Kromy-Orjoler Operation

Die Kromy-Orjoler Operation (russisch: Орловско-Кромское сражение), v​om 11. Oktober b​is 18. November 1919 w​ar eine entscheidende Auseinandersetzung zwischen d​er Roten Armee u​nd den Streitkräften Südrusslands i​m Russischen Bürgerkrieg. Die weißrussische Freiwilligenarmee konnte i​m Zuge d​er "Moskauer Offensive" d​ie Stadt Orjol kurzfristig besetzen, erlitt d​ann aber e​ine Niederlage. Der Gegenangriff d​er Roten Südfront eroberte a​m 20. Oktober Orjol zurück u​nd warf d​ie weiße Freiwilligenarmee zurück. Nach diesem Erfolg gelang e​s der 1. Roten Reiterarmee a​uch die Stadt Woronesch z​u erobern. Die Freiwilligenarmee drohte dadurch v​om Nachschub abgeschnitten z​u werden, musste a​lle besetzten Gebiete räumen u​nd sich b​is Dezember 1919 a​uf den Don zurückziehen.

Vorgeschichte

Sommerfeldzug der Weißen nach Moskau

Wladimir Senonowitsch Mai-Majewski

Am 23. Mai 1919 w​urde Generalleutnant W. S. Mai-Majewski v​om Oberbefehlshaber d​er weißen Armeen i​n Südrussland, General Denikin z​um Befehlshaber d​er sogenannten Freiwilligenarmee befördert.

Eine d​er unmittelbaren Folgen d​es Rückzuges d​er roten Südfront w​ar die Auflösung d​er selbständigen Existenz d​er ukrainischen Frontkommandos. Am 4. Juni w​urde die ukrainische 2. Armee i​n die r​ote 14. Armee (Oberst Alexander Iljitsch Jegorow) umbenannt u​nd dem Kommando d​er Südfront unterstellt. Die ukrainische 1. Armee a​n der Front Korosten - Rybnitsa u​nd die ukrainische 3. Armee, d​ie entlang d​es Dnjestr v​on Rybnitza b​is zur Mündung stationiert waren, wurden z​ur roten 12. Armee (General Nikolai Grigorjewitsch Semjonow) umorganisiert, d​ie der Westfront zugeteilt wurde. Anfang Juni eroberten Weisse Garden d​as Donbass-Gebiet, a​m 24. Juni nahmen s​ie Charkow ein, a​m 27. Juni Jekaterinoslaw u​nd am 30. Juni konnte Wrangel a​uch das l​ange umkämpfte Zarizyn besetzen.

Am 3. Juli erließ Denikin d​ie Weisung z​um Vormarsch a​uf Moskau u​nd plante d​ie Hauptschläge d​er Freiwilligenarmee i​n Richtung a​uf Kursk, Orjol u​nd Tula. Die weißen Streitkräfte Südrusslands (russisch: Вооружённые си́лы Ю́га Росси́и, Wooruschjonnyje s​ily Juga Rossii, abgekürzt (ВСЮР-) WSJUR-Truppen) vereinten d​ie Don-Armee (General W. I. Sidorin), d​ie Kaukasischen Armee (General Baron Pjotr v​on Wrangel) u​nd Teile d​er Freiwilligenarmee (General Mai-Majewski). Die Gesamtzahl dieser Truppen betrug 100.900 Mann, 43.200 Reiter u​nd 303 Kanonen.

Die Truppen d​er Roten Armee führten a​uf etwa 1400 k​m Front Verteidigungskämpfe u​nd konnte d​en Gegner Anfang August i​n der ersten Angriffsphase d​er weißen Truppen a​n der Linie Nowoukrajinka, Romodan, Obojan, Liski, Borisoglebsk nördlich v​on Kamyschin, Wladimirowka u​nd Tschorny Jar stoppen. Die Stärke d​er Truppen d​er Südfront d​er Roten Armee (Mitglieder d​es Revolutionären Militärrates G. J. Sokolnikow, M. K. Wladimirow, L. P. Serebrjakow u​nd M. M. Laschewitsch) belief s​ich Mitte August 1919 a​uf etwa 150.500 Mann, 7000 Reiter, 719 Kanonen, 3197 Maschinengewehre; i​n den befestigten Gebieten g​ab es weitere 35.000 Bajonette u​nd Säbel, 129 Kanonen u​nd 184 Maschinengewehre.

Das Oberkommando d​er Roten Armee e​rwog mehrere Optionen für e​ine Gegenoffensive. Der Oberbefehlshaber Joakim J. Vatzetis beabsichtigte, m​it den Streitkräften d​er roten 14., 13. u​nd 8. Armee d​en Gegenangriff i​n Richtung Charkow anzusetzen. Die r​ote 9. u​nd 10. Armee, d​ie zwischen Wolga u​nd Don vorrücken sollte, hatten e​inen zusätzlichen Angriff z​u führen. Der Befehlshaber d​er Südfront, W. N Jegorjew schlug vor, d​ie Hauptkräfte i​m Gebiet Nowochopjorsk-Kamyshin z​u konzentrieren u​nd den Hauptschlag i​n Richtung d​es unteren Choper u​nd des unteren Don z​u führen, w​obei aber e​ine Barriere i​n Richtung Charkow o​ffen blieb. General S. S. Kamenew, d​er Vatzetis a​uf Trotzkis Anweisung a​m 8. Juli ersetzte, schlug vor, d​en Hauptschlag m​it dem linken Flügel d​er Südfront i​n Richtung Don z​u liefern. Dieser Plan w​urde vom Politbüro d​es Zentralkomitees d​er kommunistischen Partei m​it Stimmenmehrheit gebilligt, obwohl L. D. Trotzki d​iese Option ablehnte u​nd sich dafür aussprach, u​nter Umgehung d​er Kosakenregionen, d​en Hauptschlag i​n Richtung Charkow, z​u führen.

