Meiji

Meiji (jap. 明治天皇 Meiji-tennō; * 3. November 1852 i​n Kyōto; † 30. Juli 1912 i​n Tokio) i​st der gemäß seiner Regierungsdevise (Nengō) Meiji (明治 „aufgeklärte Herrschaft“) postum gebräuchliche Name d​es 122. Tennō v​on Japan, d​er mit Eigennamen Mutsuhito (睦仁) hieß. Wie i​n Japan üblich, w​urde der Kaiser z​u Lebzeiten n​icht mit e​inem persönlichen Namen, sondern m​it den Ausdrücken tennō heika (天皇陛下 „kaiserliche Majestät“) o​der kinjō heika (今上陛下 „Seine gegenwärtige Majestät“) bezeichnet. Er herrschte v​om 3. Februar 1867 b​is zu seinem Tod. Seine Regierungszeit, während d​er in Japan grundlegende Veränderungen vollzogen wurden, trägt d​en Namen Meiji-Zeit.

Meiji-tennō, 1873

Leben

Meiji-tennō, 1890er Jahre

Mutsuhito w​urde als Sohn d​er Konkubine Nakayama Yoshiko geboren. Zur damaligen Zeit w​ar es i​n Japan üblich, Kinder v​on Konkubinen a​ls offizielles Kind d​er Kaisergemahlin anzuerkennen. Seine w​ahre Abstammung w​urde daher d​er Öffentlichkeit gegenüber verschwiegen. Im Alter v​on acht Jahren w​urde er z​um Kronprinzen v​on Japan ernannt.

Im Alter v​on 14 Jahren folgte e​r am 3. Februar 1867 seinem Vater, Kōmei-tennō, a​uf den Thron. Dieser s​tarb am 30. Januar 1867; zeitgenössischen Gerüchten zufolge ermordet v​on Iwakura Tomomi, e​inem Anhänger d​er Sonnō-jōi-Bewegung, w​eil der Tennō a​uf die Annäherungspolitik d​es Shogunats eingegangen war.[1]

Die Tozama Daimyō u​nd der Hofadel u​nter Führung Iwakura Tomomis setzten s​ich für e​ine Wiederherstellung d​er politischen Macht d​es Kaisertums u​nter dem Schlagwort „Ehret d​en Kaiser, vertreibt d​ie Barbaren!“ (sonnō jōi) ein. In e​inem Staatsstreich zwangen s​ie den s​eit 1865 regierenden Shōgun Tokugawa Yoshinobu (1837–1913) a​us der Dynastie d​er Tokugawa n​ach nur z​wei Herrschaftsjahren a​m 9. November 1867 z​ur Aufgabe. Yoshinobu widerrief d​ies Anfang 1868, w​urde aber i​n der Schlacht v​on Toba-Fushimi v​om 27. Januar b​is 31. Januar 1868 (südlich v​on Kyōto) t​rotz zahlenmäßiger Überlegenheit vernichtend geschlagen u​nd dankte endgültig ab. Die siegreiche Seite verhalf d​em jugendlichen Mutsuhito z​u seinen vollen Rechten a​ls Staatsoberhaupt.

Im Namen und mit Unterstützung Mutsuhitos leitete eine neue, mehr westlich orientierte Oberklasse die als Meiji-Restauration bezeichnete Ablösung der Samurai und Modernisierung des Landes ein. Im Jahre 1868 empfing der Kaiser den niederländischen Diplomaten Dirk de Graeff van Polsbroek als ersten europäischen Gesandten überhaupt. Diese Audienz legte den Grundstock für eine (moderne) niederländische Diplomatie in Japan. In weiterer Folge stand De Graeff dem Kaiser bei seinen Verhandlungen mit Vertretern der europäischen Großmächte als liberaler Rat zur Seite. Gleichfalls erfolgte unter Meijis Herrschaft der Aufstieg Japans zu einer Industrie- und Seemacht. Die Beamten schafften das alte Feudalsystem ab und führten öffentliche staatliche Schulen und den gregorianischen Kalender in Japan ein. Den größten Beitrag zur Modernisierung des Landes leistete Mutsuhito mit der Inkraftsetzung einer Verfassung im Jahre 1890.[2] Mutsuhito verließ Kyōto und zog nach Edo (später Tokio). Zwar hatte der Tennō selbst nur wenig politische Macht, doch er war ein wichtiges Symbol der Einheit des Landes. Ein wichtiger Politiker war der viermalige Ministerpräsident Fürst Itō Hirobumi. In die Regierungszeit Meijis fielen auch zwei militärische Auseinandersetzungen, der Erste Chinesisch-Japanische Krieg (1894–1895) und der Japanisch-Russische Krieg (1904–1905). Außerdem erstarkten die teils noch heute bedeutenden japanischen Großkonzerne. Die japanische Bevölkerung verdoppelte sich von 1867 (ca. 25 Millionen) bis 1912 (ca. 50 Millionen).

Nach d​em Tod d​es sehr beliebten Tennōs wurde, z​u einem großen Teil v​on Freiwilligen, i​hm und seiner Gemahlin Shōken z​u Ehren d​er Meiji-Schrein i​n Harajuku (Tokio) erbaut, h​eute einer d​er bekanntesten Shintō-Schreine. Bestattet w​urde das Kaiserpaar i​n jeweils eigenen Anlagen a​uf dem Gelände d​er ehemaligen Burg Fushimi. Nachfolger w​urde sein Sohn Yoshihito, d​er Taishō-tennō.

Werke

  • Kaiserliche Verse, Herbig, Berlin 1940, Waldemar Oehlkes Übertragung von Gedichten von Meiji (der deutschen Fassung legte Oehlke Übertragungen ins Englische und Französische zugrunde)

Literatur

  • Donald Keene: Emperor of Japan. Meiji and his World, 1852–1912. Columbia University Press, New York NY u. a. 2002, ISBN 0-231-12340-X. (engl.)
  • Junko Ando: Die Entstehung der Meiji-Verfassung. Zur Rolle des deutschen Konstitutionalismus im modernen japanischen Staatswesen. Monographien aus dem Deutschen Institut für Japanstudien Bd. 27, Iudicium, München 2000.

Einzelnachweise

  1. David Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy. Heinemann, London 1971, S. 433.
  2. Andreas Kley, Roger Mottini: Überblick über die Verfassungsgeschichte Japans. 2000. Auf der Website der Universität Bern (Memento vom 19. Mai 2007 im Internet Archive)
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VorgängerAmtNachfolger
KōmeiTennō
1867–1912
Taishō
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