Natalie Wood
Natalie Wood (geboren als Natalia Nikolaevna Zakharenko; * 20. Juli 1938 in San Francisco; † 29. November 1981 vor Santa Catalina Island) war eine US-amerikanische Schauspielerin. Sie erreichte in den 1950er- und 1960er-Jahren mit Filmen wie … denn sie wissen nicht, was sie tun und West Side Story große Popularität und wurde unter anderem mit drei Golden Globe Awards ausgezeichnet.
Leben und Karriere
Natalie Woods Eltern waren aus Russland in die USA eingewandert. Die Arbeiterfamilie lebte in eher armen Verhältnissen, und Natalie wurde von ihrer Mutter schon früh zur Filmkarriere ermutigt. Bereits im Alter von vier Jahren erhielt sie eine erste kleine Rolle im Film Happy Land unter der Regie von Irving Pichel, der auch als ihr Entdecker gilt. Die erste bedeutende Rolle erhielt Wood im Jahr 1946 abermals unter Pichels Regie, als sie im Film Morgen ist die Ewigkeit neben Claudette Colbert und Orson Welles ein österreichisches Waisenmädchen spielte. Danach folgte für Wood eine der Hauptrollen in George Seatons Weihnachtsklassiker Das Wunder von Manhattan, wo sie die Tochter von Maureen O’Hara spielte. Nach diesem Erfolg wurde Wood zu einem der beliebtesten Kinderstars in Hollywood. Danach spielte sie vor allem in Familienfilmen als Tochter von Stars wie James Stewart, Fred MacMurray und Bette Davis.
Bereits ab den 1950er-Jahren war Wood auch im aufkommenden Fernsehen zu sehen, etwa in einer der Hauptrollen der Familienserie The Pride of the Family (1953–1954). Sie berichtete später, um diese Zeit, im Alter von 16 Jahren, vergewaltigt worden zu sein. Den Namen des Täters gab sie niemals preis, doch erklärte ihre Schwester Lana, es habe sich um einen der größten Hollywood-Stars dieser Jahre gehandelt, was bis heute zu Spekulationen führt.
Der Wechsel vom Kinderstar zum Teenie-Idol gelang Wood als gegen ihre Eltern rebellierende Jugendliche Judy in … denn sie wissen nicht, was sie tun (1955) an der Seite von James Dean. Für die Rolle der Judy, wegen derer sich Wood eifrig um einen Imagewandel bemüht hatte, erhielt sie eine Oscar-Nominierung als Beste Nebendarstellerin und den Golden Globe Award als Beste Nachwuchsdarstellerin. Im Jahr 1956 spielte Wood dann eine kurze, aber wichtige Rolle in John Fords Westernklassiker Der Schwarze Falke. Es folgten unter anderem zwei Filme mit Tab Hunter sowie die Hauptrolle im Melodram Marjorie Morningstar, wo sie ein junges jüdisches Mädchen aus New York darstellte. Diese Rollen machten sie Ende der 1950er-Jahre nicht nur zu einem populären Star, sondern auch zu einer ernsthaften Darstellerin. Für ihren Auftritt in Elia Kazans Drama Fieber im Blut (1961) über das Scheitern einer Liebe im puritanischen Kansas der 1920er Jahre erhielt sie eine weitere Oscar-Nominierung.
