Masamune
Okazaki Masamune (jap. 岡崎 正宗)[1], auch bekannt unter dem Namen Okazaki Gorō (岡崎 五郎), Gorō Nyūdō Masamune (五郎 入道 正宗, dt. „Priester Gorō Masamune“)[2], war einer der berühmtesten Schwertschmiede Japans. Die genauen Lebensdaten sind unbekannt. Es wird heute aber allgemein davon ausgegangen, dass er die meisten seiner Schwerter, im Wesentlichen Katana- und Tantōklingen im Stile der Sōshū-Tradition, zwischen 1288 und 1328 in der Provinz Sagami angefertigt hat.
Stil
Die Schwerter von Masamune waren von ausgesprochener Schönheit und ausgezeichneter Qualität. Dies ist besonders deshalb beachtlich, weil der zu dieser Zeit verfügbare Stahl häufig von inhomogener Zusammensetzung war. Man geht allgemein davon aus, dass er die Kunst des nie (Einbettung martensitischer Kristalle in eine Perlitmatrix), die in ihrem Aussehen an Sterne am Nachthimmel erinnern, zur höchsten Blüte gebracht hat.
Masamune war ein Schüler von Shintogo Kunimitsu und stellte Suguha-Klingen mit gerader Härtelinie her, schuf aber auch großartige Notare Hamon-Klingen, bei denen die Schneide an der Vorderkante eine sanft gewellte Härtelinie aufweist. Darüber hinaus gibt es einige Klingen mit ko-midare (kleinen Unregelmäßigkeiten), die nach der Art der alten Bizen- und Hoki-Provinz-Stile hergestellt wurden.
Charakteristisch für seine Arbeiten sind chikei (klare graue Linien auf der Schneide) und kinsuji, einem blitzstrahlförmigen Muster auf der Klinge. Aus dem Stil seiner Arbeiten kann man schließen, dass sie von der späten Kamakura-Periode bis zur Namboku-chō hergestellt wurden.
Schwerter von Masamune werden oft nach einer Kombination aus den Namen ihres Herstellers und einem spezifischen Namen für das jeweilige Schwert bezeichnet. Ein Beispiel dafür ist das Honjo Masamune, das als Symbol für das Tokugawa-Shogunat diente und von Herrscher zu Herrscher weitergegeben wurde. Es ist vermutlich das bekannteste der von Masamune gefertigten Schwerter. Weitere bekannte Schwerter sind Fudo Masamune, Kyogoku Masamune und Daikoku Masamune.
Unter den Schwertern, die im Kyōho Meibutsu Cho[3], einem Verzeichnis ausgezeichneter Schwerter aus den Sammlungen von Daimyos aus der Kyōhō-Ära, aufgeführt werden, sind die Waffen von Masamune die am häufigsten zitierten.
Das Kyōho Meibutsu Cho wurde auf Anordnung von Tokugawa Yoshimune vom Tokugawa-Shogunat im Jahre 1714 verfasst und besteht aus drei Büchern. Das erste Buch ist unter dem Namen Nihon Sansaku bekannt und enthält eine Liste von Arbeiten der großartigsten Schwertschmiede aus Sicht von Toyotomi Hideyoshi und führt 41 Klingen von Goro Nyudo Masamune auf.
Die heute noch existenten Arbeiten von Masamune haben allesamt den Status eines japanischen nationalen Kulturguts oder sind Teil des kaiserlichen Schatzes. Etwa die Hälfte davon sind kurze Tantōs, die andere Hälfte Katana mit Standardlänge, wovon wiederum die Hälfte ursprünglich als längere Nodachi gefertigt und von späteren Generationen auf ihre heutige Länge gekürzt worden sind.
Vergleich mit Muramasa
Die Schwerter von Masamune werden häufig mit den Arbeiten von Muramasa, einem anderen japanischen Schwertschmied aus dem 15. Jahrhundert, verglichen. In den Legenden, die sich um die Klingen der beiden Schmiede ranken, werden die Waffen von Muramasa als blutdürstig und böse beschrieben, während Masamunes Klingen innere Ruhe und Gelassenheit nachgesagt wird.
Schwerter
Honjō Masamune
Das Schwert Honjō Masamune (本庄正宗)[3] ist ein Katana, es war das Symbol des Tokugawa-Shogunats und wurde von Shogun zu Shogun weitergegeben. Es ist eines der bekanntesten Schwerter Masamunes und soll eines der besten Katana sein, die jemals hergestellt wurden. Der Name Honjō leitet sich vermutlich von einem früheren Besitzer, dem General und Herrn von Echizen Honjō Shigenaga ab, der das Schwert in einer Schlacht erbeutete.
