Kraftwerk Drax
Das Kraftwerk Drax ist ein mit Biomasse und Steinkohle befeuertes Kraftwerk in North Yorkshire in England nahe der Ortschaft Drax am Fluss Ouse. Zurzeit werden insgesamt vier Blöcke mit einer Gesamtleistung von 2,6 GW mit Biomasse und zwei Blöcke mit einer Gesamtleistung von 1,29 GW mit Kohle betrieben. Im März 2021 wurde die Kohleverfeuerung beendet.[1]
Kraftwerk Drax | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 53° 44′ 9″ N, 0° 59′ 47″ W | ||
Land | England | ||
Daten | |||
Typ | Wärmekraftwerk | ||
Primärenergie | Biomasse (früher Kohle) | ||
Brennstoff | Biomasse, (früher Steinkohle, Petrolkoks) | ||
Leistung | 2.640 MW | ||
Eigentümer | Drax Group | ||
Projektbeginn | 1967 | ||
Betriebsaufnahme | sechs Blöcke von 1973 bis 1986 |
Geschichte
Größtes Kohlekraftwerk Großbritanniens
Nach der Entdeckung von Kohlelagern nahe dem Ort Selby im Jahr 1967 – es handelte sich dabei um die letzte Neuerschließung eines Kohlefelds in Großbritannien und zugleich eines der größten Untertagebau-Projekte der Welt – wurde 1967 mit der Planung des Kraftwerk Drax begonnen.[2] Die ersten zwei Blöcke gingen im Jahr 1973 ans Netz, im Folgejahr wurde der dritte Block in Betrieb genommen. Nach mehreren Bauphasen wurde der letzte von sechs Kraftwerksblöcken zu je 660 MW im Jahr 1986 fertiggestellt.
Bis zur Modernisierung waren Turbinen im Einsatz, die zwischen 1973 und 1986 von C. A. Parsons and Company, einem seit 1997 zu Siemens gehörenden Unternehmen, in Dienst gestellt wurden. 2007 unterzeichnete Drax einen Vertrag mit Siemens, der die Modernisierung[3] aller Hoch- und Niederdruckturbinen sowie die Bereitstellung eines Ersatzsets umfasste.
Zunächst wurde für die zuerst fertiggestellten Kraftwerksblöcke primär Kohle aus den nahegelegenen Kohlefeldern genutzt. In der Folgezeit bis heute, ausgelöst durch die britischen Bergarbeiterstreiks, wird Steinkohle auch aus Australien, Kolumbien, Polen, Russland und Südafrika bezogen. Der Transport von den Häfen erfolgt durch die GB Railfreight.[4]
Das Kraftwerk besitzt in Summe zwölf Kühlturme, zwei pro Kraftwerksblock. Es ist mit einer installierten Leistung von 3.960 MW das größte kalorische Kraftwerk in Großbritannien und erzeugt sieben Prozent des elektrischen Energiebedarfs. Maximal konnten pro Tag 36.000 Tonnen Steinkohle verbrannt werden, der Verbrauch pro Jahr betrug sieben bis elf Millionen Tonnen Kohle, womit das Kraftwerk Drax im Jahr 2008 der größte Emittent von Kohlendioxid (CO2) in Großbritannien war.[5]
Umbau zum Biomassekraftwerk
Aufgrund des geringeren technischen Aufwands wurde ab 2010 zunächst begonnen, Holzpellets als Zuschlag der Kohle beizugeben, was bis 10 % einfach möglich ist. Diese Zufeuerung ermöglicht den Zugang zu erheblichen Subventionen und eine reduzierte Anrechnung der Kohlendioxidemissionen.[6][7] Von 2012 bis 2016 wurden drei Kraftwerksblöcke auf den ausschließlichen Betrieb mit Biomasse umgerüstet. Der vierte Block wurde im Jahr 2018 auf Biomassefeuerung umgestellt.
