Kalaallit Nunaata Radioa
Kalaallit Nunaata Radioa (KNR) ist eine grönländische Rundfunkanstalt mit Sitz in Nuuk.
Kalaallit Nunaata Radioa | |
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Fernsehsender (Öffentlich-rechtlich) | |
Empfang | Analog: UKW, MW Digital: DVB-T, DVB-C, IPTV |
Bildauflösung | (Eintrag fehlt) |
Sendestart | 21. Juli 1958 |
Sprache | Grönländisch und Dänisch |
Sitz | Nuuk, Grönland |
Eigentümer | Regierung von Grönland |
Sendeanstalt | KNR |
Geschäftsführer | Karl Henrik Simonsen[1] |
Liste von Fernsehsendern | |
Website |
Es ist ein unabhängiges staatliches Unternehmen mit über 100 Angestellten. Die Senderleitung liegt beim fünfköpfigen Vorstand, seine Vorsitzende ist zurzeit Sofie Sandgreen.[2] Die gesendeten Beiträge stammen aus unterschiedlichen Quellen, darunter auch die grönländische Regierung, verschiedenen Verbänden, Kooperationen mit privaten örtlichen Sendern und aus Sendungen im Ausland, vor allem von Danmarks Radio (DR). KNR ist assoziiertes Mitglied der Nordvision, eines Zusammenschlusses staatlicher Rundfunkanstalten in den nordischen Ländern.
Geschichte
Die Geschichte des Senders KNR ist wesentlich davon geprägt, eine Insel von der sechsfachen Größe Deutschlands mit nur rund 56.000 Einwohnern zumindest an den weitläufig bewohnten Küsten mit einem umfassenden Rundfunksystem zu versorgen.
Die ersten vier Radiostationen wurden 1925 in Qeqertarsuaq, Qaqortoq, Nuuk und Tasiilaq gegründet. Am 6. September wurde die erste Sendung Telegramm aus Grönland gesendet. Hugo Holten Møller, grönländischer Radiopionier, finanzierte das Projekt weitgehend selbst. 1926 wurden Sendungen von einem Telegrafenmasten in Qeqertarsuaq verbreitet, 1934 gab es im Winter zwei wöchentliche Sendungen. 1942 wurde der Sender mit dem dänischen Namen Grønlands Radio gegründet. 1949 gab es bereits täglich fünfmal 15-minütige Sendungen in Dänisch und die überwiegende Zeit auf Grönländisch. 1955 wurden der neue Sender in Qeqertarsuaq und mehrere illegale Relaisstationen verboten. Das führte zu einem öffentlichen Protest.
Seit 1956 gab es Bestrebungen, einen öffentlich-rechtlichen Radiosender für Grönland zu gründen, das neue Radio. Am 21. Juli 1958 wurde der Sender nach vorherigen Testsendungen aus dem Radiohus in Nuuk offiziell gegründet. Schulfunk, Livemusik lokaler Künstler und Kirchensendungen waren der Schwerpunkt des Programms. Daneben waren Nachrichten, Vorträge, Musik von der Schallplatte, Reportagen und Radiomagazine, Hörspiele und Satire, sowie musikalische Unterhaltung Teil des Programms. 1964 wurde das Radioprogramm mit einem neuen 25 kW-Sender in Kookøerne, einer Untiefe oder Sandbank vor der Küste von Nuuk und zwei weiteren 5 kW-Sendern in Frederikshåb und Godhavn (Süd- und Südwestküste) neu organisiert.
1971 gründete das Kulturministerium einen Fernsehausschuss, um ein Konzept für ein landesweites Fernsehprogramm zu entwickeln. Bereits seit 1960 gab es private Initiativen, dänische Fernsehaufzeichnungen in Grönland zu senden und seit 1966 einzelne Sendungen aus Nuuk. Begleitet wurden diese Vorhaben von einer in den 70er Jahren angestoßenen politischen Grundsatzdiskussion auf Grönland, wer die gesellschaftliche Verantwortung für den Rundfunk tragen solle. KNR war die erste Institution, die von der politischen Unabhängigkeit von Dänemark profitierte, konnte aber den technischen Aufwand für Fernsehübertragungen noch nicht tragen. Bis 1977 konnten durch den UHF-Richtfunkverkehr (wegen des Permafrostbodens werden auf der Insel keine Kabel verlegt, vgl. Greenland Connect) zahlreiche Orte an der Westküste an ein UKW-Sendernetz angeschlossen werden. Im Norden und Osten wurden per Post versandte Tonbandaufzeichnungen über lokale UKW- und Mittelwellensender ausgestrahlt. Ab 1979 und 1980 wurde die ganze Insel über das Grönland-INUKSAT Satelliten-System über mehrere Satellitenstationen mit Telekommunikation und Rundfunksendungen versorgt.
1981 wurde der Sender in seinen heutigen Namen umbenannt und ein Kooperationsvertrag mit Danmarks Radio unterzeichnet. Im gleichen Jahr wurde der erste regionale Radiosender KNR Avannaa in Ilulissat gestartet. Seit November 1982 sendet das terrestrisch verbreitete Fernsehprogramm (seit 1990 mit Videotext). Bis dahin wurde das samtidigheds-Tv auf Videobändern durch die Marine verbreitet. Dies war rechtlich problematisch, wurde aber vorübergehend erlaubt, da auf diesem Weg auch kostengünstig Sendungen produziert und vertrieben werden konnten. Bis 1985 verbreiteten 17 der 31 Fernsehsendestationen das Fernsehsignal direkt, die übrigen Stationen sendeten Videoaufzeichnungen des Programms auf S-VHS-Kassetten (die letzte Station bis August 2002).
