LWL-Römermuseum Haltern am See
Im LWL-Römermuseum in Haltern am See sind die bedeutendsten Funde aus allen Römerlagern entlang der Lippe (Lippia) ausgestellt. Das Römerlager Haltern war während der Feldzüge in Germania magna einer der wichtigsten Stützpunkte des Römischen Reiches. Zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. waren hier mehr Legionäre stationiert als irgendwo sonst im römischen Reich.
Römermuseum mit stilisierten „Lederzelten“ als Lichtkuppeln, September 2009 | |
Daten | |
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Ort | Haltern am See |
Architekt | Knut Lohrer |
Eröffnung | 1993 |
Besucheranzahl (jährlich) | 44.000[1] |
Betreiber | |
Leitung | |
Website | |
ISIL | DE-MUS-058717 |
Geschichte des Museums
Im Jahre 1896 wurde in Münster die Altertumskommission für Westfalen gegründet, die sich unter der Leitung von Carl Schuchhardt intensiv mit der Siedlungsgeschichte der Römer in Westfalen-Lippe befasste. Diese hatten, ausgehend vom Stützpunkt Xanten am Rhein, die Lippe als wichtigen Transportweg benutzt und entlang des Flusses Lager errichtet (Holsterhausen, Haltern, Beckinghausen, Oberaden, Anreppen).
Im Sommer 1899 fanden erstmals Erkundungsgrabungen am Annaberg in Haltern statt; man vermutete dort das Römerkastell Aliso. Nach ersten Funden wurden die Grabungen unter Leitung des Archäologen Friedrich Koepp intensiviert, so dass in den folgenden Jahren das heute bekannte Römerlager Haltern freigelegt werden konnte. Bereits am 1. Januar 1900 wurden unter der Regie des Vereins für Geschichte und Altertumskunde erste Funde in der alten Rektoratsschule in Haltern ausgestellt. Mit Unterstützung des Kaisers Wilhelm II., der 10.000 Reichsmark spendete, wurde dann in Haltern das erste Römisch-Germanische Museum am Kärntner Platz erbaut und 1907 eröffnet.
Das neue Römermuseum
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Museum durch Bomben zerstört. Das heutige Römermuseum wurde 1993 vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) an der B 58 auf dem Gelände des ehemaligen Feldlagers der Römer errichtet. Die relativ flache Architektur des Gebäudes ist mit ihren gläsernen „Zeltspitzen“ der Dachkonstruktion einem römischen Zeltlager nachempfunden. Am Eingang des Museums ist ein Stück der historischen Umfassung, ein rekonstruierter Erdwall mit dem davorliegenden Spitzgraben zu sehen, der an dieser Stelle dem damaligen römischen Lager als Sicherung diente.
Das Museum lässt auf einer Ausstellungsfläche von ca. 1000 Quadratmetern die 28-jährige Geschichte der Römer in Westfalen lebendig werden. Es wird nicht behauptet, die Funde in Haltern seien mit Sicherheit als Aliso zu deuten, aber vieles deutet darauf hin.
Besucher können mit dem schweren Marschgepäck eines Soldaten durchs Museum wandern oder versuchen, mit dem Griffel Worte in das Wachs einer Schreibtafel zu ritzen. In einem rekonstruierten Lederzelt, das einst Unterkunft für sechs bis acht Legionäre war, kann man eine „Tagesschau“ aus dem Jahre 4 n. Chr. sehen, die über die „aktuellen“ Ereignisse in Rom und Germanien informiert. Man erfährt etwas über die Geldsorgen der Legionäre vor über 2000 Jahren und über die Varusschlacht.
Fundstücke verdeutlichen die Möglichkeiten römischen Handwerks im Militärleben. Dabei wird die Bedeutung des Flusses Lippe als Transportweg zur Versorgung der Legionen deutlich, auf der per Lastschiff die Versorgung der entfernten Lager möglich war, und zugleich im späteren Verlauf auch dem Handel diente.
Im Museum sind alle Originalschriftzüge übersetzt, die Fundstücke werden erklärt. Die Exponate vermitteln einen Überblick über fast alle Bereiche des täglichen Lebens der Legionäre. Im Zusammenhang mit Abbildungen, Texten und Modellen ergeben die gezeigten Objekte ein lebendiges Bild der damaligen Zeit. In der Cafeteria werden auf Vorbestellung auch römische Gerichte serviert.
Seit April 2010 präsentiert sich der Ausstellungsbereich in neuer Gestaltung, etwa mit rund 15.000 Playmobillegionären, die die drei römischen Legionen darstellen, die in der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. geschlagen wurden.
