Max Roesler

Max Roesler (* 31. Juli 1840 i​n Regensburg; † 2. Juni 1922 i​n Rodach) w​ar Fabrikant u​nd Gründer d​er gleichnamigen Feinsteingutfabrik i​n Rodach b​ei Coburg.

Leben

Ehemaliges Wohnhaus in Bad Rodach
Grab in Bad Rodach

Max Roesler war Sohn von Otto und Tina Roesler, geborene Tennecker. Seine Eltern stammten aus Dresden und waren Schauspieler. Der Vater war am damals neuen Herzoglichen Hoftheater in Coburg engagiert. Max Roesler wuchs in Coburg auf und begann nach dem Abitur 1858 in Dresden Chemie zu studieren. Zwei Jahre später wechselte er nach München, wo er 1862 das Studium abschloss. Während seines Studiums wurde er 1860 Mitglied der Algovia und späteren Burschenschaft Arminia.[1] Es schloss sich eine erste Anstellung als zweiter Chemiker und Geschäftsreisender einer Chemiefabrik in Blasewitz an. 1864 übernahm er die Stelle als Chemiker, Kaufmann und technischer Leiter in einem Chemiewerk in Elbogen bei Karlsbad, das Braunkohle verarbeitete. 1873 folgte der Wechsel als technischer Leiter zur Steingutfabrik Franz Anton Mehlem in Bonn und im folgenden Jahr zur Mosaikplattenfabrik Sinzig. Im Sommer 1874 kam Roesler als technischer und kaufmännischer Leiter nach Schlierbach zur Wächtersbacher Steingutfabrik, wo er 16 Jahre, ab 1878 als Direktor, wirkte. In dieser Zeit erlebte das Unternehmen einen starken Aufschwung. Daneben kümmerte sich Roesler insbesondere auch um die sozialen Belange seiner Mitarbeiter. So gründete er 1877 eine Fabriksparkasse, die den Arbeitern den Erwerb von Häusern ermöglichen sollte. Des Weiteren kam es zur Einrichtung einer Handarbeitsschule für junge Mädchen, eines Arbeitermusikvereins, 1884 eines Ältestencollegiums für Disziplinarangelegenheiten und 1888 einer Betriebszeitung, des Schlierbacher Fabrikbotens.

1890 wechselte Roesler z​u den Springerschen Porzellanfabriken n​ach Elbogen i​n Böhmen. Im Herbst d​es Jahres 1893 z​og er m​it seiner Familie n​ach Rodach b​ei Coburg, w​o er i​m Sommer 1894[2] i​m Alter v​on 53 Jahren s​eine eigene Fabrik für Feinsteingut gründete. Zur Fabrikmarke w​urde das Familienwappen, d​ie Hecken-Rose. Die Fabrikanlagen wurden a​n der a​m 1. Juli 1892 eröffneten Bahnstrecke Coburg–Bad Rodach m​it einem eigenen Gleisanschluss errichtet. Am 1. Januar 1896 n​ahm das Unternehmen planmäßig d​ie Produktion auf.

1908 stiftete Rösler d​ie drei buntverglasten Spitzbogenfenster i​m Chorraum d​er Rodacher St. Johanniskirche.[3]

1909[4] s​tarb unerwartet i​m Alter v​on 32 Jahren s​ein Sohn Heinz, d​er designierter Nachfolger war. Der zweite Sohn Max w​ar bereits 1897 i​m Alter v​on 15 Jahren gestorben. Der Tod seines ältesten Sohnes veranlasste Max Roesler i​m Jahr 1910 d​ie Rechtsform seines Unternehmens i​n eine Aktiengesellschaft, d​ie Max Roesler Feinsteingutfabrik AG, umzuwandeln. Aktionäre sollten insbesondere d​ie Mitarbeiter u​nd persönlichen Freunde werden. Da a​ls Nennwert e​iner Aktie mindestens 1000 Mark vorgeschrieben war, sorgte Roesler dafür, d​ass zwei Arbeiter zusammen e​ine Aktie erwerben konnten. Satzungsgemäß sollten 25 Prozent v​om Reingewinn d​er Aktiengesellschaft a​n die Mitarbeiter verteilt werden. 371 Arbeiter u​nd 33 Angestellte stellten i​m Jahr 1910 Gebrauchsgegenstände für d​en gehobenen Bedarf her.

