Louis Lejeune (Maler)
Louis Ignaz Paul Lejeune (* 10. Februar 1877 in Berlin; † 2. März 1954 in Niederlungwitz) war ein deutscher Maler.
Leben
Louis Lejeune wurde am Wilhelmsplatz in Berlin-Charlottenburg geboren. Seine Mutter Therese, geb. Tomiček, war Sängerin, sein Vater Jean Paul Schauspieler. Louis Lejeune entstammte einer Hugenottenfamilie, die 1685 nach Preußen einwanderte. Er besuchte das humanistische Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Berlin-Charlottenburg bis zur Prima. Mit 17 Jahren wechselte er 1894 an die Berliner Kunstakademie, an der zu seiner Zeit Anton von Werner Direktor war.
Nach der Absolvierung der Zeichenklasse für Figur unter Lovis Corinth wurde er 1897 Schüler der Meisterklasse für Landschaftsmalerei von Eugen Bracht, bis dieser 1901 eine Professur an der Dresdner Akademie annahm. Um 1904 war er in der 1890 gegründeten Akademischen Schule für Bildende Künste (Akademie Fehr) in Berlin, Nollendorfplatz 6, als Lehrer einer der Malklassen tätig.
Von 1900 bis 1943 nahm er an allen bedeutenden Kunstausstellungen in Berlin, Dresden (1902 Internationale Kunstausstellung), München, Düsseldorf und an der Biennale Venedig[1] meist mit großformatigen Landschaftsbildern teil. Weiter wurden seine Bilder von Kunstvereinen und Kunsthändlern gezeigt, so auch in Chemnitz, Leipzig und Prag.[2] Lejeune wurde auch Mitglied der Berliner Loge.[2]
Am 27. November 1909 heiratete Louis Lejeune Eva Bieler, jüngste Tochter eines Gutsbesitzers, in Oliva (Westpreußen). Er bezog eine Wohnung am Kurfürstendamm in Berlin. Sie bekamen drei Töchter: Emilie Therese Eva (* 1911), Anne-Louise (* 1912) und Eva (* 1923).
Von 1915 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg, ab 1916 im Einsatz in Rumänien. Am 22. November 1943 verlor er in Berlin NW, Schleswiger Ufer 6, bei einem Bombenangriff sein Atelier und seine Wohnung. Bis September 1944 lebte er bei Verwandtschaft in Karlshöhe bei Neidenburg (Ostpreußen), danach erfolgte eine Umquartierung nach Niederlungwitz bei Glauchau. Zuletzt wohnte er dort in der Mühlenstraße 11b. 1946 konnte er erstmals am neuen Wirkungsort Glauchau eine Ausstellung im Schlossmuseum erlangen. Am 2. März 1954 starb Louis Lejeune in Niederlungwitz.
Die Gemeinde ehrte ihn 1999 posthum mit der „Louis-Lejeune-Straße“ und einer Gedenktafel in Niederlungwitz im zugehörigen Neubaugebiet. Sein Grab ist auf dem dortigen Friedhof zu finden. 2014 erinnerte Museum und Kunstsammlung von Schloss Hinterglauchau in einer Sonderausstellung im Rahmen des „Exponats des Monats“ an das Schaffen Louis Lejeune. 2019 war ein Bild von ihm in der dreimonatigen Ausstellung Stadt—Land—Fluss des Museums der Havelländischen Malerkolonie in Schwielowsee zu sehen, die Werke von Malern der Havelländischen Malerkolonie und des Vereins Berliner Künstler gegenüberstellte.[3]
Schaffen
Von 1897 bis 1901 war er Meisterschüler bei Eugen Bracht. Am Lietzensee fertigte er seine ersten Studien an. In dieser Zeit nahm er mit großformatigen Bildern an Kunstausstellungen teil. Er erhielt in diesem Zusammenhang eine Silber-Medaille.[2] Ebenfalls Meisterschüler waren zu seiner Zeit u. a. Eugen Reich-Münsterberg (1866–1942) und Carl Hessmert (1869–1928).
