof nach dem Kaiser.[1] 1639 erwarb er, nachdem er seit 1627 einen kleineren Wohnsitz an den Tuchlauben hatte, das später Palais Trauttmansdorf genannte Anwesen in der Wiener Herrengasse nahe dem kaiserlichen Hof. Das Palais befand sich bis 1940 im Familienbesitz.
Am Zustandekommen des Westfälischen Friedens wirkte der gräfliche Diplomat von 1645 bis 1647 als habsburgischer Hauptunterhändler im katholischen Lager in Münster entscheidend mit. Er legte im Juni 1647 zu den verschiedenen Fragekomplexen der Friedensverhandlungen Vertragsentwürfe vor, die zusammengefasst als „Trauttmansdorffianum“ bezeichnet wurden.[3] Auf Seiten der Reichsstände und auch katholischer Fürsten wurden die Entwürfe jedoch in wichtigen Punkten nicht mitgetragen. Am 6. Juni 1647 kehrte Trauttmansdorf enttäuscht an den Hof zurück. Die Arbeit wurde von Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar weitergeführt, der ebenfalls bereits 1645 als kaiserlicher Bevollmächtigter bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in Münster tätig war und diese bis 1648 zu einem erfolgreichen Ergebnis führen konnte.
Trauttmansdorff war mit der Gräfin Sophie Pálffy verheiratet. Aus der Ehe gingen sieben Söhne und zwei Töchter hervor, der älteste Sohn war der böhmische Oberstlandmarschall Adam Matthias von Trauttmansdorff. Maximilian von und zu Trauttmansdorf starb am 8. Juni 1650 in Wien; eine genealogische Quelle nennt als Todestag den 7. Juni 1650.
Eine Büste des Grafen ist in der von König Ludwig I. von Bayern errichteten Walhalla aufgestellt. Er hat der bayerischen Linie der Wittelsbacher zur Kurfürstenwürde verholfen.
Literatur
- Hermann von und zu Egloffstein: Trauttmansdorff, Maximilian Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 531–536.
- Christoph Kampmann: Trauttmansdorff, Maximilian Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-5, S. 376–378 (Digitalisat).
- Konrad Repgen: Maximilian Graf Trauttmansdorff – Chefunterhändler des Kaisers beim Prager und beim Westfälischen Frieden. In: Guido Braun, Arno Strohmeyer (Hg.): Frieden und Friedenssicherung in der Frühen Neuzeit. Das Heilige Römische Reich und Europa. Festschrift für Maximilian Lanzinner zum 65. Geburtstag (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der neueren Geschichte e.V., 36), Münster 2013, S. 211–228.
Weblinks
Einzelnachweise
- Christoph Kampmann: Trauttmansdorff, Maximilian Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-5, S. 376–378 (Digitalisat).
- Golo Mann: Wallenstein. Sein Leben, Frankfurt am Main 2016 (zuerst 1971), S. 658
- vgl. Christoph Kampmann: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, Stuttgart 2008, S. 161f. Der Autor hebt hervor, dass die Entwürfe Trauttmansdorffs den Westfälischen Frieden bereits vorzeichneten. Maßgeblich beteiligt an dem umfangreichen Regelwerk war Trauttmansdorffs Mitarbeiter Isaak Volmar.