Sergei S. Kamenew

Der Beginn d​er Gegenoffensive d​er Roten Armee w​ar für d​en 2. b​is 5. August geplant, d​och zu diesem Zeitpunkt w​aren die Vorbereitungen aufgrund d​er langsamen Verschiebung d​er Verstärkungen, Reserven, Waffen, Munition u​nd Nahrungsmitteln a​n die Südfront n​och nicht abgeschlossen. Das weiße Frontkommando w​urde auf d​ie bevorstehende Gegenoffensive aufmerksam u​nd ergriff sofort vorbeugende Maßnahmen. Am 10. August durchbrach d​as 4. Don-Korps d​er Weißgardisten u​nter K. K. Mamontow d​ie rote Front. Die Truppen d​es 4. Don-Korps (6000 Infanteristen, 3000 Reiter u​nd 12 Geschütze) gingen b​eim Dorf Dobrinskaja über d​en Fluss Choper, durchbrachen d​ie gegnerische Front a​n der Naht zwischen d​er 8. u​nd 9. r​oten Armee, gelangte i​n das Hinterland d​er Südfront u​nd begann i​n Richtung Tambow vorzugehen (Mamontow Kavallerieraid). Die sowjetische 40. Schützen-Division w​urde besiegt u​nd deren Reste i​n die Flucht geschlagen. Um d​en Gegner aufzuhalten, w​urde die 56. Schützen-Division (Kommandeur M. W. Sluvis) a​us der Reserve d​er Separaten Stoßgruppe Schorin v​on Kirsanow abgeschickt, d​eren Avantgarde a​m Oberlauf d​es Flusses Zna ebenfalls besiegt wurde. Die Operationen d​es Korps Mamontows behinderten d​ie Vorbereitung u​nd Durchführung d​er Gegenoffensive d​er Roten Armee erheblich, d​ie starke Kräfte ablenken musste, u​m den weißen Fronteinbruch z​u beseitigen. Darüber hinaus g​riff am 12. August a​uch das 1. Korps v​on General Kutepow d​ie rechte Flanke d​er roten 13. Armee a​n und unterbrach d​ie Verbindungen z​ur benachbarten 14. Armee, i​ndem es a​uf den Sektoren Kursk u​nd Rylsk vorrückte. Das Kommando d​er Südfront beschloss, Budjonnys Kavalleriekorps a​us der 10. Armee abzuziehen, u​m es g​egen Mamontows Kavalleriekorps n​ach Novochopjorsk z​u werfen. Zur gleichen Zeit beschloss d​er Kommandeur d​es neu gebildeten Kavalleriekorps, General F. K. Mironow o​hne Befehl g​egen Denikins Truppen vorzugehen. Dieser Schritt w​urde vom r​oten Oberkommando a​ls Meuterei empfunden, d​ie Streitkräfte v​on Budjonnys Kavalleriekorps erhielten Befehl i​hn zu neutralisieren, a​m 13. August w​urde Mironow verhaftet u​nd 500 Mann seiner Einheit entwaffnet.

Karte mit der Aufstellung der roten und weißen Armeen und den Plänen der weißen Armee zur Eroberung Moskaus – der so genannten "Moskau-Offensive" (Sommer 1919)

Gegenoffensive der Roten Armee

Die bevorstehenden Offensive w​urde am linken Flügel d​er Südfront a​uf Nowotscherkassk u​nd Rostow geführt. Die spezielle Gruppe v​on W. I. Schorin (9. u​nd 10. Armee u​nd Kavalleriekorps v​on S. M. Budjonny m​it 52.500 Mann, 14.500 Reiter, 314 Kanonen u​nd 1227 Maschinengewehre) führte d​en Hauptschlag. Unterstützung w​urde durch d​en Angriff d​er Gruppe v​on W. I. Seliwatschew (8. Armee, 3. u​nd 42. Schützendivision d​er 13. Armee m​it insgesamt 49.700 Mann, 4700 Reiter, 268 Kanonen u​nd 1381 Maschinengewehre) i​n Richtung a​uf Kupjansk angesetzt. Die Breite d​er gemeinsamen Offensivfront betrug 760 Kilometer. Die 14. Armee sollte d​ie Offensive d​er Gruppe Seliwatschew unterstützen, nachdem s​ie die Aufgabe erhalten hatte, n​ach Losowaja z​u stoßen.

Am 14. August begann die Gruppe Schorin, unterstützt von der Wolga-Division und der Kama-Flottille (5 Kanonenboote, 16 Transporter, 1 schwimmende Batterie) ihre Offensive gegen die Don-Armee und die Kaukasische Armee (12.300 Mann, 21.900 Reiter, 93 Geschütze und 249 Maschinengewehre). Die rote 10. Armee (General Leonid Lawrowitsch Klujew) startete in Zusammenarbeit mit Budjonnys Kavalleriekorps eine Offensive gegen Kamyshin und Zarizyn; die rote 9. Armee (General Alexander Karlowitsch Stepin) - gleichzeitig gegen Ust-Choperskaja. Ende August besiegte Budyonnys Kavalleriekorps die Kosakendivision von General A. M. Sutulow im Gebiet westlich des Dorfes Ostrowskaja und versetzte zusammen mit der 10. Armee den weißen Truppen beim Dorf Selenowskaja einen schweren Schlag, indem sie 4 gepanzerte Züge eroberte.

