Louis II. (Monaco)
Louis II. von Monaco (eigentlich Louis Honoré Charles Antoine Grimaldi; * 12. Juli 1870 in Baden-Baden; † 9. Mai 1949 in Monaco), im Deutschen auch Ludwig II. genannt, war vom 26. Juni 1922 bis zu seinem Tode regierender Fürst von Monaco. Die offizielle Titulatur des Fürsten lautete Son Altesse Sérénissime le Prince Louis II (Deutsch: Seine Hochfürstliche Durchlaucht Fürst Ludwig II.).
Louis war der Sohn von Fürst Albert I. von Monaco (1848–1922) aus dem Haus Goyon-Grimaldi und der Lady Mary Victoria Hamilton. Er war der Großvater von Fürst Rainier III. von Monaco (1923–2005).
Leben
Prinz Louis wuchs zunächst fernab vom monegassischen Hof bei seiner Mutter auf, die sich zumeist in Baden-Baden aufhielt (ihre Mutter stammte aus der Familie des Großherzogs von Baden). Sie hatte sich kurz nach der Hochzeit von ihrem Mann, dem damaligen Erbprinzen Albert von Monaco, getrennt, und ihre Ehe wurde 1880 annulliert. Louis lernte seinen Vater erst im Alter von zehn Jahren kennen. Wie seine Mutter besaß er die badische Staatsbürgerschaft und sprach auch nach Jahrzehnten noch fließend und akzentfrei deutsch. Während des Zweiten Weltkrieges nahm er eine deutschfreundliche Haltung ein.
Mit zwölf Jahren wurde er auf ein Pariser Internat geschickt und machte 1889, im Jahre der Thronbesteigung seines Vaters, sein Abitur. 1890 trat er in die Französische Fremdenlegion ein und lernte in Algerien seine langjährige Geliebte, die frühere Wäscherin Marie-Juliette Louvet kennen (in anderen Quellen wird ihr Beruf abweichend als „Cabaretsängerin“ oder „Variété-Tänzerin“ angegeben, ihre Stiefmutter sei dagegen Waschfrau gewesen). Marie-Juliette Louvet war zuvor mit einem Fotografen für erotische Bilder verheiratet gewesen. Aus der Beziehung mit Louis ging die Tochter Charlotte hervor. Zwar verbot Fürst Albert I. eine unstandesgemäße Heirat seines einzigen Sohnes mit Marie-Juliette, Louis durfte aber seine Tochter nach Monaco holen und legitimierte und adoptierte sie am 16. Mai 1919 mit Zustimmung seines Vaters sowie der französischen Regierung, die unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg eine mögliche Thronfolge des ansonsten nächsten erbberechtigten Verwandten, des deutschen Kavalleriegenerals Wilhelm Karl Herzog von Urach, Sohn der Prinzessin Florestine von Monaco, verhindern wollte. Am 19. März 1920 wurde Charlotte mit 21 Jahren mit dem Grafen Pierre de Polignac aus dem Hause der Herzöge von Polignac-Chalençon vermählt. Einen Tag vor der Hochzeit hatte dieser durch fürstlich monegassischen Erlass den Namen und das Wappen der Grimaldis angenommen und in Primogenitur den Titel eines Duc de Valentinois erhalten.[1] Die Ehe verlief unglücklich und wurde 1933 geschieden, doch entstammte ihr der Erbprinz und spätere Fürst Rainier.
Seine Militärlaufbahn absolvierte Prinz Louis im französischen Heer und wurde im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet. Im Jahre 1922, wenige Monate nach dem Tod seines Vaters, wurde er zum Brigadegeneral befördert und bestieg den monegassischen Thron. Zu Beginn seiner Regierungszeit hatte das Land mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, da durch den Ersten Weltkrieg die Einnahmen des Casinos stark zurückgegangen waren. Außerdem wurde das Glücksspiel 1933 auch in Frankreich und Italien erlaubt, wodurch Monaco seine exklusive Stellung einbüßte. Louis ließ die Spielbank von Monte Carlo deshalb privatisieren. Die Steuerfreiheit lockte damals zahlreiche Unternehmen zur Ansiedlung nach Monaco. Nicht selten wanderten die Unternehmensgewinne in das Casino.
