Leibniz-Institut für Alternsforschung
Das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit Sitz auf dem Beutenberg-Campus in Jena und der anwendungsorientierten Grundlagenforschung im Fach der Lebenswissenschaften zuzuordnen. Das Institut ist Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL). Das FLI wird in privater Rechtsform als eingetragener Verein geführt.
Leibniz-Institut für Alternsforschung Fritz-Lipmann-Institut | |
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Kategorie: | Forschungseinrichtung |
Träger: | rechtlich selbstständig |
Rechtsform des Trägers: | Eingetragener Verein |
Mitgliedschaft: | Leibniz-Gemeinschaft |
Standort der Einrichtung: | Jena |
Art der Forschung: | Grundlagenforschung |
Fächer: | Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften |
Fachgebiete: | Gerontologie, Biomedizin |
Grundfinanzierung: | Bund (50 %), Länder (50 %) |
Leitung: | Alfred Nordheim (wiss.) Daniele Barthel (adm.) |
Mitarbeiter: | ca. 360 |
Homepage: | www.leibniz-fli.de |
Das FLI ist das erste nationale Forschungsinstitut, das sich auf breiter Ebene der biomedizinischen Forschung auf dem Gebiet der Alternsforschung / Gerontologie widmet. Das Institut befindet sich auf dem Jenaer Beutenberg Campus.
Geschichte
Erster Vorläufer des Instituts war das 1944 gegründete „Schott-Zeiss-Institut für Mikrobiologie“, aus dem 1953 das „Institut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie“ hervorging. 1970 erfolgte die Umbenennung in Zentralinstitut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie (ZIMET) der Akademie der Wissenschaften der DDR.
Nach der Wende wurde das ehemalige ZIMET 1991 im Wesentlichen in zwei Institute geteilt: das Hans-Knöll-Institut (HKI) und das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMB). Das IMB war auf Forschung auf dem Gebiet der Evolutionären Biotechnologie und Genomwissenschaften ausgerichtet und gehörte seit Januar 1992 zu den vom Bund und den Ländern gemeinsam getragenen Forschungseinrichtungen in der damaligen „Blauen Liste“, der heutigen Leibniz-Gemeinschaft.
Nach einer Evaluierung schlug der Wissenschaftsrat 1999 vor, ein neues Forschungskonzept für das IMB aufzustellen. Daraufhin wurde im Jahr 2003 Peter Herrlich zum neuen Direktor des IMB ernannt, der das neue wissenschaftliche Konzept „Mechanismen der Alterung und altersbedingter Krankheiten“ vorgeschlagen hatte. Entsprechend seiner neuen wissenschaftlichen Ausrichtung wurde das Institut 2005 in „Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut“ (FLI) umbenannt.
Das Institut ist benannt nach dem deutsch-amerikanischen Biochemiker Fritz Lipmann (1899–1986), der 1953 den Nobelpreis für Medizin für seine Entdeckung des Coenzyms A und dessen Bedeutung für den Zwischenstoffwechsel erhielt.
Das Institut wurde 2012 bis 2017 geleitet durch den wissenschaftlichen Vorstand Karl Lenhard Rudolph. Das Kuratorium des Leibniz-Instituts für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V. hat im Juli 2017 einstimmig beschlossen, die Position des Wissenschaftlichen Direktors aufgrund der Feststellung wissenschaftlichen Fehlverhaltens Rudolphs[1] neu zu besetzen[2] Seit März 2018 ist Professor Alfred Nordheim der Wissenschaftliche Direktor des Instituts, administrativer Vorstand ist seit 2006 Daniele Barthel.
Forschung und Entwicklung
Das übergreifende Ziel des FLI ist es, die Mechanismen entscheidender, insbesondere pathologischer, Prozesse zu analysieren, aus denen Schlussfolgerungen über die Gesundheit und über gesundes Altern gezogen werden können.
Innerhalb dieses weiten Forschungsfelds werden spezifische Themen ausgewählt, die organisatorisch in zwei Programmschwerpunkte aufgeteilt werden, die aber aufgrund ihrer wissenschaftlichen Inhalte und Methodik stark miteinander verbunden sind. Ein Beispiel hierfür ist der Schwerpunkt „Alterung von Zellen und Organismen“, in der die Stabilität von Genomen und Telomeren von mehreren Forschungsgruppen auf verschiedenen Ebenen untersucht wird. Hier werden außerdem, vorwiegend mit genomischen Ansätzen, die epigenetische Steuerung von Genen untersucht sowie neue Gene identifiziert, die in dem Alterungsprozess involviert sind. Der Schwerpunkt „Spezifische altersbezogene Krankheiten“ behandelt ausgewählte Beispiele von Alterskrankheiten. Gegenwärtig werden Mechanismen untersucht, die zu Proteinfaltungserkrankungen führen, z. B. Amyloidosen, Alzheimer und Chorea Huntington sowie andere neurodegenerative Krankheiten. An weiteren Alterskrankheiten werden Krebs und verschiedene Organversagen erforscht.
Kooperationen
Eine multidisziplinäre Herangehensweise ist das Fundament der Forschung am FLI und spiegelt sich in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Kooperationen mit anderen Forschungsinstitutionen wider.
Das FLI arbeitet eng mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) und dem „Verbund biomedizinische Forschung“ in Jena zusammen. Wissenschaftler des FLI sind in die Lehre an der FSU eingebunden.
An der neu etablierten „Leibniz Graduiertenschule für Alterung und Alterskrankheiten“ des FLI ist die Universität ebenfalls beteiligt.
Infrastruktur
Die Zahl der Mitarbeiter mit Finanzierung betrug zum 31. Dezember 2018 316 Personen. Außerdem waren 47 Personen als Gäste mit Arbeitsplatz am FLI tätig. Der Anteil internationaler Mitarbeiter und Gäste in der Wissenschaft lag zum 31. Dezember 2018 bei 54,3 %.
Der Etat des Instituts lag 2011 bei 24,4 Millionen Euro (plus 8 Mio. Euro für Baumaßnahmen), davon wurden rund 20 Millionen Euro im Rahmen der Grundfinanzierung je zur Hälfte vom Bund (BMBF) und von den Ländern getragen. Etwa 3 Mio. Euro wurden als Drittmittel eingeworben. Aktuelle Zahlen sind nicht bekannt.
Mit der Inbetriebnahme eines Laborneubaus 2013 vergrößerte sich die Nutzfläche des Instituts von 4.500 auf etwa 10.000 m². Seit 2017 finden Sanierungen im Altgebäudebestand des Institutes statt.[3]
Weblinks
Einzelnachweise
- Ralf Neumann: Kein Versehen mehr! In: Laborjournal. 17. Juni 2017, abgerufen am 20. Juni 2017.
- Julia Merlot: Leibniz-Direktor verliert seinen Posten. In: Spiegel Online. 27. Juli 2017, abgerufen am 29. Juli 2017.
- Jahresbericht 2016-2018