Kraftwerk Ouarzazate
Das Kraftwerk Ouarzazate (bzw. Kraftwerk Noor) ist ein Sonnenwärmekraftwerk in Marokko, das ungefähr 10 Kilometer nordöstlich der Stadt Ouarzazate, Provinz Ouarzazate gelegen ist. Der Stausee El Mansour Eddahbi befindet sich ca. 10 Kilometer südöstlich des Kraftwerks.
Kraftwerk Ouarzazate | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 31° 1′ 10″ N, 6° 51′ 53″ W | ||
Land | Marokko | ||
Daten | |||
Typ | Sonnenwärmekraftwerk | ||
Leistung | 580 MW | ||
Eigentümer | ACWA Power Ouarzazate | ||
Betriebsaufnahme | Februar 2016 |
Das Kraftwerk ist im Besitz von ACWA Power Ouarzazate, einem Konsortium bestehend aus ACWA Power, Masen Capital (Moroccan Agency for Sustainable Energy), Aries Ingeniería y Sistemas und TSK Electrónica y Electricidad.[1] Es ist das erste von 5 geplanten Solarkraftwerken in Marokko, die bis 2020 mit einer Gesamtleistung von 2.000 MW errichtet werden sollten.[2]
Allgemeines
Der Standort in der Nähe von Ouarzazate wurde u. a. deshalb gewählt, weil die jährliche Sonneneinstrahlung bei 2.635 kWh/m² (bzw. 2.500 kWh/m²)[3][4] liegt, einem der höchsten Werte weltweit.[2] Die Sonne scheint hier, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, 365 Tage pro Jahr.[4] Mit dem Bau der Anlage wurde am 3. Mai 2013 begonnen.[5]
Um das Kraftwerk auch zur Spitzenlastzeit betreiben zu können, die in Marokko zwischen 18:00 und 19:00 Uhr liegt, werden alle Anlagen mit thermischen Speichern ausgestattet. Die Speicher arbeiten mit einer eutektischen Salzmischung, bestehend aus 60 % Natriumnitrat und 40 % Kaliumnitrat. Der gesamte Komplex wird zwischen 84.000 und 140.000 t dieser Salzmischung benötigen.[2]
Für die gesamte Anlage werden ca. 19 t Diesel pro Tag benötigt, um erstens die Salzmischung über der Erstarrungstemperatur von 110 °C und zweitens die Temperatur des als Wärmeträger genutzten synthetischen Öls über 8 °C zu halten.[2]
Das Kraftwerk Noor I wird mit Wasser gekühlt, Noor II und Noor III sind luftgekühlt. Das gesamte Kraftwerk benötigt jährlich 2,5 bis 3 Millionen m³ Wasser.[2]
Die Gesamtfläche der Anlage beträgt 2.500 Hektar.[2]
Anlagen
Das Kraftwerk soll im Endausbau eine installierte Leistung von 500,[2][6] 560,[3][4] 570[7] bzw. 580[8] MW haben. Die ersten drei Anlagen sind 2016 bzw. 2018 in Betrieb gegangen.[9][10][11] Eine vierte Anlage ist geplant. Die Anlagen tragen den Namen Noor mit nachfolgender Nummerierung. Noor steht in der arabischen und persischen Sprache sowie Urdu für das Wort Licht. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick:
Anlage | Max. Leistung (MW) | Typ | Betriebsbeginn |
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Noor I | 160 | Parabolrinnenkraftwerk | Februar 2016 |
Noor II | 200 | Parabolrinnenkraftwerk | Januar 2018 |
Noor III | 150 | Solarturmkraftwerk | März 2018 |
Noor IV | 50 | Solarpark (Photovoltaik) | geplant |
Anlage Noor I
Anlage 1 ist ein Parabolrinnenkraftwerk, das auf einer Fläche von 450 ha errichtet wurde.[12] Die Parabolrinnen erwärmen einen zirkulierenden Wärmeträger dabei von 297 °C auf 393 °C. Die Anlage hat einen thermischen Speicher, der die volle Leistung für drei Stunden bereitstellen kann.[13]
Die Parabolrinnen, die von der deutschen Firma Flabeg geliefert wurden, haben eine Höhe von 7 m und eine Breite von 3 m. Insgesamt 537.000 Parabolspiegel sind in 400 Reihen à 300 m Länge angeordnet. Sie werden permanent dem Stand der Sonne nachgeführt.[4]
Anlage Noor II
Anlage 2 ist wie Noor I mit Parabolrinnen ausgestattet und auf einer Fläche von 750 ha errichtet worden. Die Leistung liegt bei 200 MW[10]. Die Anlage ist mit einem thermischen Speicher von 2.800 MWh ausgestattet, der 5 (bzw. 3)[6] Stunden Betrieb bei voller Leistung ermöglicht.[2] Sie ist im Januar 2018 in Betrieb gegangen.[10]
Anlage Noor III
Anlage 3 ist ein Solarturmkraftwerk mit einem 240 m[4] hohen Solarturm und Heliostaten. Die erzeugte Temperatur liegt bei 700 °C.[4] Es wurde eine Fläche von 680 ha bereitgestellt. Die Leistung liegt bei 150 MW[11] (bzw. netto 134[14] bis 140 MW)[11]. Die Anlage ist mit einem thermischen Speicher von 2.730 MWh ausgestattet, der sieben Stunden Betrieb bei voller Leistung ermöglicht.[2] Die Anlage ist im März 2018 in Betrieb gegangen.[11]
