Liste der Sassanidenherrscher

Das neupersische Sassanidenreich (224/26–651) w​ar über v​ier Jahrhunderte e​in Rivale d​es Römischen bzw. Oströmischen Reichs i​m Vorderen Orient (siehe a​uch Römisch-Persische Kriege), b​evor es i​m Zuge d​er arabischen Expansion i​m 7. Jahrhundert unterging. Kulturell erlebte Persien i​n sassanidischer Zeit e​ine Blüte, d​ie noch später i​m Abbasidenkalifat nachwirkte.

Die folgende Liste d​er Sassanidenherrscher bietet e​inen allgemeinen Überblick, zugrunde gelegt wurden d​ie Ergebnisse d​er neueren Forschung. Dennoch i​st zu beachten, d​ass aufgrund d​er teils problematischen Quellensituation d​ie Herrscherchronologie teilweise n​icht genau z​u bestimmen ist. Besonders z​um Ende d​es Reiches h​in sind n​ur ungefähre Angaben möglich (wie beispielsweise i​m Fall Hormizds V. u​nd Chosraus IV., d​er manchmal a​uch als Chosrau V. bezeichnet wird).[1] Außer Bahram Tschobin u​nd Schahrbaraz stammten a​lle Herrscher a​us dem Hause Sasan u​nd außer i​m Fall Borans u​nd ihrer Schwester Azarmeducht handelte e​s sich i​mmer um Männer.

Herrscherliste

KönigDatierungKommentarPorträt
Ardaschir I.224–242Stürzte die Partherherrschaft und gründete das Sassanidenreich.[2]
Schapur I. (auch Sapor, Sabuhr etc.)240 bzw. 242–270/272Vor 240 als Mitherrscher, ab 240/42 alleiniger König.[3] Er konsolidierte das Reich und lieferte sich heftige, meist erfolgreiche militärische Auseinandersetzungen mit dem Römischen Reich (Höhepunkt: Gefangennahme Kaiser Valerians 260).
Hormizd I. (Hormisdas)270/272–273König von Armenien, bevor er sassanidischer Großkönig wurde.[4]
Bahram I. (auch Vahram)273–276Förderte den Zoroastrismus und verfolgte die Manichäer.
Bahram II.276–293Führte Krieg gegen Rom, Blütezeit der Künste. Usurpationsversuch seines Verwandten (Bruder?) Hormizd.
Bahram III.293Wurde von seinem Onkel Narseh gestürzt.
Narseh293–302Erlitt eine schwere Niederlage gegen die Römer und trat im Vertrag von Nisibis (298/99) mehrere Territorien ab.
Hormizd II.302–309Heiratete eine Kuschanprinzessin.
Schapur II.309–379Regierte sehr erfolgreich und führte mehrmals Krieg gegen Rom. Wehrte 363 die Invasion Julians ab.
Ardaschir II.379–383Machte Armenien zu einem persischen Protektorat.
Schapur III.383–388Schloss mit Kaiser Theodosius I. einen Vertrag in Bezug auf Armenien. Beginn einer längeren Ausgleichsphase mit Rom.
Bahram IV.388–399Wehrte einen Einbruch der Hunnen (395) ab.
Yazdegerd I. (auch Yazdgird)399–420Übte große Toleranz gegenüber den Christen in seinem Reich, was die strenggläubigen Zoroastrier verärgerte und ihm den Beinamen „der Sünder“ einbrachte.
Bahram V. Gor420/21–438/39Setzte sich gegen seinen Bruder Chosrau im Machtkampf nach dem Tod Yazdegerds I. durch. Für seine Jagdleidenschaft berühmter König, der in der persischen Literatur zur Heldengestalt stilisiert wurde. Führte einen kurzen Krieg gegen Rom und erfolgreiche Feldzüge an der Nordostgrenze gegen die iranischen Hunnen.
Yazdegerd II.439–457Führte Krieg gegen Rom, der aber schon bald durch einen Friedensvertrag beendet wurde.
Hormizd III.457–459Ältester Sohn Yazdegerds und dessen Nachfolger. Wurde von seinem Bruder Peroz gestürzt.
Peroz I.459–484Erlitt eine vernichtende Niederlage gegen die Hephthaliten.
Balasch484–488Bruder des Peroz, wurde durch eine Adelsrevolte gestürzt und durch Peroz’ Sohn Kavadh ersetzt.
Kavadh I.488–496 und 499–531Stabilisierte die Königsherrschaft und musste seit 502 gegen Rom Krieg führen. Wurde 496 durch eine Verschwörung entthront, konnte aber mit Hilfe der Hephthaliten wieder an die Macht kommen.
Zamasp496–498Ersetzte Kavadh 496, wurde aber nur drei Jahre später von diesem wieder vertrieben.
Chosrau I. (auch Chosroes, Husrav, Xusro)531–579Sohn Kavadhs I. und wohl der bedeutendste aller Sassanidenkönige. Entwickelte sich zum großen Gegenspieler Justinians, führte im Inneren Reformen durch und förderte die Kultur. Gleichzeitig wurde das Reich durch seine vielen Kriege aber erschöpft.
Hormizd IV.579–590Sohn Chosraus, führte den Krieg gegen Rom weiter. Aufgrund seiner Unbeliebtheit wurde er gestürzt und ermordet.
Bahram Tschobin590–591Usurpator, der mit oströmischer Unterstützung geschlagen wurde.
Chosrau II.590–628Letzter bedeutender Großkönig. Gelangte mit oströmischer Hilfe auf den Thron. Nach dem Tod seines Gönners Maurikios begann er einen Krieg gegen Ostrom, den Kaiser Herakleios jedoch durch eine erfolgreiche Gegenoffensive schließlich für Ostrom entscheiden konnte. Wurde durch eine Adelsverschwörung entthront und anschließend ermordet.
Kavadh II.628Kavadh Siroe. Stürzte seinen Vater Chosrau II., hielt sich aber wie alle nachfolgenden Herrscher bis Yazdegerd III. nur für einige Monate auf dem Thron.[5]
Ardaschir III.628–630
Schahrbaraz630Persischer General, der den Thron usurpierte, sich aber nicht lange halten konnte.
Boran630–631Erste regierende Königin des Sassanidenreichs.
Azarmeducht631/632Regierende Königin, wurde von aufständischen Truppen gestürzt.
Chosrau III.630Nur regional und kurze Zeit herrschend.[6]
Peroz II.631–632
Hormizd V.631–632
Chosrau IV.631–633
Yazdegerd III.632–651Letzter Großkönig. Unterlag den einfallenden Arabern und wurde 651 ermordet. Seine Söhne, Peroz und Bahram, und deren Söhne, Narseh und Chosrau, unternahmen Versuche, das Reich zurückzuerobern.