Ihren größten Kinoerfolg hatte sie im Jahr 1961 mit der Rolle der Maria in der Verfilmung von Leonard Bernsteins West Side Story. Sie war darin allerdings nur in den Sprechszenen selbst zu hören. Ihre Singstimme war die von Marni Nixon, die dann auch Audrey Hepburns Stimme in dem Filmmusical My Fair Lady ersetzte. Im folgenden Jahr spielte sie an der Seite von Rosalind Russell in Gypsy – Königin der Nacht, wo Wood auch ihr Gesangstalent unter Beweis stellen konnte. Unter Regie von Robert Mulligan war Wood im Jahr 1964 im Abtreibungsdrama Verliebt in einen Fremden zu sehen, wofür sie mit gerade 25 Jahren ihre dritte Oscar-Nominierung erhielt, was damals ein Rekord war. Aufmerksamkeit erreichte sie im folgenden Jahr ebenfalls durch Das große Rennen rund um die Welt (1965), wo sie neben Tony Curtis, Jack Lemmon und Peter Falk die weibliche Hauptrolle spielte. Privat bildete Wood mit dem Schauspieler Robert Wagner, mit dem sie zunächst von 1957 bis 1962 verheiratet war, eines der Traumpaare der 1950er und 1960er Jahre. Nach ihrer kurzen Ehe mit dem englischen Produzenten und Agenten Richard Gregson sowie der Geburt ihrer Tochter, der Schauspielerin Natasha Gregson Wagner, heirateten Wood und Robert Wagner 1972 erneut. Sie hatten eine gemeinsame Tochter, Courtney Wagner.[1]
Beruflich war es um Natalie Wood zu der Zeit bereits recht still geworden, da sie mittlerweile für ihre Jugendrollen zu alt war und sich intensiv ihren beiden Kindern widmete. In den 1970er-Jahren trat sie hauptsächlich in Fernsehfilmen auf und drehte nur noch wenige Kinoproduktionen. Im Jahr 1980 konnte sie wieder auf sich aufmerksam machen, als sie einen Golden Globe Award für ihre Hauptrolle in der Fernseh-Miniserie Verdammt in alle Ewigkeit (From Here to Eternity) gewann. Zum Zeitpunkt ihres Todes arbeitete sie mit Christopher Walken zusammen an dem Film Projekt Brainstorm, der 1983 herauskam.
Mysteriöser Tod
Während der Dreharbeiten zu Brainstorm unternahm Wood im November 1981 einen Yachtausflug mit ihrem Ehemann Robert Wagner, ihrem Brainstorm-Schauspielkollegen Christopher Walken und dem Bootskapitän Dennis Davern. Sie verschwand in der Nacht vom 28. auf den 29. November nahe Santa Catalina Island von dem Boot, wobei die Umstände ihres Todes bis heute ungeklärt und Gegenstand vieler Spekulationen sind. Am Morgen des 29. November wurde ihre Leiche rund eine Meile entfernt, im Wasser treibend, aufgefunden. Ihre letzte Ruhe fand Natalie Wood auf dem Prominentenfriedhof Westwood Village Memorial Park Cemetery.
In der Nähe der Leiche befand sich auch das Dingi des Bootes. Der Gerichtsmediziner Thomas Noguchi stufte den Fall als Unfalltod durch Ertrinken und Unterkühlung ein. Die zum Zeitpunkt ihres Todes stark betrunkene Wood habe offenbar mit dem Dingi versucht, das Land zu erreichen und sei dabei ertrunken.[2] Lana Wood, die Schwester, meldete Zweifel an dieser Theorie, da die Nichtschwimmerin Wood ihr Leben lang Angst vor Wasser gehabt habe, weshalb sie ihrer Meinung nach niemals das Schiff alleine verlassen hätte.[3] Zwei Personen auf einem nahegelegenen Boot gaben an, in der Nacht weibliche Hilfeschreie gehört zu haben.[4]
Im Jahr 2011 äußerte sich der Bootskapitän Davern und widersprach eigenen früheren Aussagen. Nach Daverns neuen Angaben gab es in der Todesnacht einen Streit zwischen Wood und Wagner, und nach ihrem Verschwinden habe Wagner ihn zunächst abgehalten, die Suchlichter einzuschalten und die Polizei zu verständigen. Davern hält Wagner für den Tod von Wood verantwortlich.[5] Anschließend wurden die Todesumstände im November 2011 nochmals ohne konkretes Ergebnis untersucht.[6][7] Der bisher als Unfall eingestufte Todesfall wurde im Januar 2013 erneut bewertet und ein neuer Autopsiebericht angefertigt. Demnach wies Woods Leichnam Blutergüsse und Kratzer an Armen, Beinen und der Stirn auf, die sie sich wahrscheinlich vor dem Sturz ins Wasser zugezogen habe. Ihr Tod wird nun auf „unbestimmte Ursachen“ zurückgeführt.[8][9][10] Diese Verletzungen wurden auch von einem ehemaligen Praktikanten Noguchis bestätigt, der eine eventuelle Vertuschung andeutete.[11] Nach Angaben der US-Polizei von 2018 ist ihr Witwer Wagner mittlerweile als Person of Interest ‚Person von besonderem (polizeilichen) Interesse‘ in den Fokus der Ermittlungen gerückt.[12] Man wisse nun, dass Wagner die letzte Person an Woods Seite gewesen sei, bevor sie starb.[13] In einem Interview erklärte Wagner im Jahr 2020, dass niemand etwas in der Nacht gehört habe und ihm erst später aufgefallen sei, dass sie nicht in ihrer Kabine sei.[14]
Filmbiografie
Im Jahr 2004 verfilmte der US-amerikanische Regisseur Peter Bogdanovich Woods Lebensgeschichte in dem Fernsehfilm The Mystery of Natalie Wood mit der südafrikanischen Schauspielerin Justine Waddell in der Hauptrolle. Als Co-Produzentin war auch Woods jüngere Schwester Lana an dem Film beteiligt. Robert Wagner wird darin von Michael Weatherly verkörpert, Warren Beatty von Matthew Settle.