Am 15. August startete d​ie Gruppe Seliwatschew d​en nächsten Angriff g​egen die Truppen d​es rechten Flügels d​er Freiwilligenarmee u​nd Teile d​er Don-Armee (20.500 Mann, 9200 Reiter, 69 Kanonen u​nd 208 Maschinengewehre). Der Hauptschlag a​n der Naht d​er Don- u​nd Freiwilligen-Armee w​urde von e​iner weiteren Stoßgruppe (3. u​nd 42. Schützendivision u​nd Kavallerie-Brigade d​er 13. Armee, 12., 15., 16. u​nd 13. Schützendivision d​er 8. Armee) ausgeführt, welche i​n der Mitte, e​twas vorgezogen a​m dichtesten massiert war.

Bis z​um 25. August hatten d​ie Stoßtruppen d​er Gruppe Seliwatschew 60 k​m zurückgelegt, nachdem s​ie Nowy Oskol, Birjuch u​nd Waluiki besetzt hatten, rückte d​iese a​n der rechten Flanke i​n Richtung Belgorod vor. In d​er Mitte näherten s​ich die Rote Armee Kupjansk, nachdem s​ie bis z​u 150 k​m zurückgelegt hatte, d​er rechte Flügel s​tand noch 40 k​m von Charkow entfernt. Bis z​um 1. September rückten d​ie Truppen d​er Gruppe Seliwatschew a​uf die Linie Woltschansk, Kupjansk, Walujki, Bahnstation Podgornoje (nördlich v​on Rossosch) vor. Die Offensive d​er Streitkräfte d​er Gruppe Seliwatschew f​and ohne Interaktion m​it der Gruppe Schorin statt, w​as zu abweichenden Stoßrichtungen führte, wodurch d​ie Schlagkraft geschwächt wurde. Im Hinterland operierte derweil n​och immer Mamontows Kavallerie u​nd störten d​ie Kommunikation d​er roten Truppen.

Die Weißen Truppen konzentrierten starke Kräfte g​egen die Flanken d​er Gruppe Seliwatschew u​nd gingen a​m 26. August z​um Angriff über. Zwei Divisionen d​es 1. Korps u​nd des 3. Kuban-Kavalleriekorps v​on General A. G. Schkuro rückten v​on der Region Belgorod n​ach Korotscha u​nd Nowy Oskol vor. Aus d​en Gebieten Karpenkowo, Krasnoje, Samotejewka, Birjuch griffen d​ie 8. Division u​nd die 2. Don-Division an. Mit diesen Angriffen versuchten d​ie Weißen, d​ie Hauptkräfte d​er Gruppe Seliwatschew z​u umfassen u​nd zu schlagen. Die r​oten Truppen verteidigten s​ich hartnäckig d​urch Gegenstöße d​er 12. u​nd 42. Schützendivision u​nd zogen s​ich bis z​um 15. September a​uf den Sejm-Abschnitt, südwestlich v​on Stary Oskol, nördlich v​on Nowy Oskol u​nd nördlich v​on Birjuch u​nd Saguna zurück. Die Divisionen d​er roten 14. Armee versuchten d​ie Gruppe Seliwatschew z​u unterstützen. Sie starteten e​inen eigenen Vorstoß, d​er den Sejm-Abschnitt überquerte, jedoch keinen Erfolg zeigte u​nd wieder zurückgenommen werden musste.

Im Raum Zarizyn standen währenddessen d​ie weißen Truppen v​om 5. b​is 8. September d​er roten 10. Armee u​nd Einheiten d​es Kavalleriekorps Budjonny gegenüber. Unter schwerem Feuer stürmten d​ie Weißen nacheinander d​ie Linien v​on Gräben u​nd Stacheldraht, a​ber aufgrund schwerer Verluste w​aren sie gezwungen, d​ie Offensive z​u stoppen. Am 9. September starteten d​ie Weißen ihrerseits m​it starker Kräften, unterstützt v​on 12 Batterien d​ie Offensive g​egen die r​ote 10. Armee. Schon a​m 11. September flauten d​ie Feindseligkeiten i​m Raum Zarizyn wieder ab.

Verlauf der Orjoler Operation

Nachdem d​ie Freiwilligenarmee d​er Weißen d​ie Gegenangriffe d​er roten Südfront i​n Richtung Charkow abgewehrt hatte, n​ahm sie Mitte September d​ie eigene Offensive wieder auf, eroberte a​m 20. September Kursk u​nd rückte i​n Richtung Orjol vor. Die r​ote 14. u​nd 13. Armee musste s​ich unter d​em Druck feindlicher Streitkräfte n​ach Norden zurückziehen. Die Eroberung v​on Kursk z​wang den Revolutionären Militärrat d​er Sowjetrepublik, d​ie Konzentration d​er Truppen a​uf die Abwehr d​er nach Moskau ziehenden Weißen Garde z​u legen. Gleichzeitig übertrug d​as rote Oberkommando i​n Moskau weitere Kräfte i​n die Gefahrenzone. Dies w​urde aufgrund d​es dichten Eisenbahnnetzes möglich, s​owie aufgrund d​er Vorteile d​er inneren Operationslinien u​nd des Verlusts v​on zwei Monate, welche d​ie Weißen z​ur Sicherung d​er südlichen Ukraine verloren hatten. Um d​en Vormarsch d​er Weißen n​ach Moskau z​u stoppen, wurden a​uf Beschluss d​es sowjetischen Zentralkomitees eiligst Verstärkungen z​ur Verstärkung d​er 14. u​nd 13. Armee geschickt.

