Margot Leonard
Margot Leonard-Schnell[1] (* 2. Oktober 1927 als Margot Löbel in Chemnitz) ist eine deutsche Schauspielerin. Sie zählte jahrzehntelang zu den gefragtesten Synchronsprecherinnen, unter anderem als deutsche Standardstimme von Marilyn Monroe und Brigitte Bardot.
Leben
Margot Leonard erhielt ihre erste Filmrolle bereits 1949 in Man spielt nicht mit der Liebe. In den 1950er Jahren war sie eine vielbeschäftigte Darstellerin im Film und in frühen Fernsehproduktionen. Daneben spielte sie in Berlin Theater. Ab den 1950er Jahren war Leonard umfangreich in der Synchronisation tätig, weswegen ihre Auftritte in Film und Fernsehen immer seltener wurden. Einem breiteren Publikum dürfte sie vor allem durch ihre Rolle als Elfriede Zerfass in der ARD-Serie Moselbrück bekannt sein.
Leonard gehörte jahrzehntelang zu den meistbeschäftigten Synchronsprecherinnen und war die deutsche Standardstimme mehrerer internationaler Stars. Sie wurde ein Jahrzehnt lang – zwischen 1952 und 1961 – als kongeniale Sprecherin von Marilyn Monroe besetzt und sprach die Schauspielerin unter anderem in Klassikern wie Blondinen bevorzugt, Manche mögen’s heiß, Das verflixte 7. Jahr, Niagara oder Wie angelt man sich einen Millionär?. Zwischen 1955 und 1971 synchronisierte Leonard in 15 Filmen die französische Schauspielerin Brigitte Bardot, darunter in Mit den Waffen einer Frau, Und immer lockt das Weib sowie Viva Maria!. Zwischen 1949 und 1966 lieh Leonard in elf Filmen Janet Leigh die Stimme, darunter in Scaramouche, der galante Marquis und Psycho. Ebenfalls regelmäßig sprach sie Kim Novak, etwa in Meine Braut ist übersinnlich und Der Mann mit dem goldenen Arm.
Des Weiteren lieh sie ihre Stimme zahlreichen bekannten Kolleginnen wie Katharine Hepburn in Leoparden küßt man nicht, Judy Garland in Der Zauberer von Oz, Grace Kelly in Zwölf Uhr mittags, Gina Lollobrigida in Die Schönen der Nacht, Vera Miles in Der Schwarze Falke, Julie Harris in Jenseits von Eden, Glynis Johns in Der Hofnarr, Mylène Demongeot in den Fantomas-Filmen, Natalie Wood in … denn sie wissen nicht, was sie tun sowie Carroll Baker in Weites Land und Cheyenne. Diana Rigg sprach sie im James-Bond-Film Im Geheimdienst Ihrer Majestät sowie in der Fernsehserie Mit Schirm, Charme und Melone. Im 4. James-Bond-Film Feuerball synchronisierte sie Luciana Paluzzi in der Rolle der Fiona Volpe. In einer weiteren Fernsehserie sprach sie Ros Drinkwater in der Rolle der Steve Temple in Paul Temple.
Darüber hinaus kannte man sie von vielen Hörspielproduktionen, wie 1967 aus dem letzten Paul-Temple-Mehrteiler als Steve Temple, nämlich in Paul Temple und der Fall Alex von Francis Durbridge. Zu ihren Partnern gehörten Paul Klinger als Paul Temple sowie Ernst Hilbich, Kurt Lieck und Gerd Baltus. 1972 sprach sie in der WDR-Adaption von Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt Nessi, das Ungeheuer von Loch Ness.
Seit Anfang der 1990er Jahre hat sie sich aus dem Berufsleben zurückgezogen und lebt in der Toskana. Margot Leonards ältere Schwester war die Schauspielerin Bruni Löbel, ihr Schwager war der Schauspieler und Synchronsprecher Holger Hagen.
Film und Fernsehen (Auswahl)
Als Schauspielerin
- 1949: Man spielt nicht mit der Liebe
- 1950: Insel ohne Moral
- 1954: Par ordre du tsar
- 1954: Ungarische Rhapsodie
- 1955: Der 20. Juli
- 1963: Sessel am Kamin
- 1964: Amouren
- 1964: Kommissar Freytag – Feuer, Wasser, Kohle Fernsehserie
- 1965: Olivia
- 1966: Hurra – Ein Junge!