Anlage Noor IV
Anlage 4 soll aus Photovoltaik-Modulen bestehen. Es sollen Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 50 bis 70 MW aufgestellt werden.[15]
Finanzierung
Die Weltbank schätzt die Gesamtkosten auf 2,677 Mrd. USD (Stand 2015). Sie vergab einen Kredit in Höhe von 400 Mio. USD an die Moroccan Agency For Solar Energy (MASEN).[16] Die Kosten für die Anlage 1 werden mit 1 Mrd. USD[1] (bzw. 633[3] Mio. oder 1,042[17] Mrd. €) angegeben. Die Kosten für die Anlagen 2 und 3 werden auf 1,8 Mrd. € geschätzt.[3] Die FAZ spricht von Gesamtkosten in Höhe von 1,8 Mrd. €.[8] Der VDI beziffert die Investitionskosten für die Anlagen 1 bis 3 mit 2,4 Mrd. €.[4]
Laut FAZ erhalten die Betreiber pro kWh 0,12 €.[8] Andere Quellen geben 0,189 USD pro kWh für 25 Jahre an.[17] Laut VDI wird der Strompreis vom Staat subventioniert, da die Erzeugungskosten mit 0,12 € pro kWh höher sind als bei konventionellen Kraftwerken.[4]
Deutschland bringt davon etwa 38 Prozent (834 Millionen Euro) in Form zinsvergünstigter Kredite auf.[3][8] Für die Anlage 1 hatten das BMZ und das BMUB 115 Mio. € bereitgestellt. Die KfW hat im Auftrag von BMUB und BMZ für die Anlagen 2 und 3 weitere Kredite in Höhe von insgesamt 654 Mio. € gewährt.[7] Projektpartner der KfW ist dabei MASEN.[3]
Daneben beteiligen sich die Europäische Kommission, die Europäische Investitionsbank, die Französische Entwicklungsbank (Agence Française de Développement), der Clean Technology Fund, die Afrikanische Entwicklungsbank, die Moroccan Agency for Solar Energy und ein per Ausschreibung gefundener privater Investor.[3]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ACWA Power Ouarzazate. (Nicht mehr online verfügbar.) ACWA Power, archiviert vom Original am 26. Oktober 2015; abgerufen am 25. August 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- P-MA-FF0-002 - Ouarzazate Solar Power Station Project II. (PDF 671 kB, S. 2–5) Afrikanische Entwicklungsbank, abgerufen am 24. August 2015 (englisch).
- Solarenergie - Marokko. (PDF 130 kB) KfW, abgerufen am 25. August 2015.
- Auf die Strahlkraft der Sonne gesetzt. VDI, 12. Juni 2015, abgerufen am 25. August 2015.
- The Launch of Construction at Noor 1 Independent Solar Power Project in the Kingdom of Morocco. (Nicht mehr online verfügbar.) acwapower.com, archiviert vom Original am 4. Februar 2016; abgerufen am 5. Februar 2016 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Technical Advisory Services for Phase II of the Ouarzazate Solar Complex, Morocco. Lahmeyer International, abgerufen am 24. August 2015.
- Weltgrößter Solarkraftwerk-Komplex entsteht in Marokko mit Unterstützung der Bundesregierung. BMZ, 22. Dezember 2014, abgerufen am 25. August 2015.
- Johannes Pennekamp: Wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. Mai 2015, abgerufen am 24. August 2015.
- Nur 1: Marokko eröffnet erstes Kraftwerk des weltweit größten Solarkomplexes. (Memento vom 4. Februar 2016 im Internet Archive) In: Wirtschaftsblatt, 4. Februar 2016. Abgerufen am 4. Februar 2016.
- Concentrating Solar Power Projects: NOOR II. NREL, 18. Oktober 2018, abgerufen am 14. Dezember 2018 (englisch).
- World's second utility-scale 24/7 tower CSP, Noor III commissions solar field. EurekAlert, 11. März 2018, abgerufen am 14. Dezember 2018 (englisch).
- Concentrating Solar Power Projects: NOOR I. NREL, 23. März 2017, abgerufen am 14. Dezember 2018 (englisch).
- The Ouarzazate CSP website takes off. Acciona Engineering, 17. Oktober 2013, abgerufen am 14. Dezember 2018 (englisch).
- Concentrating Solar Power Projects: NOOR III. NREL, 23. März 2018, abgerufen am 14. Dezember 2018 (englisch).
- Ouarzazate Solar Power Plant: Tender for Noor IV launched yesterday. invest.gov.ma, 20. März 2015, abgerufen am 25. August 2015.
- MA-Noor Ouarzazate Concentrated Solar Power Project. Weltbank, abgerufen am 25. August 2015 (englisch).
- Concentrating Solar Power Projects. nrel.gov, abgerufen am 14. Dezember 2018.