Manfred Kleine-Hartlage
Manfred Kleine-Hartlage (* 1966 in München) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und freier Publizist, welcher der Neuen Rechten zugerechnet wird. Kleine-Hartlage betreibt einen Blog und ist Kommentator bei der als rechtsextrem geltenden Zeitschrift Zuerst!.
Leben
Kleine-Hartlage studierte Sozialwissenschaften,[1] Fachrichtung Politische Wissenschaft, an der Universität Duisburg-Essen (Diplom).
Er war nach eigenen Angaben von 1981 bis 1996 Mitglied der SPD und wandte sich dann der politischen Rechten zu.[2][3] Er versteht sich heute als „rechter Islamkritiker“[4] und ist seit 2007 Betreiber des „ideologiekritischen“ (Kleine-Hartlage)[5] Weblogs korrektheiten.com. Kleine-Hartlage schrieb u. a. in der Vergangenheit für die rechtskonservative Wochenzeitung Junge Freiheit,[6] den islamfeindlichen Blog Politically Incorrect (PI-News),[1] war 2012/13 als Autor des neurechten Theorieorgans Sezession tätig und ist derzeit Kommentator bei der als rechtsextrem geltenden Monatszeitschrift Zuerst!.[7]
Kleine-Hartlage ist verheiratet und wohnt in Berlin.
Rezeption
Der neurechte Verlag Antaios von Götz Kubitschek stellt Kleine-Hartlage als Islam- und Globalismuskritiker vor.
Vom Bonner Politikwissenschaftler Lazaros Miliopoulos werden Kleine-Hartlages Thesen aus dem Buch Das Dschihad-System (2010) der radikalen Islamkritik zugeordnet.[8] Miliopoulos hält das Werk in einer Analyse im Jahrbuch Extremismus & Demokratie für einerseits durchaus streitbar und systematisch herausgearbeitet. Kleine-Hartlage nehme darin eine tendenziell konservative Position ein, trete für verpflichtende westliche Werte ein und argumentiere politisch inkorrekt. Er baue allerdings andererseits eine „Feindbildkonstruktion“ auf und fordere zur Bekämpfung des Islams als Politische Ideologie auf. Um seine These von der Feindseligkeit gegenüber Andersgläubigen im „System Islam“ zu belegen, führe er eine „einseitige Koranexegese“ durch. Im Gegensatz etwa zum kulturoptimistischen, islamkritischen Publizisten Hamed Abdel-Samad bewege er sich, ohne rassistisch zu sein, in eher kulturpessimistischem, islamfeindlichem Terrain.[9]
Alexander Häusler vom Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der FH Düsseldorf wies darauf hin, dass der Kleine-Hartlage-Band Europa verteidigen (2011) Texte des norwegischen Bloggers Fjordman enthält, den der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik als Inspiration betrachtete.[10] Häusler zählt Kleine-Hartlage zu den „muslimfeindlichen Aktivisten“ in Deutschland.[11]
Der Historiker Volker Weiß führte aus, dass „Kleine-Hartlage [...] als Verfechter der ‚konservativen Revolution‘ in Deutschland in einschlägigen Zirkeln zwischen den Zeitschriften ‚Junge Freiheit‘, ‚Sezession‘ und der Pro-Bewegung präsent“ sei. Kleine-Hartlage teile als Herausgeber die „politische Agenda“ des Bloggers und bemühe sich in seinen Kommentierungen um dessen „Rettung“.[12]
Sein Buch Neue Weltordnung (2011) stellte er bei den Freien Wählern in Frankfurt am Main vor. Im Rahmen der Lesungsreihe traf er in Stuttgart auf die Blogger Helene-Elisabeth Ilona Schliebs („Kybeline“) und Karl-Michael Merkle („Michael Mannheimer“) von der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE), die u. a. in Beiträgen der Informationsmedien gegen Rechtsextremismus, Störungsmelder und publikative.org mit Rassismus in Zusammenhang gebracht werden.[13][14]
