Münchner Gedenkstätten für Opfer des Nationalsozialismus
München war zur Zeit des Nationalsozialismus die „Hauptstadt der Bewegung“. An die Opfer des Nationalsozialismus erinnern zahlreiche Gedenkstätten.
Gedenkstätten für Widerstandskämpfer
Ehrung von Münchner Widerstandskämpfern gegen den NS-Staat
Der Platz „Münchner Freiheit“ im Stadtteil Schwabing und eine Gedenktafel ehren seit 1946 die Mitglieder der „Freiheitsaktion Bayern“ für ihren mutigen Widerstand. Im Innenhof des Landwirtschaftsministeriums in der Maxvorstadt Ludwigstraße 2 wird an fünf Mitglieder der „Freiheitsaktion Bayern“ erinnert, die noch im April 1945 ermordet wurden: Hans Scharrer, Günther Caracciola-Delbrück, Maximilian Roth, Harald Dohrn und Hans Quecke. Der Erich-Mühsam-Platz an der Kreuzung der Clemens-, Wilhelm- und Siegfriedstraße ehrt Erich Mühsam, den Schriftsteller und zugleich Mitglied der Räteregierung von 1918, der im Jahr 1934 im KZ Oranienburg ermordet wurde. An seinem Wohnhaus im Stadtteil Schwabing, Schellingstraße 78, wird mit einer Gedenktafel an den sozialdemokratischen Widerstandskämpfer der Gruppe „Neu Beginnen“ Hermann Frieb erinnert, der 1943 im Gefängnis Stadelheim ermordet wurde. Nach ihm ist auch die Realschule in der Hohenzollernstraße 140 benannt. Auf dem Nordfriedhof ehrt seit 1993 eine Gedenkstätte die SPD-Reichstagsabgeordnete Antonie Pfülf, die 1933 in den Freitod ging. Im Stadtteil Haidhausen wird in der Rosenheimerstraße zwischen Gema-Gebäude und Kulturzentrum Gasteig an den Arbeiter Georg Elser erinnert, der 1939 ein fehlgeschlagenes Attentat gegen Hitler verübte und 1945 im KZ Dachau ermordet wurde. Die „Johann-Schmaus-Straße“ im Stadtteil Neuhausen ehrt seit 1987 Johann Schmaus und seinen Sohn Anton, die 1933 der „Köpenicker Blutwoche“ zum Opfer fielen. Im Stadtteil Pasing erinnern die Nimmerfallstraße und die Franz-Stenzer-Straße an den Landtagsabgeordneten Hans Nimmerfall, der 1934 im KZ Dachau sein Leben verlor, sowie an den SPD-Reichstagsabgeordneten Franz Stenzer, der bereits 1933 dort ermordet wurde.
Die katholische Opposition
In der Neuberghauser Straße des Stadtteils Bogenhausen wird mit einem Denkmal an den Jesuiten Alfred Delp erinnert, der im Widerstand des „Kreisauer Kreises“ mitwirkte und 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet wurde. Am Bogenhauser Kirchplatz 1 wird sowohl des Paters Delp als auch der Widerstandskämpfer des 20. Juli mit einer Gedenktafel erinnert: Hermann Josef Wehrle, Ludwig Freiherr von Leonrod und Franz Sperr. Eine Gedenktafel an der Kirche St. Georg ehrt Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim. Am Ordenshaus St. Michael in der Maxburgstraße 1 informiert eine Gedenktafel über Widerstand und Tod des Priesters Rupert Mayer. Auch im Justizpalast, wo er vor Gericht stand, wird an den aufrechten Theologen erinnert. Die „Edith-Stein-Schule“ erinnert mit ihrem Namen und einer Bronzeskulptur an die Karmeliternonne Edith Stein.
Erinnerungsorte für die „Weiße Rose“
Im Stadtteil Maxvorstadt wurde auf dem Geschwister-Scholl-Platz vor der Universität mit einem Tonkachel-Denkmal von Robert Schmidt-Matt im Kopfsteinpflaster den Widerständlern aus christlicher Verantwortung ein Gedenken errichtet. Eine Wandtafel aus dem Jahr 1958 am Universitätsgebäude nennt im Gedenken die Namen der sieben Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Im Hörsaal 13 der Universität ehrt eine Gedenktafel die „Weiße Rose“ mit einem Zitat von Seneca. Des Weiteren wurde im Universitätshauptgebäude die „Denkstätte Weiße Rose“ als Informationszentrum mit Museumscharakter eingerichtet. Eine Gedenktafel von 1993 im Foyer des Justizpalastes gedenkt der sechs Mitglieder, die in diesem Gerichtsgebäude verurteilt worden waren, mit einem Zitat aus dem Schlusswort von Kurt Huber. In der Franz-Joseph-Straße 13 erinnert eine Gedenktafel daran, dass in diesem Haus die Geschwister Scholl von Juni 1942 bis zu ihrem Tod im Februar 1943 gewohnt haben. Am Haus Mandlstraße 28 berichtet eine Tafel davon, dass hier Willi Graf bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo wohnte. Eine durch den Bildhauer Wilhelm Breitsameter geschaffene Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim kann besucht werden, wo die Hinrichtungen von Regimegegnern durchgeführt wurden. Auf dem Friedhof am Perlacher Forst Stadelheimer Straße enthält ein Ehrenhain auch die Grabstätten der Mitglieder „Weißen Rose“. Ein Gedenkstein auf dem Waldfriedhof ist dem Hochschullehrer Kurt Huber gewidmet.