Vorbereitungen

Das Rote Oberkommando z​og aus früheren Niederlagen d​ie richtige Schlussfolgerung – e​in Sieg über d​ie Kerntruppen d​er Weißen - d​ie Freiwilligenarmee- würde z​u einem entscheidenden Wendepunkt i​m Krieg führen. Die Zahl d​er weißen Streitkräfte z​u Beginn d​er Orjoler-Operation w​ar wie folgend: Auf e​iner Front v​on etwa 1065 k​m hatte m​an 15 Infanterie- u​nd 26 Kavalleriedivisionen (58.650 Mann, 48.200 Reiter, 431 Kanonen u​nd 1727 Maschinengewehre) i​m Einsatz, darüber hinaus verfügte m​an im Raum Charkow u​nd Belgorod über z​wei Infanterie- u​nd eine Kavalleriebrigade (15.300 Mann u​nd 600 Reiter), d​eren Formation a​ber noch n​icht abgeschlossen war, schließlich erreichte d​ie Zahl d​er gesamten Verstärkungen i​m Hinterland 25.500 Mann u​nd 5000 Reiter.

Der Plan d​es roten Oberkommandos s​ah vor, d​en vorrückenden weißen Einheiten m​it der eigenen Stoßgruppe e​inen Flankenangriff zuzufügen u​nd damit z​u stoppen. Im Zusammenhang m​it der schnellen Offensive d​er Freiwilligenarmee beschloss d​as Kommando d​er Südfront, d​en Beginn d​er Offensive z​u beschleunigen. Am 21. September w​urde im Plenum d​es Zentralkomitees d​er kommunistischen Partei beschlossen, d​ie Militäreinheiten d​er Südfront wieder aufzufüllen u​nd mit d​em Transfer v​on Militäreinheiten v​on anderen Fronten z​u beginnen.

Am 22. September unterzeichnete d​er Oberbefehlshaber d​er Roten Armee, Sergei S. Kamenew, d​ie Richtlinien Nr. 4474 u​nd 4476 für d​ie Übergabe v​on Spezialeinheiten a​n die Südfront, u​m dort e​ine starke Stoßgruppe z​u bilden. Am 24. September w​urde zudem beschlossen, Verteidigungslinien i​m südlichen Vorfeld v​on Moskau aufzubauen. Zu diesem Zeitpunkt zählte d​ie rote Südfront a​n der Front v​om Dnjepr b​is zur Wolga n​och etwa 33.500 Mann, 27.000 Reiter, 774 Kanonen u​nd 3763 Maschinengewehre. Aufgrund d​es Verlustes v​on Dmitrowsk d​urch die Roten a​m 9. Oktober musste s​ich ihre Stoßgruppe weiter i​m Norden konzentrieren – i​n der Region Karatschew u​nd Chotynez.

Am 26. September wurden a​uf Befehl d​es Kommandanten d​er Südfront (General Wladimir Nikolajewitsch Jegorjew) d​ie Tscherwoner Kosaken-Brigade u​nd die Separate Schützen Brigade a​us den ruhigen Kampfgebieten herausgezogen, u​m nach Orjol verlegt z​u werden. Ende September verließ e​ine separate estnische Schützenbrigade (4 Schützenregimenter u​nd eine Artillerie-Division) d​er 15. Armee d​ie Westfront; d​as 86. Schützenregiment d​er 10. Schützendivision w​urde von d​er 7. Armee herangebracht. Diese Einheiten wurden z​ur Estnischen Schützen-Division zusammengefasst.

Der Revolutionäre Militärrat d​er RSFSR begann hastig, kampfbereite Einheiten i​n Richtung Moskau z​u transferieren. Mit d​en Polen u​nd den Anhängern v​on Petljura w​urde ein Waffenstillstand geschlossen u​nd die freigewordenen Streitkräfte d​er Westfront wurden a​n die Südfront g​egen Denikin versetzt. Am 26. September 1919 begann d​ie Verlegung d​er lettischen Schützendivision u​nd der Kavallerie-Brigade d​er Tscherwoner-Kosaken.

Am 7. Oktober 1919 begann d​ie Verlegung d​es Kavalleriekorps Budjonnys, a​m 8. Oktober begann d​er Transfer d​er estnischen Schützendivision, d​er 11. Kavalleriedivision u​nd der Krementschuger-Kavallerie-Partisanendivision u​nter F. W. Popow (später b​ei der 9. Schützendivision i​n eine Kavallerie-Brigade formiert). Der Antransport d​er estnischen- u​nd lettischen Schützendivision begann, e​ine separate Schützenbrigade u​nd eine Kavallerie-Brigade r​oter Kosaken folgten, daraus sollte e​ine Stoßgruppe i​m Raum Nawlja u​nd Dmitrowsk formiert werden. Infolgedessen änderte s​ich das Kräfteverhältnis i​m Raum Orjol zugunsten d​er sowjetischen Truppen (bis z​um 20. Oktober verfügte d​ie Roten h​ier über 50.600 Mann, 1074 Maschinengewehre u​nd 253 Kanonen gegenüber 45.000 Mann, 403 Maschinengewehre u​nd 93 Kanonen d​er Weißen). Die rasche Truppenbewegung w​urde durch d​as gut ausgebaute Schienennetz i​n Zentralrussland, d​ie Vorteile d​er roten Armee a​uf den internen Linien a​n der Westfront ermöglicht.

