Konrad Wedemeyer der Ältere

Konrad Wedemeyer d​er Ältere,[1] auch: Conrad Wedemeyer[2] o​der Conrad Wedemeier[3] o​der Conrad Wiedemeyer (* 26. Januar 1533 i​n Gronau; † 25. Januar 1598[4] i​n Hannover)[5] w​ar fürstlicher Rat u​nd Großvogt d​es Fürstentums Calenberg[4] u​nd steht für d​en Beginn e​ines jahrhundertealten gesellschaftlichen Aufstiegs d​er Familie von Wedemeyer.[1]

Das – denkmalgeschützte – 1598 von einem Mitglied der Künstlerfamilie Wulff geschaffene Epitaph des Conrad Wiedemeyer an der Nordwand der Marktkirche in Hannover

Leben

Familie

Conrad Wedemeyer w​urde geboren a​ls Sohn d​es seinerzeitigen Gronauer Stadtrates u​nd Bürgermeisters Hans Wedemeyer, v​on dem d​as Adelsgeschlecht v​on Wedemeyer seinen Stammbaum sicher herleitet.[1] Conrad heiratete i​n erster Ehe e​ine Tochter d​es seit 1529 herzoglichen Kanzlers Jakob Reinhard,[4] d​er 1540 gemäß d​em Testament v​on Herzog Erich I. z​u Calenberg-Göttingen zusammen m​it dessen Witwe Elisabeth v​on Brandenburg u​nd dem hessischen Landgrafen Philipp I. z​um Vormund d​es noch minderjährigen Sohnes Erich II. wurde.[6] Konrads zweite Ehefrau w​ar eine Geborene von Borries.[4] Da d​es Kanzler Reinhards Sohn v​or ihm gestorben war, w​urde nach seinem Ableben i​m Jahre 1569 Konrad Wedemeyer a​ls sein Schwiegersohn m​it dessen Burgsassenhof z​u Eldagsen belehnt.[7] Konrad Wedemeyers 1564 geborene Tochter Anna h​atte 1587 Joachim Brandis d​en Jüngeren i​n Hildesheim geheiratet.[8] Daneben h​atte Konrad e​inen einzigen Sohn gleichen Namens, d​er 1597 Margarethe Brandis a​us Hildesheim heiratete.[9]

Werdegang

Conrad Wedemeyer studierte Rechtswissenschaften a​n der Universität Erfurt u​nd trat i​m Jahr 1533 i​n den Dienst v​on Erich,[4] Herzog v​on Braunschweig-Lüneburg u​nd Fürst z​u Calenberg-Göttingen.[Anm. 1]

Ab 1553 diente Wedemeyer seinem Landesherrn a​ls Sekretär i​n Münden a​m dortigen Hof. 1560 w​urde Wiedemeyer z​um Großvogt ernannt u​nd leitete i​n dieser Funktion – „[...] m​it Unterbrechungen“ – b​is 1593 d​as Amt Calenberg.[1] 1585 verfasste e​r eine Denkschrift über d​ie Verwaltung.[10]

Im Jahr 1564 w​urde Konrad Wedemeyer v​on Erich II. m​it dem Gallenhof i​n der Stadt Hannover belehnt.[11][1] 1576 leistete e​r Bürgschaft für Wilhelm II., Dompropst v​on Hildesheim, Graf von Holstein, Schaumburg u​nd Sternberg, e​ines Sohnes d​es Grafen Jobst I.[12]

Mit dem „Oberen Rittergut“ belehnte Herzog Erich II. von Calenberg seinen Großvogt in Eldagsen;
Straßenschild Obergutstraße mit Legendentafel
Im selben Jahr erhielt Wedemeyer dort auch das Untergut, das bis 1961 bestand.

Später erwarb Conrad Wedemeyer z​wei Rittergüter i​n Eldagsen:[4] 1582 w​ar der Großvogt z​um einen m​it dem Sattelhof d​es Adelsgeschlechtes d​erer von Stemmen belehnt worden. Das sogenannte „Untergut“ i​n Eldagsen w​urde später z​um Wohnsitz d​er Untergut-Linie d​er Familie, d​as sich b​is heute a​ls Rittergut Wederade a​n der Coppenbrügger Straße erhalten hat. Das andere Lehen w​ar ein ehemaliger Burgmannshof d​er Grafen v​on Hallermund, m​it dessen Burg d​er Großvogt v​on Calenberg ebenfalls belehnt wurde. Die Burganlage w​urde später – i​m Dreißigjährigen Krieg – 1626 zerstört, s​o dass d​ie Nachkommen Wedemeyers i​hren Wohnsitz a​n das sogenannte „Obergut“ i​n Eldagsen verlegte. Diese Gesamtanlage m​it ihren z​um Teil später erbauten Gebäuden s​teht heute u​nter Denkmalschutz.[13]

