Max Schwab (Geologe)
Max Schwab (* 1. März 1932 in Halle) ist ein deutscher Geologe. Er war Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Max Schwab ist der Sohn des jüdischen Kaufmanns und Viehhändlers Julius Schwab aus Halle, der nach den Novemberpogromen 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde. Nach seiner Emigration in die Niederlande wurde er erneut verhaftet und im September 1942 im KZ Auschwitz ermordet.[1][2] Sein Zwillingsbruder Günther Schwab (1932–1996) war ebenfalls Geologe. Max Schwab überlebte den Holocaust mit seinem Bruder in Halle (seine Mutter war zum Judentum konvertiert und er somit als „Halbjude“ von den Nationalsozialisten eingestuft).[3] Seit 1939 durfte Max Schwab keine öffentliche Schule mehr besuchen. Er wurde auf Betreiben der Mutter bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges privat unterrichtet und legte 1950 sein Abitur an der Thomas Müntzer-Oberschule in Halle ab. Vor Beginn seines Geologie-Studiums an der hallenser Universität war er als Grabungshelfer im Geiseltal tätig. Noch im Jahr 1950 wechselte er den Studienort und ging an die Humboldt-Universität nach Berlin.[4] Im Rahmen der mit Auszeichnung abgeschlossenen Diplomarbeit, die von Serge von Bubnoff und Günter Möbus betreut wurde, beschäftigte sich Max Schwab mit der Nordlausitzer Grauwackenformation bei Weißenberg. Als Assistent ging er zurück an die Martin-Luther-Universität nach Halle und verlegte seinen Arbeitsschwerpunkt auf die Untersuchung der permo-karbonischen Sedimente in der Gegend um Halle sowie auf die stratigrafische und tektonische Entwicklung paläozoischer Schichtenfolgen im Harz.
Max Schwab wurde 1961 an der Universität Halle mit summa cum laude promoviert.[5] Nach der dritten Hochschulreform wurde 1967 / 1968 das Geologisch-Paläontologische Institut der Martin-Luther-Universität in Halle aufgelöst und die Ausbildung der Geologen in der DDR an die Bergakademie Freiberg und die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald verlegt. Max Schwab war in der Folgezeit wesentlich an der Umorganisation der geowissenschaftlichen Lehre an der Martin-Luther-Universität beteiligt.[6]
Im Jahr 1970 habilitierte er mit einer Arbeit über Beiträge zur Tektonik der Rhenoherzynischen Zone im Gebiet der DDR mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse im Unterharz. Ein Jahr später wurde ihm die Lehrbefähigung erteilt, 1978 erfolgte die Ernennung zum Hochschuldozenten für Regionale Geologie. Im Jahr 1983 erhielt er die Professur für Regionale Geologie. Seit 1978 war er zunächst als kommissarischer Leiter, ab 1984 dann als Leiter des Wissenschaftsbereiches Geologische Wissenschaften und des Geiseltalmuseums an der Sektion Geographie der Martin-Luther-Universität.[4]
Nach der politischen Wende war Max Schwab maßgeblich an der Neugründung des Institutes für Geologische Wissenschaften beteiligt, an dem er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 in der Lehre tätig war. Zu seinen Lehraufgaben zählte neben den Vorlesungen zur Regionalen und Allgemeinen Geologie und Tektonik auch die Geländeausbildung der Geologie-Studenten.
Max Schwab befasste sich schwerpunktmäßig mit der Geologie der Umgebung von Halle sowie der Geologie und Tektonik des Harzes und ist Mitverfasser einer Monografie über die Geologie von Sachsen-Anhalt.