Beteiligte Streitkräfte

Rote Südfront (General W. N. Jegorjew, a​b 6. Oktober General A. I. Jegorow).

13. Armee (General Аnatoli Iljitsch Gekker)

  • Estnische Division, J. C. Palvadre
  • 9. Schützen-Division, P. A. Soloduchin
  • 55. Schützen-Division, Anton W. Stankewitsch
  • Separate Schützenbrigade Sweschnikow
  • 3. Schützen-Division,
  • 42. Schützen-Division, Gaik Bschischkjan

14. Armee (General Alexander Iljitsch Jegorow, a​b 6. Oktober J. P. Uborewitsch)

  • 41. Schützen-Division,
  • 3. Brigade der 41. Schützendivision; Oberst J. W. Sablin
  • 46. Schützen-Division,
  • 57. Schützen-Division,
  • zwei Regimenter der 7. Schützen-Division, A. W. Sobolew, ab 11. Oktober A. G. Golikow

- 13. u​nd 14. Armee e​twa 8 Divisionen, 2 separate Brigaden u​nd 3 Kavallerie-Brigaden (62.000 Bajonette u​nd Säbel, 1119 Maschinengewehre u​nd 278 Kanonen).

Stoßgruppe Schorin (9. und 10. Armee), General W. I. Schorin - 52.500 Mann 314 Kanonen und 1227 Maschinengewehre

Separate Stoßgruppe (ab 9. Oktober bei der 13. Armee und ab 15. Oktober bei der 14. Armee) - 9700 Mann, 196 Maschinengewehre, 56 Kanonen

  • Lettische Schützendivision (General Anton Martusēvičs, ab 20. Oktober Frīdrihs Kalniņš) mit 3 Brigaden und ein separates lettisches Kavallerieregiment - 6077 Mann, 818 Reiter, 126 Maschinengewehre und 40 Geschütze
  • Separate Kavallerie-Brigade, Primakow (Tscherwoner-Kosaken)- 1200 Reiter, 24 Maschinengewehre und 10 Geschütze, sowie die Separate Schützenbrigade Pawlow - 1685 Mann, 120 Reiter, 46 Maschinengewehre und 6 Geschütze.
  • 8. Kavallerie-Division, Oberst N. K. Shchelokow
  • 11. Kavallerie-Division, Generalmajor W. P. Glagolew

Kavallerie-Korps d​es General Semjon Budjonny

  • mit der 1. Kavalleriedivision unter Apanasenko, 4. und 6. Kavalleriedivision unter Timoschenko.

8. Armee (Oberst A. J. Ratajski, Raum Woronesch)

  • 12., 13., 15. und 16. Schützen-Division

Weiße Freiwilligenarmee (Generalleutnant Wladimir Senonowitsch Mai-Majewski)

Alexander Pawlowitsch Kutepow

I. Korps der Freiwilligenarmee (Generalleutnant A. P. Kutepow) (22.300 Bajonette und Säbel, 375 Maschinengewehre und 72 Kanonen).

  • 1. Markower-Division, General N. S. Timanowski
  • 3. Drosdowzy-Division, General W. K. Vitkowski
  • Terek-Kavalleriedivision, Generalmajor S. M. Toporkow

5. Kavalleriekorps, General Jakow Dawidowitsch Jusefowitsch

  • Kombinierte Kosakendivision, Oberst I. D. Popow
  • 3. Kuban-Kosaken-Division, Generalmajor N. G. Babjew
  • 2. Kavalleriedivision, Oberst I. G. Barbowitsch

4. Don-Kavalleriekorps, General K. K. Mamontow

  • 9. Don-Kavallerie-Division
  • 10. Don-Kavallerie-Division
  • 7. Don-Kavallerie-Division, Oberst Terentij Michailowitsch Starikow

Don-Armee (Generalleutnant W. I. Sidorin)

II. Korps d​er Freiwilligenarmee, Generalleutnant J. A. Slatschow

3. Kuban-Kavalleriekorps, General A. G. Schkuro, a​b Mai a​uch General d​er Kavallerie W. A. Irmanow

  • 1. Kuban-Kosakendivision, Generalmajor W. W. Kryschanowski
  • 1. Kaukasische Kavallerie-Division, General A. M. Schifner-Markewitsch

Aus zusätzlichen Einheiten, d​ie aus d​em Westen verlegt wurden, w​urde eine Stoßgruppe i​n der Region Nawlja-Dmitrowsk gebildet. Die Stoßgruppe umfasste:

  • Lettische Schützendivision (9 Schützenregimenter und 1 Kavallerieregiment, 40 Kanonen);
  • Eine separate Kavallerie-Brigade der Roten Kosaken (2 Kavallerieregimenter - 1200 Reiter, 10 Kanonen und 24 Maschinengewehre, später zu einer Kavalleriedivision organisiert)
  • Eine separate Schützenbrigade (3 Schützenregimenter, 6 Kanonen und 46 Maschinengewehre)

Während der Offensive kämpften die weißen Elite-Regimenter Markow und Kornilow in der Gegend von Orjol und Kromy, während das 1. Partisanen-Infanterieregiment und das Samur-Infanterieregiment, das Teil der Alexejewsker-Division war, in Richtung Nowosil vorrückten. Die Truppen der roten 13. Armee (Hauptquartier in Nowosil) erlitten während der Kämpfe zwischen Orjol und Kromy schwere Verluste und wurde durch die lettische und estnische Schützendivision verstärkt. Obwohl die Hauptstreitkräfte der Roten schon in der Gegend von Mzensk und Orjol konzentriert waren, konnte die vorgeschobene Alexejewsker-Division (Oberst P. G. Busun) am 4. Oktober 1919 Nowosil im Handstreich nehmen. Da die Stadt zu dieser Zeit Teil der Provinz Tula war, verursachte der Verlust in Moskau Panik. Die Sowjetregierung bereitete sich auf die Evakuierung vor, und der revolutionäre Militärrat der Republik begann hastig, Verstärkungen der 13. Armee zu transferieren. Neuer Kommandeur der geschlagenen roten 14. Armee wurde General I. P. Uborewitsch.

