Max Böhlen
Leben
Nach der Primar- und Sekundarschule in Bern besuchte Max Böhlen von 1918 bis 1919 die Post- und Verkehrsschule in Bern, vermutlich aufgrund der Tätigkeit seines Vaters (gebürtig von Riggisberg, aber Verdingkind). Aufgrund der allgemeinen Arbeitslosigkeit war er zunächst als Hilfsarbeiter, dann in einer Elektrofirma tätig.
Ab 1920 besuchte er in Bern die Gewerbeschule, wo er ersten Unterricht in Aktzeichnung bei Ernst Linck nahm, Modellieren bei Wülffli lernte und sich mit Ernst Braker anfreundete. Er entschloss sich für die Malerei, und Braker vermittelte ihm einen Platz in der Malschule von Victor Surbek und Marguerite Frey-Surbek.
Von 1926 bis 1929 erhielt er dreimal das Eidgenössische Bundesstipendium. In dieser Zeit unternahm er Studienreisen in die Toskana (1926), Paris (1926 und 1927) und Korsika (1929 und 1930–32), wo er in Ajaccio lebte und arbeitete. In diesem Zeitraum entdeckte er das Ölbild (1927) und das Aquarell (1928) als für ihn neue Ausdrucksform, der er vorher überwiegend grafisch gearbeitet hatte. 1932 wurde er von seinem Lehrer Victor Surbek in dem Bild Tafelrunde Harmonie – ein Kreis von Künstlern und Kunstinteressierten, der sich donnerstäglich im Berner Café Harmonie traf – porträtiert, das neben ihm unter anderem die Maler Herold Howald, Paul Zehnder, den Kunsthistoriker Wilhelm Stein, den Bildhauer Max Fueter und Victor Surbek selbst zeigt.
Von 1932 bis 1939 lebte und arbeitete er im ostfriesischen Aurich. Zu Studienzwecken reiste er nach Berlin (1930, 1932, 1935), in das Amsterdamer Rijksmuseum (1933), besuchte den Onkel Gustav Schiefler in Hamburg (1930) und malte Dünenlandschaften auf Langeoog. 1936 besuchte er als einer der letzten Erich Heckel in Osterholz an der Flensburger Förde und malte mehrere Aquarelle mit Motiven aus Schleswig und von der Förde.
1939 zog er mit seiner Familie von Ostfriesland in das erworbene Jägerhaus in Kandern-Egerten im Schwarzwald. Dort ließ er seine Familie während und nach dem Zweiten Weltkrieg für rund zehn Jahre zurück und lebte und arbeitete in der Schweiz: Das Engadin bot zahlreiche Motive. Er entwickelte neue Ansätze, Farben zu nutzen, und begann, mit der Rohrfeder zu zeichnen.
1950 kehrte er dauerhaft in das Jägerhaus zu seiner Familie zurück und nahm die Landschaften von Schwarzwald und Markgräflerland zum Motiv, aber auch Figuren gewannen an Bedeutung. Ab 1966 führten ihn Reisen nach Mallorca (1966, 1969, 1970), Südfrankreich (1970, 1971) und noch einmal nach Ostfriesland (1969).
Max Böhlen verstarb überraschend an einer Gehirnblutung und wurde auf dem Friedhof von Wollbach beigesetzt. Er war mit der deutschen Elsa von Rose (* 1908) verheiratet (2. September 1930) und hatte sieben Kinder (geboren zwischen 1931 und 1939).
1995 eröffnete sein jüngster Sohn im Jägerhaus in Egerten das Max-Böhlen-Museum, in dem seine Landschaften, Porträts, Stillleben, Zeichnungen und Aquarelle zu sehen sind.
Auf der Grundlage des von ihm ab 1951 geführten Verzeichnisses seiner Arbeiten lässt sich sein Werk auf mehr als 1373 Ölbilder, 9 Plastiken, 1149 Aquarelle, 1488 Landschaftszeichnungen und 457 Bildniszeichnungen schätzen. Rund die Hälfte davon befindet sich in seinem Nachlass.
Ausstellungen und Werke in öffentlichem Besitz
Ausstellungen
Max Böhlen hatte Ausstellungen in
- Basel, 15. Juni 1930, Gruppenausstellung mit Victor Surbek, Herold Howald und Martin Lauterburg
- Kunsthalle Bern, 3. November bis 1. Dezember 1935: Bilder abessinischer Kunst: Max Böhlen, Fred Hopf, Katalog (10 Seiten) von Cuno Amiet
- Kunstverein in Bremen, 1933
- Stadthalle Freiburg im Breisgau, 21. Juli bis 12. August 1962: Malerei, Graphik, Plastik: Max Böhlen, Hans Reif, Alfred Sachs, Theodor Zeller, Katalog im Verlag Freundeskreis Bildender Künstler "Palette" mit Illustrationen von Max Böhlen
- London
- Oldenburg
- Paris
- Südafrika
- Zürich
Werke in öffentlichem Besitz
- Sturz des Ikarus (Bruegel-Kopie, 1926), Kanton Bern
- Vorstadt in Bern (1927), Öl auf Holz, 79 × 63 cm, Bernische Kunstgesellschaft im Kunstmuseum Bern
- Korsische Landschaft (1931), Öl auf Holz, 65 × 98 cm, Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft
- Rheinschwelle (1962), Öl auf Leinwand, 80 × 105 cm, und Vogesenlandschaft (1963) Öl auf Leinwand, 70 × 90 cm, Regierungspräsidium Südbaden, Freiburg im Breisgau
- 83 Lithografien, Radierungen, Kaltnadelradierungen und Holzschnitte, die zwischen 1930 und 1969 entstanden, befinden sich in der Graphischen Sammlung des Kunstmuseums Bern
- Vier Gemälde befinden sich in der Sammlung des Museums für Neue Kunst Freiburg im Breisgau.
Literatur
- Max Huggler: Max Böhlen. Huber, Frauenfeld 1973, ISBN 3-7193-0466-3 (mit Werkeverzeichnis)[1].
- Walter Kern: Junge Schweizer Kunst: Max Böhlen. In: Der kleine Bund (Supplement der Berner Tageszeitung Der Bund), 13. Mai 1928.
- Zwei Grafiken von der Furka sind abgebildet in: Schönheiten der Alpenstrassen: Eine Auswahl schweizerischer Graphik, Schweizer Oberpostdirektion (Hrsg.), Band 2, Bern 1928.
- Zwei Silberstiftzeichnungen sind abgebildet in Fritz Schmalenbach/Victor Surbek, Eine Monographie, NZN-Verlag, Zürich 1950, S. 22 und 23