In seinem Film Once Upon a Time in Hollywood (2019) spielt Quentin Tarantino auf Woods Todesumstände an, indem er der verstorbenen Ehefrau des Charakters Cliff Booth eine ähnliche Geschichte gibt. Auch dort wird mehrfach über die wahren Umstände spekuliert, das Rätsel jedoch nicht aufgelöst.[15]
Auszeichnungen
- 1956: Nominierung als Beste Nebendarstellerin für … denn sie wissen nicht, was sie tun
- 1962: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin für Fieber im Blut
- 1964: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin für Verliebt in einen Fremden
- 1957: Auszeichnung als Beste Nachwuchsdarstellerin für … denn sie wissen nicht, was sie tun
- 1962: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin – Drama für Fieber im Blut
- 1963: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical für Gypsy
- 1964: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin – Drama für Verliebt in einen Fremden
- 1966: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical für Verdammte, süße Welt
- 1966: Auszeichnung mit dem Henrietta Award als beliebteste Schauspielerin
- 1967: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin – Drama für Dieses Mädchen ist für alle
- 1980: Auszeichnung als Beste Serien-Hauptdarstellerin – Drama für From Here to Eternity
- 1963: Nominierung als Beste ausländische Darstellerin für Fieber im Blut
Festival Internacional de Cine de Mar del Plata
- 1964: Auszeichnung als Beste Schauspielerin für Verliebt in einen Fremden
- 1984: Nominierung als Beste Nebendarstellerin für Projekt Brainstorm
- 1986: Stern in der Kategorie Film
Filmografie (Auswahl)
- 1943: Happy Land
- 1945: Morgen ist die Ewigkeit (Tomorrow is Forever)
- 1947: Das Wunder von Manhattan (Miracle on 34th Street)
- 1947: Ein Gespenst auf Freiersfüßen (The Ghost and Mrs. Muir)
- 1948: Scudda Hoo! Scudda Hay!
- 1949: Father Was a Fullback
- 1950: Mein Glück in deine Hände (No Sad Songs for Me)
- 1950: Unser eigenes Ich (Our very Own)
- 1950: Der geheimnisvolle Ehemann (The Jackpot)
- 1950: Never a Dull Moment
- 1951: Das Herz einer Mutter (The Blue Veil)
- 1952: Nur für dich (Just for You)
- 1952: The Star
- 1954: Der silberne Kelch (The Silver Chalice)
- 1955: Und wäre die Liebe nicht … (One Desire)
- 1955: … denn sie wissen nicht, was sie tun (Rebel Without a Cause)
- 1956: Der Schwarze Falke (The Searchers)
- 1956: Schrei in der Nacht (A Cry in the Night)
- 1956: Horizont in Flammen (The Burning Hills)
- 1956: Playboy – Marsch, marsch! (The Girl He Left Behind)
- 1957: Bomber B-52 (Bombers B-52)
- 1958: Rivalen (Kings Go Forth)
- 1958: Die Liebe der Marjorie Morningstar (Marjorie Morningstar)
- 1960: Eine Frau für zwei Millionen (Cash McCall)
- 1960: Früchte einer Leidenschaft (All the Fine Young Cannibals)
- 1961: Fieber im Blut (Splendor in the Grass)
- 1961: West Side Story
- 1962: Gypsy – Königin der Nacht (Gypsy)
- 1963: Verliebt in einen Fremden (Love with the Proper Stranger)
- 1964: … und ledige Mädchen (Sex and the Single Girl)
- 1965: Das große Rennen rund um die Welt (The Great Race)
- 1965: Verdammte, süße Welt (Inside Daisy Clover)
