Kung Fu
Der Begriff Kung Fu, nach Duden auch Kung-Fu[1], selten Kungfu – aus dem Englischen kung fu entlehnt – oder Gong Fu, amtlich nach Pinyin Gongfu, selten Gung-Fu, geschrieben – aus chinesisch 功夫, Pinyin Gōngfū, W.-G. Kung Fu – „etwas durch harte, geduldige Arbeit Erreichtes“, übernommen – wird im Westen meistens als Bezeichnung für verschiedene chinesische Kampfkunststile verwendet, z. B. „Shaolin Kung Fu“ oder „Wing Chun Kung Fu“. In der chinesischen Sprache bezeichnete der Begriff ursprünglich eher den Grad einer durch harte Arbeit erworbenen Kunstfertigkeit und die dafür aufgebrachte Zeit und Anstrengung. Umgangssprachlich wird er dort aber auch als Synonym für Kampfkünste verwendet, die man erst durch beständiges Training („Kung Fu“ – „investierte harte Arbeit“) erlernen kann, insbesondere für die chinesische Kampfkunst.[2][3]
Kung Fu – 功夫 | |
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Chinesische Bezeichnung | |
Langzeichen | 功夫 |
Kurzzeichen | 功夫 |
Pinyin | gōngfu |
Wade-Giles | kung-fu |
Jyutping | gung1fu1 |
Kantonesisch | gung fu* |
Pe̍h-ōe-jī | kang-hu |
Alternative Schreibung | |
Langzeichen | 工夫** |
Kurzzeichen | 工夫 |
Anmerkung:
* Kantonesische Schreibung ohne Norm nach der englische Schreibkonvention
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Schreibweisen
Es existieren verschiedene Umschriftsysteme, um die chinesische Schrift des Standardchinesischen (Hochchinesischen) in lateinischen Buchstaben darzustellen, wodurch sich auch die verschiedenen lateinischen Schreibweisen für die Schriftzeichen „功夫“,[2] synonym auch „工夫“,[4] ergeben. Die Schreibweise Kung Fu ist in der westlichen Welt wohl am verbreitetsten und geht auf das vor allem früher in den USA bzw. Großbritannien verwendete Wade-Giles-System zurück. Im international offiziell verwendeten Pinyin-System gilt die Schreibweise Gōngfū. Ohne die diakritischen Zeichen für die Töne des Hochchinesischen ergibt sich dann Gongfu.
Die heutzutage nur noch selten anzutreffende Schreibweise des Begriffs Gung Fu (功夫) hat ihren Ursprung aus der kantonesischen Aussprache der Zeichen nach der englischen Schreibkonvention und geht auf Bruce Lee zurück.[5]
Bedeutung
Kung Fu ist der Ursprung verschiedener chinesischer Kampfkünste (武藝 / 武艺, Wǔyì)A[6], die vor etwa 1.500 Jahren von den Mönchen des Shaolin-Klosters (siehe Bodhidharma) entwickelt wurden. Diese Kampfkünste sind heute im Westen meist als modernes Wushu (moderne asiatische Kampfsportarten) bekannt. Die Fünf Elemente spielen im Kung Fu eine große Rolle und werden im Kampf besonders gewürdigt. Der Stock (棍, Gùn)B symbolisiert das Holz, der Speer (槍 / 枪, Qiāng)C das Feuer, die Faust (拳, Quán)D die Erde, der Säbel (刀, Dāo)E das Metall und das Schwert (劍 / 剑, Jiàn)F symbolisiert das Wasser. Kung Fu bezieht sich aber nicht nur auf eine spezielle Kampfkunst. Der chinesische Name bedeutet so viel wie „harte Arbeit“. Zum Erlernen der Fertigkeiten des Kung Fu bedarf es Zeit, Mühe und Kraft. Das traditionelle Training ist streng und anspruchsvoll, weshalb von einem Kung-Fu-Schüler Geduld, Ausdauer, Disziplin und ein starker Wille erwartet werden. Heute können verschiedene Kung-Fu-Stile erlernt werden.
Im Westen wurde der Begriff Kung Fu (oder Gungfu) als Bezeichnung für die chinesischen Kampfkünste in den 1960er Jahren durch Bruce Lee und die Hongkong-Filme (Eastern) in den Vereinigten Staaten von Amerika populär, später auch durch die Fernsehserie Kung Fu.
Im alltäglichen chinesischen Sprachgebrauch bedeutet gongfu (功夫 synonym 工夫)[2][4] ohne Kontext einfach „Arbeit“ (investierte Arbeit), „Aufwand“ oder „Mühe“. So heißt im Chinesischen z. B. xia gongfu (下功夫 synonym 下工夫)G übersetzt „Zeit und Mühe (Arbeit) in etwas hineinstecken“.[7][8] Im spezifischen Kontext wird der Begriff gōngfu im Chinesischen meist mit „Fähigkeit“, „Fertigkeit“ oder „Können“ übersetzt, z. B. meint der Begriff chuangshang gongfu (床上功夫 synonym 床上工夫)H gewöhnlich jemands „Fähigkeit oder sexuelle Fertigkeit bzw. Technik im Bett“ und nicht etwa „Kampfkunst im Bett“.[9] Im Allgemeinen ist gōngfu also keine Bezeichnung für die Kampfkünste im Speziellen, sondern eine Bezeichnung für jede Fertigkeit, die man sich durch harte Anstrengung erarbeitet und in der man es zu einer gewissen Meisterschaft gebracht hat. Dies kann sich auf die Kampfkünste, aber auch auf andere Fähigkeiten beziehen.[10][11] Somit werden zwar beispielsweise mit shaolin gongfu (少林功夫)I die Kampfkünste der Shaolin-Mönche bezeichnet,[12] aber auch in der Kalligraphie kann ein Kalligraph „vom gongfu erfüllt sein“ (書法功夫 / 书法功夫)J.
