Max Ackermann
Max Ackermann (* 5. Oktober 1887 in Berlin; † 14. November 1975 in Bad Liebenzell-Unterlengenhardt, Schwarzwald) war ein deutscher Maler und Grafiker. Er war ein Schüler von Adolf Hölzel und gilt als Wegbereiter der abstrakten Malerei.
Leben und Werk
Max Arthur Ackermann wurde als Sohn der Eheleute Adalbert Reinhold und Marie Pauline Louise Ackermann (geb. Ossan) geboren. Sein Vater war Bildhauer, der an der Nürnberger Kunstgewerbeschule studiert hatte. Nach der Übersiedlung der Familie nach Thüringen 1891, eröffnete der Vater eine Möbel- und Rahmenwerkstatt in Ilmenau. Hier wuchs Ackermann auf. Nach dem Besuch der Ilmenauer Volksschule begann er eine Lehre als Porzellanmodelleur. Auf Empfehlung von Henry van de Velde erhielt Ackermann 1906 eine einjährige Freistelle am Großherzoglichen Kunstgewerblichen Seminar in Weimar, wo van de Velde Lehrer war. 1907 brach er das Studium ab, zeichnete und bearbeitete Marmor in seinem „Freilichtatelier für Steinarbeiten“. Ab Ostern 1908 besuchte er in Dresden die Zeichenklasse von Richard Müller, danach war er ab 1909 in München bei Franz von Stuck an der Akademie der Bildenden Künste. 1912 ging er nach Stuttgart, wo er an der Kgl. Akademie der bildenden Künste in den Schülerkreis von Adolf Hölzel eintrat, dessen Theorien ihn stark beeindruckten. Hier lernte er den Zugang zur abstrakten Malerei, die für ihn die absolute war.
Nach dem Kunststudium wurde Ackermann als Landsturmmann im zweiten Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs zum Heer eingezogen. Nach Verwundung und Lazarettaufenthalt wurde er nach zwei Jahren als untauglich entlassen. In den zwanziger Jahren arbeitete er als Maler in Stuttgart und gründete eine Lehrwerkstatt für Neue Kunst. Es folgten eine kurzzeitige Zusammenarbeit mit dem Tänzer und Choreographen Rudolf von Laban vom Monte Verità sowie Aufenthalte in der Landkommune am Grünen Weg bei Urach. 1924 trat er der Leichtathletik-Mannschaft der Stuttgarter Kickers bei, was ihn in Stil und Inhalten beeinflusste. Eine Reihe von Sportbildern entstand.
Im Jahr 1926 unternahm er eine Studienreise nach Paris. Dort lernte er den österreichischen Architekten Adolf Loos kennen. 1928 traf er im Kunsthaus Schaller in Stuttgart mit Wassily Kandinsky und George Grosz zusammen. 1929 nahm er an der Kunstausstellung zum Vagabunden-Kongress in Stuttgart teil. 1930 gründete er an der Volkshochschule in Stuttgart ein Seminar für „Absolute Malerei“ und besuchte den Monte Verità von Ascona. 1932 folgte eine Gemeinschaftsausstellung mit Ernst Heinrich Graeser und Hans Molfenter im Kunsthaus Schaller. 1936 schloss sich Ackermann dem Höri-Kreis an[1]; er siedelte nach Hornstaad am Bodensee um und malte in Hemmenhofen.
1937 wurde in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ nachweislich aus der Württembergische Staatsgalerie Stuttgart fünf Bilder Ackermanns beschlagnahmt und anschließend zerstört.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg pendelte Ackermann zwischen seinem Wohnort am Bodensee und Stuttgart. Max Ackermann war ab 1951 Mitglied im neugegründeten Deutschen Künstlerbund[3], an dessen ersten Jahresausstellungen er teilnahm. Nach dem ihm 1957 der Professorentitel ehrenhalber durch das Land Baden-Württemberg verliehen worden war, zog er endgültig nach Stuttgart. Im Jahr 1964 war er Ehrengast der Villa Massimo in Rom. Hier entstand die römische Pastellserie.