Gedenkstätten für alle Opfer des NS-Regimes
Auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus neben dem Maximiliansplatz befindet sich seit 1985 das Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft, eine Säule mit ewiger Flamme, des Bildhauers Andreas Sobeck. Es ist allen Opfern der NS-Gewaltherrschaft gewidmet. Schräg gegenüber befand sich die Gestapo-Zentrale, in der Tausende Gegner des Regimes gefoltert wurden. Im Stadtteil Neuhausen auf dem Platz der Freiheit wird aller Opfer im Widerstand gegen das NS-Gegime gedacht. Im Stadtteil Harlaching auf dem Isar-Hochufer Ecke Harthauser Straße/Holzkirchner Straße erinnert ein Gedenkstein an alle Widerstandskämpfer und Verfolgten im „Dritten Reich“. Im Rathaus Marienplatz 8 Erster Stock werden auf einer Gedenktafel für die Kriegsopfer auch die Opfer politischer Verfolgung genannt. Auf dem Friedhof am Perlacher Forst sind in einem KZ-Ehrenhain 4.092 Opfer der NS-Diktatur beigesetzt, woran ein Gedenkstein erinnert. Im Stadtteil Giesing am Krematorium des Ostfriedhofs St.-Martin-Straße/Eingang S-Bahnhof bekundet eine Stele den Opfern unter den politischen Widerstandskämpfern ehrendes Gedenken. Beim Gräberfeld 68 des gleichen Friedhofs wird neben „den Toten der Revolution 1919“ der Opfer des Widerstands 1933–1945 gedacht.
Erinnerungen an die jüdischen Opfer der NS-Gewaltherrschaft
In Milbertshofen Ecke Knorr-/Troppauer Straße erinnert eine baumähnliche Bronzeplastik an das Judenlager Milbertshofen. An der Knorrstraße 148, einer Durchgangsstation in die Vernichtungslager, wurden in 18 Baracken 4.000 Menschen untergebracht und für Zwangsarbeit eingesetzt. Ein weiteres Denkmal am Kloster St. Michael in Berg am Laim erinnert an das Sammellager Berg am Laim. Am Standort der ehemaligen Hauptsynagoge an der Ecke Maxburgstraße/Herzog-Max-Straße weist ein Gedenkstein auf den Abriss dieses Gotteshauses hin, der bereits im Juni 1938 erfolgte. Über einem Restaurant in der Herzog-Rudolf-Straße 1 informiert eine Wandtafel darüber, dass an dieser Stelle die orthodoxe Synagoge Ohel Jakob beim Novemberpogrom 1938 von SA-Männern niedergebrannt wurde.
Am Eingang der ehemaligen Kinderklinik an der Lachnerstraße erinnert eine Gedenktafel an den Arzt Julius Spanier, der als einziger Überlebender aus dem KZ Theresienstadt zurückkehrte, wohin die 45 Patienten der Israelitischen Privatklinik und des Israelitischen Kranken- und Schwesternheims 1942 deportiert worden waren. Ein Mahnmal an der Hermann-Schmid-Straße erinnert an den Ort des ehemaligen Kranken- und Schwesternheims. In der Antonienstraße erinnert ein Mahnmal an die ermordeten Kinder des Antonienheims.
Im Institut für Internationales Recht Veterinärstraße 5 ehrt eine Gedenktafel den jüdischen Wissenschaftler Karl Neumeyer und dessen Frau, die von der NS-Diktatur in den Freitod getrieben wurden. Im Justizpalast erinnert eine Gedenktafel an die verfolgten jüdischen Anwälte. Auf dem alten Jüdischen Friedhof im Stadtteil Thalkirchen, Thalkirchener Straße 240, befinden sich neun Gräber jüdischer Bürger, deren Grabdenkmäler an die dort Ruhenden erinnern, die der Shoa zum Opfer fielen. Auf dem neuen Jüdischen Friedhof im Stadtteil Schwabing, Garchinger Straße 37 wird auf den Grabsteinen und mit einem großen Denkmal neben der Friedhofshalle der zahlreichen Opfer der Verfolgung gedacht.
Gedenkstätten für KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter
Auf dem Friedhof Perlacher Forst befinden sich die Gräber und die dazugehörigen Erinnerungsmale für Tausende Zwangsarbeiter, die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppt wurden. Eine Gedenktafel an der Stielerschule Ecke Stielerstraße/Bavariaring erinnert seit 1988 an KZ-Häftlinge, die u. a. bei Bombensuchkommandos den Tod fanden. Bronzeplastiken in Allach an der Ecke Eversbusch/Höcherstraße, an der Blutenburg, sowie in Pasing beim Bahnhofsplatz, und in Oberschleißheim halten das Gedenken an den Todesmarsch der 6.887 Gefangenen wach, die im April 1945 aus dem KZ Dachau von SS-Mannschaften nach Süden getrieben wurden und von denen jeder zweite ums Leben kam.
Opfer der NS-„Euthanasie“
Auf dem Waldfriedhof in Fürstenried wurden die sterblichen Überreste der in der „wilden Kindereuthanasie“ und durch missbrauchte medizinische Forschung ums Leben gebrachten Menschen begraben und ihrer mit einem Gedenkstein gedacht.
Homosexuelle Opfer der NS-Zeit
2017 wurde an der Ecke Oberanger, Dultstraße in der Münchner Altstadt das Denkmal für die in der NS-Zeit verfolgten Lesben und Schwulen eingeweiht.
Gedenkstätte zum Approbationsentzug jüdischer Zahnärzte
Am 30. September 2009 wurde eine Gedenktafel zum 70. Jahrestag des Approbationsentzugs jüdischer Zahnärzte im Münchner Zahnärztehaus in der Fallstr. 34–36 in der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns angebracht.[1]
Einzelnachweise
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns: „Geraubte Würde“)