Museum der Stadt Steyr
Das Museum der Stadt Steyr am Grünmarkt 26 in Steyr in Österreich (auch Stadtmuseum Steyr) existiert seit 1913, seine Sammlungen befinden sich im Innerberger Stadel und im benachbarten Neutor. Der alte Name ist Heimathaus Steyr.
Geschichte
Eine erste Sammlung befand sich seit 1890 im Bürgerschulgebäude an der Promenade. Nach der Übernahme durch die Stadt übersiedelte die Sammlung erst ins Rathaus (Eröffnung 31. Mai 1895) und dann 1898 in die neu erbaute Industriehalle. Nach einem Gemeinderatsbeschluss vom 26. Juli 1912 stand der endgültige Ort im Innerberger Stadel fest. Eröffnung war am 25. Juli 1913. Die Stadt hatte den Renaissance-Speicherbau 1908 von der Waffenfabriksgesellschaft erworben. 1913 erwarb der Museumsverein 450 Stabpuppen aus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bestehenden Steyrer Wanderkrippen. Seit 1924 wird damit von Advent bis nach Dreikönig das Steyrer Kripperl bespielt, das sich ebenfalls im Innerberger Stadel befindet.[1] Das Heimathaus wurde teilweise durch Schenkungen ausgestattet. Am bedeutendsten war die der Lambergschen „Puppensammlung“ durch Gräfin Anna Lamberg (-Werndl) im Jahr 1915.[2] Die Jahre des Zweiten Weltkriegs brachten große Schäden mit sich. Nach umfangreichen Renovierungs- und Wiederaufbauarbeiten eröffnete das Haus jedoch am 14. Oktober 1947 wieder. Am 3. April 1950 beschloss die oberösterreichische Landesregierung ein Eisenmuseum, diesem stimmte der Steyrer Gemeinderat am 18. April 1950 zu. Eröffnet wurde am 29. Juli 1957. Der Sensenhammer hinter dem Heimatmuseum wurde von Josef Zeitlinger aus Leonstein (Gemeinde Grünburg) gestiftet. In einem Anbau des Innerberger Stadels, der den Zugang zum Sensenhammer bildet, befindet sich die Petermandl’sche Messersammlung mit rund 500 Stücken aus Europa, Asien, Afrika und Amerika. Sie geht auf Anton Petermandl (1820–1901) zurück, der sie bereits 1882 der kk. Fachschule und Versuchsanstalt für Eisen- und Stahlindustrie in Stadt Steyr schenkte.[3] Ab 4. Juni 1971 erweiterte das Heimathaus seine Bestände durch eine Vogelsammlung des Ornithologen Karl Steinparz in den Räumen des angrenzenden Neutors und 1973 durch eine Bauernschmiede aus Unter-Laussa.[4]
Im Bestand der Petermandl’schen Messersammlung tauchten 2012 sechzig Samuraischwerter namhafter japanischer Schmiede auf. Sie stammen aus der Sammlung des Arztes Albrecht von Roretz (1847–1884), der sie später Anton Petermandl vermachte.[5] Sechs dieser Schwerter waren erstmals in der Sonderausstellung Messer & Schwerter im Innerberger Stadel zu sehen (7. Dezember 2013 bis 31. Mai 2014)[6]
Das Museum ist neben Schloss Lamberg und dem Museum Arbeitswelt ein Schauplatz der Landesausstellung 2021 „Arbeit – Wohlstand – Macht“. Es repräsentiert die Geschichte des Bürgertums und erhielt dadurch ein dementsprechend neues Konzept. Die Umbauarbeiten begannen 2018.[7]
Ausstellungen
- Im Erdgeschoss des Innerberger Stadels sind zwei Großkrippen zu sehen:
- Die Lambergkrippe mit auf einem Krippenberg platzierten Figuren aus der Zeit zwischen Barock und Biedermeier.
- Die aus Olivenholz geschnitzte Bethlehemkrippe.[8]
- Im ersten Stock Sakral- und Alltagsgegenstände sowie Arbeiten des Stahlschneiders Michael Blümelhuber. Das zweite Obergeschoss ist wechselnden Ausstellungen vorbehalten.
- Ein Anbau des Innerberger Stadels beherbergt im ersten Stock die Petermandl’sche Messersammlung mit rund 500 Stücken aus Europa, Asien, Afrika und Amerika und im Erdgeschoß eine Nagelschmiede. Hinter dem Stadel befindet sich, durch den Anbau zugänglich, ein auf den technischen Stand des 18. Jahrhunderts abgestimmter Sensenhammer.
- Im Neutor befinden sich der Waffensaal, die Mineralien- und Fossiliensammlung Franz Ritz und die Vogelsammlung des Ornithologen Karl Steinparz.