Im Jahr 1969 lernte er Johanna Strathomeyer kennen, die seinen Haushalt führte und die er 1974 heiratete. Beide zogen in ein zuvor erworbenes Haus in Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Nach schwerer Krankheit und einem Schlaganfall starb Ackermann in Unterlengenhardt, wo er am 20. November 1975 beigesetzt wurde.
In Bad Liebenzell-Unterlengenhardt ist die Max-Ackermann-Straße nach ihm benannt.
Rezeption
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg beherrschten veristische und sozialkritische Versuche sein Werk. Seine politische Sympathie galt vorerst dem Kommunismus. Zunehmend konzentrierte sich Ackermann auf die abstrakte Malerei und den Konstruktivismus („absolute Malerei“), bis hin zum Berufsverbot durch die Nationalsozialisten (Entartete Kunst) 1936. Dennoch gelang es ihm, einige Arbeiten zu verkaufen. Ein Bombenangriff zerstörte 1943 sein Atelier.
Nach dem Krieg waren seine Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in namhaften Kunstinstitutionen in ganz Deutschland zu sehen. Seine Bekanntheit und Popularität verdankt er nicht zuletzt seinem großen druckgrafischen Werk. Allein zwischen 1948 und 1975 entstanden – in enger Zusammenarbeit mit bekannten Druckern wie Luitpold Domberger, Hans-Peter Haas und Roland Geiger – mehr als 200 Siebdrucke, wobei der häufig verwendete Titel Überbrückte Kontinente auf die kontrapunktische Anlage seiner Motive hinwiesen. Zudem gilt er für viele als der „Maler der Farbe Blau“. Er betitelte seine Bilder häufig mit dem Tagesdatum. Als Vertreter der abstrakten Kunst ist seine Bedeutung nicht zu unterschätzen.
1937 nachweislich als „entartet“ beschlagnahmte und zerstörte Werke
- Ruhende (Tafelbild, Öl, 1929)
- Obdachloser (Bleistift-Zeichnung, 1926)
- Kinder (Bleistift-Zeichnung, 1924)
- Straße II (Bleistift-Zeichnung)
- Arbeitsloser (Bleistift-Zeichnung)
Werke in Museen (Auswahl)
- 24.VI.1962, Staatsgalerie moderner Kunst, München
- Herabkunft der Musik, 1947, Öl auf Hartfaserplatte, 45:31,5 cm, Kunsthalle Mannheim, Inv.-Nr. M 1078
- 14.V. bis 10.XI., 1961, Öl auf Leinwand, 220 × 100 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, Inv.-Nr. 450/538
- Inseln III, 1957, Öl auf Holz, 118,5 × 55,7 cm, Kunstmuseum Singen, 1957 erworben
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1931: Max Ackermann, Kunstverein Ulm; auch: Kunstverein Heilbronn
- 1946: Max Ackermann, Malerinnenhaus, Stuttgart
- 1947: Adolf Hölzel und Max Ackermann, Kunst- und Museumsverein Wuppertal
- 1952: Max Ackermann, Kunstverein Freiburg
- 1956: Max Ackermann, Staatsgalerie Stuttgart (mit Katalog)
- 1963: Max Ackermann, Ölbilder und Pastelle, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
- 1967: Gemälde von 1908 bis 1967, Mittelrhein-Museum, Koblenz
- 1969: Arbeiten der letzten drei Jahre, Galerie Christoph Dürr (Stuck-Villa)
- 1973: Max Ackermann Aspekte des abstrakten Werkes 1919 bis 1973. Württembergischer Kunstverein, Stuttgart[4]
- 1987: Zum 100. Geburtstag, Galerie der Stadt Stuttgart
- 1990: Max Ackermann. Klang der Farbe – Spiel der Form, Galerie Neher, Essen
- 1995: Bilder aus siebzig Jahren, Galerie Bayer, Bietigheim-Bissingen
- 1998: Ölbilder, Pastelle, Zeichnungen, Galerie Thomas, München
