Köppern
Köppern ist ein Stadtteil der Stadt Friedrichsdorf im hessischen Hochtaunuskreis, in der Nähe von Frankfurt am Main.
Köppern Stadt Friedrichsdorf | |
---|---|
Höhe: | 208 (194–259) m ü. NHN |
Einwohner: | 6108 (31. Dez. 2013)[1] |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 61381 |
Vorwahl: | 06175 |
Blick über Köppern von Osten |
Geographie
Der Ort Köppern liegt im Vordertaunus rund 20 Kilometer nordwestlich von Frankfurt am Main in einem reich bewaldeten Tal des Erlenbachs. Köppern grenzt mit seiner westlichen Gemarkungsgrenze an den römischen Limes. Nachbarorte sind Rosbach vor der Höhe (Norden), Rodheim vor der Höhe (Osten), Burgholzhausen vor der Höhe (Südosten), die Kernstadt Friedrichsdorf mit Dillingen (Süden) sowie Wehrheim (Nordwesten). Das Erlenbachtal im Nordwesten, im Verlauf bis Wehrheim Köpperner Tal genannt, stellt eine wichtige Verbindung ins Usinger Land dar.
Geschichte
Die älteste erhaltene Erwähnung von Köppern stammt aus dem Jahr 1269, als dem Burchard von Printsac vom Grafen Gerhard von Eppstein eine Wassermühle zu „copperno“ zu Lehen gegeben wurde.
1486 verkaufte Gottfried X. von Eppstein mit Einwilligung des Lehensherrn, des hessischen Landgrafen, das Amt Homburg samt den zugehörigen Dörfern – also einschließlich Köppern – für 19.000 Gulden an Graf Philipp I. (den Jüngeren) von Hanau-Münzenberg. Die Hanauer Grafen behielten das Amt aber nicht lange. 1504 unterlag Hanau im Landshuter Erbfolgekrieg, Landgraf Wilhelm II. von Hessen dagegen stand auf Seiten der Sieger und beschlagnahmte das Amt. Auf dem Reichstag von Worms kam es 1521 zu einem Vergleich durch die Vermittlung Kaiser Karls V.: Gegen Zahlung einer Summe von 12.000 Gulden verzichteten die Grafen von Hanau auf ihre Ansprüche.[2]
Leinenweberei und Ziegelbrennerei stellten neben der Landwirtschaft lange Zeit die wichtigsten Erwerbszweige dar. Später kamen die Fabrikation von Hüten und die Verarbeitung von Leder hinzu. 1901 wurde vom Frankfurter Arzt Emil Sioli das heute noch bestehende Waldkrankenhaus (Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) gegründet.
Ausgehend vom alten Straßendorf entlang der Köpperner Straße zwischen Erlenbachbrücke und Schulstraße wuchs das Dorf im 20. Jahrhundert besonders auf der Südseite des Erlenbachs zur Bahnlinie hin, dieses Neubaugebiet zeichnet sich durch eine auf die Chaussee nach Friedrichsdorf ausgerichtete, rechtwinklige Straßenführung aus (Planstadt). Nördlich des Ortskerns entstand ein Gewerbegebiet, das zu Beginn des 21. Jahrhunderts erweitert wurde (Köppern-Nordost).
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 1. August 1972 kraft Landesgesetz die bisherige Stadt Friedrichsdorf und die Gemeinden Seulberg, Köppern und Burgholzhausen vor der Höhe zur heutigen Stadt Friedrichsdorf zusammengeschlossen.[3] Der letzte Bürgermeister von Köppern, Fritz Levermann (Bürgermeister 1958 bis 1972), war von 1972 bis 1978 Erster Stadtrat von Friedrichsdorf und später Ehrenbürger der Stadt.
