Kantonsspital St. Gallen
Das Kantonsspital St. Gallen (KSSG) ist das sechstgrösste Spital der Schweiz. Als Spitalverbund Kantonsspital St. Gallen mit dem Spital in St. Gallen, dem Ambi Rorschach sowie dem Ambi Flawil übernimmt es die medizinische Grundversorgung für die Bewohner in diesem Einzugsgebiet. Das Spital umfasst rund 50 Kliniken, welche primär auf dem Hauptareal in der St. Galler Innenstadt platziert sind. Neben der medizinischen Tätigkeit ist der Spitalverbund einer der grössten Ausbildungsbetriebe in der Region. Daneben besitzt er eine umfassende Fortbildungsinfrastruktur. Im Jahr 2020 konnten 34'465 stationäre Patientenaustritte und 488'209 ambulante Besuche verzeichnet werden. Diese Abnahme der Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr war u. a. durch das Pandemie-bedingte Verbot nicht-dringlicher und elektiver Eingriffe zurückzuführen.[1]
Kantonsspital St. Gallen | ||
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Ort | St. Gallen | |
Kanton | St. Gallen | |
Staat | Schweiz | |
Koordinaten | 747041 / 255064 | |
Leitung | Daniel Germann (CEO) Felix Hans Sennhauser (VR-Präsident) | |
Mitarbeiter | 3'906 (2020) | |
davon Ärzte | 790 | |
Jahresetat | 907,5 Mio. CHF (2020) | |
Gründung | 1873 | |
Website | www.kssg.ch | |
Lage | ||
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Das Kantonsspital St. Gallen
Zum Unternehmen Kantonsspital St. Gallen gehören das Kantonsspital in St. Gallen, das Ambi Rorschach und das Ambi Flawil sowie das Adipositaszentrum in der Oberwaid. Das Kantonsspital in St. Gallen ist das Zentrumsspital der Ostschweiz. Rund 800 Betten stehen in verschiedenen Fachdisziplinen zur Verfügung und rund 6000 Mitarbeitende gewährleisten den Betrieb rund um die Uhr.[2]
Als sechstgrösstes und grösstes nicht-universitäres Spital der Schweiz übernimmt das Kantonsspital St. Gallen neben Grundversorgungsaufgaben für die Bevölkerung der Stadt St. Gallen Zentrumsfunktionen für die Einwohner des ganzen Kantons St. Gallen sowie der angrenzenden Regionen. Am Kantonsspital St. Gallen werden zudem umfangreiche Bildungsaufgaben wahrgenommen und in sämtlichen vertretenen medizinischen Fachdisziplinen offiziell anerkannte Aus-, Fort- und Weiterbildungen angeboten. Zahlreiche Fachgebiete arbeiten mit der höchsten FMH-Weiterbildungsanerkennung.
Das Unternehmen ist ein aktiver und kooperativer Partner aller im Gesundheitswesen beteiligten Institutionen. Das Kantonsspital St. Gallen ist auch weitgehend an zukunftsweisenden Forschungsprojekten aktiv beteiligt. So konnten 2020 501 Publikationen mit Beteiligung von Forschenden des Kantonsspitals veröffentlicht werden.[3] Es weist in Bezug auf Versorgung wie auch Qualität den Standard universitärer Einrichtungen auf.
Bautätigkeiten Neubauprojekt 2016–2028
Zur zentralisierteren Patientenversorgung und Optimierung des Behandlungsprozesses begann im Jahr 2016 das Bauprojekt «come together». Durch den Abbruch mehrerer kleinerer Gebäude und dem Neubau der Häuser 10, 07A, 07B sowie des Ostschweizer Kinderspitals soll zukünftig eine Infrastruktur geschaffen werden, welche der Entwicklung der medizinischen Leistungserbringung Rechnung trägt. Durch den Neubau erhält das Kantonsspital St.Gallen nicht nur ein neues Aussehen, sondern auch die Prozesse können optimiert werden, was effizientere und kostengünstigere Abläufe zur Folge hat. Das Generationenprojekt wird in verschiedene Bauetappen unterteilt und soll 2028 mit dem Bezug des Hauses 07B abgeschlossen werden.[4]
Geschichte
In der Stadt St. Gallen wurde der Heilung immer schon eine besondere Stellung zugeteilt. Die Fürstabtei St. Gallen dominierte die Stadt und deren Tradition. Dazu gehörte auch die Benediktinerregel, die besagt, dass Krankenpflege zu einer „der vornehmen Pflichten der Mönche“ gehört. So zeigt der St. Galler Klosterplan von 820 eine bis ins Detail gehende Spitalabteilung im Innern des Klosters und einen dazugehörigen Arzneikräutergarten auf. Zudem ist bekannt, dass Abt Otmar nicht sehr weit vom Kloster entfernt ein Spital für Kranke und kranke Wallfahrer errichtet hatte. Das weitere Schicksal dieses Spitals ist nicht bekannt. Es fiel wahrscheinlich 937 dem Klosterbrand zum Opfer oder wurde durch den Angriff der Ungarn zerstört. Im Nordwesten des Klosterareals wurde jedoch darauf das Bruederhus als neue Krankenanstalt in Betrieb genommen, welches dann 1532 von der Stadt übernommen wurde und einging.