- Teil der Lambergschen Puppensammlung
- Ausstellungsraum im ehemaligen Magazin des Innerberger Stadels
- Die Petermandlsche Messersammlung
- Der Sensenhammer
- Der Waffensaal im Neutor
- Schaukasten der Sammlung Franz Ritz
- Schaukasten der Vogelsammlung im Neutor
Exponate
- Der barocke Rosenkranzaltar im ersten Obergeschoss des Innerberger Stadels stammt aus dem Jahr 1677 und befand sich ursprünglich in der Marienkirche. Das Altarblatt zeigt einen von Dominikanerheiligen gepflegten und bewachten Garten, in dem ein Medaillons tragender Baum wächst. Im äußeren Kreis zeigen die Medaillons Darstellungen aus dem Leben Jesu und Mariens und im Inneren Porträts von Dominikanern. Im Zentrum thront auf einer Blüte Maria mit dem Jesuskind. Sie wird von zwei Engeln bekränzt, darüber schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Im linken und rechten Bildhintergrund verehren geistliche und weltliche Würdenträger die Gottesmutter. Den Rahmen bildet barockes Rankenwerk. Der Altar war eine Stiftung der Rosenkranzbruderschaft der Stadt Steyr, die damit an die Schlacht bei Lepanto erinnerte.[9]
- Der Rosenkranzaltar in Gesamtansicht
- Nahaufnahme des Altarblatts
- Die Unika-Plakette Evangelium im ersten Obergeschoss des Innerberger Stadels ist eine Arbeit Michael Blümelhubers. Die aus einem Stück Waffenstahl hervorbrechende Blumengruppe symbolisiert Liebe und höheres Geistesleben. 1921 zeichnete die österreichische Republik das Werk mit dem Staatspreis aus, 1924 stand es im Mittelpunkt der Ausstellung „Friedensbewegung und Friedensarbeit in allen Ländern“.[9]
- Plakette Evangelium
- Das Werndl-Medaillon im Waffensaal ist ein aus Gold und Silber geschmiedetes Zunftzeichen. Es zeigt hinter Glas eine Darstellung der Mariensäule am Wieserfeldplatz, auch Messererkreuz genannt. Das Josef Werndl gewidmete Stück (datiert 1862) befand sich früher an dessen Stammtisch im Gasthaus zur Blauen Kugel in der Kirchengasse. Werndls OEWG errichtete Wasserkraftwerke und ließ 1884 zur Electrischen-Landes-Industrie-Forst und culturhistorischen Ausstellung einen Teil der Stadt elektrisch beleuchten. Als Würdigung dafür wurde das etwa 60 cm große Medaillon mit zwei Glühlampen ergänzt. Das Stück gehört nach dem Ankauf durch die Stadt seit 2007 zur Sammlung.[10][11]
- Werndl-Medaillon
- Zum Vergleich: Die Mariensäule am Wieserfeldplatz
Literatur
- Manfred Brandl: Neue Geschichte von Steyr, Ennsthaler 1980 ISBN 3-85068-093-2
Einzelnachweise
- Eintrag zu Steyrer Kripperl im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Museum Steyr aufgerufen am 22. August 2012
- Neue Geschichte von Steyr (Lebensdaten Petermandl), Aushang im Museum der Stadt Steyr (Sonderausstellung Messer & Schwerter 2013/14)
- Neue Geschichte von Steyr S. 245f.
- OÖN: Hannes Fehringer: Schwerter der Samurais zum Advent. (Memento vom 21. Dezember 2013 im Internet Archive) Artikel vom 20. November 2013.
- Angaben des Museums der Stadt Steyr
- Kurt Daucher: Vorrang für die Stadtgeschichte: Vogelschau muss raus aus dem Museum in: Oberösterreichische Nachrichten vom 21. Jänner 2016, Beilage Steyrer Zeitung S. 29 (online) (Memento vom 21. Januar 2016 im Internet Archive)
- steyr online: Museum der Stadt Steyr aufgerufen am 4. Jänner 2013
- Angaben des Museums (Zettel bei Exponat)
- Stadt erwirbt wertvolles Werndl-Medaillon (PDF; 2,1 MB) Amtsblatt der Stadt Steyr. Februar 2007, S. 10 (aufgerufen am 8. März 2013)
- Hans Stögmüller: Josef Werndl und die Waffenfabrik in Steyr, Ennsthaler 2010 S. 227 ff Kapitel: Das elektrische Abenteuer
Weblinks
- Museum der Stadt Steyr im Verbund Oberösterreichischer Museen aufgerufen am 22. August 2012