- 2003: Ölbilder und Pastelle der 50er, 60er und 70er Jahre, Galerie Geiger, Konstanz
- 2004: Die Suche nach dem Ganzen, Zeppelin Museum, Friedrichshafen
- 2011/12: Neue Sachlichkeit in Dresden. Malerei der Zwanziger Jahre von Dix bis Querner, Kunsthalle im Lipsius-Bau, Dresden
- 2013: Max Ackermann: Die nie gezeigten Bilder 1905–1975, Kunsthaus Apolda, Apolda
- 2017/18: Max Ackermann: Der Motivsucher. Zeppelin Museum, Friedrichshafen[5]
- 2021: Max Ackermann. Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung, Nürtingen
- 2021/22: Max Ackermann – Retrospektive, Die Galerie, Frankfurt/Main[6]
Gruppenausstellungen (Auswahl)
- 1998: Stunde Null – Deutsche Kunst der späten vierziger Jahre, Staatsgalerie Stuttgart
- 2001: Die Inszenierung der Natur (Sammlung Würth), Kunsthalle Darmstadt
- 2005: Angekommen – die Sammlung im eigenen Haus, Kunstmuseum Stuttgart
- 2011: Städtisches Museum, Engen
- 2014: Ackermann bis Zabotin, Städtische Galerie Karlsruhe
Literatur
- Dieter Honisch (Vorw.): 1945–1985. Kunst in der Bundesrepublik Deutschland (Nationalgalerie, Staatliche Museen, Preußischer Kulturbesitz, Berlin). Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1985, ISBN 3-87584-158-1.
- Lutz Tittel (Hrsg.): Max Ackermann 1887–1975 zum 100. Geburtstag. Ausstellungskatalog, Hatje, Stuttgart 1987. ISBN 978-3-77570245-4.
- Max Ackermann. Klang der Farbe – Spiel der Form. Ausstellungskatalog Galerie Neher, Essen 1990, ISBN 3-923806-47-7.
- Dirk Blübaum (u. a.): Max Ackermann (1887–1975) – Die Suche nach dem Ganzen. Zeppelin Museum, Friedrichshafen, 2004, ISBN 3-89870-192-1.
- Max Ackermann – Siebdrucke. Werkverzeichnis, Max Ackermann-Archiv, Bietigheim-Bissingen 2006 ISBN 978-3-93074212-7.
- Max Ackermann. In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S. 172.
- Markus Döbele: Max Ackermann (1887–1975) – Strukturbilder. Nünnerich-Asmus Verlag, Mainz 2013, ISBN 978-3-943904-47-5.
- Klaus D.Bode (Hrsg.): Max Ackermann – Musik im Bilde, Nürnberg 2020, ISBN 978-3-943800-20-3
Weblinks
- Literatur von und über Max Ackermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Irmgard Zündorf: Max Ackermann. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG) [zurzeit nur Archivversion?]
- Hans-Joachim Müller: Max Ackermann ist zurück. Endlich!. In: Die Welt vom 31. Dezember 2017
- ackermann-max.de Biografie bei ARt Directory GmbH
- Porträtfoto von Max Ackermann
- Biografie whoswho.de
Einzelnachweise
- kunstmuseum-singen.de: Kunst in Singen. Max Ackermann (abgerufen am 29. August 2015)
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
- kuenstlerbund.de: Archiv seit 1950 / 1. Ausstellung Berlin (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 29. August 2015)
- Akademie-Mitteilungen 4: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. April 1973 bis 31. Oktober 1973. Hrsg. von Wolfgang Kermer. Stuttgart, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, November 1973, S. 28 (Hinweis auf Ausstellung, Ausstellungskatalog mit Textbeiträgen von Günther Wirth, Kurt Leonhard, Dieter Hoffmann, „Sätze“ von Max Ackermann sowie den von Ludwig Langenfeld zum 85. Geburtstag Ackermanns herausgegebenen Jubiläumsband)
- Internetseite des Zeppelinmuseums, Friedrichshafen
- DIE Galerie - News. Abgerufen am 10. Dezember 2021.