Zwar wurde das Schwert im Jahre 1939 zum Nationalschatz (Kokuhō) erklärt, aber sein Verbleib ist heute unbekannt: wie so viele historische Schwerter wurde es am Ende des Zweiten Weltkriegs von der US-Armee erbeutet. Bis heute gilt das Honjō Masamune als verschollen, da unbekannt ist, ob es wie viele andere Schwerter zerstört wurde oder immer noch irgendwo liegt.[4]
Fudō Masamune
Diese Klinge ist eine der wenigen, die von Masamune signiert wurden und an deren Originalität somit kein Zweifel besteht. Sie wurde von Toyotomi Hidetsugu[3] für 500 Kan gekauft und wurde an Shogun Ieyasu und von diesem an Maeda Toshiie weitergegeben. Maeda Toshitsune verschenkte sie wieder an den Shogun. Später wurde die Klinge ein Erbstück der Owari-Tokugawa. Das Fudo Masamune ist ein Tantō von etwa 25 cm (8 sun 6.5 bun) Länge, mit einer Wurzelgravierung auf der Omote-Seite und einen Drachen auf der Ura. In die Klinge eingraviert ist eine Darstellung von Fudō Myō-ō, einer buddhistischen Gottheit, die der Klinge ihren Namen gab.
Hōchō Masamune
Diese schlanke und elegante Klinge ist ein Tantō von 21,8 cm Länge. Die Klinge besitzt einen Gomabashi im Sukashi. Sie wurde um 1919 restauriert und für etwa 10 Hiki verkauft, was etwa 14¢ US zu dieser Zeit entsprach. Das Hocho Masamune befindet sich im Tokugawa-Kunstmuseum.[5]
Kotegiri Masamune
Kotegiri oder Kote giri ist ein Kendo-Schlag zum Handgelenk[6]. Der Name leitet sich von einem früheren Besitzer, Asakura Ujikage[3] her, der damit in der Schlacht von Toji in Kyōto den stählernen Panzerhandschuh vom Arm eines gegnerischen Samurais abtrennte. Oda Nobunaga gelangte in den Besitz des Schwertes und ließ es auf die aktuelle Länge kürzen. Im Jahre 1615 gelangte es in die Hände des Maeda Clans, der es 1882 an den Kaiser Meiji, der ein bekannter Schwertsammler war, verschenkte.
Hachiwari
Eine Klinge[2], die von Masamune mit einer Inschrift versehen wurde:
- 日本鍛冶祖匠(人) (Nihon kaji soshō(jin), dt. „Der japanische Schwertschmiedemeister“)
- 五島入道正宗造之 (Gorō Nyūdō Masamune tsukuru no, dt. „Vom Priester Gorō Masamune gemacht“)
- 楠多門兵衛正成 (Kusunoki Tamon Hyōei Masashige, dt. „Kusunoki ‚Tamon Hyōei‘ Masashige“)
- 元弘元年正月吉日 (Genkō gannen shōgatsu kichijitsu, dt. „Ein glücklicher Tag im ersten Monat des ersten Jahres von Genkō“ (1331))
Rezeption
Im belletristischen Bereich führt der deutsche Schriftsteller Dieter R. Fuchs in seinem Roman "Der Masanao Adler – im Fokus der Wissenschaft" (2020, ISBN 978-3-903161-76-4) in die Welt von Masamune ein.[7] Ein fiktives Schwert aus dessen Hand spielt eine zentrale Rolle in diesem in der Arbeitswelt der Archäometrie angesiedelten Wissenschaftsroman.
Einzelnachweise
- 岡崎正宗. In: デジタル大辞泉の解説 bei kotobank.jp. Abgerufen am 13. Dezember 2013 (japanisch).
- Hachiwara with the enscription „Priest Goro Masamune made this“
- Archivlink (Memento vom 28. April 2007 im Internet Archive) History of Masamune by Jim Kurrasch
- Mythen der Geschichte: Das Samuraischwert (The Lost Sword of the Samurai). In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 8. März 2020.
- http://www.tokugawa-art-museum.jp/english/parmanent/room1/tachi2.html
- Kote giri (Memento vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive)
- Leseprobe zu DER MASANAO ADLER bei Viewpoint Media. Abgerufen am 31. Dezember 2021.
Weblinks
- Masamune: A genius sword smith and his lineage By Robert L. Benson, Jr (Memento vom 19. Februar 2003 im Internet Archive)
- Infos und "Glossary of Terms" (Memento vom 8. Februar 1999 im Internet Archive)
- Masamune and the ten disciples (Memento vom 13. März 2013 im Internet Archive)