Die Zeit der Nazidiktatur war auch für Monaco eines der schwärzesten Kapitel seiner Geschichte, die offiziellen Dokumente darüber werden bis heute größtenteils unter Verschluss gehalten. Die Politik des Fürsten war von Sympathie und naiver Nachsicht gegenüber Deutschland bestimmt. Teilweise lieferte Monaco jüdische Emigranten aus Deutschland und Österreich an das Vichy-Regime aus. Diese jüdischen Flüchtlinge waren häufig mittellos und passten nicht ins Bild des reichen und mondänen Monaco. Kurz vor Kriegsbeginn setzte Louis die Verfassung außer Kraft und regierte mit alleiniger Verfügungsgewalt. Auf Grund der Wirtschaftskrise kam es immer wieder zu Demonstrationen, die von ihm auf ein ausländisches Komplott zurückgeführt wurden.
Später paktierte er auch offen mit Deutschland, weil sein Schloss Marchais in der nordfranzösischen Picardie, wo er sich meistens aufhielt, innerhalb der deutschen Besatzungszone in Frankreich lag und er Plünderungen, wie sie im Ersten Weltkrieg vorgekommen waren, unbedingt verhindern wollte. Die Besatzer erlaubten ihm schließlich, seine beweglichen Besitztümer in Sicherheit zu bringen, und kauften ihm sogar seine deutschen Wertpapiere zu einem überhöhten Preis ab. Die Beziehungen mit dem nationalsozialistischen Deutschland wurden in der Folge immer besser, zahlreiche deutsche Deckmantelfirmen wurden in Monaco gegründet.
Louis übertrug immer mehr Staatsgeschäfte an den zwielichtigen Premierminister Emile Roblot und die Zahl der in Monaco abgewickelten unsauberen Geschäfte nahm weiter zu. Bald zerstritt sich Roblot jedoch mit Louis’ Enkel, dem späteren Fürsten Rainier, auch wegen verschiedener Intrigen, die Roblot mit dem Einverständnis des Fürsten gegen Rainiers Vater Pierre de Polignac lanciert hatte, was auch das Verhältnis zwischen Louis und Rainier stark belastete. Um zu verhindern, dass Rainier im Falle seines Todes regierender Fürst wurde, setzte Louis das Alter der Volljährigkeit auf 21 Jahre herauf und legte später sogar fest, dass der Regentschaftsrat bis zum 30. Lebensjahr Rainiers als dessen Vormund fungieren sollte.
Für politische Verwicklungen sorgte 1944 eine Affäre von Louis’ Enkelin Antoinette, Rainiers Schwester, mit einem Unteroffizier der deutschen Besatzungstruppen. Den Fürsten beunruhigte weniger die Tatsache, dass es sich um einen Deutschen handelte, als die fehlende Standesgemäßheit der Verbindung. Der Regierungsrat stufte die Beziehung als throngefährdend im Falle einer deutschen Niederlage ein. Louis erreichte schließlich, dass der Soldat an die russische Front versetzt wurde, wo er gegen Kriegsende fiel.
Am 3. September 1944 war der Zweite Weltkrieg in Monaco beendet. Fürst Louis schloss sich politisch wieder Frankreich an. 1946 heiratete er die Schauspielerin Ghislaine Dommanget, mit der er bis zu seinem Tode zusammenlebte.
Literatur
- Louis II., in: Internationales Biographisches Archiv 29/1949 vom 11. Juli 1949, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
Einzelnachweise
- GHdA, Adelslexikon, Band IX, Limburg an der Lahn 1998, S. 147.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Albert I. | Fürst von Monaco 1922–1949 | Rainier III. |