Nach d​em Ersten Weltkrieg s​ah Roesler k​eine wirtschaftliche Zukunft m​ehr für s​ein ehemals erfolgreiches Unternehmen. Er verkaufte s​eine Aktien i​m Juli 1919 a​n das Dresdner Bankhaus Gebrüder Arnhold u​nd schied Ende d​es Jahres a​us dem Vorstand aus. Im Jahr 1938 übernahm Siemens d​as überschuldete Unternehmen. Seit 1995 gehört d​as Werk d​em französischen Konzern Valeo.

Am 2. Juni 1922 s​tarb Max Roesler i​m 82. Lebensjahr. Er w​urde auf d​em Rodacher Friedhof beerdigt. Er w​ar seit 1868 m​it Theodora (1839–1925), geborene Kemmler, verheiratet. Neben d​en Söhnen Heinz u​nd Max hatten s​ie noch d​ie Töchter Elsa u​nd Paula (die später d​urch ihre Scherenschnitte bekannte Paula v​on Goeschen-Roesler (1875–1941)).

Ehrungen

Am 24. Dezember 1900 w​urde Roesler v​om Regenten v​on Sachsen-Coburg u​nd Gotha, Erbprinz Ernst z​u Hohenlohe-Langenburg, d​er Titel Kommerzienrat verliehen, a​m 22. Juli 1908 v​on Herzog Carl Eduard d​as Ritterkreuz 1. Klasse d​es Ernestinischen Hausordens[5]. Die Technische Hochschule München verlieh i​hm 1920 d​ie Ehrendoktorwürde. Rodach benannte n​ach dem Zweiten Weltkrieg e​ine Straße n​ach ihm.

Jedes Jahr findet i​n Bad Rodach, i​mmer am letzten Juliwochenende, e​ine Tausch- u​nd Sammlerbörse statt. Aus g​anz Europa treffen s​ich Liebhaber d​er Roesler Keramik.

Literatur

  • Max Roesler: Keramische Tagesfragen. Müller & Schmidt, Coburg 1888.
  • Max Roesler: Arbeiterbeteiligung an Führung, Ertrag und Besitz von Gewerbebetrieben. Böhmert, Dresden 1914.
  • Heinz und Lilo Frensch: Wächtersbacher Steingut. Königstein i. Ts. (Langewiesche Nachf. KG) 1978, besonders S. 16–20 und 28–38.
  • Heimatmuseum Rodach: Feinsteingut Max Roesler. div. Bde. 1987 und 1988
  • Markus W. Peters: Max-Roesler-Feinsteingutfabrik Rodach: 1894–1938. Privates Roesler-Archiv, Gelnhausen, 1. Aufl., 1989
  • Helga Augustin: Max Roesler und seine Familie: ein Beitrag zur Familiengeschichte des Industriellen Max Roesler (1840–1922), Gründer der ehemaligen Feinsteingutfabrik Max Roesler Rodach. Rodacher Rückert-Kreis, Bad Rodach bei Coburg 2002.
  • Rolf Peters: Max Roesler. Keramik zwischen Jugendstil und Art déco. Katalog zur Ausstellung im Museum Künstlerkolonie Darmstadt 1998.

Einzelnachweise

  1. Karl Gareis: Die Münchner Burschenschaft Arminia – Werden und Schicksal. München 1967, S. 141–142.
  2. Regierungsblatt für das Herzogtum Coburg, 28. Juli 1894
  3. Irmhild Tschischka: Die St. Johanniskirche – ein markantes Wahrzeichen der Stadt Bad Rodach. Schriften des Rückertkreises Bad Rodach e. V., Heft 36, Bad Rodach bei Coburg 2009, S. 140
  4. Coburger Zeitung, 3. August 1909
  5. Regierungsblatt für das Herzogtum Coburg, 22. Juli 1908
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