Mall of Berlin
Die Mall of Berlin, auch als LP12 Mall of Berlin und Leipziger Platz Quartier bekannt, ist ein Einkaufszentrum im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks.[3] Es bildet den nordöstlichen Teil des Oktogons am Leipziger Platz. Es ist eine überdachte Fußgängerpassage mit Hocharkaden und bildet eine Sichtachse auf das Bundesratsgebäude.
Mall of Berlin | |||
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Mall of Berlin, 2018 | |||
Basisdaten | |||
Standort: | Berlin-Mitte, Leipziger Platz 12 | ||
Eröffnung: | 25. September 2014 | ||
Gesamtfläche: | 210.000[1] m² | ||
Verkaufsfläche: | 76.000 m²[1] geplant: 135.000[2] m² | ||
Geschäfte: | 270[1] / 320[2] (geplant) | ||
Eigentümer: | High Gain House Investments | ||
Verkehrsanbindung | |||
Bahnhöfe: | Potsdamer Platz, Mohrenstraße | ||
S-Bahn: | |||
U-Bahn: | |||
Omnibus: | M41, M48, M85, 200, N2 | ||
Nahverkehr: | RB19, RE3, RE4, RE5 | ||
Parkplätze: | 1000 | ||
Technische Daten | |||
Bauzeit: | 2011–2014 | ||
Architekten: | Architektengemeinschaft Pechtold Ges. von Architekten mbH, nps tchoban voss GmbH | ||
Baustoff: | Stahlbeton, Sandsteinverblendung |
Geschichte
Das Kaufhaus Wertheim in der Leipziger Straße
Auf dem rund 22.000 Quadratmeter großen Areal am Leipziger Platz 12 und entlang der Leipziger Straße war früher das Kaufhaus Wertheim angesiedelt. Dieser ursprüngliche Bau wurde als eines der schönsten Kaufhäuser Deutschlands bezeichnet. Es war nach Plänen des Architekten Alfred Messel bis 1906 in einem historistischen Stilmix gebaut worden. Es war bis zur Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Abriss in der DDR-Zeit Europas größtes Kaufhaus.
Der Abriss der Wertheim-Ruinen erfolgte in den 1950er Jahren. Bis zur vollständigen Abtragung Ende Mai 2005 wurde der Tresorraum im Untergeschoss sowie zwei Räume des Eingangsbereiches der Wertheim-Bank im Erdgeschoss des ehemaligen Kaufhauses seit 1991 vom Techno-Club Tresor genutzt.[4] Das Grundstück des ehemaligen Kaufhauses ist vom Arcandor-Konzern an die Wertheim-Erben zurückübertragen worden, womit der Weg für eine Wiederbebauung geebnet wurde.
Der Bau des Einkaufszentrums
Nachdem sich einige vorlaufende Projektvorstellungen zerschlagen hatten, wurde das Grundstück mit dem Einkaufszentrum und den rund 270 Ladengeschäften sowie dem größten Gastronomiebereich („Food-Court“) Berlins seit Frühjahr 2011 bebaut. Außerdem wurden rund 30.000 Quadratmeter Flächen für 170 Mietwohnungen und ein Hotel in dem Gebäudekomplex untergebracht. Das Projekt war mit Baukosten von 800 Millionen Euro angesetzt.[5] Der Branchenmix besteht schwerpunktmäßig aus markenorientierten Textilgeschäften und wird durch einen Elektronikmarkt ergänzt. Die Investoren erhoffen sich mit dem Einkaufszentrum eine neue Berliner Einkaufsachse vom Potsdamer Platz über den Leipziger Platz bis hin zur Friedrichstraße.
