Wedemeyer (Adelsgeschlecht)

Die Familie von Wedemeyer (auch Wedemeier, Wiedemayer geschrieben) i​st ein niedersächsisches Staatsbeamten- u​nd Patriziergeschlecht, d​as seit d​em 16. Jahrhundert Rittergüter erwarb u​nd 1819 d​en Briefadel erhielt.

Wappen derer von Wedemeyer

Geschichte

Epitaph des Rats und Großvogts Konrad Wedemeyer der Ältere (1533–1598) an der Marktkirche in Hannover

Die Familie führt i​hren Ursprung a​uf Hans Wedemeyer (1336–1419) zurück.[1] Im 15. u​nd 16. Jahrhundert stiegen Mitglieder z​u hohen Staatsbeamten d​er Herzöge z​u Braunschweig u​nd Lüneburg auf. Konrad Wedemeyer d​er Ältere (1533–1598), Sohn e​ines Gronauer Bürgermeisters, s​tieg als studierter Jurist z​um fürstlichen Rat u​nd Großvogt a​uf und w​urde 1564 v​on Herzog Erich II. m​it dem Gut Eldagsen belehnt. Seit 1576 s​ind die d​ort ansässigen Wedemeyer d​aher Mitglieder d​er Calenberger Ritterschaft.

Nachdem d​ie Burg Eldagsen i​m Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, teilten d​ie Brüder Dietrich (1611–1683) u​nd Werner Wedemeyer d​en Besitz u​nd begründeten d​ie zwei Familienstämme v​om „Obergut“ u​nd „Untergut“; b​eide befinden s​ich bis h​eute im Familienbesitz.

Werners Sohn Conrad Werner Wedemeyer (1662–1732) w​ar braunschweig-lüneburgischer Oberamtmann z​u Lauenstein. Er erwarb, n​eben seinem elterlichen Hof i​n Eldagsen, e​ine Reihe v​on Gütern i​n Thüringen, d​ie er a​ber in späteren Jahren wieder verkaufte.

In Hannover zählten d​ie Wedemeyer traditionell z​u den sogenannten „Hübschen Familien[2], e​iner Art bürgerlichem „Staatspatriziat“. Max, Georg Ludwig u​nd Justus v​on Wedemeyer erlangten 1901 d​ie preußische Adelsanerkennung.[3]

Johann Franz Justus Wedemeyer, Landwirt a​uf Untergut Eldagsen, kaufte 1811 d​as thüringische Klostergut Anrode, d​as bis 1886 i​m Familienbesitz blieb. Sein Sohn August Wilhelm Wedemeyer w​urde 1819 i​n Preußen geadelt. Dessen Sohn Georg Ludwig v​on Wedemeyer (1781–1867), Jurist u​nd Landwirt a​uf Untergut Eldagsen, w​ar 1848/49 Mitglied d​er Frankfurter Nationalversammlung. Ihm gehörte zeitweise d​as Gut Langhagen i​n Mecklenburg-Schwerin (1815 b​is 1846) u​nd 1836 erwarb e​r auch d​as Gut Schönrade i​m damals brandenburgischen Kreis Friedeberg Nm., d​as damit z​um Hauptsitz d​er Untergut-Linie wurde. Dessen Sohn Ludwig v​on Wedemeyer (1819–1875), ebenfalls Jurist u​nd Landwirt a​uf Schönrade, Anrode u​nd Eldagsen, w​ar als Mitglied i​m Reichstag d​es Norddeutschen Bundes e​in Gegner Bismarcks. Er erwarb 1864 zusätzlich d​as Gut Woynitz i​m Kreis Schmiegel u​nd 1874 d​as Gut Hohen Wartenberg i​m Kreis Königsberg Nm.

Das Rittergut Pätzig b​ei Königsberg i​n der Neumark befand s​ich im Besitz d​es Hans v​on Wedemeyer, d​er sich a​ls Büroleiter d​es Reichskanzlers Franz v​on Papen 1932/33 g​egen die Ernennung Hitlers z​um Reichskanzler aussprach. Er w​ar in d​er Berneuchener Bewegung a​ktiv und s​eine Tochter Maria v​on Wedemeyer verlobte s​ich 1943 m​it dem Theologen Dietrich Bonhoeffer, d​er 1945 a​ls Widerstandskämpfer hingerichtet wurde.

Das mecklenburgische Gut Langhagen befindet s​ich heute wieder i​m Besitz d​er Familie v​on Wedemeyer (Untergut Eldagsen).

Wappen

Blasonierung: Der Schild i​st von Schwarz u​nd Gold geteilt, darauf e​in Löwe i​n verwechselten Tinkturen, welcher i​n der oberen Pranke e​inen grünen Palmwedel u​nd der unteren e​inen silbernen sechseckigen Stern hält. Der Helm w​ird gekrönt o​der bewulstet dargestellt, darauf d​er Löwe wachsend. Die Decken s​ind schwarz-golden.

Persönlichkeiten

Bei Grabungen bei der Kirche St. Alexandri aufgefundener Grabstein des Johann Carl Conrad Wedemeyer (1750–1812), Burgmann zu Eldagsen und „Amtmann zu Amt Westerhof

Literatur

  • Chronica Wedemeyeriana. Abschrift mit Ergänzungen und einigen Übersetzungen, fertiggestellt Anfang 1989, o. O., o. J.

Einzelnachweise

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B. 1941. Adelige Häuser des seit Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Neuzeit nachgewiesenen deutschen Erbadels (späterer rittermäßiger Landadel, patrizischer Stadtadel, Reichsbriefadel, Landesbriefadel, Uradel und alter Adel nichtdeutschen Ursprungs, Offiziers- und Beamtenadel). In: Gesamtausgabe Gotha, bis 1942 publiziert; Vorgänger von GHdA und GGH. 33. Auflage. Justus Perthes, Gotha Oktober 1940, S. 542–545 (d-nb.info [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  2. Dirk Henning Hofer: Karl Konrad Werner Wedemeyer (1870 - 1934). Ein Juristen- und Gelehrtenleben in drei Reichen. Eine Biographie ( = Rechtshistorische Reihe, Bd. 399), zugleich Dissertation 2009 an der Universität Kiel, Frankfurt, M.; Berlin; Bern; Bruxelles; New York, NY; Oxford; Wien: Lang, 2010, ISBN 978-3-631-59422-3, S. 29; online über Google-Bücher
  3. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 129.
  4. Rudolf Martin (Hrsg.): Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Königreich Preußen. Nachtrag, Berlin, Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. 3. Auflage. Erster Band. Sächsische Maschinensatz-Druckerei G.m.b.H., Berlin, Werdau 1913, S. 30 f. (d-nb.info [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
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