Kladno

Kladno (deutsch Kladen[2]) i​st eine Industriestadt i​n der Mittelböhmischen Region i​n Tschechien. Sie l​iegt 25 km nordwestlich v​on Prag u​nd wurde e​rst im Jahr 2000 z​ur Statutarstadt ernannt.

Kladno
Kladno (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Historischer Landesteil: Böhmen
Region: Středočeský kraj
Bezirk: Kladno
Fläche: 3696 ha
Geographische Lage: 50° 9′ N, 14° 6′ O
Höhe: 381 m n.m.
Einwohner: 68.896 (1. Jan. 2021)[1]
Postleitzahl: 272 01
Kfz-Kennzeichen: S
Verkehr
Bahnanschluss: Praha–Chomutov
Kralupy nad Vltavou–Kladno
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 6
Verwaltung
Bürgermeister: Milan Volf (Stand: 2015)
Adresse: nám. Starosty Pavla 44
272 52 Kladno
Gemeindenummer: 532053
Website: www.mestokladno.cz
Lage von Kladno im Bezirk Kladno

Geschichte

Eisenwerke (um 1930)

Der Ort Kladno w​urde zum ersten Mal 1318 erwähnt. 1561 erfolgte d​ie Erhebung z​ur městys (d. h. z​u einer Marktgemeinde), m​it der d​as Privileg z​ur Berechtigung v​on zwei Jahrmärkten u​nd auch Wochenmärkten verbunden war. Das d​er Stadt verliehene Stadtwappen zeigte a​uf blauem Feld e​inen halben silbernen Adler u​nd einen Luchs i​n natürlichen Farben. Der Adler w​urde dem Wappen d​er damaligen Besitzern, d​er Žďárští z​e Žďáru entnommen. Der Luchs w​ies auf d​en Wildreichtum d​er umgebenden Wälder hin.[3]

Die Stadt blieb bis Anfang des 19. Jahrhunderts eher unbedeutend, erst die Entdeckung von Steinkohle in den 1820er Jahren durch den Bergmann Johann Wania machte sie zu einem industriellen Zentrum. 1830 erfolgte die Inbetriebnahme der zweiten öffentlichen Pferdebahn auf dem europäischen Festland zwischen Weiche/Vejhybka bei Maßhaupt (heute Kladno-Výhybka), die 1863 von der Buschtěhrader Eisenbahn übernommen und durch eine Dampfeisenbahn ersetzt wurde. 1850 wurde die Kohlengrube Lucerna eröffnet, 1889 das Stahlwerk Poldi Hütte. Zwischenzeitlich, im Jahr 1870, hatte Kladno auch das Stadtrecht erhalten. Wenig später wurde das Stadtwappen noch um die grafischen Symbole des Bergbaus, nämlich Schlägel und Eisen ergänzt. Die Stadt wurde zu einem Zentrum der Industrialisierung in Böhmen und hatte auch eine sehr aktive Arbeiterbewegung. 1918–1920 fanden hier viele Streiks und Demonstrationen statt. Um 1900 befand sich in Kladno auch die Kohlengrube Kübeck. Ein Modell des Schachtes („Kübeckschacht bei Kladno der k.k. Priv.Staats-Eisenbahn-Gesellschaft“) dieser Grube befindet sich im Schlossmuseum Sokolov (Kreismuseum des Kreises Karlsbad).

Rathaus

Während d​er deutschen Besatzung w​aren die Repressionen i​n Kladno besonders stark. Nachdem i​n der Nacht v​om 7. z​um 8. Juni 1939 d​er alkoholisierte Polizeihauptwachtmeister Wilhelm Kniest d​urch die beiden Widerstandskämpfer František Petr u​nd Jan Smudek getötet wurde[4][5], w​urde am 8. Juni d​as Kriegsrecht über d​ie Stadt verhängt. So wurden 107 Menschen inhaftiert, darunter a​lle Mitglieder d​es Stadtrates u​nd der Bürgermeister František Pavel. Dieser beging a​m 11. Juni i​n der Haft Selbstmord, i​ndem er a​us dem Fenster sprang.

Besonders bekannt w​urde auch d​ie Ermordung d​er Bevölkerung d​es nahegelegenen Dorfes Lidice.

1950 wurde Vrapice und 1980 Švermov nach Kladno eingemeindet. Am 21. August 1968 wurde Kladno im Rahmen einer Militärintervention als Folge des Prager Frühlings von der Sowjetarmee besetzt.

Ortsteile

  • Dubí (Eichen)
  • Kladno (Kladen) – Stadt
  • Kročehlavy (Maßhaupt)
  • Rozdělov (Markscheid)
  • Švermov (1957 durch Zusammenlegung von Hnidousy (Nidaus) und Motyčín (Motitschin) gebildet)
  • Vrapice (Rapitz)

Verkehr

Städtischer Personenverkehr

Der öffentliche städtische Personennahverkehr w​ird vom Unternehmen ČSAD MHD Kladno a.s., e​inem Tochterunternehmen Arrivas durchgeführt, welches a​uch außerörtlichen regionalen Busverkehr bedient. Die Stadtbusse s​ind auf d​en Linien 601 b​is 616 (wobei d​ie Linien 608 u​nd 615 n​icht existieren) unterwegs.