In der DDR war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Geowissenschaften. Nach der politischen Wende 1989 bekleidete Max Schwab zahlreiche Aufgaben, unter anderem: Mitglied der Evaluierungskommission des Wissenschaftsrates, Mitglied des Wissenschaftsrates, Mitglied des Deutschen Landesausschusses für das International Geoscience Programme (IGCP), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben beim Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung, Mitglied des Deutschen Nationalkomitees für Geologische Wissenschaften, Mitglied der DFG-Senatskommission für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsforschung sowie Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Er war Vorsitzender der Gesellschaft für Geologische Wissenschaften.[4]
1979 erhielt er die Abraham-Gottlob-Werner-Medaille. 1991 wurde er Mitglied der Leopoldina.[7] Im Jahr 1997 erhielt er die Hans-Stille-Medaille. 1999 wurde er Ehrenmitglied der Geologischen Vereinigung und wurde mit der Serge-von-Bubnoff-Medaille geehrt.[8]
Schriften (Auswahl)
Max Schwab war Autor bzw. Mitautor von 152 Publikationen sowie zahlreichen nicht veröffentlichten Forschungsberichten.[4]
- Tektonische Untersuchungen im Permokarbon nördlich von Halle/Saale, Dissertation, 1961, Halle/Saale
- Beiträge zur Tektonik der Rhenoherzynischen Zone Gebiet der DDR mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse im Unterharz, Habilitation, 1970, Halle/Saale
- mit Hans Joachim Franzke Harz- östlicher Teil und Kyffhäuser Kristallin, Sammlung Geologischer Führer, Band 104, Gebrüder Borntraeger 2011
- mit Günter Krumbiegel Saalestadt Halle und Umgebung: ein geologischer Führer, 2 Bände, 1974
- mit Gerhard H. Bachmann, Bodo-Carlo Ehling, Rudolf Eichner: Geologie von Sachsen-Anhalt, Stuttgart, Schweitzerbart 2008
- Der geologische Untergrund der Stadt Halle und die Hallesche Marktplatzverwerfung, in Werner Freitag, Andreas Ranft, Katrin Minner (Herausgeber) Geschichte der Stadt Halle, Halle, 2006, S. 78–90
- mit Knoth Abgrenzung und geologischer Bau der Halle-Wittenberger-Scholle, Geologie, Band 21, 1971, S. 1153–1172
- Der geologische Aufbau des Halleschen Porphyrkomplexes, Herzynia, Band 1, 1964, S. 167–185
- als Herausgeber: Die altpaläozoische und variszische Entwicklung im nördlichen Mitteleuropa, 9. Rundgespräch Geodynamik des Europäischen Variszikums, Wernigerode 1993, Zentralblatt für Geologie und Paläontologie, 1993
- mit Hans Kugler, Konrad Billwitz Allgemeine Geologie, Geomorphologie und Bodengeographie, Gotha 1980, 1988
Weblinks
- Jörg Hacker, Karl-Armin-Tröger: Herrn Prof. Dr. Max Schwab (Halle/Saale) zum 80. Geburtstag, Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften, Band 34, Halle 2012, S. 115–118
- Stolpersteine mit Rosen geschmückt Erinnerungen an Schicksal der jüdischen Familie Fritz Schwab - Feierstunde vor der Rannischen Straße 1, abgerufen am 17. November 2014
Einzelnachweise
- Gedenkbuch für die Toten des Holocaust, Halle
- Zeit-Geschichten.de: Stolpersteine in Halle: Julius & Selma Schwab, abgerufen am 17. November 2014
- Silvia Zöller: Holocaust dank vieler Helfer überlebt. In: Mitteldeutsche Zeitung, 12. Juni 2007, abgerufen am 8. Juli 2021
- Jörg Hacker, Karl-Armin Tröger: Herrn Prof. Dr. Max Schwab (Halle/Saale) zum 80. Geburtstag, Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften, Band 34, Halle 2012, S. 116–118.
- Tektonische Untersuchungen im Permokarbon nördlich von Halle/Saale. Freiberger Forschungshefte, C, Band 192,2, 1961
- Norbert Hauschke Die geologisch-paläontologischen Sammlungen der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
- Mitgliedseintrag von Max Schwab bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 1. Februar 2016.
- Laudatio (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive)