Maria Magdalena von Österreich (1587–1631)
Maria Magdalena von Österreich (italienisch Maria Maddalena d'Austria; * 7. Oktober 1587 in Graz; † 1. November 1631 in Passau) aus dem innerösterreichischen Zweig der Habsburger war eine Erzherzogin von Österreich und durch Heirat Großherzogin von Toskana.[1] Von 1621 bis 1628 war sie für ihren ältesten Sohn Ferdinando II. de’ Medici Regentin des Großherzogtums.[2]
Leben
Herkunft und Jugend
Maria Magdalena war die jüngste Tochter des Erzherzogs Karl II. von Innerösterreich-Steiermark (1540–1590) und seiner Frau Prinzessin Maria Anna von Bayern (1551–1608), der ältesten Tochter von Herzog Albrecht V. von Bayern und Erzherzogin Anna von Österreich. Sie war eine Schwester des nachmaligen römisch-deutschen Kaisers Ferdinand II. und der spanischen Königin Margarete. Von ihrer Mutter wurde Maria Magdalena katholisch und streng gegenreformistisch erzogen. Sie erhielt eine sorgfältige Bildung und zeigte großes Interesse für zeitgenössische Kunst und Humanismus.
Am 19. Oktober 1608 heiratete die 21-jährige Maria Magdalena in Florenz den etwas jüngeren Großherzog Cosimo II. de’ Medici (1590–1621), Sohn des Großherzogs Ferdinand I. von Toskana und der Prinzessin Christine von Lothringen. Diese Eheschließung war politisch motiviert und sollte eine Heiratsallianz zwischen den Medicis und der österreichischen Monarchie herbeiführen. Die Vermählung wurde in großer Prachtentfaltung begangen und das junge Paar erhielt mehrere poetische Würdigungen. Die Ehe galt als glücklich, der kunstsinnige Cosimo starb aber bereits 31-jährig.
Regentin der Toskana
Nach dem Tod ihres Mannes 1621 folgte Maria Magdalenas ältester Sohn Ferdinand – damals 11 Jahre alt – in der Regierung nach, wobei er, laut testamentarischer Verfügung Cosimos, unter Maria Magdalenas und ihrer Schwiegermutter Vormundschaft gestellt wurde, denen wiederum vier Räte beigesellt waren. Christofano Bronzini erwähnt in seinem 1622 der Großherzogin gewidmeten Traktat Della dignitá e nobilitá delle donne, dass die Frau von Gott als Herrin des Mannes erschaffen worden sei, was das Werk auf den päpstlichen Index brachte. Maria Magdalena galt als Förderin der Sängerin und Komponistin Francesca Caccini.[3]
Die Regierungszeit Maria Magdalenas und ihrer Mitregenten gilt als Beginn der Niedergangsperiode in der Geschichte des Großherzogtums.[4] Maria Magdalena galt als bigott und verschwenderisch. Übertriebene Schenkungen an Konvente und Klöster wirkten sich katastrophal auf die Staatsfinanzen aus. Während Maria Magdalena proösterreichisch regierte, tendierte ihre Mitregentin Christine zu frankreichfreundlicher Politik.
Nach dem Sieg des katholischen Lagers in der Schlacht am Weißen Berg, der durch toskanische Hilfstruppen mit ermöglicht wurde, ließ Maria Magdalena die Fassade der von ihr 1622 erworbenen Villa Medici Poggio Imperiale bei Florenz mit dem Habsburgerwappen und im Inneren mit Freskenzyklen des Malers Matteo Rosselli versehen, die symbolisch den Sieg der „Pietas Austria“ über „Ketzer und Rebellen“ darstellen. Diese Zyklen thematisieren des Weiteren Leben und Taten ihres verstorbenen Gatten, die Lobpreisung der Habsburger und Szenen aus dem Leben biblischer Heldinnen sowie christlicher Märtyrerinnen und Herrscherinnen.[5]
Letzte Jahre
Maria Magdalena galt, wie ihr Gemahl und auch ihr Sohn, als Förderin Galileo Galileis. Sie wurde u. a. vom flämischen Maler Justus Sustermans porträtiert. Die im Dreißigjährigen Krieg geförderte Neutralitätspolitik der italienischen Staaten ihres Sohnes betrachtete Maria Magdalena sehr kritisch.
Während der Regierung ihres Sohnes legte Maria Magdalena diesem eine lange Liste mit den Namen bekannter Florentiner Homosexueller vor und forderte deren Feuertod. Zum Entsetzen seiner Mutter fügte Ferdinand seinen eigenen Namen hinzu und warf das Papier mit der Bemerkung „Ihr seht, Signora – Euer Urteil ist bereits vollstreckt“ in den Kamin.[6]
Die Großherzogin begab sich 1631 auf eine Reise in den Norden, als sie von ihrem Bruder, dem Kaiser Ferdinand II., eingeladen wurde. Sie starb aber 43-jährig nach einem Besuch ihres Bruders Leopold in Innsbruck auf dem Weg nach Wien in Passau und wurde in der Basilica di San Lorenzo di Firenze bestattet.[7] Maria Magdalena war wie ihre Schwestern mit einer deutlichen Form der Habsburger Unterlippe ausgestattet, die sie in die Familie Medici potenzierte und festigte.[8]
Nachkommen
Aus ihrer Ehe mit Cosimo II. de’ Medici hatte Maria Magdalena folgende acht Kinder:
- Maria Christina (* 24. August 1609; † 9. August 1632)
- Ferdinand II. (* 14. Juli 1610; † 23. Mai 1670), Großherzog von Toskana
- ⚭ 1634 Prinzessin Vittoria della Rovere, Erbin des Herzogtums Urbino (1622–1695)
- Giancarlo (* 24. Juli 1611; † 23. Januar 1663), seit 1644 Kardinal
- Margherita (* 31. Mai 1612; † 6. Februar 1679)
- ⚭ 1628 Herzog Odoardo I. Farnese von Parma und Piacenza (1612–1646)
- Mattias (* 9. Mai 1613; † 11. Oktober 1667), seit 1629 Statthalter von Siena
- Francesco (* 16. Oktober 1614; † 25. Juli 1634)
- Anna (* 21. Juli 1616; † 11. September 1676)
- ⚭ 1646 Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich-Tirol (1628–1662)
- Leopoldo (* 6. November 1617; † 10. November 1675), seit 1667 Kardinal
Vorfahren
Philipp I. von Kastilien (1478–1506) | |||||||||||||
Kaiser Ferdinand I. (1503–1564) | |||||||||||||
Johanna von Kastilien (1479–1555) | |||||||||||||
Karl II. von Innerösterreich (1540–1590) | |||||||||||||
Vladislav II. von Böhmen und Ungarn (1456–1516) | |||||||||||||
Anna von Böhmen und Ungarn (1503–1547) | |||||||||||||
Anne de Foix-Candale (1484–1506) | |||||||||||||
Maria Magdalena von Österreich (1587–1631) | |||||||||||||
Wilhelm IV. von Bayern (1493–1550) | |||||||||||||
Albrecht V. von Bayern (1528–1579) | |||||||||||||
Maria Jakobäa von Baden (1507–1580) | |||||||||||||
Maria Anna von Bayern (1551–1608) | |||||||||||||
Kaiser Ferdinand I. (1503–1564) | |||||||||||||
Anna von Österreich (1528–1590) | |||||||||||||
Anna von Böhmen und Ungarn (1503–1547) | |||||||||||||
Literatur
- Susanne Helene Betz, Von Innerösterreich in die Toskana. Erzherzogin Maria Magdalena und ihre Heirat mit Cosimo de‘ Medici, Frankfurt/Main (Peter Lang) 2008 (= Beiträge zur Neueren Geschichte Österreichs 25).
- Constantin von Wurzbach: Habsburg, Maria Magdalena (Herzogin von Florenz). Nr. 248. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1861, S. 56–58 (Digitalisat).
- Estella Galasso Calderara: La granduchessa Maria Maddalena d’Austria: un’amazzone tedesca nella Firenze medicea del ’600, Genua 1985
- Maria Magdalena, in: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 338 f.
- Adam Wandruszka: Maria Magdalena, Erzherzogin von Österreich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 206 f. (Digitalisat).
- Lorenzo DeMedici: Die Medici: Die Geschichte meiner Familie, Bastei Lübbe, 2008, S. 181 f.
- V. Arrighi: MARIA MADDALENA d’Austria, granduchessa di Toscana. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 70: Marcora–Marsilio. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2007, S. 260–264.
Weblinks
Einzelnachweise
- Susanne Helene Betz: „Von Innerösterreich in die Toskana. Erzherzogin Maria Magdalena und ihre Heirat mit Cosimo de‘ Medici“, Frankfurt/Main (Peter Lang) 2008 (= Beiträge zur Neueren Geschichte Österreichs 25).
- David Klemm: Stefano della Bella (1610–1664), Böhlau Verlag Köln Weimar, 2009, S. 8
- Linda Maria Koldau: Frauen-Musik-Kultur, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2005, S. 103
- Anne-Marie Bonnet, Barbara Maria Schellewald: Frauen in der Frühen Neuzeit: Lebensentwürfe in Kunst und Literatur, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2004, S. 235
- Maria Magdalena, in: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 338 f.
- James Cleugh: Die Medici, Bechtermünz, 1996, S. 346
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 21. Januar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene: Archiv für Rassen- und Gesellschafts-Biologie einschließlich Rassen- und Gesellschafts-Hygiene, Band 8, F. Lehmanns Verlag, 1911, S. 779