Krim Belkassem
Krim Belkassem (arabisch كريم بلقاسم), auch Belkassem Krim geschrieben (* 1922 in Kabylei, Ostalgerien; † 18. Oktober 1970 in Frankfurt am Main), war ein algerischer Offizier und Politiker, der eine bedeutende Rolle im Algerienkrieg, dem Kampf für die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich, spielte. Später wurde er im deutschen Exil von politischen Konkurrenten ermordet.
Berbischer Abstammung, ging Belkassem als junger Mann gegen den Willen seines Vaters nach Algier, ernährte sich als Arbeiter, wurde mit der französischen Sprache und Lebensweise vertraut und fühlte sich der französischen Kultur enger verbunden als der islamischen. 1942 in die französische Armee eingetreten, kämpfte er bis zum Kriegsende – zuletzt als Feldwebel – in einem Infanterieregiment. In diesen drei Jahren wandelte er sich vom Freund zum erbitterten Gegner der Franzosen.
Die muslimischen Algerier waren durch den Code de l’indigénat gegenüber jüdischen und christlichen Franzosen diskriminiert und Belkassem gewann die Erkenntnis, in Frankreich zu den Menschen zweiter Klasse zu gehören. Nach Kriegsende zunächst als Juwelier erwerbstätig, schloss sich Belkassem bald der nationalistischen „Partei des algerischen Volkes“ an. Statt sich an den Streitigkeiten zwischen Messalisten und Zentralisten zu beteiligen, gründete er mit Genossen 1946/47 den geheimen Kampfverband O. S. (Organisation spéciale), der sich als Keimzelle der zukünftigen „Nationalen Befreiungsarmee“ (ALN) erweisen sollte. Unmittelbar nach der Ermordung von Larbi Ben M'hidi im März 1957 während der Schlacht von Algier verließ er Algier und floh zusammen mit Benyoucef Benkhedda nach Tunis. Die Hauptstadt Tunesiens wurde nun zum Sitz der algerischen Exilregierung, in der er zusammen mit Lakhdar Ben Tobbal und Abdelhafid Boussouf den harten Kern bildete. Von 1958 bis 1962 war er Stellvertretender Ministerpräsident, außerdem Verteidigungsminister (bis 1960) und Außenminister (bis 1962).[1] In den innerparteilichen Machtkämpfen der Front de Libération Nationale (Nationale Befreiungsfront FLN) nach der Unabhängigkeit Algeriens (1962) der Fraktion um Ben Bella unterlegen, ging er 1963 ins Exil (Italien, Schweiz). 1967 gründete er in Paris eine Oppositionsgruppe gegen die Regierung Houari Boumediennes, des algerischen Staatschefs von 1965 bis 1978. Im April 1969 verurteilte ihn ein „Revolutionsgericht“ in Oran wegen Verschwörung gegen die algerische Regierung in Abwesenheit zum Tode. Anderthalb Jahre später wurde er im Frankfurter Hotel „Intercontinental“ erdrosselt aufgefunden. Die Täter – vermutlich drei Marokkaner – konnten entkommen.[2] Später wurde er vom algerischen Staat rehabilitiert. Sein Leichnam wurde 1984 auf dem Platz der Märtyrer bestattet. Der Flughafen der algerischen Stadt Hassi Messaoud ist nach ihm benannt.
Weblinks
Einzelnachweise
- Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, Band 3, 1987
- Webseite chroniknet, abgerufen am 23. Januar 2011