Im späteren Mittelalter gehörte die Gründung von Spitälern zur Ehrenpflicht. So entstand auch im Namen des Ritters Ulrich von Singenberg und des gutbetuchten Stadtbürgers Ulrich Blarer 1228 das Heiliggeistspital.
Das Seelhaus für Pilger, fremde Arme und Kranke
Das sogenannte Seelhaus, 1503 gegründet, war Zufluchtsstätte für Pilger, fremde Arme und Kranke. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehr und mehr zu einer Krankenanstalt umfunktioniert, in der auch chirurgische Eingriffe vorgenommen wurden. Es wurde vor allem von den in der Stadt niedergelassenen Fremden und Dienstboten der Bürger beherbergt. Da das alte Seelhaus im Laufe der Neuzeit baufällig geworden war, verkaufte es der Rat 1820 und kaufte ein grösseres Gebäude für die Seelhausinsassen. Diese Anstalt wurde meistens als Fremdenspital bezeichnet und war der Vorläufer des heutigen Kantonsspitals St. Gallen.
Das Fremdenspital – der Vorläufer des Kantonsspital St. Gallen
Im Fremdenspital wurden schon früh moderne medizinische Behandlungen durchgeführt. So benutzte der damalige Wundarzt 1847 bei chirurgischen Eingriffen Äther oder Chloroform, welche zu dieser Zeit gerade erst in die ärztliche Praxis eingeführt wurden. Auch für die Heilung von Krätze benutzte der „Krankenvater“ Ehrenzeller zusätzlich zum Schweisskasten eine selbst verfertigte Krätzseife, welche die Heilung um viele Tage verringerte.
Der auf Kesseler und W. Steinlin nachfolgende Hausarzt C. Wegelin beantragte im November zusätzlich eine Poliklinik für ambulante Kranke. Sie wurde 1863 eingerichtet und bewährte sich.
Neubau des Fremdenspitals
Der Platz im bestehenden Fremdenspital wurde durch den Wachstum der Stadtbevölkerung nach 1850 immer knapper, zudem genügte es auch den sanitären Anforderungen nicht mehr. So sollte es durch einen Neubau erweitert werden und es bestand eine erste Bestrebung, das Spital zu einem Kantonsspital umzuwandeln, um dadurch die Krankenpflege auf kantonalem Gebiet zu verbessern. Doch die Kantonsregierung ging nicht weiter darauf ein. Dennoch wurde der Neubau unter der Spezialkommission von Herr Züblin, Architekt Simon, Architekt Kessler und den Ärzten Steinlin und Wegelin in Gang gesetzt.
Die umkämpfte Umwandlung des Fremdenspitals in ein Kantonsspital
Nach der Gründung des Kantons St. Gallen um 1803 schlug die Sanitätskommission 1808 die Schaffung einer kantonalen Anstalt vor. Doch das Bestreben nach gemeinnützigen Anstalten und Vorgehen ebbte zu dieser Zeit merklich ab und der Gründung eines Kantonsspitals St. Gallen wurden viele Steine in den Weg gelegt.
Den Vorschlag für den Bau eines Kantonsspitals St. Gallen nahmen Werner Steinlin und Carl Wegelin erstmals 1858 wieder auf. Doch auch dieser Vorschlag wurde abgeschlagen. 1862 bemühte sich J. Laurenz Sonderegger um ein Kantonsspital St. Gallen. Trotz immer wiederkehrenden Niederlagen gab Sonderegger nicht auf und kämpfte unermüdlich mit immer neuen Briefen und Schreiben weiter, bis es schliesslich am 4. Juli 1869 soweit war und die Bürgerversammlung als letzte Instanz der Umsetzung eines Kantonsspitals St. Gallen doch noch zustimmte, was zur Gründung des Kantonsspitals St. Gallen 1873 führte.
