Matthew-Bibel
Die Matthew-Bibel[1] (engl. Matthew Bible), auch bekannt als Matthew’s Version, ist eine englische Übersetzung der Bibel, die erstmals im Jahre 1537 unter dem Pseudonym „Thomas Matthew“ herausgebracht wurde. Sie besteht aus dem vollständigen Neuen Testament und dem Alten Testament von William Tyndale (so weit wie er mit seiner Bibelübersetzung vor seiner Hinrichtung kam), vervollständigt durch Teile der Übersetzung des Alten Testaments von Myles Coverdale und den Apokryphen, mit Ausnahme des Gebet des Manasse (Prayer of Manasses). Die heutigen englischen Bibelübersetzungen gehen, über verschiedene Revisionsstufen, auf sie zurück.
Übersetzung
In der Matthew-Bibel wurden Übersetzungsarbeiten von drei Übersetzern kombiniert, die mit unterschiedlichsten Quellen, in mindestens fünf Sprachen, gearbeitet hatten.
Das ganze Neue Testament (das erstmals 1526 veröffentlicht und später revidiert worden war), der Pentateuch und aus David Daniell’s Sicht[2], das Buch Josua, das Buch der Richter, das Buch Rut, das 1. Buch Samuel, das 2. Buch Samuel, das 1. Buch der Könige, das 2. Buch der Könige, das 1. Buch der Chronik und das 2. Buch der Chronik, war das Werk von William Tyndale. Tyndale arbeitete direkt mit dem hebräischen und griechischen Bibeltext, gelegentlich konsultierte er die Vulgata und die lateinische Version des Erasmus. Außerdem nutzte er Luthers Bibel für die Vorworte, Randbemerkungen und den Bibeltext.[3][4][5][6] Das Pseudonym „Thomas Matthew“ wurde verwendet, weil man wohl vor Heinrich VIII. verbergen musste, dass ein Großteil der Übersetzung von Tyndale stammte.
Die restlichen Bücher des Alten Testaments und die Apokryphen waren Übersetzungen von Myles Coverdale, der hauptsächlich aus deutschen und aus lateinischen Quellen übersetzte.[7]
Einige Historiker stellen Coverdale und Tyndale gern als Konkurrenten beim Erreichen der vollständigen englischen Bibelübersetzung dar. Tatsächlich kannten sie sich aber persönlich und arbeiteten gelegentlich zusammen. Foxe erwähnt, dass beide bereits 1529 in Hamburg den Pentateuch übersetzten.[8]
Das Gebet des Manasse (Prayer of Manasses) war das Werk von John Rogers. Rogers übersetzte aus einer französischen Bibel, die zwei Jahre zuvor (1535) übersetzt worden war. Rogers, der die ganze Bibel zusammenstellte, fügte der Bibel noch ein Vorwort und einige Randbemerkungen, einen Kalender und einen Almanach hinzu.
Von den drei Übersetzern wurden zwei auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Tyndale wurde am 6. Oktober 1536 in Vilvoorde (Belgien) hingerichtet.[9] John Rogers wurde am 4. Februar 1555 auf dem Smithfield (England) hingerichtet. Er war der erste, dem dieses Schicksal unter Mary I. widerfuhr. Thomas Cromwell beschäftigte Myles Coverdale mit der Arbeit an der Great Bible[10] von 1539, der ersten offiziell autorisierten englischen Bibelübersetzung.
Tyndale gilt als der begabteste unter den drei Übersetzern. Nach Dr. Westcott beginnt "die Geschichte der englischen Bibel mit dem Werk von Tyndale und nicht mit dem von Wyclif"[11]. Die Qualität seiner Bibelübersetzung widerstand der Zeit, sie ist auch heute noch in den modernen Versionen der Bibel zu finden. A. S. Herbert urteilte über die Matthew Bibel: "diese Fassung [der englischen Bibel], die die beste Arbeit von Tyndale und Coverdale zusammenfügt, ist die wahre ursprüngliche englische Bibel"[12]. Auf ihr basieren die Geneva-Bibel und die King-James-Version. Nach David Daniell beobachteten die Gelehrten Jon Nielson[13] und Royal Skousen, dass nach alten Schätzungen Tyndales Beitrag zur King-James-Bibel 'zwischen 90 % (Westcott) und am niedrigsten mit 18 % (Butterworth) liege'. Mit einem statistischen Stichprobenverfahren, basierend auf 18 Abschnitten der Bibel, schlossen sie für das Neue Testament, das Tyndales Beitrag bei um die 83 % des Textes liegt, und im Alten Testament bei 76 %.[14] Die lange Zeit unbeachtete Matthew-Bibel formte die Gestalt der englischen Bibel nachhaltig, denn sie beeinflusste offensichtlich die ihr nachfolgenden englischen Bibelfassungen.
Bibeleditionen
- The Matthew’s Bible. 1537 Edition [Facsimile]. Peabody, Massachusetts, Hendrickson Publishers, 2009, ISBN 978-1-59856-349-8
Einzelnachweise
- äußerst selten, wörtlichst ins deutsche übersetzt mit: Matthäusbibel
- Tyndale, William (Übers.); Martin, Priscilla (Hrsg.): William Tyndale’s New Testament with an Introduction by Priscilla Martin - Edition von 1534. Hertfordshire, 2002, Seite: xxi, Zeile: 37 und siehe den Wikipedia-Artikel zu David Daniell
- siehe: Tyndale, William (Übers.); Martin, Priscilla (Hrsg.): William Tyndale’s New Testament with an Introduction by Priscilla Martin - Edition von 1534. Hertfordshire, 2002, Seite: xvi
- siehe auch: Daniell, David: William Tyndale. a Biography. New Haven & London: Yale University Press, 1994, Seite 114, Zeile 33
- siehe auch: Brockhaus Verlag/Vogel, Gudrun: Der Brockhaus in sechs Bänden. Mannheim/Leipzig, 2009, Artikel: Tyndale, William
- siehe auch: Bibliographisches Institut/Zwahr. A.:Meyers Großes Taschenwörterbuch. Mannheim, 2004, Artikel: Tyndale, William
- vermutlich Luthers deutscher Übersetzung und der Vulgata (siehe: Tyndale, William; Martin, Priscilla: William Tyndale’s New Testament with an Introduction by Priscilla Martin - Edition von 1534. Hertfordshire, 2002, Seite: xxi, Zeile 18); für mehr siehe: Coverdale-Bibel
- John Foxe: The Acts and Monuments of John Foxe. 1570 Edition, Book 11, S. 1695 (online)
- höchstwahrscheinlich, durch die Ermittlungen von Agenten von Heinrich VIII. und dessen anglikanischer Kirche
- selten wörtlich ins Deutsche übersetzt mit: Große Bibel
- Geschichte der englischen Bibel (History of the English Bible)
- A.S. Herbert: Historical Catalogue of Printed Bibles 1525-1961. British and Foreign Bible Society and American Bible Society, 1968, SBN 564-00130-9, Seite 18.
- vermutlich auch: John Nielson geschrieben
- Daniell, David: The Bible in English. History and Influence. New Haven: Yale Univ. Press, 2003, Seite 448 und siehe den Wikipedia-Artikel zu David Daniell
Literatur
- Herbert, A. S. (1968) Historical Catalogue of Printed Editions of the English Bible, 1525–1961. London: British and Foreign Bible Society; New York: American Bible Society ISBN 0-564-00130-9
Weblinks
- Online-Version von Sir Frederic G. Kenyons Artikel in Hastings’ Dictionary of the Bible, 1909.
- Books Fatal to Their Authors, von P. H. Ditchfield, 1894.