Der Bayreuther Religionswissenschaftler Christoph Bochinger sieht seinen Blog als „tendenziell gegen Multikulturalismus gerichtet“.[15]
Kleine-Hartlage nahm im Jahr 2012 an der neurechten Messe zwischentag in Berlin teil.[14] Zusammen mit Martin Lichtmesz galt er in der späteren Richtungsauseinandersetzung im Umfeld von Sezession und Institut für Staatspolitik gegenüber Karlheinz Weißmann als Unterstützer des Verlegers Kubitschek.[2] Helmut Kellershohn vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) rechnet ihn dem „jungkonservativen Lager“ zu.[2] Nach Kellershohn sei Kleine-Hartlages Angebot an die politische Linke vergleichbar mit der Querfront-Strategie des „Tat-Kreises“ der Weimarer Republik.[3]
Nach dem Historiker und Gedenkstättenmitarbeiter Michael Sturm von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus polemisiere Kleine-Hartlage „gegen die strafrechtliche Sanktionierung der Shoa-Leugnung“. Es zeige sich darin ein „zentraler Wesenszug des Geschichtsverständnisses der ‚Neuen Rechten‘“, so Sturm. Kleine-Hartlage unterstelle in „verschwörungstheoretischer Diktion [..] die Existenz eines geschichtspolitischen Masterplans“.[16]
Er war u. a. Referent bei Veranstaltungen der rechtsextremen German Defence League[17] (2014) und der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (2015) in Hamburg.[7]
Laut der Politikwissenschaftlerin Elke Rajal unterstellte Kleine-Hartlage Juden ein Interesse am Antisemitismus. Sie zitiert aus einem Beitrag Kleine-Hartlages in der Sezession, in dem er schrieb: „Es ist müßig, psychologisierend darüber zu spekulieren, […] ob der Politik, Feindseligkeiten zu provozieren, um sie dann als ‚Antisemitismus‘ zu mißdeuten und zu verdammen, ein unbewußter Rollenzwang zugrundeliegt, also der Wunsch, das eigene verinnerlichte Selbstbild als verfolgte Minderheit zu stabilisieren, das ohne ‚Antisemitismus‘ revisionsbedürftig wäre.“ Außerdem unterstellte Kleine-Hartlage dem Zentralrat der Juden in Deutschland eine „unaufhörliche deutschfeindliche Propaganda“.[18]
Schriften (Auswahl)
als Autor
- Das Dschihad-System. Wie der Islam funktioniert. Resch, Gräfelfing 2010, ISBN 978-3-935197-96-0.
- „Neue Weltordnung“. Zukunftsplan oder Verschwörungstheorie?. Edition Antaios, Schnellroda 2011, ISBN 978-3-935063-64-7.
- Warum ich kein Linker mehr bin. Edition Antaios, Schnellroda 2012, ISBN 978-3-935063-69-2.
- Die liberale Gesellschaft und ihr Ende. Über den Selbstmord eines Systems. Edition Antaios, Schnellroda 2013, ISBN 978-3-944422-30-5.
- Die Sprache der BRD. 131 Unwörter und ihre politische Bedeutung. Verlag Antaios, Schnellroda 2015, ISBN 978-3-944422-27-5.
- Die Besichtigung des Schlachtfelds. Verlag Antaios, Schnellroda 2016, ISBN 978-3-944422-28-2.
- 2017 veröffentlichte Kleine-Hartlage auf der Seite fanfiktion.de einen Fortsetzungsroman Die Unbestechlichen zu Harry Potter von Joanne K. Rowling. 2018 stellte er diesen Roman auf einer eigenen Seite zum kostenlosen Download zur Verfügung.[19] In einem Interview mit Politically Incorrect deutete Kleine-Hartlage an, dass sein Roman auch als politische Parabel verstanden werden kann.
als Herausgeber
- mit Martin Lichtmesz: Europa verteidigen. Zehn Texte. Edition Antaios, Schnellroda 2011, ISBN 978-3-935063-66-1.