Gründung des Kantonsspitals St. Gallen und die ersten Jahre
Bereits früh war das Kantonsspital St. Gallen daraus aufgelegt, eine fachlich umfassende Versorgung zu bieten. Dies zeigt der Ankauf der gesamten Spitalswiese für den Ausbau in späteren Jahren. Das Kantonsspital St. Gallen wies schon bei der Gründung 1873 eine moderne Infrastruktur auf. So war es das schweizweit zweite Gebäude ausgerüstet mit einer Zentralheizung. Bis heute zählt das Kantonsspital St. Gallen zu den modernsten und innovativsten Spitälern der Schweiz. Bereits früh behandelten die praktizierenden Ärzte in St. Gallen ein weites Spektrum an Krankheiten. Dies taten sie bereits auf einem fortgeschrittenen Niveau, so erfolgte die chirurgische Wundbehandlung bereits unter antiseptischen Bedingungen. Nach 15 Jahren war eine Konsolidierung der Position des Kantonsspitals in der medizinischen Landschaft des Kantons St. Gallen eingetreten und das Vertrauen in das Spital in einer breiten Bevölkerungsschicht verankert.
Veränderungen bis 1917
Aufgrund des stetigen Wachstums des Kantonsspitals in Patienten- und Mitarbeiterzahlen kam das Verlangen nach zunehmender Organisation auf. Darauf erfolgte ein ärztlicher Direktor, welcher der Spitalkommission beratend zur Seite stand und gleichzeitig Chefarzt einer Abteilung war. Weiter wurden einer Besuchsordnung eingeführt und eine Hausordnung aufgestellt in der Rechte und Pflichten ins Detail beschrieben wurden. Die Baukommission begann regelmässig Hygienekontrollen durchzuführen, um in den Kliniken und auch der Küche einen Gesundheitsstandard durchzusetzen. Mit der zunehmenden Anzahl Ärzte aus dem Universitätsspital Zürich, welche sich einer grossen Zahl Assistenzärzte gewohnt waren, stieg die Zahl dergleichen auch im Kantonsspital St. Gallen. Dies stellt auch für die Assistenzärzte die Möglichkeit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung dar. Da St. Galler Bevölkerung in den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts von zahlreichen Epidemien heimgesucht wurden, bewährte sich die Nähe eines grossen modernen Spitals.
Eine neue Ära
Nach 1917 begann der Übergang zu der heutigen Organisationsform. Anstatt eines einzigen Chefarztes, der als Direktor dem Spital vorsteht, wurde die Konferenz der Chefärzte gegründet. Bei der zunehmenden schweizweiten Verbandsbildung beteiligte sich das Kantonsspital. Die folgenden Jahre sahen weitere Innovationen auch im Personalbereich. So wurde zwar die 48-Stunden-Woche für das gesamte Spitalspersonal eingeführt, dies war jedoch für gewisses Personal aufgrund der Arbeitsmenge unrealistisch. Weitere Liegenschaften wurden dem Spitalverbund hinzugefügt, da neben der Zahl an Technologien wie Röntgenanlagen auch die Patientenzahl stetig stieg.
Siehe auch
Literatur & Quellen
- Carl Wegelin: Die Geschichte des Kantonsspitals St. Gallen. Fehr, St. Gallen 1953.
- Eva-Maria Schweiwiller-Lorber: Kantonsspital St.Gallen Chronik 1989–2009. Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen 2011.
- Hubert Patscheider: Das Kantonsspital St. Gallen 1953–1988. Staatsarchiv und Stiftsarchiv (SGKG 20), St. Gallen 1991. ISBN 3-908048-17-6
- Rita M. Fritschi: „Der arme Lazarus im Kulturstaat“. Die Entstehung und die ersten Betriebsjahre des Kantonsspitals St. Gallen 1845–1880. Staatsarchiv und Stiftsarchiv (SGKG 29), St. Gallen 1997. ISBN 3-908048-33-8
Weblinks
Einzelnachweise
- Geschäftsbericht 2020 Kennzahlen. Abgerufen am 10. Mai 2020.
- Geschäftsbericht 2020 Kennzahlen. Abgerufen am 10. Mai 2020.
- Geschäftsbericht 2020 – Wissenschaftliche Publikationen. Kantonsspital St.Gallen, abgerufen am 10. Mai 2020.
- Die Bauetappen. kssg.ch. Abgerufen am 5. September 2021.