Conrad Wedemeyer w​urde in Hannover i​n der Marktkirche begraben „[...] b​ey der Tauffee n​ach dem Markte“. Sein sandsteinernes, oftmals a​uch als Grabplatte[4] bezeichnetes Epitaph m​it den Wappen d​er drei Familien Reinhard (Reinharter), Wedemeyer u​nd Borries[14] findet s​ich an d​er Nordwand[15] außerhalb d​er Marktkirche a​m Hanns-Lilje-Platz.[16]

Archivalien

Archivalien z​u Konrad Wedemeyer finden Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover), d​ort in d​en Abteilungen Deposita, Kartenabteilung u​nd Sammlungen b​is 1945.[1]

Literatur

  • Wolfgang W. Ewig: Conrad Wedemeyer (1533–1598). Großvogt zu Calenberg. Barsinghausen 2002
  • Carl Schuchhardt: Die hannoverschen Bildhauer der Renaissance, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1909, Nr. 29

Anmerkungen

  1. Im Kalenderblatt steht zwar ausdrücklich, dass Wedemeyer „[...] 1533 als Sekretär in den Dienst Herzog Erichs des Jüngeren“ trat, doch diese Darstellung steht im Widerspruch zum Todesjahr des seinerzeitigen, älteren Landesherrn Erich I., des Älteren, der erst 1540 starb; vergleiche Rainer Kasties: Erich I. (d.Ä), Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg-Göttingen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 162.

Einzelnachweise

  1. Manfred Hamann (Bearb.): Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Hannover, Bd. 4: Deposita, Kartenabteilung und Sammlungen bis 1945 ( = Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung, Bd. 47), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1992, ISBN 3-525-35531-9 und ISBN 9783525355312, S. 253 Vorschau über Google-Bücher
  2. Wolfgang W. Ewig: Conrad Wedemeyer (1533–1598). Großvogt zu Calenberg. Barsinghausen 2002
  3. Conrad Wedemeier, calenbergscher Grossvogt“ wird 1585 genannt, siehe August Seidensticker: Geschichte der Forsten. Rechts- und Wirthschafts-Geschichte norddeutscher Forsten..., 2. Band, Göttingen 1896, S. 63; online über archive.org
  4. N.N.: Grabplatte des Conrad Wiedemeyer. In: November, Loseblatt-Sammlung vermutlich aus einem hannoverschen Kalender der 1970er Jahre, mit einer Fotografie der Grabplatte nach einer Aufnahme von j. Wisch
  5. Familiendatenbank NLF / Personenliste auf der Seite des Vereins für Computergenealogie
  6. Heinrich Christian Beck, M. Johannes Sutellius, Reformator und erster Superintendent der Kirchen zu Göttingen und Schweinfurt, Schweinfurt 1842, S. 50 f.
  7. Urban Friedrich Christoph Manecke, Biographische Skizzen von den Kanzlern der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, Lüneburg 1823, S. 38 f.
  8. DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 210 (Anm. 9) (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net
  9. Daniel Eberhard Baring, Der Lauensteinischen Saale und angränzender Oerter Beschreibung, 2. Teil, Lemgo 1744, S. 71 f.
  10. Samse, Die Zentralverwaltung in den Südwelfischen Landen, S. 257, 270
  11. Dirk Henning Hofer, Karl Konrad Werner Wedemeyer (1870-1934): ein Juristen- und Gelehrtenleben, Kiel 2009, S. 29 f.
  12. Leopold von Zedlitz-Neukirch, Neues Preussisches Adels-Lexicon, Band 4, Leipzig 1837, S. 470
  13. Gerd Schwarz (Verantw.): Historischer Rundweg Oberstadt (Memento vom 13. August 2015 im Internet Archive) auf der Seite eldagsen.de, mit einem Übersichtskarte, Fotos und weiteren Details erarbeitet mit dem Arbeitskreis Stadtgeschichte Eldagsen, zuletzt abgerufen am 5. September 2015
  14. Siegfried Müller: Mode: die Kleidung des Mannes, in ders.: Leben im alten Hannover. Kulturbilder einer deutschen Stadt. Schlütersche, Hannover 1986, ISBN 3-87706-033-1, S. 74–77
  15. Arnold Nöldeke: Denkmäler des „alten“ Stadtgebietes Hannover. (Eingemeindungsstand bis 1. Januar 1870), in ders.: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, hrsg. vom Provinzialausschus und Landesdirektorium der Provinz Hannover, 1. Teil: Regierungsbezirk Hannover, Heft 1 und 2 (Heft 19 und 20 des Gesamtwerkes), Stadt Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover, 1932, S. 105; Digitalisat im Internet Archive und durch Kooperation mit der University of Toronto
  16. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hanns-Lilje-Platz 11. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, S. 127–132; hier: S. 128
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