Abdelhafid Boussouf
Abdelhafid Boussouf (* 1926 in Mila; † 31. Dezember 1980 in Paris[1]) war ein algerischer Nationalist und Politiker. Während des Algerischen Unabhängigkeitskriegs war er von 1954 bis 1958 Chef des algerischen Nachrichtendienstes und von 1958 bis 1962 Minister für Telekommunikation.[1]
Werdegang
Nachdem er 1926 in Mila geboren wurde und dort seine Schulbildung absolvierte ging er bereits vor dem Zweiten Weltkrieg nach Constantine, wo er sich der Parti du peuple algérien (PPA) anschloss.[1] Ab 1947 gehörte er zu den führenden Mitgliedern der Organisation Spéciale.[1] Nachdem die Organisation 1950 zerschlagen wurde, tauchte Boussouf in Oran unter. Dort engagierte er sich im Mouvement pour le triomphe des libertés démocratiques (MTLD) und im Comité révolutionnaire d'unité et d'action (CRUA).[1] Nach dem Kongress von Soummam 1956 wurde er Mitglied des Algerischen Revolutionsrates. 1957 wurde er Stellvertreter des Revolutionsführers Larbi Ben M'hidi und verantwortlich für die Region Tlemcen.[1]
Boussoufs Hauptarbeit während des Krieges umfasste den Aufbau einer Geheimpolizei der FLN nach sowjetischem Vorbild. Die Aufgabe dieses Geheimdiensts war sowohl die Disziplinierung der eigenen Kader wie auch der algerischen Bevölkerung in Französisch-Algerien und den Nachbarländern. Die genutzten Mittel umfassten Folter, Verschwindenlassen von politischen Gegnern und standrechtliche Hinrichtungen. Boussouf achtete bei der Besetzung seiner Organisation strikt auf Loyalität und bediente sich dabei der in der algerischen Bevölkerung prävalenten Clanverbindungen. Boussouf bildete zusammen mit Krim Belkassem und Lakhdar Ben Tobbal ein eigenes Machtzentrum innerhalb der FLN, welches als Die drei Bs bezeichnet wurde. Als der prominente FLN-Führer Abane Ramdane den drei Bs vorwarf weniger den Kampf gegen die Franzosen zu führen als eine eigene Machtbasis aufbauen zu wollen, wurde dieser von Boussoufs Geheimdienstlern 1957 ermordet. Ramdanes Tod wurde innerhalb der FLN den Franzosen angelastet. Der spätere Staatschef Algeriens Houari Boumedienne wurde von Boussouf protegiert und gehörte zu dessen Hausmacht innerhalb der FLN.[2]
1958 wurde er in der vorläufigen Regierung zum Minister für Telekommunikation ernannt. Den Posten übte er bis 1962 aus.[1]
Boussouf erlitt am 30. Dezember 1980 einen Herzinfarkt in Paris und starb in der folgenden Nacht im Alter von 54 Jahren. Sein Leichnam wurde auf dem el-Alia-Friedhof in Algier auf dem Platz der Märtyrer bestattet.[1]
Literatur
- Ronald Segal: Political Africa. A Who’s Who of Personalities and Parties. Stevens, London 1961
- Deutsche Afrika-Gesellschaft: Afrikanische Köpfe. 27 Lieferungen, Bonn 1962–1965
- Alf Andrew Heggoy und Robert R. Grout: Historical Dictionary of Algeria (African Historical Dictionaries, Band 28). Scarecrow Press, Metuchen [u. a.] 1981
Einzelnachweise
- Cela s’est passé un 31 décembre 1980 … Décès de Abdelhafid Boussouf. In: babzman.com. 3. Januar 2016, abgerufen am 21. Mai 2017.
- Martin Evans: Algeria: France’s undeclared War, Oxford, 2012, S. 226–229