Das Kraftwerk Drax verbrennt pro Jahr sieben Millionen Tonnen Hackgut aus Holz, zumeist Holzabfälle (Stand: 2019).[8] Aufgrund der nur geringen Mengen an verfügbarem Holz in der Region wird ein Großteil der Biomasse aus Übersee importiert.[9] Es verbrauchte im Jahr 2014 den Großteil des weltweiten Holzpellet-Exports der Vereinigten Staaten (60 %) und Kanadas (54 %).[10] Ab 2016[veraltet] sollten jährlich 12,5 TWh mit aus Kanada eingeführten Holzpellets produziert werden.[6] Die zustehenden Subventionen beliefen sich auf 45 Pfund pro Megawattstunde und sollten Drax voraussichtlich 550 Millionen Pfund jährlich einbringen.[6]
Nach Angaben des Unternehmens wird im Rahmen eines Pilotprojekts 2019 ein BECCS-Verfahren verwendet, um die beim Biomassekraftwerk anfallenden Kohlendioxidemissionen einzufangen.[8] Auf diese Weise solle das Kraftwerk in Zukunft mit negativen Emissionen betrieben werden. Nach Angaben des Unternehmens werde es dadurch womöglich zum weltweit ersten Kraftwerk mit negativen Emissionen.[11] Wegen des hohen Energieaufwandes für das Einfangen von CO2 würde allerdings dann die Effizienz des Kraftwerks sinken, also wesentlich mehr Brennstoff verfeuert werden, um die gleiche Menge elektrischer Energie zu erzeugen. Weiters können zukünftige Folgekosten oder -schäden beim Einlagern von CO2 entstehen.
Kohleausstieg und neue GuD-Blöcke
Seit 2017 laufen Planungen, die letzten kohlebefeuerten Blöcke 5 und 6 bis März 2021 stillzulegen und durch erdgasbefeuerte GuD-Blöcke zu ersetzen.[12] Insgesamt sollen zwei neue Blöcke (Blöcke X und Y) mit je 1.800 MW gebaut werden. Zudem soll ein elektrischer Batteriespeicher mit 200 MW Leistung in den Kraftwerkskomplex integriert werden.[13] Das Kraftwerk Drax wäre nach der Erweiterung das größte europäische Gaskraftwerk und könnte zukünftig bis zu 75 % der CO2-Emissionen des Stromsektors des Vereinigten Königreichs verursachen.[14]
- Zug mit Gips aus der REA des Kraftwerks Drax auf der Bahnstrecke Settle–Carlisle
- Kühltürme im Kraftwerk
- Ansicht auf Blocktransformator vor dem Maschinenhaus (links) und Innenansicht von Seitenwand des Maschinenhauses (rechts)
Siehe auch
Einzelnachweise
- Laurence Walker: UK’s Drax ends commercial coal generation. In: www.montelnews.com. 8. März 2021, abgerufen am 19. März 2021 (englisch).
- History of Drax Power Station (Memento des Originals vom 5. Mai 2013 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgefragt am 5. September 2011, engl.
- Film "Eine Partnerschaft voller Energie" über die Modernisierung von UK Drax
- Drax Group Plc (Memento des Originals vom 24. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgefragt am 5. September 2011, engl.
- Drax Coal-fired Power Station, abgefragt am 5. September 2011, engl.
- Wood The fuel of the future Environmental lunacy in Europe 6. April 2013 The Economist
- Biomass-fired Plant (Memento des Originals vom 23. Juli 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgefragt am 5. September 2011, engl.
- Britische Verbrennungsanlage holt erstmals C02 aus der Luft. In: Spiegel online. 8. Februar 2019, abgerufen am 16. Juni 2019.
- Drax: Environmental Performance Report 2007 (PDF; 2,5 MB) In: Drax Group. 2007. Archiviert vom Original am 5. Januar 2009. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 16. August 2009.
- International Energy Outlook 2016: With Projections to 2040, Government Publications Office, 2016, ISBN 978-0-16-093333-2, p. 88.
- Carbon dioxide now being captured in first of its kind BECCS pilot. In: www.drax.com. 7. Februar 2019, abgerufen am 16. Juni 2019 (englisch).
- Jillian Ambrose: Drax power plant to stop burning coal, with loss of 230 jobs. In: www.theguardian.com. 27. Februar 2020, abgerufen am 22. Mai 2020 (englisch).
- Drax Power Station CCGT. In: www.drax.com. Abgerufen am 22. Mai 2020 (englisch).
- Damian Carrington: UK approval for biggest gas power station in Europe ruled legal. In: www.theguardian.com. 22. Mai 2020, abgerufen am 22. Mai 2020 (englisch).