Ortsname
Lange Zeit galt als wahrscheinlichste Theorie, dass der Name von der Berufsbezeichnung der Küfer abgeleitet wurde, die im Mittelalter das Holz der umliegenden Wälder verarbeitet haben. Die dadurch entstandene Siedlung „bei den Küfern“ sei schließlich zum Ortsnamen Köppern verschliffen worden.[4]
Die neuere Namenforschung widerlegte schließlich die ältere Theorie und führte den Ortsnamen auf eine alte Benennung des Erlenbaches im dortigen Gebiet zurück. Analog zum Gewässernamen der Kupfer in Baden-Württemberg, entstammt der Name Köppern aus vorgermanisch Kuprina oder Kupria, was wiederum auf eine indogermanische Grundform *keup- zurückgeht. Dies bedeutet soviel wie „(innerlich) beben“ und bezeichnet wohl eine Stelle, an der der Wasserschwall des Baches besonders stark war.[5][6]
Historische Belege des Ortsnamens:
- 1269 Copperno
- 1290–1306 Coppern
- 1310 Cůpperne
- 1317 Chůppern
- 1334 Kůppern
- 14. Jh. Cuper
- 1487 Kopffern
- 1537 Koeppern
- 1567 Coiffernn
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Entlang der Köpperner Straße und deren Seitenstraßen sind aus der Wiederaufbauphase nach dem Dreißigjährigen Krieg einige Fachwerkhäuser erhalten, darunter das repräsentative Pfarrhaus Köppern von 1830. Im Ortskern befindet sich die evangelische Pfarrkirche Köppern. Die Saalkirche wurde 1727–31 von Johann Wilhelm Detler erbaut. Der aus Rodheim stammende Maurermeister entwarf und baute ebenso die evangelische Kirche Burgholzhausen vor der Höhe. Das Kircheninnere ist mit ornamentalen Malereien im Jugendstil und einfachen Stuckarbeiten des 18. Jahrhunderts ausgestattet.[7] Die drei Glocken im Dachreiter mit der Tonfolge f1-as1-b1 wurden 1963 von den Gebr. Rincker in Sinn gegossen. Darauf abgestimmt läuten im katholischen Gemeindezentrum St. Josef zwei Glocken c2-es2, die 1975 bei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen wurden.
Die Erlenbachbrücke der Köpperner Straße wurde 1826 mit dem Chausseebau von Friedrichsdorf erbaut.
Kultur
Seit 1925 gibt es in Köppern ein Kino in Familienbesitz. Bereits 1918 wurden die ersten Filme gezeigt. Das Kino wurde mehrmals modernisiert, heute können auch 3D-Filme vorgeführt werden.[8]
Ferner befindet sich mit dem Forum Friedrichsdorf ein Bürgerhaus und Kulturzentrum in Köppern, das unter anderem ein Restaurant beherbergt und als Ort für regelmäßige Kulturveranstaltungen dient.
Sport
Am Bürgerhaus befindet sich die Sportanlage (Rasen- und Kunstrasenplatz) des SV Teutonia Köppern. Die 1. Herrenmannschaft (Fußball) spielt derzeit in der Kreisoberliga Hochtaunus.
Am Wiesenweg hat der Tennisverein Köppern e.V. seine Anlage mit sechs Plätzen.
Die TSG 1890 Köppern bietet u. a. Leichtathletik, Judo, Tischtennis und Volleyball an.
Wirtschaft und Infrastruktur
Zwei Lebensmitteldiscounter, eine Metzgerei, vier Bäckereien und weitere Ladengeschäfte decken die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln ab und werden von mehreren Gastronomiebetrieben sowie zwei Tankstellen ergänzt. Es existieren mehrere Arztpraxen und Apotheken im Ortsteil.
Bildung
Köppern verfügt über eine Grundschule mit etwa 260 Schülern und etwa 16 Lehrkräften sowie drei Kindertageseinrichtungen.
Verkehr
Östlich des Ortes befindet sich die A 5. Ursprünglich verlief die B 455 durch den Ort, wurde aber von der A 5 ersetzt. Seit 2006 besteht mit der Friedrichsdorfer Entlastungsstraße (L3057) eine Umfahrung für den Ort. Die durch das Köpperner Tal verlaufende Landesstraße L3041 stellt eine wichtige Ausweichstrecke zum Saalburgpass dar.
Am Ortsende Richtung Friedrichsdorf befindet sich der Köpperner Bahnhof, der von der Taunusbahn in Richtung Bad Homburg und in der Hauptverkehrszeit bis Frankfurt sowie in Richtung Brandoberndorf bedient wird. Auch der Bahnhof Saalburg liegt noch auf Köpperner Gebiet, erschließt jedoch die Wehrheimer Saalburgsiedlung und den Freizeitpark Lochmühle.