- 1966: Sie schreiben mit – Der dumme August Fernsehserie
- 1967: Familie Hansen – Die unbewältigte Bootsfahrt Fernsehserie
- 1967: Fernfahrer – Der Steinbruch Fernsehserie
- 1967: Fernfahrer – Der Spezialtransport Fernsehserie
- 1969: La Felicita…
- 1972: Im Namen der Freiheit
- 1973: Frühbesprechung – Allein in München Fernsehserie
- 1973: Elefantenjunge (Elefanten-Boy) – Die Spieler Fernsehserie
- 1973: Elefantenjunge – Die große Chance Fernsehserie
- 1973: Du Land der Liebe
- 1974: Telerop 2009 – Es ist noch was zu retten – Rohstoffe ausverkauft Fernsehserie
- 1974: Tatort: Gefährliche Wanzen
- 1975: Erziehung durch Dienstmädchen
- 1975: Die letzten Ferien
- 1976: Tatort: Wohnheim Westendstraße
- 1977: Ein Haus für uns – Jugenderholungsheim – Aus der Familie der Panzerechsen Fernsehserie
- 1977: Ein Haus für uns – Jugenderholungsheim – Die Insel Fernsehserie
- 1978: Magere Zeiten Fernsehserie
- 1981–1985: Goldene Zeiten – Bittere Zeiten Fernsehserie
- 1987–1993: Moselbrück Fernsehserie
Als Synchronsprecherin
- 1932: Für Bette Davis in 20.000 Jahre in Sing Sing als „Fay Wilson“ Synchronisation 1971
- 1939: Für Ann Rutherford in Vom Winde verweht als „Careen O’Hara“ Synchronisation 1953
- 1949: Für Judy Garland in Der Zauberer von Oz als „Dorothy Gale“ Synchronisation nach dem Weltkrieg
- 1949: Für Janet Leigh in Das Schicksal der Irene Forsyte als „Julia Forsyte“
- 1952: Für Marilyn Monroe in Versuchung auf 809 als „Nell Forbes“ Synchronisation 1953, Fassung verschollen
- 1953: Für Marilyn Monroe in Blondinen bevorzugt als „Lorelei Lee“
- 1953: Für Doris Day in Schwere Colts in zarter Hand als „Calamity Jane“
- 1955: Für Brigitte Bardot in Das große Manöver als „Lucie“
- 1955: Für Glynis Johns in Der Hofnarr als „Jungfer Jean“
- 1956: Für Mamie van Doren in Noch heute sollst du hängen als „Ellen Ballard“
- 1956: Für Julie Harris in Jenseits von Eden als „Abra“
- 1957: Für Joan Taylor in Die Bestie aus dem Weltenraum als „Marisa Leonardo“
- 1959: Für Marilyn Monroe in Manche mögen’s heiß als „Sugar Kane“
- 1961: Für Brigitte Bardot in Privatleben als „Jill“
- 1961: Für Daliah Lavi in Im Stahlnetz des Dr. Mabuse als „Maria Sabrehm“
- 1964: Für Tippi Hedren in Marnie als „Marnie Edgar“
- 1964: Für Elke Sommer in Unter Geiern als „Miss Annie Dillmann“
- 1966: Für Julie Christie in Fahrenheit 451 als „Clarisse/ Linda Montag“
- 1971: Für Brigitte Bardot in Petroleummiezen als „Louise“
- 1972: Für Nessi in Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt als „Nessi“
- 1976: Für Laura Betti in 1900 als „Regina“
- 1980: Für Susannah York in Das Erwachen der Sphinx als „Jane Turner“
- 1994: Für Pauline Collins in Mutters Courage als „Elsa Tabori“
Weblinks
- Margot Léonard in der Internet Movie Database (englisch)
- Margot Leonard bei filmportal.de
- Margot Leonard in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- Nils Daniel Peiler: Ich blicke auf Perlen. In: Filmdienst. Nr. 20, 2012.