1991 wurde ein „TV-Rückkanal“ im Radio eingerichtet, um Videobeiträge auch aus anderen Orten als Nuuk senden zu können. Eine KNR-eigene Satellitenstation mit einer Antenne von 3,7 Metern erschließt die Satelliten Thor 2A 0,8 º W und 1 Intelsat 707 º W für die Programmzulieferung ausländischer Sendungen, darunter die Übernahme dänischer Fernsehsendungen mit Nachrichten im grönländischen Programm. 2005 wurden fast alle Abteilungen des Senders in einem neuen Gebäude, einem umgebauten Flugzeughangar, zusammengeführt. Seit 2007 wird das gesamte Radio- und Fernsehangebot digital produziert. Alle Sendungen werden auf Festplatte archiviert.
Im Juli 2009 beging KNR sein 50-jähriges Jubiläum mit einer reichhaltigen Dokumentation im Internet und mit historischen Sendebeiträgen im Hörfunk.
Das derzeit für KNR geltende Rundfunkgesetz stammt aus dem Jahr 2014.[3]
Anfang 2015 kaufte KNR den 2013 in Nuuk gestarteten privaten Lokalsender Voice of Greenland, um ihn in ein Jugendprogramm umzuwandeln. Das im März 2015 in KNR Voice umbenannte Programm musste jedoch bereits im Herbst desselben Jahres aus rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Gründen wieder schließen.[4]
Programm
KNR betreibt ein landesweites Fernsehprogramm und ein Radioprogramm. Das Radio sendet vor allem in Kalaallisut, also grönländischer Sprache, aber auch in Dänisch, zum Beispiel Nachrichten.[5]
Das Fernsehen ist eine Zusammenstellung von lokal produzierten Programmen und Nachrichten in Kalaallisut (die dänischsprachigen Sendungen entfielen 2013 nach der Verfügbarkeit von DR via DVB-T). Ein zweiter Kanal überträgt nur ausgewählte Ereignisse (etwa Sitzungen des Inatsisartut oder Sport). Die 1989[6] eingerichtete Nachrichtensendung Qanorooq[7] (deutsch etwa Worüber man spricht) sowie eine Auswahl weiterer Sendungen wird mit dänischen Untertiteln versehen und über YouTube bereitgestellt,[8] was eine automatische Übersetzung der Untertitel in andere Sprachen ermöglicht.
Für Rundfunkübertragungen, die einen höheren Aufwand erfordern, wird die technische Ausstattung in Containern auf dem Seeweg in andere Orte der Insel gebracht, für tagesaktuelle Berichte werden Hubschrauber eingesetzt.
Verbreitung
Terrestrisch wird das Fernsehen (KNR1 und KNR2) seit 2012 nur noch digital verbreitet[9] (zusammen mit DR1, DR2 und DR Ultra). Für den Hörfunk gibt es drei Mittelwellensender (in Qeqertarsuaq, Nuuk und Simiutaq/Qaqortoq) und circa 50 UKW-Sender; ein weiterer UKW-Sender von KNR überträgt das dänische DR P1 in Nuuk.[10] Außerdem läuft das KNR-Hörfunkprogramm über den Tonträger des Fernsehsenders KNR2, wenn dieser kein eigenes Programm ausstrahlt.
Im Internet werden die drei KNR-Programme als Live-Streams angeboten.[11]
Die Wochenendausgabe der Fernsehnachrichtensendung Qanorooq[12] ist sonntags unter dem Titel Nyheder fra Grønland auch im dänischen Fernsehprogramm DR2 zu sehen.[13]
Der Satellit Intelsat 903[14] diente bis 2017(?) der Rundfunkversorgung der ganzen Insel vor allem auch abseits der Küsten, wo eine terrestrische Versorgung wirtschaftlich nicht zu realisieren ist.
Bis Februar 2011 war das Radioprogramm von KNR gelegentlich über einen Kurzwellensender der Küstenfunkstelle in Tasiilaq auf 3815 kHz zu empfangen.[15]
Literatur
- Anja Lindelof: KNR 50 år – Altid til tjeneste. Atuagkat, 2008, ISBN 978-87-90133-89-4.
Weblinks
- Offizielle Website von KNR (dänische und grönländische Version), abgerufen am 8. Januar 2018
- KNR Kurzinfo (englisch) Selbstpräsentation der Anstalt, abgerufen am 8. Januar 2018
- Sendefrequenzen RadioStationWorld, abgerufen am 8. Januar 2018
- Grönländische Hörfunkfrequenzen (dkradio.dk) und Fernsehkanäle (dansk-tv.dk), abgerufen am 8. Januar 2018
Einzelnachweise
- KNR Geschäftsführung, abgerufen am 15. Mai 2019 (dänisch)
- KNR Website (dänisch)
- Inatsisartutlov nr. 7 af 8. juni 2014 om radio- og tv-virksomhed (dänisch)
- Grundlaget for Voice væk (dänisch)
- Nachrichten als Podcast (grönländisch Radioaviisi, dänisch Radioavisen)
- Atuagagdliutit 1989 Nr. 82 S. 16
- http://knr.gl/da/tv/qanorooq; ein kanadisches Pendant in Inuktitut ist die Sendung Igalaaq (ᐃᒐᓛᖅ, deutsch Fenster) von CBC North, seit 1995
- https://www.youtube.com/user/KNRgreenland
- Dit tv går måske i sort (dänisch)
- FM og AM sendefrekvenser (dänisch)
- Radio: https://knr.gl/radiolivestream; Fernsehen: http://knr.gl/da/tv/livetv; KNR2: http://knr.gl/da/tv/livetv-knr2
- https://knr.gl/da/tv-programme/qanorooq-weekend
- https://www.dr.dk/tv/se/nyheder-fra-groenland/
- SatBeams.com
- Der Sender aus dem Weihnachtsmannland