Ende Juni 2016 hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe neben dem Museum die LWL-Römerbaustelle Aliso eröffnet: Besucher können dort eine originalgetreue Rekonstruktion des Westtors des ehemaligen römischen Hauptlagers besichtigen sowie eine Holz-Erde-Mauer, Wehrtürme und vorgelagerte Spitzgräben. Eine inklusionsgerechte Rampe ermöglicht den Zugang auf die Anlage.
Im März 2021 wurde bekannt, dass am 25. März 2022 zur Eröffnung der archäologischen Landesausstellung NRW („Roms fließende Grenzen. Rom in Westfalen 2.0“[2]) der erste Römer-Escape-Room in einem Wachhaus an der Römerbaustelle Aliso fertiggestellt werden wird.[3]
Leiter des Museums ist der Archäologe Josef Mühlenbrock, die Leitung der Museumspädagogik hat Lisa Stratmann.
Das Museum wird seit 1990 vom Verein der Freunde und Förderer des Westfälischen Römermuseums Haltern e. V. unterstützt. Der Förderverein hat mehr als 220 Mitglieder.
Im Museum finden auch regelmäßige Kammerkonzerte statt, die von der Halterner Kulturstiftung Masthoff veranstaltet werden.
Themen-Ausstellungen
Die letzten Stunden von Herculaneum
Vom 21. Mai bis zum 14. August 2005 wurde im Museum die Sonderausstellung Die letzten Stunden von Herculaneum gezeigt. Erstmals waren über 170 Exponate, die den Untergang der Stadt am Golf von Neapel im Jahre 79 n. Chr. thematisieren, in Deutschland zu sehen. So z. B. Skelette, verkohlte Lebensmittel, Wandmalereien, Skulpturen. Knapp 130.000 Besucher sahen die Ausstellung, die anschließend auch in Berlin und Bremen zu sehen war.
Luxus und Dekadenz
Am 16. August 2007 wurde die Sonderausstellung Luxus und Dekadenz im Römermuseum eröffnet und war hier bis zum 25. November 2007 zu sehen. Die Ausstellung zeigte das unbeschwerte römische Leben der Oberschicht am Golf von Neapel anhand vieler Originalexponate aus dem Archäologischen Nationalmuseum Neapel und aus Pompeji. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Focke-Museum Bremen, dem Museum Het Valkhof in Nijmegen und dem Museum Archäologische Staatssammlung München organisiert und auch in Bremen, Nijmegen und München gezeigt.
Imperium
Im Rahmen des Gedenkjahres 2000 Jahre Varusschlacht wurden an den Standorten Kalkriese, Detmold und Haltern die Varusschlacht und die damalige Zeit der Römer durch drei Ausstellungen (Imperium, Konflikt, Mythos) thematisiert. In Haltern am See fand zu diesem Anlass vom 16. Mai 2009 bis 11. Oktober 2009 die Themenausstellung Imperium im Römermuseum, sowie eine große Sonderausstellung in der Seestadthalle (Mehrzweckhalle) statt, die aus diesem Anlass unter der Regie von Barbara Hähnel-Bökens (Architektin) in ein Museum umgebaut worden war. Über 300 Exponate, meist Leihgaben aus italienischen Museen, wurden in Themenräumen künstlerisch und ästhetisch auf ansprechende Weise präsentiert und stellten die römische Geschichte bis zur Zeit des Augustus dar. Im Römermuseum „marschierten“ 15.000 Playmobil-Römersoldaten durch die Ausstellung. Besondere Aufmerksamkeit fand eine Fotomontage über das wahrscheinliche Aussehen des Varus, das auf der Basis eines Porträts auf einer Münze durch das Landeskriminalamt in Düsseldorf angefertigt worden war. Mittels Computeranimation wurden auch die Lager in Waldgirmes und Haltern am See in bewegten Bildern nachgestellt.
- Seestadthalle
- Familie des Augustus
- Varus-Phantombild
Literatur
- Lesen. Erkunden. Verstehen. LWL-Römermuseum in Haltern am See. Text und Redaktion Rudolf Aßkamp, Susanne Birker, Kathrin Jaschke und Renate Wiechers. Haltern am See 2008, ISBN 978-3-9810469-5-3.
Weblinks
- Literatur von und über LWL-Römermuseum Haltern am See im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website des Museums
- Beschreibung der Ausstellung Herkulaneum
- Beschreibung der Ausstellung Luxus und Dekadenz
- Beschreibung der Ausstellung Imperium
- Freunde und Förderer des Westfälischen Römermuseums Haltern am See
- Bilder des Museums im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen
Einzelnachweise
- Michael Menzebach: 44.000 Gäste besuchten 2017 das Römermuseum. Lokalkompass. 27. Dezember 2017, abgerufen am 8. Juni 2018.
- Standortplakat_Haltern, abgerufen am 4. März 2021
- Update für Römerbaustelle Aliso, abgerufen am 4. März 2021