Ende 1900 gründete er mit August Achtenhagen[4], Fritz Geyer, Carl Kayser-Eichberg, Felix Krause, Hans Pigulla, Theodor Schinkel und Paul Halke den „Märkischen Künstlerbund“.[5] Brachts Ruf nach Dresden folgten neben Louis Lejeune auch August Achtenhagen (1865–1938), Hans Licht, Otto Altenkirch, Phillip Braumüller (1870–1935), Bruno Marquardt (1878–1916), Robert Meißvogel (geb. 1876), Alfred Oesteritz (1876–1904), Ernst Kolbe und Hans Hartig.[6]
Um 1913 wurden Bilder von ihm im Rahmen von Ausstellungen des Märkischen Künstlerbundes auch in der Galerie Eduard Schulte gezeigt (Mai 1913).[7] Die Stadt Berlin zeichnete ihn des Öfteren durch Ankäufe aus. Auch das Museum Dessau tätigte Ankäufe.[2] In den Jahren 1914/1915 bekam er einen großen Auftrag von der Berliner Gemeinde Berlin-Schöneberg, fünf Gebäude, die durch den Neubau des Rathauses abgerissen werden mussten, für die Nachwelt festzuhalten. So existieren noch heute im Schöneberger Rathaus in Berlin Das alte Amtshaus am Kaiser-Wilhelmsplatz 3, Die alte Dorfkirche mit Pfarrhaus in Berlin-Schöneberg (beide Bilder hängen im Foyer des Rathauses), Die alte Mühle bis 1888 in Berlin-Schöneberg, Das alte Armenhaus bis 1910 in Berlin-Schöneberg und Die zweite Schule hinter dem Amtshaus. 1929 stellte er in der Berliner Kunstausstellung (auch Berliner Kunstsalon) aus. In den Rezensionen wurden die Künstler als „Berliner Landschafter“ bezeichnet.[8]
Lejeune war 1940, 1941 und 1942 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München jeweils mit einem Landschaftsbild vertreten. Kurz nach dem Krieg im April 1947 zeigte er auf der Kunstausstellung westsächsischer Künstler im Stadt- und Heimatmuseum Glauchau zwölf Ölgemälde.[9]
Einige seiner Werke kaufte die Preußische Nationalgalerie. Das Werk Bevor der Frühling kommt wurde 1934 an die Deutsche Botschaft Ankara ausgeliehen. Nachdem es lange Zeit als verschollen galt, wurde es im Keller der Botschaft gefunden und ist seitdem wieder im Besitz der Nationalgalerie. Ein weiteres Bild Graue Winterstimmung wurde an die Deutsche Botschaft Dublin ausgeliehen.[10] Dieses Bild gilt immer noch als verschollen.
Bis 1943 malte er viele Motive aus Berlin und Umgebung und der Mark Brandenburg. Er unternahm viele Reisen, von denen er jeweils Bilder und Studien mit nach Hause brachte. Folgende Reiseziele sind bekannt: Elbsandsteingebirge, Ost- und Westpreußen, Mecklenburg, Pommern, Rumänien als Soldat, Holstein, Ober- und Niederschlesien, Galizien, Frankreich, Paris, Prag, Böhmen, Hannover, Harz und Thüringen, Ostfriesland und Tirol.[11] Seine Mal- und Studienreisen waren häufig mit dem Besuch von Verwandten verbunden. Er fand früh seinen eigenen Malstil und lehnte es ab, einem „-ismus“ zugeordnet zu werden. Zu seinem Schaffen gehören neben Landschaftsbildern auch Porträts und Stillleben.
Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Bildhauer Arthur Lewin-Funcke. Dieser fertigte von Eva Lejeune 1917 eine Bronzebüste an.[12] Bei ihm wirkte er als Lehrer im „Studienatelier für Malerei und Plastik“ (auch „Lewin-Funcke-Schule“ genannt) mit. Von 1944 bis zu seinem Tode 1954 malte er zahlreiche Motive aus Niederlungwitz, Glauchau und Umgebung, dem Thüringer Wald und in den Sommern 1949 bis 1953 auch vom Westensee in Schleswig-Holstein.
Werke (Auswahl)
- Porträt seiner Mutter 1896
- Selbstbildnis 1933
- Sonnenglitzern im Berliner Tiergarten
- Weidenweg
- Himmel und Erde (Niederlungwitz)
Literatur
- Berlin und die Berliner. Leute. Dinge. Sitten. Winke. J. Bielefelds, Berlin 1905, S. 99.
- Paul Friedrich: Louis Lejeune. In: Deutsche Welt. Monatshefte des Volkbundes für das Deutschtum im Ausland. Band 7, Berlin 1930, S. 253–255.
Weblinks
- Werke von Louis Lejeune auf artnet.de
- 60. Todesjahr von Landschaftsmaler Louis Lejeune, Webseiten der Stadt Glauchau
Einzelnachweise
- Christoph Becker, Annette Lagler, Institut für Auslandsbeziehungen: Biennale Venedig: der deutsche Beitrag 1895–1995. Cantz 1995, S. 112.
- Kreisarchiv Zwickau: Nielu II 175 (eigene handschriftliche Aufzeichnungen vom 27. August 1947)
- Ausstellung im Museum der Havelländischen Malerkolonie auf www.european-news-agency.de; abgerufen am 11. Februar 2020
- Bei Barbara Maenning falsch als August Achtenbach angegeben. Laut Original: Julius Norden: „Der Märkische Künstlerbund.“ In: Westermanns Monatshefte Bd. 99, 1906, S. 368–377 kann nur August Achtenhagen gemeint sein.
- Barbara Maennig: Landschaften des Berliner Meisterschülers Johannes Hänsch (1875–1945). Ein Weg zur deutschen Landschaftsmalerei im Spannungsfeld akademischer Lehre und künstlerischer Ansätze der Moderne, Dissertation, Institut für Kunstwissenschaften und Ästhetik Berlin, Berlin 2003, S. 42, Fußnote 92
- Dissertation Barbara Maennig, S. 306.
- Dissertation Barbara Maennig, S. 81.
- Dissertation Barbara Maennig, S. 104.
- Kunstausstellung westsächsischer Künstler: Übersicht der Künstler auf digital.slub-dresden.de; abgerufen am 31. Mai 2021
- Brief der National-Galerie an Louis Lejeune vom 14. Juni 1950 und SMB Pressemitteilung.
- Kreisarchiv Zwickau: Nielu II 175 (eigene handschriftliche Aufzeichnungen vom 27. August 1947) und Überlieferung in der Familie
- Eva Lejeune, 1917, private Webseite; abgerufen am 11. Februar 2020.