Siehe auch

Literatur

Siehe a​uch die Literaturhinweise i​m Artikel Sassanidenreich.

Anmerkungen

  1. Die folgende Chronologie orientiert sich vor allem an Wiesehöfer, Das antike Persien, S. 412f., sowie an Schippmann, Grundzüge, S. 141–146.
  2. Zu den Königen des 3. Jahrhunderts vgl. vor allem die Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (Universität Kiel), die aber noch nicht abgeschlossen ist.
  3. Ardaschir lebte noch bis 241/42, doch übte seit 240 Schapur die Regierungsgeschäfte aus.
  4. Es ist nicht ganz klar, ob er ab 270 oder ab 272 regierte, da dies von dem ermittelten Todesjahr Schapurs abhängt. Oft wird inzwischen jedoch 270 angenommen.
  5. Mit dem Tod Chosraus II. begann die Krisenzeit des Reiches, die erst 632 beendet wurde, kurz bevor die arabische Expansion begann. Alle nachfolgenden Könige (und Königinnen) haben kaum Spuren in der Überlieferung hinterlassen, in Persien herrschten in dieser Zeit aber offenbar fast anarchische Zustände. Vgl. zusammenfassend Schippmann, Grundzüge, S. 72–74.
  6. Wie über Peroz II., Hormizd V. und Chosrau IV. liegen kaum Informationen über ihn vor. Vgl. dazu Touraj Daryaee: When the End is Near: Barbarized Armies and Barracks Kings of Late Antique Iran. In: Maria Macuch u. a. (Hrsg.): Ancient and Middle Iranian Studies. Wiesbaden 2010, S. 43–52.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.