Waldkrankenhaus
Am Westrand des Ortes im Köpperner Tal befindet sich das Waldkrankenhaus Köppern, eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Das traditionsreiche Krankenhaus firmierte bis Mitte 2009 als Zentrum für Soziale Psychiatrie Hochtaunus gemeinnützige GmbH, heute Vitos Hochtaunus gemeinnützige GmbH.
Quarzit-Werk
Am westlichen Ende des Köpperner Tals Richtung Wehrheim betreibt die Holcim Kies und Splitt GmbH (ein Tochterunternehmen der weltweit tätigen HolcimAG) einen großen Steinbruch, in dem seit Ende des 19. Jahrhunderts Quarzit abgebaut wird. Während der Steinbruch vom Boden aus der Ferne aus fast nur in einem bestimmten Winkel aus der Wetterau gesehen werden kann, ist er aus der Luft eine markante Landmarke ⊙ . Oberhalb des Steinbruchs befindet sich eine Aussichtsplattform, die einen Blick über das Gelände erlaubt. Produziert werden heute jährlich 1,8 Mio. Tonnen Quarzkies und Splitt. Aufgrund der hohen Reinheit und der damit verbundenen hellen Farbe handelt es sich um hochwertiges Material, das insbesondere im Straßenbau eingesetzt wird. Der heutige Abbau erfolgt in 120 Meter Tiefe. Trotz der Tagesproduktion von 400 LKW-Ladungen verfügt das Unternehmen lediglich über 15 fest angestellte Mitarbeiter, zu denen noch weitere 15 externe Kräfte (z. B. Sprengspezialisten) kommen.[9] Das Werk war einst neben Holztransporten einer der größten Güterkunden der Taunusbahn. Obwohl der Anschluss an die Bahn als Nachfolger der früheren 600-mm-Feldbahn noch existiert, wird seit 1996 kein Schotter mehr darüber verladen.[10][11]
Munitionsdepot Köppern
Etwa 4 Kilometer nordöstlich des Ortskerns liegt das Munitionsdepot Köppern. Auf dem 254 Hektar großen Areal lagert die Bundeswehr mehr als 40 Kilotonnen Waffen und Munition. Obwohl das Gelände ausschließlich auf Wehrheimer und Rosbacher Gemarkung liegt, erhielt das Depot seinen Namen aufgrund der aus Köppern herführenden Zufahrt.[12]
Persönlichkeiten
- Jörg See (* 1961), Generalmajor des Heeres der Bundeswehr
Weblinks
- Die Geschichte Köpperns auf der Website der Stadt Friedrichsdorf.
- Köppern, Hochtaunuskreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Köppern In: Hessische Bibliographie[13]
Einzelnachweise
- Einwohnerstatistiken mit NW (Memento vom 17. Dezember 2014 im Internet Archive)
- Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806. (= Handbuch der hessischen Geschichte. 3; = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 63). Marburg 2014, ISBN 978-3-942225-17-5, S. 211.
- Gesetz zur Neugliederung des Obertaunuskreises und des Landkreises Usingen (GVBl. II 330-18) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 227, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Karl Jäger: Der Ortsname Köppern. In: Suleburc Chronik. Jg. 14, 1983.
- M. Petran-Belschner: Taunusnamen – zum Reden gebracht. In: Ingrid Berg (Hrsg.): Heimat Hochtaunus. Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-7829-0375-7, S. 553–557.
- A. Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-019039-7, S. 290.
- Georg Dehio, Ernst Gall: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. Deutscher Kunstverlag, München 1967, S. 485 f.
- Geschichte des Kinos Köppern auf dessen Webseite, abgerufen am 24. März 2014.
- Alexander Schneider: Wer wusste wann Bescheid? In: Taunus-Zeitung. 30. Juli 2008, S. 11.
- Saalburg Taunus. Auf: weiltalbahn.de.
- Taunusquarzitwerk. Auf: weiltalbahn.de.
- Anton J. Seib: Munitionsdepot Köppern: Idylle auf dem Pulverfass. In: Frankfurter Rundschau. 29. September 2009.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!