Martin Tchiba
Martin Tchiba (* 1982 in Budapest) ist ein deutsch-ungarischer Pianist.
Leben
Martin Tchiba lebt seit 1985 in Deutschland. Bereits während seiner Schulzeit war er in Hannover Schüler des Klavierpädagogen Karl-Heinz Kämmerling. Nach dem Abitur am Gymnasium Essen-Werden im Jahre 2000 studierte er bis 2004 Klavier bei Thomas Duis an der Hochschule des Saarlandes für Musik und Theater in Saarbrücken. Von 2005 bis 2008 setzte er seine Studien bei Jean-Jacques Dünki an der Hochschule für Musik in Basel fort. Zusätzlich besuchte er Master Classes und Workshops u. a. bei Lazar Berman, György Kurtág und Yukiko Sugawara-Lachenmann. 1998 bis 2002 studierte er zudem ergänzend Komposition bei Michael Denhoff in Bonn.[1][2]
Tchiba konzertierte als Solist und Kammermusikpartner international u. a. im Concertgebouw Amsterdam, in der Tokyo Opera City Recital Hall, beim Herbstfestival Budapest, bei den Budapester Musikwochen, beim Spoleto Festival, beim Braunschweig Classix Festival, beim Europäischen Klassikfestival Ruhr, bei der Ensemblia Mönchengladbach, beim Festival „scene: ungarn in nrw“, beim Unicum Festival in der Slowenischen Philharmonie in Ljubljana, beim Festival Enescu in Rumänien, im Flagey in Brüssel, in der Tonhalle Düsseldorf und im Beethoven-Haus in Bonn. Auch trat er an Spielorten für Neue Musik auf, etwa in der Gare du Nord in Basel, bei der Stichting Logos in Gent und in der Alten Feuerwache in Köln.[3] 2017 fand in der Tonhalle Düsseldorf sein „Social-Media-Klavier-Recital“ „WIReless“ statt, zu dem Komponisten über die sozialen Netzwerke Klavierstücke beisteuern und die Konzertbesucher mittels Smartphones das musikalische Geschehen interaktiv mitbestimmen konnten.[4][5]
In seinen Konzertprogrammen verbindet Tchiba das klassisch-romantische Repertoire mit zeitgenössischer Musik. Dabei beabsichtigt er Verbindungslinien zwischen „Alt“ und „Neu“ aufzeigen sowie unterschiedliche – mitunter auch bewusst gegensätzliche – ästhetische Standpunkte zu präsentieren und einander gegenüberzustellen.[6][7][8] Er spielte zahlreiche Uraufführungen, u. a. von Gerhard Stäbler, Moritz Eggert, Johannes Kreidler, György Kurtág und Michael Denhoff; viele der uraufgeführten Werke sind ihm gewidmet. Tchiba engagiert sich für „zu Unrecht in Vergessenheit geratene“ Musik, etwa für die Werke des ungarisch-niederländischen Komponisten Géza Frid.[9]
Tchiba hat bislang fünf CDs für die Labels Challenge Classics, Naxos, Hungaroton und Telos Music aufgenommen.[10] Zudem führte er Aufnahmen für Rundfunk und Fernsehen, u. a. bei den Sendern WDR, SWR, SR, BR, Deutschlandradio Kultur, Ungarischer Rundfunk und Niederländischer Rundfunk durch. Das Kulturradio des RBB aus Berlin strahlte eine Porträtsendung über den Pianisten aus. Das Niederländische Fernsehen engagierte Tchiba wiederholt für Aufnahmen im Amsterdamer Bimhuis.[11]
Neben seiner Tätigkeit als Pianist tritt Tchiba auch als Komponist in Erscheinung. Seine Werke wurden u. a. bei der Internationalen Gaudeamus-Musikwoche in Amsterdam und beim A•DEvantgarde-Festival in München uraufgeführt. Zudem verfasste Tchiba eine Reihe von Textbeiträgen zu Musik-Themen, u. a. für die Neue Zeitschrift für Musik[12] und die neue musikzeitung.