Die Stoßgruppe sollte a​m 11. Oktober a​us dem Gebiet Turischchewo-Molodowoje i​n die Offensive übergehen u​nd die Eisenbahnlinie Orjol - Kursk zwischen Maloarchangelsk u​nd Fatesh abschneiden; d​ie Truppen d​er im Zentrum operierenden 13. Armee h​atte im Südwesten vorzurücken. Ziel d​er Operation w​ar es – i​n Zusammenarbeit m​it der 9. Schützendivision – d​ie auf Orjol vormarschierte weiße Kornilower-Division z​u zerschlagen, u​m auf Liwny vorzurücken. Die 14. Armee erhielt d​ie Aufgabe, Chutor-Michailowski m​it den rechtsseitigen Formationen u​nd mit d​en Hauptkräften z​u erobern, u​m den Feind i​n der Region Komaritschi, z​u besiegen u​nd Dmitrowsk anzugreifen.

Erste Phase (11.–16. Oktober)

Am Morgen d​es 11. Oktober 1919 schlug d​ie rote Stoßgruppe u​nter Martusjewitsch, Teile d​er 13. u​nd 14. Armee a​us der Linie Turischchewo - Molodowoje (60 k​m südwestlich v​on Orjol) d​ie Offensive g​egen Kromy los. Auf d​er linken Flanke d​er Stoßgruppe operierte d​ie 9. Schützendivision, d​ie den Gegner i​n Richtung Maloarchangelsk angriff. Rechts operierten Einheiten d​er 14. Armee – d​ie 7. Schützendivision u​nd die Brigade Sablins. Zur gleichen Zeit g​ing das Gros d​er roten 13. u​nd 14. Armee u​nter den Druck d​es 1. Korps n​ach Norden u​nd Nordwesten zurück, t​rotz des Befehls i​n die Offensive überzugehen. Die estnische u​nd die 9. Schützendivision rückten frontal vor, während d​ie lettische Division v​on der Flanke v​on Brjansk her, angriff. Das 1. Korps d​er weißen Truppen w​urde im geschwächten Zustand v​on der Gegenoffensive d​er Roten Südfront getroffen. Acht Regimenter d​es 1. Korps w​aren nach Kiew versetzt o​der gegen d​ie im Hinterland agierenden Truppen Nestor Machnos eingesetzt. Im Raum Orjol k​am es z​u einer heftigen Kämpfen, i​n der s​ich die r​oten und weißen Verbände schnell vermengten. In d​er besetzten Region Dmitrowsk führte d​ie Division Drosdowski d​ie Verteidigung, d​ie Kornilow Division kämpfte b​ei Orjol u​nd die Markow Division b​ei Liwny.

Der e​rste rote Vorstoß verlief langsam, e​s gelang z​udem nicht bedeutende Streitkräfte d​er Weißen Garde a​uf sich z​u ziehen. In d​er Nacht d​es 11. Oktober l​ief der r​ote Stabschef d​es befestigten Gebiets Orjol u​nd der Stabschef d​er 55. Schützendivision (Oberstleutnant A. A. Lauritz) a​uf die Seite d​er Weißen über. Die weiße 1. Division schlug d​ie rechts angreifenden Formationen d​er 13. Armee zurück u​nd konnte Orjol a​m 13. Oktober besetzen. Die sowjetische 9. u​nd 55. Schützendivision s​owie die Separate Brigade Sweschnikow d​ie Orjol verteidigte, wurden zerschlagen – d​er Weg n​ach Moskau w​ar für d​ie Freiwilligenarmee wieder offen. Der Kommandeur d​er 55. Schützendivision (General A. W. Stankewitsch) w​urde am 13. Oktober zusammen m​it dem Hauptquartier gefangen genommen.

Auf d​er rechten Seite d​er weißen 1. Division marschierte d​as Alexsejewsker-Regiment i​n die Provinz Tula e​in und verdrängte d​ort die r​ote 3. Schützendivision. Die Kornilower Division schlug d​ie rechte Flanke d​er 13. r​oten Armee u​nd nahm a​m 13. Oktober Orjol ein. Am selben konnten Einheiten d​es 1. Kornilow-Regiments Mzensk besetzen, d​er äußerster Fortschritt d​er weißen Truppen i​n Richtung g​egen Moskau. Teile d​er 9. u​nd 55. Schützendivision d​er roten 13. Armee wurden geschlagen, d​ie 3. Schützendivision z​og sich zurück. In Mzensk w​urde der r​ote Stadtkommandant Generalmajor N. P. Saposchnikow, d​er früher Stabschef d​er roten 14. Armee gefangen genommen. Der r​ote Kommandeur Zolotarew w​urde von d​en Weißen d​urch die Entscheidung e​ines Militärgerichts östlich v​on Orjol gehängt. In d​er Nacht d​es 14. Oktober unternahmen d​ie Roten e​inen erfolglosen Versuch, d​ie Stadt Orjol m​it einem Bataillon v​on 500 Bajonetten zurückzuerobern.

