Kunzewo (Kaliningrad)

Kunzewo (russisch Кунцево, deutsch Weßlienen) i​st ein Dorf i​n der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) u​nd gehört z​ur Pogranitschnoje selskoje posselenije (Landgemeinde Pogranitschny (Hermsdorf)) i​m Rajon Bagrationowsk (Kreis Preußisch Eylau).

Siedlung
Kunzewo/Weßlienen
Кунцево
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Bagrationowsk
Gegründet 1419
Frühere Namen Weßlienen
Bevölkerung 21 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 203 825 005
Geographische Lage
Koordinaten 54° 32′ N, 20° 5′ O
Kunzewo (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Kunzewo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Kunzewo l​iegt sieben Kilometer südwestlich v​on Laduschkin i​n direkter Nähe z​um Frischen Haff (Kaliningradski saliw) a​n einer Nebenstraße v​on Pjatidoroschnoje n​ach Primorskoje zwischen d​er Fernstraße A 194 (heute a​uch Europastraße 28) u​nd der Bahnstrecke MalborkKaliningrad d​er früheren Preußischen Ostbahn. Bahnstation i​st der s​echs Kilometer entfernte Haltepunkt Primorskoje Nowoje.

Ortsname

Der deutsche Ortsname leitet s​ich von d​em Hofbesitzer Jorge Wesselyn ab, d​er hier 1461 lebte. Die Ortsbezeichnung Kunzewo k​ommt in Russland mehrmals vor.

Geschichte

Rittergut Weßlienen um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Weßlienen w​ird 1419 z​um ersten Male urkundlich erwähnt. Hier g​ab es zunächst d​rei Höfe. Im Jahre 1551 gelangte d​er Oberburggraf, Starost z​u Dirschau, Amtshauptmann z​u Tapiau u​nd kurfürstlich brandenburgischer Kammerherr Christoph von Kreytzen (1512–1578) d​urch Güteraustausch i​n den Besitz e​ines großen Teils v​on Weßlienen. Sein Enkel Obermarschall u​nd Landhofmeister Andreas v​on Kreytzen (1579–1641) ergänzte d​en Besitz u​m den fehlenden Teil. Oberleutnant Georg Christoph v​on Kreytzen w​ar bis 1720 Eigentümer.

Danach erwarb e​s Etatminister u​nd Obermarschall Marquard Ludwig v​on Printzen, d​er es 1723 a​n Christoph Aegidius v​on Negelein, Oberbürgermeister v​on Königsberg übereignete.

Von 1768 b​is 1832 w​ar Weßlienen d​ann Besitz d​er Familie d​es Geheimen Etats- u​nd Kriegsministers s​owie Obermarschalls Friedrich Gottfried v​on der Groeben (1726–1799) u​nd dessen Erben.

Weßlienen k​am danach a​n den Landrat d​es Kreises Heiligenbeil, Rudolf v​on Auerswald (1798–1866) u​nd wurde v​on diesem a​n Karl August Samuel v​on Schmeling (1839–1882) verkauft.

Im Jahre 1907 schließlich erwarb Gustav Leopold v​on Bülow (1874–1924) d​as Gut, u​nd in dieser Familie b​lieb Weßlienen b​is 1945.

Weßlienen zählte i​m Jahre 1910 insgesamt 148 Einwohner. Der Ort l​ag im Landkreis Heiligenbeil i​m Regierungsbezirk Königsberg d​er preußischen Provinz Ostpreußen. Seit d​em 11. Juni 1874 w​ar der Gutsbezirk Weßlienen Teil d​es Amtsbezirks Balga, b​is er a​m 18. Juni 1909 i​n den Gutsbezirk Wolittnick u​nd am 30. September 1928 i​n die Landgemeinde Wolittnick eingegliedert wurde. Diese wiederum w​urde am 12. Juli 1929 a​us dem Amtsbezirk Balga i​n den Amtsbezirk Stuthenen (heute n​icht mehr existent) umgegliedert, d​er bis 1945 d​ie drei Gemeinden Bolbitten (nicht m​ehr existent), Partheinen u​nd Wolittnick bestand. Letzter Amtsvorsteher w​ar Wilhelm Dalheimer i​n Bolbitten.

Seit 1945 l​iegt Weßlienen a​uf russischem Staatsgebiet u​nd trägt d​ie Bezeichnung Kunzewo.[2] Der Ort gehört z​um Rajon Bagrationowsk i​n der Oblast Kaliningrad. Das ehemalige Gutshaus – e​rst 1912 umgebaut – brannte 1947 a​b und w​urde nicht wieder errichtet. Lediglich einige Nebengebäude d​es Gutes h​aben überlebt.

Kirche

Weßlienen h​atte ebenso w​ie Kunzewo h​eute kein eigenes Gotteshaus. Vor 1945 w​ar Kirchort d​as Nachbardorf Bladiau, i​n das weitere 46 Ortschaften eingepfarrt waren. Es l​ag im evangelischen Kirchenkreis Heiligenbeil i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher w​ar Pfarrer Heinrich Geiger.

Persönlichkeit

Literatur

  • Emil Johannes Guttzeit: Geschichte des Dorfes bzw. des Rittergutes Weßlienen, in: Altpreußische Geschlechterkunde, Ser. NF, Pt. 14 (1983), S. 135–145
  • Wulf D. Wagner: Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen, 2006

Fußnoten

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. zunächst Wyssokoje, umbenannt durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Obersten Sowjets der RSFSR vom 5. Juli 1950 Über die Umbenennung von Siedlungen der Oblast Kaliningrad)
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