Im Rahmen von „Bipolar – deutsch-ungarische Kulturprojekte“ war Martin Tchiba 2006/07 künstlerischer Leiter eines Projekts zum Thema „innovative Musikvermittlung“.[13] In diesem Rahmen fungierte er auch als Herausgeber und Co-Übersetzer (aus dem Ungarischen) des Buchs „Übungen zum kreativen Musizieren“ von László Sáry.[14]
2002 erhielt Tchiba ein Kulturförderstipendium der Landeshauptstadt Saarbrücken. 2003 bis 2006 war er Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und 2006 bis 2007 Stipendiat des DAAD. 2018 wurde er mit dem Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet.[15]
Tchiba lebt derzeit in Velbert.
Diskografie
- 2008 Michael Denhoff: Skulpturen für Klavier op. 76 (Weltersteinspielung). Martin Tchiba, Klavier. Telos Music
- 2008 George Enescu: Sonaten für Violoncello und Klavier. Laura Buruiana, Violoncello; Martin Tchiba, Klavier. Naxos
- 2009 „Budapest – Amsterdam“. Géza Frid: Kammermusik (Weltersteinspielungen). Martin Tchiba, Klavier; Birthe Blom, Violine; Ditta Rohmann, Violoncello. Hungaroton Classic
- 2010 „Live“. Werke von Rudolf Kelterborn, Pál Károlyi, Jörg Widmann, Zoltán Jeney, Bánk Sáry und László Sáry. Lajos Rozmán, Klarinette; Martin Tchiba, Klavier. Telos Music
- 2012 „Linkages“. Klavierwerke von Brahms, Wagner, Schönberg, Skrjabin, Liszt und Lachenmann. Martin Tchiba, Klavier. Challenge Classics
- 2018 „Ohrwurm“. Klavierlieder von Moritz Eggert. Irene Kurka, Sopran; Martin Tchiba, Klavier; Moritz Eggert, Klavier. Spektral (Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk)
- 2019 Johannes Kreidler: Klaviermusik. Martin Tchiba, Klavier. emt EDITION MARTIN TCHIBA (in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk)
Weblinks
- Martin Tchiba, Website des Künstlers
Einzelnachweise
- Künstlerseite bei Challenge Records
- Künstlerseite bei Naxos
- Konzerte und Projekte auf Martin Tchibas Website (mit Terminen seit dem Jahr 2000)
- Website des Projekts „WIReless – Ein Social-Media-Klavier-Recital mit Martin Tchiba“ in der Tonhalle Düsseldorf
- Artikel über das Projekt „WIReless“ im Express Düsseldorf
- Vgl. Booklet-Text zur CD „Linkages“, Challenge Classics, Amersfoort 2012
- Martin Tchiba spricht in der WDR-Sendung „TonArt“ über seine Programmgestaltungen (Memento vom 2. September 2015 im Internet Archive) (Oktober 2014)
- „Programmkompositionen für den Konzertsaal“ (Memento vom 2. Februar 2016 im Internet Archive), Porträt über Martin Tchiba bei SR 2 KulturRadio (September 2015; nicht mehr abrufbar)
- Artikel über das Frid-Projekt in den Niederlanden (Memento vom 19. November 2015 im Internet Archive) (2009)
- Martin Tchiba, Tonträger (Budapest Music Center)
- Auftritt in der Sendung „Vrije Geluiden“ im Niederländischen Fernsehen (Birthe Blom, Violine; Martin Tchiba, Klavier)
- Beiträge von Martin Tchiba in der Neuen Zeitschrift für Musik (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Projekt Bipolar (2006/07)
- László Sáry: „Übungen zum kreativen Musizieren“, hrsg. von Martin Tchiba, Saarbrücken 2006
- „In den virtuellen Raum und zurück“, Porträt über Martin Tchiba in der neuen musikzeitung (Februar 2019)