Weblinks
- Literatur von und über Manfred Kleine-Hartlage im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Manfred Kleine-Hartlage in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Blog Korrektheiten, V.i.S.d.P. Manfred Kleine-Hartlage
- Manfred Kleine-Hartlage beim Verlag Antaios
- Die Unbestechlichen kostenloser Download
Einzelnachweise
- Oliver Wäckerlig: Das Fanal von Wangen. Der Schweizer Minarettdiskurs – Ursachen und Folgen. AV Akademikerverlag, Saarbrücken 2014, ISBN 978-3-639-49757-1, S. 252.
- Helmut Kellershohn: Die AfD als „Staubsauger“ und „Kantenschere“. In: DISS-Journal 27 (2014), S. 9–11.
- Helmut Kellershohn: Das Institut für Staatspolitik und das jungkonservative Hegemonieprojekt. In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-01983-9, S. 460.
- Hanning Voigts: Prügelei im Gallus. fr-online.de, 25. Februar 2014.
- Fragebogen: Manfred Kleine-Hartlage. 18. September 2013. Archiviert vom Original am 18. September 2013. In: Junge Freiheit, 3. Februar 2012.
- Michael Sturm: Schicksal – Heldentum – Opfergang. Der Gebrauch von Geschichte durch die extreme Rechte. In: Martin Langebach, Michael Sturm (Hrsg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten (= Edition Rechtsextremismus. 101). Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-00130-8, S. 25.
- Julian Feldmann: Stramm rechte SWG. Blick nach Rechts, 23. März 2015.
- Lazaros Miliopoulos: Die Verhältnisbestimmung von Religion und Politik nach 9/11. Entwicklungenund Perspektiven unter besonderer Berücksichtigung des Islamismus. In: Thomas Jäger (Hrsg.): Die Welt nach 9/11. Auswirkungen des Terrorismus auf Staatenwelt und Gesellschaft (= Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik. Sonderheft 2). VS Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-18420-3, S. 911.
- Lazaros Miliopoulos: Islamdebatte und Nah-/Mittelostpolitik. In: Jahrbuch Extremismus & Demokratie, 2011 (Band 23), S. 277–297, hier: S. 278, 280 ff.
- Alexander Häusler, Rainer Roeser: Geliebter Feind? Islamismus als Mobilisierungsressource der extremen Rechten. In: Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.): Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren einer islamisch-fundamentalistischen Bewegung. transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2711-4, S. 305.
- Alexander Häusler: Muslimfeindlichkeit als rechtsextremes Einfallstor. Dossier Rechtsextremismus der Bundeszentrale für politische Bildung, 17. März 2014.
- Volker Weiß: Der Kreuzzug als Dschihad (Memento vom 6. Februar 2015 im Internet Archive). publikative.org, 27. August 2012.
- Roland Sieber: Trotz brauner Bremsspur in den Bundestag?. publikative.org, 26. September 2012.
- Roland Sieber: Neue Rechte plant Tagung in Berlin. Störungsmelder, 29. September 2012.
- Christoph Bochinger: Religiöse Minderheiten zwischen Selbst- und Fremdbildern — Zur Wahrnehmung von Religion in modernen Gesellschaften. In: Dorothea Weltecke, Ulrich Gotter, Ulrich Rüdiger (Hrsg.): Religiöse Vielfalt und der Umgang mit Minderheiten. Vergangene und gegenwärtige Erfahrungen (= Geschichte). UVK, Konstanz u. a. 2015, ISBN 978-3-86764-536-2, S. 42.
- Michael Sturm: Schicksal - Heldentum - Opfergang. Der Gebrauch von Geschichte durch die extreme Rechte. In: Martin Langebach, Michael Sturm (Hrsg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten (= Edition Rechtsextremismus). Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-00130-8, S. 25.
- Chronik: Gewalt und Bedrohung durch Neonazis, Rassist_innen, Antisemit_innen - Oktober 2014. Netz gegen Nazis, 1. Oktober 2014.
- Elke Rajal: „Offen, codiert, strukturell. Antisemitismus bei den ‚Identitären‘.“ In: Judith Goetz, Joseph Maria Sedlacek, Alexander Winkler (Hrsg.): Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen ‚Identitären‘. Marta Press, Hamburg 2018 (2. Aufl.), S. 323, 336
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