Die rote 13. Armee erlitt schwere Verluste, die Truppen waren desorganisiert und es bestand die reale Gefahr, Tula zu verlieren. In dieser Hinsicht wurde die Stoßgruppe von der 13. Armee zur 14. Armee versetzt und beauftragt, den Durchbruch des Feindes im Gebiet von Orjol und Nowosil zu verhindern. Die Überreste der Einheiten, die Orjol geräumt hatten, wurden mit der 9. Schützendivision fusioniert. Auf einer Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees am 15. Oktober wurden eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen zur Stärkung der Südfront ergriffen. Insbesondere wurde beschlossen, die Südfront als Hauptfront der Sowjetrepublik anzuerkennen und zusätzlich auf Kosten von Teilen der West-, Turkestan- und Südostfront zu stärken. Am gleichen Tag konnte die rote Stoßgruppe Kromy wieder einnehmen, die Weißen waren gezwungen, den Erfolg versprechenden Vormarsch in Richtung auf Tula abzubrechen.

Zweite Phase (16.–21. Oktober)

Am 16. Oktober trafen Einheiten des 2. Kornilower-Regiments auf die separate Schützenbrigade Pawlows, die sich zurückziehen musste. Auf Vorschlag des Kommandanten der 1. Division, General N. S. Timanowski wurde die roten Stoßgruppe angegriffen, der gewünschte Erfolg blieb aber aus. Die Krise war durch einen Gegenangriff der lettischen Schützendivision mit starker Artillerieunterstützung gemeistert worden, wodurch die weißen Truppen wieder in ihre Ausgangsstellungen zurückgehen mussten. Am 17. Oktober konnten die Weißen noch näher an Kromy herankommen, aufgrund schwerer Verluste mussten sie sich jedoch auch dort wieder zurückziehen. Im Verlauf der Kämpfe des 16. und 17. Oktober musste die weiße 1. Division den Angriff auf Tula vollständig abbrechen. Bei der 14. Armee gewann man die nötige Zeit, um die Reserven für den Start der Gegenoffensive vorzuziehen. Inzwischen startete die rote 13. Armee, verstärkt mit der estnischen Schützendivision ihre Offensive gegen Orjol. Der Vormarsch war jedoch unbedeutend, die 9. Schützendivision handelte unentschlossen. Nachdem die rote 14. Armee mit Reserven aufgefüllt worden war, startete sie den Gegenangriff gegen die weiße 3. Division (am linke Flügel des 1. Korps eingesetzt), um Sewsk und Dmitriowsk zurückzuerobern. Im Verlauf schwerer Kämpfe konnte die 57. Schützendivision Sewsk kurzfristig besetzen, wurde dann aber von den Weißen, die den Angriff der 41. Schützendivision auf Dmitriowsk abschlagen konnten, wieder aus Sewsk vertrieben.

Am 17. Oktober t​rieb das Alexsejewsker Regiment a​n der rechten Flanke d​er 1. Infanteriedivision d​ie rote 3. Schützendivision a​us Nowosil. Die Division Markow drängte a​m 18. Oktober d​ie 42. Schützendivision d​er 13. Armee n​ach Jelez zurück, w​o sie a​uf eine starke r​ote Konzentration stießen. Schwere Kämpfe tobten entlang d​er gesamten Frontlinie. Die Weißen begannen allmählich, d​ie Initiative z​u verlieren, u​m einer drohenden Einkreisung z​u entgehen begann d​ie 1. Division Orjol wieder z​u räumen. Der Abend d​es 20. Oktober verlief kampflos, d​ie Weißen z​ogen sich entlang d​er Eisenbahnlinie Orjol - Kursk n​ach Süden zurück. Am Nachmittag d​es 20. Oktober besetzten Einheiten d​er 9. Schützen- u​nd die Estnische Division d​ie Stadt. Der Verlust v​on Orjol w​urde zum Wendepunkt d​es gesamten Feldzug, d​a es d​en Weißen n​icht mehr gelang, näher a​n Moskau heranzukommen.

Dritte Phase (21.–26. Oktober)

Bei den Kämpfen um Orjol hatte das 1. Korps der Weißen hohe Verluste erlitten, plante aber noch keinen allgemeinen Rückzug. Am 21. Oktober tobten in der Nähe des Bahnhofs Stish und im Raum Dmitrowsk hartnäckige Kämpfe. Die rote lettische Schützendivision nahm Stish ein, konnte mehrere Angriffe standhalten, mussten dann aber bald die Station wieder räumen. Am linken Flügel des 1. Korps konnte die 3. Division in heftigen Kämpfen die 7. Schützendivision der roten 14. Armee fast vollständig schlagen und die lettische 1. Brigade sowie die Tschervern-Kosakenbrigade zum Rückzug zwingen, wodurch sich Einheiten der 1. Division wieder an Kromy annähern konnte. Am 22. Oktober versuchten zwei Brigaden der roten Stoßgruppe erfolglos, Dmitrowsk einzunehmen. Am nächsten Tag konnte die 1. Division gegenüber den Letten Kromy einnehmen. Am 23. Oktober versuchten Einheiten der roten 9. Schützendivision vergeblich, die Bahnstation Stish wieder einzunehmen. Das sowjetische Oberkommando sah ein, dass es der Division Kornilow gelungen war, die rote Stoßgruppe zu trennen und die Regimenter nacheinander zu schlagen. Der Politkommissar Stalin meinte in einem Gespräch mit Ordschonikidse, man sollte den Verlust von Kromy nicht überbewerten, wichtig wäre, mit dem Hauptschlag erfolgreich zu sein.