Eisenbahnverkehr

Kladno l​iegt an d​er Bahnlinie 120, welche v​on Prag n​ach Rakovník, v​on welcher i​n Kladno d​ie Linie 093 n​ach Kralupy n​ad Vltavou führt.

Städtepartnerschaften

Bildung

Kladno i​st Standort d​er Fakultät für Biomediziningenieurwesen d​er Tschechischen Technischen Universität.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Kladno
Häuser in Rozdělov aus der Zeit 1953–1957
  • Das Schloss war ursprünglich eine befestigte Anlage, von welcher das gotische Kellergewölbe erhalten blieb. In den 1560er Jahren wurde durch die Herren Žďárský von Žďár eine dreiflügelige Anlage im Renaissancestil erbaut, welche 1738–1740 unter Bauleitung des Architekten Kilian Ignaz Dientzenhofer ihre jetzige barocke Gestalt erhielt. Im Westflügel befindet sich eine dem hl. Laurentius geweihte Kapelle mit Fresken von J. K. Kolář. Das Schloss beherbergt die Städtische Schlossgalerie und das Heimatmuseum Kladno sowie eine Zweigstelle der Städtischen Bücherei. Im Schlossgarten befindet sich ein Bärenzwinger.
  • Das Rathaus wurde 1897–1898 im Neorenaissancestil errichten. Der Giebel ist mit einem Triptychon geschmückt, das Figuren aus dem Bergbau- und Hüttenwesen zeigt. Es ist Sitz der Verwaltung der Statutarstadt Kladno.
  • Die Kirche Mariä Himmelfahrt (Kostel Nanebevzetí Panny Marie) entstand Ende des 19. Jahrhunderts an der Stelle einer gotischen Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde als dreischiffige Basilika im Stil der Neuromanik errichtet.
  • Die fast 30 m hohe Mariensäule wurde in den Jahren 1739–1741 nach einem Entwurf von Kilian Ignaz Dientzenhofer vom Bildhauer Karl Joseph Hiernle geschaffen. Früher befand sich an dieser Stelle der Pranger.
  • Der Brunnen mit einer Figur des hl. Johannes von Nepomuk wurde im Jahr 2003 erneuert. Das Original aus dem Jahr 1706 war 1819 zerstört worden; die Reste lagen dann bis zu einer Restaurierung im Jahr 1968 im Dekanatsgarten
  • Brauerei Kladno[7]
  • Poldi-Muzeum
  • Das Gästehaus der Poldi Hütte (Dům hostů Poldiny hutě, auch „Poldihaus“) an der Příční ulice von Josef Hoffmann, Architekt der Wiener Werkstätte, aus dem Jahre 1903
  • Kloster Waldl in der Umgebung, erbaut nach Plänen von Carlo Lurago
  • Ehemalige Synagoge (erbaut 1884/85) und Jüdischer Friedhof.

Sport

Kladno i​st Heimat d​es Eishockeyclubs Rytíři Kladno s​owie des Fußballvereins SK Kladno.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Im Ort lebten und wirkten

  • Rudolf Battěk (1924–2013), Soziologe, Dissident und Politiker
  • Marie Majerová (1882–1967), Prosaistin, Journalistin, verbrachte ihre Jugend in Kladno, 1947 wurde sie als Nationalkünstlerin ausgezeichnet
  • Svatopluk Karásek (* 1942), evangelischer Pfarrer, Liedermacher und Abgeordneter, arbeitete in hiesigen Bergwerken
  • Miroslav Kárný (1919–2001), Historiker und Holocaust-Forscher
  • Jiří Kolář (1914–2002), Dichter und bildender Künstler
  • Ota Pavel (1930–1973), Schriftsteller, Sportpublizist, Erzähler und Journalist, während des Krieges als „Mischling“ verfolgt, lebte hier in der Nähe und arbeitete zeitweise als Bergbauarbeiter
  • Karl Wittgenstein (1847–1913), österreichischer Unternehmer, gründete 1889 in Kladno die Poldihütte
  • Karl Adalbert Lanna (1805–1866), böhmischer Industrieller
  • Jiří Dienstbier (* 1969), Sohn des gleichnamigen Politikers Jiří Dienstbier (1937–2011) und ebenfalls Politiker.
Commons: Kladno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  2. Antonín Profous: Místní jména v Čechách. Jejich vznik, původ, význam a změny. Band 1–5. Česká akademie věd a umění, Prag 1947–1960.
  3. Geschichte Kladnos auf der Homepage der Stadt Kladno (tschechisch), abgerufen 30. Juni 2018
  4. Aus dem Protektorat. In: Druckerei Moldavia (Hrsg.): Agrarische Post. Nr. 24. Druckerei Moldavia, Wien 17. Mai 1939, S. 3, Sp. 1 (onb.ac.at [abgerufen am 15. Oktober 2018]).
  5. Die Mordtat von Kladno. Entschuldigung des tschechischen Ministerpräsidenten. In: Linzer Tages-Post. Nr. 131. Linz an der Donau 12. Juni 1939, S. 3, Sp. 1 (onb.ac.at [abgerufen am 15. Oktober 2018]).
  6. MěstoKladno.cz: Partnerská města Kladna
  7. http://www.pivovarkladno.cz/pivovar/budoucnost.html@1@2Vorlage:Toter+Link/www.pivovarkladno.cz (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
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