Im Frühjahr 2012 sackte auf der Baustelle Erdreich im Bereich des Tunnels der darunterliegenden U-Bahn-Linie U2 ab.[6] Der U-Bahn-Verkehr musste aus Sicherheitsgründen mehrere Monate unterbrochen werden.[7] Nachdem am 17. August 2012 der Grundstein gelegt wurde,[8] konnte am 15. August 2013 Richtfest gefeiert werden.[9]
Seit dem 25. September 2014 ist das Einkaufszentrum für die Öffentlichkeit geöffnet. Am Vorabend fand eine Eröffnungsfeier statt. In dem Zentrum bieten 270 Geschäfte auf über 76.000 m² ihr Angebot an. Diese Größe wird lediglich (Stand: 2015) von den Gropius Passagen des Betreibers Unibail-Rodamco übertroffen (Liste der größten Einkaufszentren in Deutschland).[10]
Gerichtsverfahren wegen Lohnbetruges an Bauarbeitern
Ende Oktober 2014 wurde bekannt, dass 20 am Bau beteiligten rumänischen Arbeitern erhebliche Teile ihrer Löhne vorenthalten wurden.[11] Als diese versuchten, ihre Gehälter einzufordern, kam es nach Aussagen der Arbeiter zu Gewaltandrohungen von Seiten der zum Bau beauftragten Subunternehmer der Mall of Berlin.[12] Der Aussage der Bauleitung des Einkaufszentrums, „alles sei korrekt abgelaufen“, widersprachen die rumänischen Arbeiter Ende November 2014 erneut, wobei die Lohnausstände von gewerkschaftlicher Seite bestätigt wurden.[13] Die Arbeiter hatten für die Subunternehmen Metatec Fundus GmbH & Co. und Openmallmaster GmbH gearbeitet.[14] Die Bauunternehmer hinterließen ihre ehemaligen Beschäftigten zu diesem Zeitpunkt ohne Obdach, nachdem sie die Baucontainer abtransportieren ließen, in denen die Arbeiter vorher untergebracht waren, was weiteren Protest der Bauarbeiter hervorrief.[15][14]
Am 9. Dezember 2014 wurde für die mit der Baukoordination der Mall beauftragte FCL Fettchenhauer Controlling und Logistic GmbH ein Insolvenzverwalter eingesetzt und gegen ihn die Klage wegen Insolvenzverschleppung gestellt. Ob die Subunternehmer und Arbeiter noch ausgezahlt werden, ist ebenso unklar wie die Fertigstellung des noch unfertigen Brandschutzes (Stand: August 2015).[16] Das Berliner Arbeitsgericht verurteilte am 10. April 2015 ein am Bau beteiligtes Subunternehmen in einem Versäumnisurteil zur Zahlung von über 5000 Euro ausstehender Lohnforderungen an zwei ehemalige Mitarbeiter.[17] Im August 2015 entschied das Berliner Arbeitsgericht im Fall von zwei Arbeitern zugunsten dieser. Da Openmallmaster GmbH insolvent ging, konnte das Unternehmen nicht belangt werden.[18]
Der Investor und Bauherr Harald Huth sieht sich nicht in der Verantwortung,[19] trennte sich aber im Dezember 2014 von Fettchenhauer.[20] Die Prozesse um ausstehende Löhne verzögerten sich u. a., weil die verklagten Baufirmen bzw. deren Anwälte nicht zu Gerichtsterminen erschienen.[19] Auf Antrag der Kläger hatte das Arbeitsgericht daraufhin den Klagen jeweils durch ein Versäumnisurteil stattgegeben. Gegen diese Urteile wiederum hatte das Bauunternehmen Einspruch erhoben, diesen aber erst Wochen später begründet. Nun wurde das Unternehmen zur Zahlung von insgesamt 5600 Euro an zwei Kläger verurteilt. „Das Urteil ist aus prozessualen, nicht aus inhaltlichen Gründe erfolgt“, wie der Anwalt der Kläger berichtete. Weitere Klagen sind anhängig.[21] In einem Fall verloren zwei Arbeiter vor Gericht.[22] Die Bauarbeiter klagen 2017 in der letzten Instanz gegen Huth.[23] 2018 reichte ein ehemaliger Bauarbeiter Revision beim Bundesarbeitsgericht ein.[24] Doch auch dort bekamen die beiden rumänischen Arbeiter Ovidiu Mindrila und Niculae Hurmuz am 16. Oktober 2019 nicht Recht.[25][26][27] Über den Kampf der ehemaligen Bauarbeiter erschien mittlerweile auch ein Buch.[28][29]
Logo
Das Logo des Shopping Center „LP12“, das im Gebäudekomplex an vielen Stellen in unterschiedlichen Gestaltungsformen vorhanden ist, steht für die Anschrift „Leipziger Platz 12“.[30]
Einzelnachweise
- Zahlen und Fakten
- Mehr Verkaufsfläche ab 2015
- Center im Wartestand. In: Der Tagesspiegel, 28. Mai 2014.