- 1965: Penelope, Regie: Arthur Hiller
- 1966: Dieses Mädchen ist für alle (This Property Is Condemned), Regie: Sydney Pollack
- 1969: Bob & Carol & Ted & Alice, Regie: Paul Mazursky
- 1972: Bill McKay – Der Kandidat (The Candidate)
- 1973: Liebe in Fesseln (The Affair), Regie: Gilbert Cates
- 1975: Die falsche Schwester (Peeper), Regie: Peter Hyams
- 1979: Meteor
- 1979: Verdammt in alle Ewigkeit (From Here to Eternity), Regie: Buzz Kulik
- 1980: Völlig durchgedreht (The Cracker Factory), Regie: Burt Brinckerhoff
- 1980: Das Geheimnis der Queen Anne (The Memory of Eva Ryker)
- 1980: Einmal Scheidung, bitte! (The Last Married Couple in America), Regie: Gilbert Cates
- 1983: Projekt Brainstorm (Brainstorm)
Weblinks
- Natalie Wood in der Internet Movie Database (englisch)
- Natalie Wood. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
- The Mystery of Natalie Wood in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Katherine Rosman: A Mother’s Death, a Daughter’s Life: Remembering Natalie Wood, In: The New York Times, 19. März 2016. Abgerufen 10. September 2019.
- Los Angeles Times Staff: How The Times covered Natalie Wood's mysterious death in 1981. Abgerufen am 2. Februar 2018 (englisch).
- Philip Sherwell: Natalie Wood was too 'terrified' of water to try to leave Robert Wagner on yacht by dinghy. 19. November 2011, ISSN 0307-1235 (englisch, telegraph.co.uk [abgerufen am 2. Februar 2018]).
- Los Angeles Times Staff: How The Times covered Natalie Wood's mysterious death in 1981. Abgerufen am 2. Februar 2018 (englisch).
- Scott Stump, TODAY.com contributor: Boat captain alleges actor Robert Wagner responsible for Natalie Wood's death. In: TODAY.com. (englisch, today.com [abgerufen am 2. Februar 2018]).
- Comeback eines mysteriösen Todesfalls. Spiegel Online, 18. November 2011, abgerufen am 18. November 2011.
- Richard Winton: Detectives find no evidence of foul play in Natalie Wood's death. Los Angeles Times, 10. Januar 2012, englisch, abgerufen am 7. April 2012.
- Neuer Autopsiebericht: Rätselhafter Todesfall Natalie Wood. In: Spiegel Online. 15. Januar 2013 (spiegel.de [abgerufen am 10. September 2019]).
- Michael Remke: Natalie Woods Tod: Schrammen am Nacken, kleinere an der Stirn. 15. Januar 2013 (welt.de [abgerufen am 10. September 2019]).
- Geheimes Hollywood – Die dunkle Seite der Traumfabrik. ZDF-Dokumentation 2015
- Suzanne Finstad: “Natalie Wood’s Drowning Was Not an Accident”: A New Book’s Shocking Findings. Abgerufen am 9. September 2020 (amerikanisches Englisch).
- Mysteriöser Tod von Natalie Wood: Robert Wagner rückt ins Visier der Polizei. In: stern.de. 2. Februar 2018 (stern.de [abgerufen am 2. Februar 2018]).
- DIE WELT: Natalie Wood: US-Polizei hat neue, alte These zu ihrem Tod. In: DIE WELT. 2. Februar 2018 (welt.de [abgerufen am 2. Februar 2018]).
- What has Christopher Walken said about Natalie Wood's death? Abgerufen am 9. September 2020 (englisch).
- Filmstarts: Brad Pitt hat offenbar das größte Geheimnis von "Once Upon A Time In Hollywood" ausgeplappert! Abgerufen am 10. September 2019.