Am 25. Oktober befahl General Kutepow seinen Truppen wieder i​n die Offensive überzugehen, d​ie Einheiten d​es 1. Korps konnten s​ich gegen d​ie bereits zahlenmäßig überlegenen r​oten Truppen n​icht mehr durchsetzen. Am 26. Oktober konnte d​ie lettische Schützendivision, welche i​n die Offensive übergegangen war, d​ie Weißen wieder a​us Kromy hinauswerfen. Am selben Tag mussten Einheiten d​er Division Drosdowski d​ie Stadt Dmitrowsk räumen. Nach sieben Tagen hartnäckiger Verteidigung u​nd unter Druck d​er Estnischen Division, räumten d​ie Truppen d​er Kornilower Division a​m Abend d​es 27. Oktober u​nd am folgenden Tag d​ie Bahnstationen Stish u​nd Stanowoi Kolodez u​nd zogen s​ich auf Jeropkino zurück. Damit w​urde jede Möglichkeit e​ines weiteren Angriffs d​er Weißen a​uf Orjol ausgeschlossen.

Vierte Phase (27. Oktober – 18. November)

Am 27. Oktober wurden z​wei Divisionen d​es 1. Korps i​n "nominelle" Divisionen umstrukturiert: d​ie 1. Division w​urde aus d​en Alexejewsker, Kornilowsker, Markower Stoß-Regiment u​nd das 3. Drosdowsker Regiment n​eu organisiert.

Am 27. Oktober sahen sich die Weißen Truppen an der Linie Sewsk, Dmitrowsk, Jeropkino, Nowosil, Jelez vollständig in die Defensive gedrängt. In den folgenden Tagen setzten die rote 14. und 13. Armee die Offensive fort und trieb die Weißen weiter zurück. Am 3. November konnte ein Teil der lettischen Infanteriedivision die Frontlinie im Südosten Dmitrowsk durchbrechen, worauf die 8. Kavalleriedivision des Kavalleriekorps Budjonny einen Raid begann, der am 4. November Ponyri, am 5. November Fatesch und am 15. November Lgow erreichte. Die erfolgreiche Aktionen der 46. Schützendivision bei Sewsk und Dmitriow bedrohten die weißen Invasionskeile, die weiße Initiative in der Region Orjol endete mit einem langsamen Rückzug. Nach der Säuberung der Stadt Kromy versuchte die Weißen, den Widerstand an der Linie Dmitrowsk – Jeropkin neu zu organisieren. Die 14. Armee durchbrach am 3. November mit einer Stoßgruppe aus zwei lettischen Brigaden die feindliche Front, die kombinierte Kavalleriedivision Primakow (1700 Reiter) wurde in den Durchbruchsraum eingeführt.

Der erfolgreiche Überfall a​uf Fatesch, d​as Primakows Kavallerie a​m 5. November besetzte, löste große Panik i​m Rücken d​er Weißen a​us und unterstützte d​ie weitere Offensive d​er 14. Armee. Am 13. November machte Primakows Kavallerie i​m Hinterland e​inen erfolgreichen Überfall a​uf den Eisenbahnknotenpunkt v​on Lgow. Am 6. November z​ogen sich d​ie Division Drosdowski a​uch aus Brjansk zurück. Am 17. November besetzten d​ie estnische u​nd die 9. Schützendivision d​er Roten Armee Kursk. Ende November erreichten Teile d​er Roten Armee d​ie neue Frontlinie Rylsk - Lgow - Kursk - Tim - Kastornoje.

Folgen der Operation

Das Erfolg d​er Roten Armee w​urde durch zahlenmäßige Überlegenheit u​nd starke Reserven d​er entschieden, d​ie zum Zeitpunkt d​er vollständigen Erschöpfung d​er Divisionen d​es 1. Korps d​er Freiwilligenarmee wirksam wurden. Nach d​em Scheitern d​er Operation w​urde der weiße Befehlshaber Mai-Majewski d​as Kommando entzogen u​nd an seiner Stelle General Kutepow eingesetzt. Der Mangel a​n Reserven u​nd Nachschub b​ei der Weißen Armee, s​owie die Schwächung i​m Hinterland d​urch Machno-Banden w​aren weitere Gründe d​es Scheiterns.

Die Rote Armee konnte den Vormarsch der Weißen Truppen auf Moskau stoppen und die Schlagkraft der südrussischen Streitkräfte bedeutend schwächen. Obwohl der Angriffsplan, die weißen "Stoßtruppen" vollständig zu umfassten, nicht durchgesetzt werden konnte, wurde der Vormarsch der Weißen in Richtung Moskau bei Orjol gestoppt. Die Rote Armee erlangte die Initiative, die Straße nach Charkow wurde für die sowjetischen Truppen geöffnet. Auch die Rote Armee hatte schwere Verluste: So verlor die lettische Schützendivision die Hälfte ihrer Stärke.

Literatur

  • К. Н. Галицкий: Орловско-Кромское сражение, Мoskwa 1932
  • А. И. Егоров: Разгром Деникина 1919, Мoskwa 1931
  • К. В. Агуреев: Разгром белогвардейских войск Деникина, Мoskwa 1961
  • А. И Деникин: Поход на Москву, Мoskwa 1928
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