- Artikel in der taz am 15. April 2005.
- Endspurt am Leipziger Platz. In: Der Tagesspiegel, 8. Mai 2014
- Erde abgesackt: Bauarbeiten stoppen U2. In: Der Tagesspiegel, 31. März 2012
- BVG gibt grünes Licht: U2 fährt wieder durch. In: Der Tagesspiegel, 12. Mai 2012
- Grundsteinlegung Leipziger Platz. In: Berliner Zeitung, 17. August 2012
- Richtfest in der alten neuen Mitte Berlins. In: Der Tagesspiegel, 16. August 2013
- Mall of Berlin eröffnet erst Ende September. In: Berliner Zeitung, 10. August 2014, abgerufen am 12. August 2014.
- Emal Ghamsharick, Leila Saadna, Nadiye Ünsal: Mall of Shame – Pay your workers!. An Interview with Bogdan Droma. In: movements. Journal für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung. Band 3, Nr. 1, 11. April 2017 (movements-journal.org [abgerufen am 14. April 2017]).
- Bauarbeiter der „Mall of Berlin“ wurden teilweise nicht bezahlt. In: Rundfunk Berlin-Brandenburg, 31. Oktober 2014, abgerufen am 24. November 2014.
- Rumänische Arbeiter verlangen ihren Lohn. In: Berliner Zeitung, 21. November 2014, abgerufen am 24. November 2014.
- Mathias Fiedler: Mall Of Shame | labournet.tv. Abgerufen am 31. März 2017.
- Dauer-Protest der Mall-Bauarbeiter. In: B.Z., 24. November 2014
- Generalunternehmer der „Mall of Berlin“ ist pleite. In: Rundfunk Berlin-Brandenburg, 9. Dezember 2014
- Lohnprellung bei der „Mall of Berlin“ Urteil gegen Baufirma. In: die tageszeitung, 10. April 2015
- Am Ende der Nahrungskette. Abgerufen am 9. Januar 2021.
- Laura Hertreiter: Gebt mir meinen Hungerlohn. Beim Bau der „Mall of Berlin“ rackerten sich rumänische Hilfsarbeiter wie Dimitru Cybylass ab, für fünf Euro die Stunde. Aber selbst um die wurden sie geprellt. Chronik einer Schande. In: Süddeutsche Zeitung, 12. Mai 2015, S. 3.
- Andrea Beyerlein: "Mall of Berlin": Investor Harald Huth trennt sich von Generalunternehmer. In: Berliner Zeitung. (berliner-zeitung.de [abgerufen am 8. April 2017]).
- Arbeit lohnt sich doch. In: taz.de, 5. August 2015
- Uta Schleiermacher: Mall of Berlin – Gewinn schon wieder kassiert. In: die tageszeitung. (taz.de [abgerufen am 6. September 2016]).
- Mathias Fiedler: Mall Of Shame | labournet.tv. Abgerufen am 31. März 2017.
- Johanna Treblin: Vier Jahre ohne Lohn. Abgerufen am 3. Mai 2018.
- Sklaverei im Herzen Berlins.
- Stefan Sell: Gerichtstage
- Pressemitteilung Nr. 31/19
- Mathias Fiedler: Her mit dem schönen Leben! In: Kritisch lesen – Gegenöffentlichkeit in Bewegung. 60/2021. 13. Juli 2021, abgerufen am 16. Juli 2021.
- Peter Nowak: Ausbeutung von Arbeitern in Berlin: „Erfahrungen zusammentragen“. In: Die Tageszeitung. 22. März 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 16. Juli 2021]).
- Bildergalerien, Baustellenrundgang am Leipziger Platz in Berlin. In: Der Tagesspiegel. 2. Mai 2014, abgerufen am 7. Januar 2018.