Der allgemeine chinesische Oberbegriff für alle chinesischen Kampfkünste ist heute meist Wushu (武術 / 武术). Mittlerweile wird jedoch auch in China der Begriff Gōngfu (功夫) vermehrt verwendet, um die traditionelle Kampfkunst vom modernen Kampfsport, das wettkampforientierte Wushu begrifflich zu trennen.
Wird der Begriff in seine einzelnen Schriftzeichen zerlegt, dann bedeutet das Zeichen 功 „Errungenschaft“, „Verdienst“ oder „Leistung“,[13] und 夫 bedeutet „reifer Mensch“ oder „Mann“.[14] Die Kombination von Schriftzeichen trägt jedoch die oben genannte Bedeutung.
- Anmerkung
Verwendung des Wortes in der chinesischen Philosophie
Das Wort „Kung Fu“ ist aus den Schriftzeichen Gōng (功, kung – „Errungenschaft, Leistung“)[13] und Fū (夫, fu – „erwachsener Mann, reifer Mensch“)[14] gebildet. Der zusammengesetzte Begriff hat in der chinesischen Philosophie eine tiefgehende Bedeutung.
„[Kung Fu ist das] Unterfangen des Menschen, sich durch ständiges Bemühen zu vervollkommnen. [...] [Was immer wir auch tun], stets kommt in unserem Tun unsere innere Verfassung zum Ausdruck.[...] Wenn wir unser Handeln vervollkommnen, vervollkommnen wir uns selbst.“
In diesem Sinne ist Kung Fu die Arbeit an der eigenen Person durch die konsequente Hingabe an eine Kunstfertigkeit. Hier ähnelt der Begriff Kung Fu der Verwendung des Begriffes Dō – chin. Dào – bedeutet etwa Weg, Route, („geistiger“) Pfad, Denkrichtung – Schule, Methode – in den traditionellen japanischen Künsten wie beispielsweise Chadō bzw. Sadō, Kadō, Shodō, Budō, Kendō, Karatedō – siehe Tang Soo Do o. Ä.. Neben der wörtlichen Bedeutung ist dies auch ein Hinweis auf die spirituellen Dimensionen und den Einfluss des Dào auf die Praxis der einzelnen Disziplinen.
Mark Salzman beschreibt in seinem Buch Eisen und Seide,[16], dass Kung Fu auch eine „nicht messbare Qualität“ ist, die einer Sache innewohnt. Ein mit dem Schreibpinsel geschriebenes Schriftzeichen kann Gong fu haben – der Schöpfer hatte, wie oben beschrieben, langes Training in die Vervollkommnung seiner Kunst investiert. So können Dinge, aber auch Tätigkeiten, z. B. Tanz, Musik oder Kampfbewegungen, über Kung Fu verfügen.
- Anmerkung
Weblinks
Einzelnachweise
- Kung-Fu – Duden, Bibliographisches Institut; 2017
- Begriff "gōngfū (功夫)". In: www.zdic.net. Abgerufen am 4. März 2016 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch).
- Begriff "gōngfū (功夫 / 工夫). In: leo.org. Abgerufen am 23. Juni 2017 (chinesisch, deutsch).
- Begriff "gōngfū (工夫)". In: www.zdic.net. Abgerufen am 7. April 2016 (chinesisch, englisch).
- Lee, Bruce, edited by John Little: The Tao of Gung Fu. Tuttle Publishing, Tokyo, Rutland (Vermont), Singapore 1997, ISBN 0-8048-3110-6, S. 12.
- Begriff Wuyi – 武藝 / 武艺. In: www.zdic.net. Abgerufen am 6. August 2019 (chinesisch, englisch).
- Begriff "xiagōngfū (下功夫)". In: dict.revised.moe.edu.tw. Abgerufen am 9. September 2017 (chinesisch, Wörterbuch des Bildungsministeriums von Taiwan).
- Begriff "xiagōngfū (下工夫)". In: www.zdic.net. 9. September 2017, abgerufen am 1. Januar 2000 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch).
- Begriff "chuángshàng gōngfū (床上功夫)". In: dict.revised.moe.edu.tw. Abgerufen am 9. September 2017 (chinesisch, Wörterbuch des Bildungsministeriums von Taiwan).
- Was bedeutet gungfu? Abgerufen am 19. Februar 2010.
- Was bedeutet Kung-Fu? Abgerufen am 19. Februar 2010.
- Kung Fu Zentrum Düsseldorf / Köln: Was ist Shaolin Kung Fu? (Memento vom 4. März 2010 im Internet Archive). In: www.kung-fu-kunst.com, abgerufen 16. August 2019.
- Begriff "gōng (功)". In: www.zdic.net. Abgerufen am 4. März 2016 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch).
- Begriff "fū (夫)". In: www.zdic.net. Abgerufen am 4. März 2016 (chinesisch, deutsch, englisch).
- Taisha Abelar: Die Zauberin. Fischer (TB), Frankfurt 2001, ISBN 3-596-13304-1.
- Mark Salzman: Eisen und Seide. Begegnungen mit China. 1995, ISBN 3-426-60409-4.