Maschinenfabrik Cyclop
Die Maschinenfabrik Cyclop war eine Fabrik, die unter anderem Zubehör für Wasserwerke etc. produzierte. Sie gehörte zur Firma Mehlis & Behrens. Als Maschinenfabrik Cyclop bauten Mehlis & Behrens, die ihren Hauptsitz im Wedding hatten, Dampfmaschinen, Straßenwalzen,[1] Pumpen etc.[2] Auch sind hin und wieder noch Schachtdeckel mit der Firmenaufschrift „Maschinenfabrik Cyclop“ in Deutschland zu finden.
Geschichte und Produkte
Mehlis & Behrens waren, als die Maschinenfabrik Cyclop in einem Neubau untergebracht wurde, bereits seit längerer Zeit in Berlin tätig gewesen. Gegründet wurde die Firma, die in der Pankstraße 14/15 ansässig war, im Jahr 1872. Laut einer Werbeanzeige aus dem Jahr 1896 produzierte sie auch große Eisenkonstruktionen wie Brücken. Unter anderem stammte auch die Kuppel des in den Jahren 1884 bis 1894 errichteten Reichstags von Mehlis & Behrens. Ferner stellten Mehlis & Behrens Gerätschaften wie Krane und Aufzüge her.
In Berlin wurden ab 1873 Dampfwalzen im Straßenbau eingesetzt. Die ersten Exemplare wurden allerdings in England gekauft, da erst um 1880 auch in Deutschland solche Geräte produziert wurden. Zu den ersten Dampfwalzenbauern in Deutschland gehörten Gotthilf Kuhn in Stuttgart, Maffei und Krauss in München sowie drei Berliner Firmen, unter denen auch die Maschinenfabrik Cyclop war. Diese baute 1879 für die Stadt Berlin eine Dampfwalze, die sich von den bisher angeschafften Modellen stark unterschied. Sie besaß einen stehenden Kessel und eine Zwillingsmaschine, die auf die Hinterwalze wirkte. Vorder- und Hinterwalze hatten denselben Durchmesser. Diese erste Cyclop-Dampfwalze, die Berlin ankaufte, war etwa 14,7 Tonnen schwer. Wenige Jahre später nahm Berlin noch eine zweite Dampfwalze von Cyclop in Betrieb, die rund 17 Tonnen wog. Nach eigenem Bekunden hatte die Maschinenfabrik Cyclop bis zur Gewerbeausstellung 1896 bereits zehn besonders große und leistungsfähige Dampfwalzen gebaut.[2] Um diese Zeit waren in der Maschinenfabrik Cyclop etwa 500 Arbeiter beschäftigt.[3] 1901 lieferte die Fabrik ein Aggregat für die Straßenbeleuchtung in Frankfurt (Oder).[4]
Die Maschinenfabrik Cyclop wurde Namensgeberin der einzigen Cyclopstraße Deutschlands, in der sie aber nur wenige Jahre ansässig war: 1910 wurde in Berlin die Cyclopstraße angelegt, 1912 wurde die Maschinenfabrik dort in neuen Gebäuden angesiedelt. Offenbar überstand sie den Ersten Weltkrieg in diesen Gebäuden nicht, denn nach dessen Ende brachte die Berliner Straßenbahn ihr Hauptlager auf dem ehemaligen Fabrikgelände unter.
Von den Fabrikhallen der Maschinenfabrik Cyclop auf den Grundstücken Cyclopstraße 9–27, die offenbar von der Berliner Straßenbahn noch genutzt wurden, ist nichts erhalten geblieben. Sie wurden 1982 abgerissen und durch eine neue Bebauung ersetzt.
Der nördliche Teil der Cyclopstraße, die einst parallel zur Nordbahn vom Göschenplatz bis zum S-Bahnhof Waidmannslust führte, wurde im Jahr 1987 in Jean-Jaurès-Straße umbenannt und hatte zwischendurch wahrscheinlich auch schon den Namen Parallelstraße getragen. Der südliche Teil der Straße hat seinen ursprünglichen Namen behalten.[5]
Erhaltene Produkte
Im Architekturmuseum der TU Berlin haben sich Zeichnungen Paul Lehmgrübners zur Restaurierung der Marienkirche in Mühlhausen/Thüringen erhalten. Darunter ist auch die Darstellung einer Schraubenwinde der Maschinenfabrik Cyclop, die eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen hatte.[6]
In einem einstigen Schöpfwerk in Vehlgast befindet sich noch eine Pumpe, die im Jahr 1900 in der Maschinenfabrik Cyclop hergestellt wurde. Die historische Pumpe, die als einmalig in Sachsen-Anhalt gilt, soll als technisches Denkmal erhalten bleiben.[7] Sie wurde zunächst mit Dampfkraft angetrieben. Albert Gieseler spekulierte, ob die zunächst an eine Dampfmaschine angeschlossene Kreiselpumpe 1926 auf elektrischen Antrieb umgestellt worden sein könnte.[8] Ingo Freihorst berichtet dagegen in einem Zeitungsartikel, die Pumpe sei ab 1927 mit Windkraft angetrieben worden. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges sei das Windrad abgebaut worden, um kein Ziel für Fliegerangriffe zu bieten. Das Kesselhaus und sein Schornstein existierten laut Freihorst bis 1977, die Pumpe sei aber noch ein Jahr länger genutzt worden.[9]
Im Schiffshebewerk Henrichenburg, das Teil des LWL-Industriemuseums ist, befindet sich noch eine 1914 hergestellte Pumpe aus der Maschinenfabrik Cyclop. Das Schiffshebewerk selbst ist älter; es wurde als erste Einrichtung seiner Art schon 1899 eingeweiht, aber 1914 um eine Schachtschleuse mit mehreren Sparbecken ergänzt.[10]
Einzelnachweise
- Abbildung einer Dampfwalze der Maschinenfabrik Cyclop aus dem Jahr 1880 auf www.dampfkultur.de
- Michael Gündling, Firmenportrait I. Maschinenfabrik 'Cyclop' - Mehlis & Behrens, Berlin, Pank-Strasse. Berliner Actien-Gesellschaft für Eisengiesserei und Maschinenfabrikation vormals J.C. Freund & Co. In: DWCS-Info, Dezember 2005, S. 14–17 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- 100 Jahre Wedding, auf: www.berlinstreet.de
- Von der AEG zur Allgemeinen Lokalbahn, auf: www.svf-ffo.de
- Die Geschichte der Maschinenfabrik Cyclop und der Cyclopstraße auf www.cyclop9.de (Memento des Originals vom 7. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Lehmgrübners Zeichnung der Schraubenwinde auf architekturmuseum.ub.tu-berlin.de
- Altes Schöpfwerk Vehlgast, auf: www.altes-schoepfwerk-vehlgast.de (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Maschinenfabrik Cyclop, Mehlis & Behrens: Dampfpumpe, auf: www.albert-gieseler.de
- Ingo Freihorst, Nutzungsvertrag für Sanierung des alten Schöpfwerkes ist unterschriftsreif, 31. Januar 2012, auf: www.volksstimme.de
- Schiffshebewerk Henrichenburg im Schleusenpark Waltrop, auf: www.route-industriekultur.de